IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1996, Seite 97 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Attika und Dachrand in Metall

Klempnerarbeiten im Blickpunkt:

Die wettersichere Verwahrung überstehender Dachränder, Attiken und Vordächer gehört zu den interessantesten Arbeiten in der Bauklempnerei.

Hartmut L. Plawer

Der Attikabereich eines Gebäudes, bereits in der Baukunst der Antike ein wichtiges Element der Gestaltung, ist auch im Baugeschehen von heute von besonderem architektonischem Interesse. Sehr oft wird dieser ohne Abschluß eines Bauwerkes, im Übergang zum eigentlichen Dach, in seiner Ausgestaltung und Konstruktion bewußt betont und konstruktiv hervorgehoben. Besonders gut gelingt das mit den Mitteln der aktuellen Klempnertechnik in Metall. Unser heutiger Beitrag stellt anhand von ausgeführten Objekten einige Möglichkeiten vor, Attiken und Dachränder mit Metall klempnertechnisch auszuführen.

Klempnertechnik, die auffällt

Wir alle kennen das: Man geht durch eine Fußgängerzone, fährt mit dem Wagen langsam durch eine Wohnstraße oder ein neues Gewerbegebiet und sieht unvermittelt eine meist in Winkelstehfalztechnik ausgeführte markante Attika- oder Dachrandgestaltung. Während die konstruktive Ausbildung eine große Anzahl von Möglichkeiten bietet, ist der visuelle Eindruck der solcherart bekleideten oder gedeckten Fläche meistens recht ähnlich. Das Aussehen wird bestimmt vom regelmäßigen Raster der Winkelstehfalze, deren exakte Profile - besonders bei Seitenlicht - für eine überaus lebhafte Licht- und Schattenwirkung sorgen. Eine deutliche Steigerung dieser Wirkung wird noch erreicht, wenn anstelle der Winkelstehfalztechnik die optisch gröber wirkende Leistentechnik zur Anwendung kommt. Sind die Dachränder sehr schmal und aus architektonischen Gründen als schlanke Blendenprofile vorgesehen, bietet die Klempnertechnik ebenfalls verschiedene Lösungsmöglichkeiten an. Sie reichen vom glatt durchgehenden "Band" bis zu breiteren, unprofilierten Blenden.

Von der Vordachgestaltung bis zum mehrfach gegliederten Dachrand

Wichtige Gründe für die Beliebtheit metallischer Bekleidungen und Abdeckungen im Attikabereich dürften die praktisch unbegrenzten Ausführungsmöglichkeiten sein. Nach den Entwürfen der Planer fertigt der Bauklempner in der Werkstatt (oder auf der Baustelle) die Einzelteile der Bekleidungs- und Abdeckelemente vor und baut sie auf der bauseitig vorbereiteten Unterkonstruktion ein. In der Praxis sind sowohl immer wiederkehrende Standardausführungen gefragt wie auch die individuell objektbezogene, maßgefertigte Einzellösung. Bild 2 zeigt in schematischer Darstellung einige typische Ausführungsformen.

Schematische Schnitte praxisüblicher Ausführungsvarianten von Attika- und Dachrandbekleidungen in der Klempnertechnik zur Veranschaulichung des Prinzips.

Als Grundform kann man die einfache, vertikale Bekleidung einer Dachrandzone sehen, wie sie - zum Beispiel als verbreiterte Rinnenblende - häufig an Gebäuden aller Art vorzufinden ist. Eine erweiterte Ausführung dieser Form, mit zusätzlicher oberer Abdeckung und fallweise, mit Bekleidung der Untersicht, ist ebenfalls gebräuchlich.

Beliebt sind ferner Gestaltungen von Vordächern und Kragplatten, besonders bei Büro- und Geschäftshäusern, Flachdach-, Pavillon- und auch Wohnbauten. Ihre erweiterten Formen verfügen nicht selten auch über nach oben oder unten, meist unter 45° abgeschrägte Übergänge, die klempnertechnisch in die metallischen Bekleidungen einbezogen werden.

Vordachsituation oberhalb eines Versammlungsgebäudes. Einfache Randblende in Winkelstehfalztechnik.

