IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1996, Seite 95 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Metalldach und -Außenwand in Klempnertechnik

Fassaden und Außenwandbekleidungen mit Paneelsystemen und Profiltafeln

Hartmut L. Plawer, Architekt Teil 4

Die verschiedenen Ausführungsarten von Metallbedachungen und -Außenwandbekleidungen auf der Basis handwerklich ausgerichteter, traditioneller Verlegemöglichkeiten wurden in den Teilen 1 bis 3 dieser Reihe beschrieben. Teil 4 behandelt Titanzink-Fassaden und Außenwandbekleidungen aus vorgefertigten Profiltafeln und Paneelsystemen. Wie die Praxis zeigt, gewinnt dieser neue Trend zunehmend an Bedeutung.

Zeichen der Zeit: Metall an Außenwand und Fassade

Jede Epoche hat ihre Merkmale, Kennzeichen und Charakteristika. Das Bauen in den 90er Jahren wird begleitet von einem "Techniktrend." Metall, in welcher Form auch immer, spielt dabei besonders im Fassadenbereich eine bedeutende Rolle. Neben den "Klassikern", also der Doppelstehfalz-, Winkelstehfalz- und Leistentechnik, kommen zunehmend vorgefertigte, profilierte metallische Bauelemente zum Einsatz. Sie sind als Wellprofile, in Paneelform, trapezförmig oder auch als sogenannte Stulpprofile gestaltet. Auch Kombinationen dieser Ausführungsarten werden gewählt.

Moderne Klempnertechnik, sichtbar gemacht im RZ-Paneelsystem, vorbewittertes Titanzink, 1,00 mm. Detail: Innenecke mit Anschluß an Sichtmauerwerk. Objekt: Betriebshof, Krefeld (Städt. Bauamt); Architekten Rosteck + Pech, Krefeld. Klempnerarbeiten Sypro-GmbH, Erkrath
(Foto: Rheinzink GmbH).

Wenn wir uns im aktuellen Baugeschehen aufmerksam umsehen, finden wir rasch Beispiele dafür. Seien es nun moderne Verwaltungs- und Industriebauten, oder Gebäude im Schul-, Universitäts- und Gewerbebereich, allenthalben stoßen wir auf Metallfassaden oder metallbekleidete Außenwandpartien. Häufig ist auch eine Verbindung verschiedener Werkstoffe anzutreffen, wobei Metall im Zusammenspiel mit Glas, Mauerwerk oder Holz meist die Akzente setzt. Neben dem Neubaubereich trifft dies übrigens auch vermehrt für die Modernisierung von Altbauten zu.

Sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Arbeitstechniken

Für die moderne Klempnertechnik ist diese Entwicklung bemerkenswert. Sie zeigt einen Weg auf, mit bewährtem Material unter Einsatz und Nutzung zeitgemäßer technischer Möglichkeiten, neue Lösungsansätze der Metallverarbeitung zu finden. Besonders im Außenwandbereich und für Fassaden stellen Profiltafel- und Paneelsysteme eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Verarbeitungstechniken dar.

Erweiterung und Umbau des MG-Kontorhauses, Duisburg. Fassadenflächen im neuen RZ-Wellprofil (Sinusprofil) gestaltet. Feingliedrige, horizontal orientierte "Optik"; Metalldicke 1,00 mm, vorbewittert. Klempnerarbeiten G+H Montage, Bochum
(Foto: Rheinzink GmbH).

Tradition und Zukunft - Trendsetter Klempnertechnik

Wie schon früher - bei der Renaissance der Metallbedachung - erweist sich die zeitgemäße Klempnertechnik einmal mehr als Trendsetter, diesmal in Sachen Metallfassade.

Aktuelle Architekturtendenzen mit ihrer Vorliebe für feingliedrige Bauteilgestaltung favorisieren mehr denn je den gezielten Einsatz von Metall im Fassaden- und Außenwandbereich. Seien es nun komplette, großflächige Wandscheiben, Giebel und anderes, oder partiell angeordnete Teilflächen, wie zum Beispiel Brüstungen, Attiken oder ähnliches, die kleinmaßstäbliche Flächengliederung durch Metall-Profiltafeln und Paneelsysteme spielt ihre Trümpfe überzeugend aus.

Teilansicht Stationsgebäude, Luftseilbahn Funitel, Verbier (CH), Außenwandbekleidung in RZ-Trapezprofilen, 1,00 mm, vorbewittert. Architekt Paul Glassey, Haute - Nendaz (CH), Spenglerarbeiten Bitz & Savoje, Sion (CH)
(Foto: Rheinzink GmbH).

