IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/1996, Seite 78 f.



Viega-Werkzeuge für Preßsysteme

Karl-Heinz Schiffer

Bis vor einigen Jahren waren die Werkzeuge für den Installateur und Heizungsbauer relativ überschaubar und eindeutig. In den letzten Jahren hat sich allerdings die Installationstechnik sehr stark verändert. Es sind neue Installationssysteme, Werkstoffe, Werkstoffkombinationen und mit ihnen neue Verbindungstechniken auf den Markt gekommen, die sich grundsätzlich von den Schraub- und Lötverbindungen unterscheiden. Diese neuen Verbindungstechniken in den Systemen benötigen auch neue Verarbeitungseinrichtungen und Werkzeuge.

Einführung

Die herkömmlichen Installationswerkzeuge verlieren immer mehr an Bedeutung. So werden in vielen Regionen die Gewindeschneidmaschinen kaum oder nur noch sehr selten benötigt. Zur Zeit deutet sich sogar an, daß die Löt- und Schweißgeräte in der Installations- und Heizungstechnik auch sehr stark an Bedeutung verlieren, seitdem für die Kupferrohrinstallation neue und moderne Verbindungstechniken zur Verfügung stehen wie z.B. das Pressen.

Der Installateur, der in Zukunft sicherlich nicht umhin kommt, sich diesen neuen Systemtechniken zuzuwenden, muß daher genau prüfen, welche der Systemtechniken für ihn die zukunftsträchtigste, wirtschaftlichste und praktikabelste ist. Vor allen Dingen dann, wenn er mehrere Montagekolonnen mit den Werkzeugen ausrüsten muß. Denn so eine Werkzeugausrüstung ist eine umfangreiche und langfristige Investition.

Die Entscheidung des Installateurs, sich auf ein Werkzeug festzulegen, wird sicherlich davon abhängen, ob dieses Werkzeug nur für ein System geeignet ist oder ob es für mehrere Systeme eingesetzt werden kann.

Systemzugehörigkeit des Werkzeuges

Zweifelsohne ist bei den Preßsystemen das Preßwerkzeug und die Preßbacken eine wichtige und entscheidende Systemkomponente. Alle führenden und bedeutenden Hersteller von Preßsystemen bieten daher auch für ihr System das Preßwerkzeug und die Preßbacken an. Bei den Baumusterprüfungen des Preßsystems nach dem DVGW-Arbeitsblatt W 534 wird deshalb von der Prüfstelle auch im Prüfzeugnis vermerkt, welches Preßwerkzeug und welche Preßbacken bei der Prüfung verwendet wurden.

Bild 1: Netzbetriebenes Preßwerkzeug.

Der Systemanbieter kann durchaus neben seinem eigenen Preßwerkzeug auch andere Preßwerkzeuge von anderen Systemherstellern oder Werkzeugherstellern für die Verarbeitung seiner Systeme freigeben und zulassen. Dies wird auch von den meisten Systemanbietern so praktiziert. So sind z.B. von Viega neben den eigenen Systemwerkzeugen das Preßwerkzeug von Mannesmann und bis zu der Größe 35 mm auch das Preßwerkzeug von Geberit freigegeben. Allerdings nur unter Verwendung der von Viega angebotenen System-Preßbacken. Im Arbeitskreis "Werkzeuge" des DVGW wurde deshalb auch von den Systemanbietern festgestellt, daß ausschließlich der Systemanbieter nach eingehender Prüfung Preßwerkzeuge anderer Hersteller für sein System freigeben kann. Diese Festlegung ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß der Systemanbieter für die Funktion und Sicherheit seines Systemes einstehen und gewährleisten muß. Bei der Verwendung von Preßwerkzeugen, die vom Werkzeughersteller für die jeweiligen Systeme angeboten und als geeignet bezeichnet werden, die jedoch vom Systemanbieter nicht freigegeben worden sind, muß der Installateur für die dauerhafte Dichtheit des Systems die Verantwortung allein tragen.