In jüngerer Vergangenheit gewinnen zunehmend gerundete, geschwungene und gewölbte Formen auch für Attika und Dachrand an Beliebtheit. Ihre möglichst exakte, fehlerfreie Vorbereitung und Ausführung wird heute durch den Einsatz geeigneter Werkzeuge und Maschinen erleichtert. Bei hohem Anspruch an das Arbeitsergebnis und möglichst fehlerfreier Detailausbildung ist der wirkliche Fachmann gefordert!

Bei aller Verschiedenheit der Bau- und Ausführungsformen hat der beauftragte Klempnermeister es selbst in der Hand, durch sorgfältige Vorbereitung und fachmännische Durchführung der Arbeiten eine vorzeigbare, regelkonforme Leistung abzuliefern. Er sollte daran denken, daß eine sehr deutlich im Sichtbereich liegende Arbeit seinen Ruf als Fachmann - je nach Ergebnis - bestätigt und festigt, im negativen Falle, also bei vorhandenen Mängeln, aber auch rasch ruinieren kann.

Architektonisch gestalteter Dachrand mit Betonung der Gebäudedecke und durchgehender oberer Blende: Eine aufwendige handwerkliche Arbeit, die nur bei sorgfältiger Detailplanung gelingt.

Konstruktiver Aufbau und Aussehen der Metallarbeit müssen stimmen!

Um zu erreichen, daß ein den Fachregeln entsprechendes Arbeitsergebnis erzielt wird, müssen vom Architekten bereits in der Planungsphase die Weichen gestellt werden, damit die späteren Arbeitsschritte bauphysikalisch und auch klempnertechnisch korrekt durchgeführt werden können. Dazu zählt zum Beispiel eine geeignete Unterkonstruktion, deren Beschaffenheit das Aufbringen der Metallbekleidung und -abdeckung sicher ermöglicht.

In vielen Fällen ist der klassische Aufbau mit einer auf Abstand montierten Vollholzschalung empfehlenswert. Besonders dann, wenn es sich um größerformatige Attika- und Dachrandbekleidungen handelt. Bei kleinerformatigen, schlanken Blenden und Abdeckungen genügen - je nach Situation - Montagebohlen oder -Hölzer und andere Untergründe.

Kräftig gegliederte Attika, ausgeführt in modifizierter deutscher Leistentechnik, mit angeformtem Sturzbereich und Einfassungen der Sichtbetonpfeiler.

Werden erhöhte Anforderungen an Feuersicherheit und Brandschutz gestellt, sind nicht brennbare Unterkonstruktionen, zum Beispiel aus Metall, erforderlich. Dies kann bei Vordachkonstruktionen, überdeckten Passagen und Eingangsbereichen der Fall sein, die als oberen Abschluß oft Attika-ähnliche Aufbauten erhalten.

Weitere Kriterien im Hinblick auf die klempnertechnische Ausführung sind bestimmte Forderungen, die Funktionssicherheit, Standsicherheit und Aussehen betreffen. Alle Verbindungen und Anschlüsse müssen nach den Fachregeln für die jeweils verwendeten Metalle ausgeführt werden und Befestigungen und Dimensionierung müssen den statischen Erfordernissen genügen. Beanspruchungen durch Windangriff, Bauwerksbewegungen und insbesondere, bei Temperaturwechsel, auftretende Längenänderungen müssen aufgenommen und ausgeglichen werden. Deformierungen und Undichtigkeiten dürfen dadurch nicht entstehen.

Individuell entworfen und gefertigte Attikabekleidung in Falztechnik an einem privaten Wohnhaus; formal reizvolle Variante durch "Ausstellung" im unteren Drittel und durch partielle Übernahme des Prinzips im Obergeschoß.

Das Aussehen der fertiggestellten Klempnerarbeit wird auch davon beeinflußt, ob das verwendete Material richtig transportiert, gelagert und angebracht worden ist. Ebenfalls von Bedeutung ist der Schutz der bereits ausgeführten Flächen gegen Verschmutzung durch andere Arbeiten oder vor Beschädigung, zum Beispiel durch Gerüstbauarbeiten, Materialbewegungen per Kran und ähnliches. Vorsorge ist hier die beste Möglichkeit, Ärger zu vermeiden.