Mit Profilen und Strukturen lebendige Fassaden schaffen

Jede Ausführungsform dieser neuartigen Fassadentechniken hat ihr eigenes Gesicht. Mit dem Paneelsystem wird eine vorwiegend glattflächige Wirkung erzielt, nur unterbrochen von den Schattenfugen. Rhythmus, Anordnung und Häufigkeit der Schattenfugen beeinflussen das gestalterische Ergebnis. Durch betont senkrechte oder waagerechte Positionierung kann ein Baukörper schlanker oder auch gestreckter erscheinen. Diagonale Anordnung oder Gruppierungen in Winkelformen schaffen dagegen akzentuierte Spannung, betonen Details.

Wellprofile (auch als Sinusprofile bezeichnet) wirken technisch-filigran, besonders wenn sie in horizontaler Anordnung feldweise oder durchgehend verlegt sind. Ihre formale Aussage schafft Reminiszenzen an die Technik der 40er Jahre, erinnert an frühe Flugzeugtypen (Junkers, Dornier . . .) oder an Eisenbahnen und Silobauten.

Zum Vergleich eine Fassade in Winkelstehfalztechnik: Eckdetail G+J-Verlagshaus, Hamburg. Titanzink, walzblank, 0,80 mm. Architekten Steidle + Partn., Kiessler u. Partn., Schweger u. Partn., HH. Klempnerarbeiten: G+H, Bochum, J. Hamann, HH, DHW Schulz & Sohn GmbH, HH und H.W. Müller GmbH, HH
(Foto: Rheinzink GmbH).

Viele jüngere Architekten erliegen dem eigenartigen Charme derartiger Wellprofile, ebenso Designer und Objektkünstler. In der modernen Fassadengestaltung spielen Wellprofile verschiedenster Abmessungen mittlerweile eine wichtige Rolle. Ergänzend kommt hinzu, daß mit verbesserten Umformtechniken auch Anschluß- und Übergangsbereiche formvollendet gelöst werden können.

Eine sehr akzentuierte Licht-Schatten-Wirkung zeigen die verschiedenen Trapezprofiltafeln, hervorgerufen durch die regelmäßigen Vertiefungen. Derartige Profile sind seit langem bekannt im Industrie- und Hallenbau; für moderne Fassaden in Klempnertechnik haben sie in jüngerer Zeit an Bedeutung gewonnen.

Weitere, sehr überzeugende und lebendige Flächenwirkungen werden mit sogenannten Stulppaneelen erzeugt. Es sind vom äußeren Erscheinungsbild her mit der aus dem Holzbau bekannten Stülpschalung vergleichbare Systeme, die horizontal verlegt werden. Ihre abgestuft - schräg angeordneten, regelmäßigen Profile ergeben eine ausgeprägt waagerechte Lineatur.

Kombination von Ziegelsichtmauerwerk und klempnertechnisch gestalteten Fassadenflächen im RZ-Paneelsystem. Durch schmale Schattenfugen wurde flächenbetontes Aussehen erreicht. Objekt: Gewerbepark, Duisburg. Architekt W. Dommen, Moers; Klempnerarbeiten: F. von der Weiden GmbH, Duisburg
(Foto: Rheinzink GmbH).

Unterkonstruktion, Montage und fachliche Unterstützung

Im Gegensatz zu Bekleidungen in handwerklichen Falztechniken, die vollflächige Unterkonstruktionen (Auflagen) benötigen, werden Außenwandbekleidungen und Fassaden aus Paneelsystemen und Profiltafeln auf leichten, metallischen Unterkonstruktionen, in der Regel Konsolsysteme, befestigt.

Die Abstände der einzelnen Konsolen bestimmt der Statiker entsprechend der in Ansatz zu bringenden Windsoglasten, dem gewählten statischen System und den Befestigungsmitteln [1]. Die metallische Unterkonstruktion erfüllt auch die Forderungen des Brandschutzes. Sind diese weniger hoch, kann auch eine hölzerne Unterkonstruktion ausgeführt werden.

Zur Befestigung der Paneele auf der metallischen Unterkonstruktion liegen gute Erfahrungen mit Blindnieten und selbstbohrenden Schrauben vor. Hersteller bieten dem Handwerk objektbezogene Lösungen und umfassendes Know-how, um Bauten aller Größenordnungen in den hier beschriebenen Techniken zu realisieren.

