IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/1996, Seite 54


SANITÄRTECHNIK


Schwimmbeckenwasser - und was man damit machen kann

Kommentar

Dipl.-Ing. Wolfgang B. Hoelscher

Kohlendioxyd - CO2 - (früher Kohlensäure genannt) wird auch für die pH-Wert-Einstellung von Schwimmbeckenwasser angepriesen.

Rein theoretisch hat das zwei Vorteile, nämlich erstens keine Salzanreicherung im Wasser, was sehr positiv ist und zweitens, ständige Zahlungen an den Lieferanten der Kohlensäure. Warum muß letzteres so sein?

Kohlendioxid ist eine gasförmige, flüchtige Säure. Sie ist außerdem viel schwächer als die sonst in Betracht zu ziehenden flüssigen Säuren, wie HCl (Chlorwasserstoff-Säure), auch Salzsäure genannt oder H2SO4 (Schwefelsäure) mit geringerer Konzentration auch als Akkusäure bezeichnet.

Die beiden letztgenannten Säuren werden auch unter dem Begriff "Mineralsäuren" eingestuft. Sie hinterlassen nach der Zugabe in das Schwimmbeckenwasser, mit dem Ziel der Senkung des pH-Wertes, noch Salze, z.B. bleiben von der Salzsäure Reste in Form von NaCI (Kochsalz) oder CaCI (Calciumchlorid) zurück.

Das Beckenwasser enthält auf jeden Fall Chloride, die sich nicht auflösen, sondern langsam anreichern.

Das sind Elektrolyte, die die Leitfähigkeit des Schwimmbeckenwassers erhöhen. Oberhalb 200 - 300 mg/l Chloride gilt das Wasser auch für Edelstahl als korrosionsgefährdend.

Bei der Schwefelsäure bleiben als Reste Sulfate, also auch Salze, die allerdings gegenüber Metall im Vergleich zu den Chloriden als sehr viel weniger korrosiv gelten. In höherer Konzentration sind sie aber trotzdem unerwünscht, da sie als betonaggressiv angesehen werden.

Die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten ganz allgemein, hier von CO2 in Wasser, hängt vom Druck und der Temperatur ab. Je höher der Druck und je niedriger die Temperatur ist, um so besser läßt sich das Gas in der Flüssigkeit lösen. Hier ein Beispiel: Bei einer Temperatur von nur 5°C und einem Druck von 4 bar werden 150 mg/l CO2 gelöst, bei 25°C und 1 bar lösen sich dagegen nur noch 4 mg/l CO2, also eine geringe Menge (2,7%).

Wenn sich Kohlendioxyd in Wasser löst, wird daraus eine ziemlich schwache Säure HCO3. Wenn aber bei Badewassertemperaturen von 25°C oder mehr, wie z.B. im Whirlpool bei 37°C, kaum noch etwas gelöst wird, gibt es ein Perpetuum-Mobile für den Kohlensäure-Lieferanten.

Das ausgasende Kohlendioxyd wird dem Lieferanten aber kaum jemand vorrechnen.

Zur Verdeutlichung mag noch das Beispiel mit der Sprudelwasser-Flasche dienen, auf deren Etikett u.a. der Gehalt an Kohlensäure abgelesen werden kann. Wenn diese Flasche eiskalt aus dem Kühlschrank geholt und geöffnet wird, gibt es nur ein mageres Zischen. Ist die Sprudelwasserflasche allerdings warm, so zischt es schon erheblich mehr, denn die Kohlensäure entweicht bei Druckentlastung ganz spontan.

Genau dieser Vorgang findet sich im Schwimmbad wieder und es ist die Frage zu stellen, wer unter normalen Bedingungen sein Geld schon in ein Faß ohne Boden schüttet.

Und noch etwas: CO2 gilt heutzutage als Treibhausgas Nr. 1. Nahezu alle Politiker dieser Welt haben eine Verringerung dieses CO2-Ausstoßes zu einem der wichtigsten ökologischen Ziele erklärt. Dies ist eigentlich nicht verständlich, denn nicht nur Heizungsanlagen und Autos setzen dieses Gas frei, sondern auch Menschen, Tiere und Pflanzen sind an diesem CO2-Prozeß beteiligt. Wir atmen es als Stoffwechselprodukt aus und auch in der Planzenwelt wird Nachts, aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung, ebenfalls CO2 freigesetzt. Tagsüber jedoch benötigen die Pflanzen den gleichen Stoff zur Photosynthese, also zum Aufbau von Chlorophyll (Blattgrün).

Wenn man sich außer um den hygienischen Zustand des Badewassers auch noch Gedanken um den Fortbestand der Menschheit insgesamt macht, sollte man das Problem der Überbevölkerung durchaus im Auge behalten, selbst wenn das Thema "CO2 im Schwimmbeckenwasser" für das große Problem zu klein ist.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]