Ausführungstechnische Besonderheiten und charakteristisches Aussehen

Attika- und Dachrandausführungen in Metall werden in großer Vielfalt hergestellt. Sie haben eine schützende, verbindende und gestalterische Funktion. Im einzelnen wird unterschieden zwischen ebenen, glatten, meist schmaleren Randblenden, solchen aus schlanken Einzelscharen mit Doppelstehfalz- oder Winkelstehfalzverbindungen und Ausführungen in T-Falz- oder Leistentechnik. Auch Kombinationen der verschiedenen Verlege- und Verbindungstechniken sind praxisüblich.

Auch mit sparsamen Mitteln läßt sich der Dachrand wirkungsvoll gestalten. Hier wurde eine einfache Blende in Winkelstehfalztechnik aufgebracht.

Das Aussehen glatter Randblenden ist von konfektionierten Strangpreß-Profilen, wie sie weit verbreitet sind, bekannt. Ihr Pendant, nach Aufmaß aus Metall gekantet, bietet eine ähnliche Optik, ist jedoch erheblich vielseitiger und für nahezu alle Einbausituationen geeignet. Trotz seiner Einfachheit, sind verschiedene elementare Punkte bei der Vorbereitung und Ausführung zu beachten. Diese betreffen - zum Beispiel - "indirekte" Befestigung, Vorstoßprofile und Unterbleche, Stoß-, Eck- und Anschlußsituation und mehr.

Die gefalzten Ausführungen, meistens in Doppel- oder Winkelstehfalztechnik, sind am weitesten verbreitet und ausgezeichnet in der Werkstatt vorzubereiten. Aufgrund des sich regelmäßig wiederholenden Rasters der einzelnen Falzverbindungen ergibt sich eine schön gegliederte Fläche. Beim klassischen Doppelstehfalz erscheint die "Stegwirkung" in ihrer schmalsten Form. Deutlich akzentuierter wirkt dagegen der breitere Winkelstehfalz durch sein exaktes L-Profil. Weist die Attika Versprünge, Abschrägungen oder Richtungsänderungen auf, folgt das Winkelstehfalz-Profil elegant dem Verlauf der Unterkonstruktion. Sorgfältige Detailarbeit, auch an den Übergängen und Anschlüssen, ist hier unabdingbar.

Glatte Flächen, exakte Anschlüsse und fluchtende Kanten waren die Forderungen bei dieser Randblende. Wie man sieht, wußte der Handwerker sie einwandfrei zu erfüllen. Das Erfolgsgeheimnis: Minutiöse Vorfertigung in der Werkstatt, klempnertechnisches Know-how und die richtige Metalldicke (1,2 mm).

Wenn eine noch stärker betonte, kraftvolle Gliederung der Attika oder des Dachrandes verlangt wird, heißt die Lösung Leistenfalz-Technik. Eine ähnliche Wirkung, ohne zwischenliegende Holzleiste, wird mit T-Falz-Verbindungen erreicht, die auch unter der Bezeichnung Doppel-Winkel-Stehfalz bekannt sind. Als wirtschaftliche und regensichere Ausführung im Bereich der Leistentechnik hat sich das RZ- Klicksystem in der Praxis durchgesetzt, weil es die Vorteile der Werkstattfertigung und des Maschineneinsatzes mit Funktionssicherheit und gutem Aussehen verbindet.

Zusammenfassung

Die Klempnertechnik ermöglicht auch bei Attika- und Dachrandbekleidungen eine Fülle von Ausführungsvarianten. Die vorgestellten Beispiele zeigen eine Auswahl verschiedener Lösungen, wie wir sie in der Praxis vorfinden. Neben der Schutzfunktion, den Randbereich von Gebäuden und von überstehenden und auskragenden Bauteilen vor schädigenden Witterungseinflüssen zu bewahren, sind sie ausgezeichnete Gestaltungselemente, die das Erscheinungsbild des Bauwerks stark beeinflussen.

Die Objektbeispiele dieses Beitrags wurden ausführungstechnisch durch Rheinzink beraten.


F o t o s :
Rheinzink, GmbH,
W. Schröder,
H. L. Plawer


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