IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1996, Seite 26 ff.


SANITÄRTECHNIK


Gegensätze

Badmöbel der besonderen Art

Anspruchsvolle Badmöbel mit tollem Design und/oder wegweisender Technik sind nicht überall zu haben. Von Massenware heben sich die Produkte eines österreichischen (db. das Bad) bzw. eines italienischen (Bianchini & Capponi) Herstellers wohltuend ab.

 

Ohne Zweifel zählen Badmöbel zu den interessanten Marktsegmenten. Aktiven SHK-Fachhandwerkern bieten sie die Möglichkeit, erheblichen Mehrwert an den Mann (die Frau) zu bringen. Mit "db. das bad" in Plainfeld (A) und "Bianchini & Capponi" in Arezzo (I) besuchte die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion zwei Unternehmen, bei denen nicht die mittlerweile in jedem Baumarkt erhältliche "Massenware" im Vordergrund steht, sondern außergewöhnliche Produkte für den besonderen Geschmack.

Bei beiden Unternehmen handelt es sich jedoch keinesfalls um Exoten: db. das bad ist langjähriger Marktführer für Badmöbel in Österreich und seit Jahren erfolgreich im deutschen Markt tätig. Seit 1993 ist Villeroy & Boch an db. das bad beteiligt. Für Bianchini & Capponi gilt ähnliches. Das Unternehmen erschloß in den vergangenen zehn Jahren zunächst den italienischen Markt. Im Stilmöbelbereich ist man Marktführer und seit Anfang 1996 wird auch der deutsche Markt bearbeitet.

Im ständigen Wechsel: Traditonelles Handwerk ...

"Moderne"

In der db-Produktpalette findet man überwiegend moderne Entwürfe. Raffinierte Gestaltungen, außergewöhnliche Beleuchtungsvarianten sowie neue Materialien und Oberflächen prägen die Badmöbel der Plainfelder.

... und moderne Produktionstechniken (db).

In der Produktion verläßt man sich auf fundierte handwerkliche Kenntnisse. Überwiegend Facharbeiter bilden den 125köpfigen Mitarbeiterstab, von denen 85 in Mondsee in der Produktion tätig sind. Dort wartet die eigentliche Überraschung, denn nicht Fließbandarbeit steht im Vordergrund sondern traditionelles Tischlerhandwerk.

Das Rohmaterial (überwiegend aus Österreich und Deutschland) wird erst nach einer Lagerzeit von ca. einem Jahr (Schichtstoff ca. drei Monate) verwendet. Massivholz verbringt zusätzlich noch eine Woche im Trockenraum, bevor es per Säge, Abrichte und Dickenhobel für die weitere Verarbeitung vorbereitet wird. Der Zuschnitt des Plattenmaterials erfolgt mit einer CNC-gesteuerten Plattensäge. Das lohnt, fällt bei dieser Methode der Verschnitt doch erheblich günstiger aus.

Vorgefertigte Plattenware erhält vollautomatisch hochwertige Kanten (db).

Auch im weiteren Verlauf ergänzen sich handwerkliche Arbeit und moderne Maschinen. Jede Menge Messerfurniere müssen in aufwendiger Kleinarbeit zusammengetragen, verleimt und geschliffen werden. Anschließend durchlaufen die Platten eine CNC-gesteuerte Kantenbearbeitungsmaschine. Hier werden - an zwei Seiten gleichzeitig - die unterschiedlichsten Kanten mit PU-Klebstoff aufgebracht.

Die Glanzstücke der Fertigungsmaschinen finden sich am Ende der Produktionskette. Kompliziert geformte Bauteile erfordern zusätzlichen Arbeitsaufwand. Auch hier sorgt eine CNC-gesteuerte Bearbeitungsmaschine für präzise Paßform. Darüber hinaus verfügt db über eine lasergesteuerte Maschine, die gleichzeitig mehrere Arbeitsgänge hochpräzise ausführt.

Die Auswahl und Bearbeitung der Messerfuniere erfordert viel Zeit und Fleißarbeit (db).

Und dennoch: Auf Handarbeit können die Badmöbelhersteller nicht verzichten. Besonders die Oberflächenbearbeitung kann nur in mühsamer Kleinarbeit erfolgen. Schleifen, lackieren, schleifen lackieren..., bis die Badmöbel in der angestrebten Qualität glänzen. Und natürlich ist auch bei der Montage Handarbeit gefragt.

Qualifiziertes Personal bedient multifunktionelle lasergesteuerte Maschinen, ...

Das db. das bad keine Fließbandfabrik ist zeigt sich auch an anderer Stelle: Neben einer eigenen Entwicklungsabteilung sind in der laufenden Produktion auch fremde Produkte wie Gartenmöbel, Gaststätteneinrichtungen oder Türbekleidungen zu sehen. Dazu db-Geschäftsführer Klaus Puchas: "Flexibilität ist unsere Stärke. Individuelle Kundenwünsche zu erfüllen ist für ein Unternehmen unserer Größe ein absolutes Muß. Wir können diese lebensnotwendige Aufgabe nur erfüllen, weil wir ausschließlich ausgebildete Facharbeiter beschäftigen. In diesem Mitarbeiterstamm, unserer Kreativität und Flexibilität sehen wir die Garanten für eine erfolgreiche Zukunft."