Engagierten Fachbetrieben wird - ebenso wie der Architektenschaft - ein erweitertes Spektrum der Einsatzmöglichkeiten dieses Werkstoffes geboten. Die in diesem Beitrag vorgestellten Bauten, die als Beispiele die interessanten Möglichkeiten mit modernen Titanzink-Fassaden aufzeigen, sind ausnahmslos Ergebnisse einer umfassenden und frühzeitigen Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauherren auf der einen Seite und zwischen ausführendem Handwerk und Werkstoffhersteller andererseits.

Teilansicht Neubau der Schule in Rorbas (CH); für die Fassadengestaltung wurden horizontal verlaufende Stulppaneele aus vorbewittertem Titanzink eingesetzt. Architekten K. Habegger & R. Agostoni, Winterthur (CH); Spenglerarbeiten Zellweder & Spiess, Freienstein (CH)
(Foto: Rheinzink GmbH).

Bleibt die Individualität auf der Strecke, wenn Profiltafeln "Handwerksarbeit" ersetzen?

Die Befürchtungen mancher Architekten oder Bauherren, daß die Verwendung von vorgefertigten, zum Teil großflächigen Profiltafeln und Bauelementen dem Bauwerk möglicherweise die Leichtigkeit der Entwurfsidee oder das individuelle Aussehen nehmen könnte, sind grundsätzlich nicht zutreffend. Sicher wird man nicht jedes kleine Wohnhaus oder zierliche Türmchen in diesen Techniken bekleiden. Aber der partielle Einsatz von Titanzink-Profiltafeln, zum Beispiel bei größeren Wohnhausgruppen, kann durchaus Sinn machen, ebenso wie bei umfangreicheren Bauvorhaben.

Die Domäne vorgefertigter Profiltafeln und Paneelsysteme wird allerdings schwerpunktmäßig das Großobjekt bleiben, also die bereits erwähnten Hallenbauten, Industrie- und Sportgebäude, Hochhäuser, Büro- und Verwaltungsobjekte. Neben der Neubautätigkeit kommt aber in besonderem Maße dem Renovierungs- und Instandhaltungsbereich Bedeutung zu.

Die schematischen Darstellungen des RZ-Steckfalzpaneels und des RZ-Sinusprofils, jeweils vertikal und horizontal geschnitten, verdeutlichen das konstruktive Prinzip der beiden neuen Fassadenelemente. Insbesondere das "Nut- und Feder"-ähnliche System der Steckfalzpaneele und die gleichmäßige Wellenstruktur des Sinusprofils werden als Charakteristika erkennbar
(Zeichnungen: Rheinzink).

Im Hinblick auf handwerkliche Belange und im Vergleich mit traditionellen Verlegemethoden hat Dipl.-Ing. Stephan Christensen aus dem Hause Rheinzink GmbH die Anwendung von Paneel-Systemen bereits vor einigen Jahren wie folgt charakterisiert: " . . . Gegenüber den falztechnischen Möglichkeiten, Anschlußprobleme aller Art auf vielfältigste Weise lösen zu können, stehen bei den Paneelen zwar ausreichend viele, aber nicht ganz so variantenreiche Detaillösungen zur Verfügung. Durch das anerkannt hohe Know-how des spenglertechnischen Fachhandwerks jedoch wird ganz sicher auch hier bald ein Repertoire von Anschlußlösungen vorliegen, aus dem je nach Gestaltungsabsicht und technischen Randbedingungen geschöpft werden kann. ...Mit diesem System nähert sich die klassische Spenglertechnik in architektonischem Ausdruck und Industrialisierungsmöglichkeiten bei der Vorfertigung bereits stark dem Metallbau . . ." [2].

Hinzufügen kann man heute, wo noch weit mehr interessante Erfahrungen und Anwendungsbeispiele der verschiedenen Profilsysteme vorliegen, daß der gekonnte Umgang mit den neuen Titanzink-Fassadenelementen dem aufgeschlossenen Architekten und ebenso dem Handwerksbetrieb der mit der Zeit geht, ein wesentlich erweitertes Spektrum an Planungsideen und Ausführungsmöglichkeiten bietet.

Vorteilhaft für alle Beteiligten ist letztendlich auch die Tatsache, daß der Werkstoffhersteller und Systemanbieter nicht nur das "nackte Produkt" offeriert, sondern zusätzlich für einen umfassenden Fachservice und - wenn erforderlich - die objektbezogene technische Beratung sorgt.


L i t e r a t u r

[1] Rheinzink - Anwendung in der Architektur, Rheinzink GmbH, Datteln, 1. Auflage, August 1993

[2] Christensen, Stephan, Dipl.-Ing. u. Behning, Friedolin, Ing., Datteln "Fassaden mit Titanzink", Sonderdruck aus DBZ - 8/89


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