"Antike"

Gänzlich andere Wege beschreitet der toskanische Badmöbelhersteller Bianchini & Capponi. Mit ca. 50 Mitarbeitern produziert man überwiegend "sehr alte" Badmöbel. Das bezieht sich aber keineswegs ausschließlich auf das Design der Serien. "Wir fertigen große Teile unserer Produkte aus altem Ulmenholz. Holz, das bei Gebäudeabrissen sortiert, gelagert, aufbereitet und wiederverwertet wird. Diese Maßnahme ist notwendig, weil neues Ulmenholz in Italien nicht mehr erhältlich ist" erklärt Firmenchef Sergio Bianchini.

... schleift in mühevoller Handarbeit Flächen und Kanten ...

Die Fertigung erfolgt bei Bianchini & Capponi ebenfalls in einer Mischung aus Handwerk und modernen CNC-Maschinen. Nachdem aus den alten Hölzern per Säge, Abrichte und Dickenhobel verwertbare Teile hergestellt sind, verleimt man daraus massive Einzelteile, schleift die Oberflächen und montiert die "antiken" Möbelstücke.

... und montiert elegante Badmöbel (db).

Dem Schutz gegen Schädlinge widmet man in Arezzo besondere Aufmerksamkeit. Ein von einer weiteren Firma Bianchinis eigens entwickeltes "Konservierungsverfahren" beseitigt die Plagegeister. Die "Löcher" der Holzbewohner gehören dagegen ebenso zum Design der Möbel wie das alte Ulmenholz. Das Unternehmen beschränkt sich nicht nur auf Badmöbel. Kücheneinrichtungen stehen ebenso auf dem Programm wie Möbel aller Art sowie Kunstwerke. Detailtreue steht dabei immer im Vordergrund und nicht nur für ungeübte Augen sind die Produkte der Italiener kaum von "echten" Antiquitäten zu unterscheiden.

Aus teilweise jahrhundertealtem Holz ...

"Modernste Technik für alte Hölzer": Unter diesem Motto präsentiert sich in einem eigenen Gebäude die Abteilung für die Oberflächenbehandlungen. Die Spezialisten erproben ständig neue Verfahren. Dabei haben sie mittlerweile eine derartige Präzision erreicht, daß selbst die Fingerspuren nach jahrzehntelangem Gebrauch täuschend echt wirken.

... und modernen
CNC-Maschinen ...

Wie db setzt auch Bianchini & Capponi auf qualifizierte Mitarbeiter. Das beginnt bereits bei der Firmenleitung. Die Gedankenschmiede wird durch Sergio Bianchini geführt. Umfangreiche Unterstützung erfährt er durch einen qualifizierten Mitarbeiterstab. Hinter verschlossenen Türen sucht man ständig nach neuen Möglichkeiten, entwickelt Möbelserien und setzt Gedanken in die Tat um. Als Besucher glaubt man sich in die Welt Michelangelos zurückversetzt. Selbst Bianchinis für den Verkauf zuständige Ehefrau Paola gelangt nur nach vorheriger Anmeldung in das ansonsten verschlossene Reich der Künstler und Denker.

... entstehen mit traditioneller handwerklicher Arbeit ...

Für die im künstlerischen Bereich angesiedelten Produkte des Hauses unterhält Bianchini in Arezzos altem Stadtzentrum ein Atelier. Hier sind zahlreiche Stücke zu sehen, die auf den ersten Blick nichts mit Bädern zu tun haben. Allerdings stößt man schnell auf außergewöhnliche Accessoires. Rein äußerlich als handgeschmiedete Stücke erkennbar - und damit sehr gut zu den alten Badmöbeln passend - verbergen sie ihr wahres, für die Badeinrichtung bestens geeignetes Material: Messing.

... "antike" Möbelserien (B&C).

So unterschiedlich die Konzepte dieser beiden Badmöbelhersteller auch sein mögen, so gleichen sich doch die Firmenchefs in ihren Ansichten wie eineiige Zwillinge. Denn auch für Sergio Bianchini ist das Potential der Mitarbeiter das Kapital für die Zukunft: "Wir können auf hochqualifiziertes, zufriedenes Personal zurückgreifen. Diese Basis ermöglicht Flexibilität, Kreativität und Individualität. Eigenschaften, die wir ständig gerne durch Einzelaufträge unter Beweis stellen."

Paola und Sergio Bianchini in der "meisterlichen Denkfabrik", die rundum mit Möbeln aus altem italienischen Ulmenholz ausgestattet ist.

Mit dem Satz "Ohne Zweifel zählen Badmöbel zu den interessanten Marktsegmenten" beginnt dieser Beitrag. Die vorgestellten Aktivitäten verleihen dieser Aussage zusätzlich Kraft und der zuvor angesprochene Verkauf von "Mehrwert" ist mit den hier gezeigten oder ähnlichen Produkten durchaus realistisch.


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