Die Viega-System-Werkzeuge

Das elektrohydraulische Preßwerkzeug

Als Standard-Preßwerkzeug wird von Viega ein elektrohydraulisches Preßwerkzeug für die Verpressung der Rohrverbindungen von 12 bis 54 mm Durchmesser angeboten (Bild 1). Seit Anfang 1996 handelt es sich um den Typ 2. Der Typ 2 ist eine Weiterentwicklung des Systemwerkzeuges Typ1, das sich 7 Jahre lang in der Praxis bewährt hat.

Aus Sicherheitsgründen ist in das Preßwerkzeug ein Zwangsablauf eingebaut, der einen einmal eingeleiteten Preßvorgang zwangsläufig bis zum Ende durchführt. Damit ist sichergestellt, daß durch Unachtsamkeiten keine fehlerhaften Verpressungen gemacht werden, die möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt undicht werden können.

Die Viega-Systempreßbacken

Das elektrohydraulische Viega- Preßwerkzeug wird mit den dazugehörigen System-Preßbacken geliefert. Mit diesen Viega-System-Preßbacken können das Viega-,sanpress‘-System und das Viega-,profipress‘-System verarbeitet werden (in den Größen von 12 bis 54 mm).

Der Backensatz wird zusätzlich in den Größen 12 bis 35 mm sowie in den Größen 42 und 54 mm im Koffer separat angeboten für die Verwendung zum elektrohydraulischen Viega-Preßwerkzeug sowie für die Verwendung zum Mannesmann-Preßwerkzeug. Darüber hinaus wird ein Backensatz von 12 bis 35 mm passend zum Geberit-Werkzeug angeboten.

Die Kombibacke

Neu im Programm ist die Viega- Kombibacke. Sie wird mit acht Preßeinsätzen geliefert. Mit dieser Kombibacke können vier Viega-Preßsysteme verarbeitet werden:

- das ,Viegatherm P‘-System für Heizkörperanbindungen in den Größen 12, 14, 16 und 20 mm,

- das ,sanfix P‘-System in den Größen 16 und 20 mm,

- das ,sanpress‘-System in den Größen 12, 15, 18 und 22 mm,

- das ,profipress‘-System in den Größen 12, 15, 18 und 22 mm.

Diese Kombibacke paßt auch in das Mannesmann-Preßgerät. Darüber hinaus ist die Kombibacke mit einer separaten Bestellnummer für das Geberit-Preßwerkzeug zu haben.

Das Viega Akku-Preßwerkzeug

Neu auf dem Sanitärmarkt ist das Akku-Preßwerkzeug (Bild 2). Es hat geringe Abmessungen, einen drehbaren Kopf und kann mit einer Hand bedient werden, so daß der Installateur auch in Zwangssituationen zügig verpressen kann.

Das Werkzeug ist mit einem 14,4 V-Akku ausgerüstet, mit dem ca. 100 Verpressungen durchgeführt werden können. Mit dem Standardladegerät ist der Akku innerhalb einer Stunde wieder aufgeladen. Zur individuellen Optimierung der Arbeitsweise mit dem Akku-Preßwerkzeug ist ein Schnelladegerät, ein Akku mit Lade- und Kapazitätsanzeige sowie ein Autoladegerät erhältlich.

Jeder Akku ist auf 1000 Ladezyklen ausgelegt, was ca. 100000 Verpressungen entspricht. Mit dem Akku-Preßwerkzeug können die Rohrverbinder von 12 bis 22 mm Durchmesser verpreßt werden, so daß 70% aller täglichen Anwendungen und im Zukunftsmarkt der Kunststoffverbindung sogar 100% abgedeckt sind.

Das Akku-Preßwerkzeug hat eine festmontierte Preßbacke, in die kleine Preßeinsätze eingeschoben werden. Dadurch entfällt das Tragen der schweren Preßbacken an den Einsatzort. Dieses Akku-Preßwerkzeug ist ebenfalls für die vier Systeme ,Viegatherm P‘, ,sanfix P‘, ,sanpress‘ und ,profipress‘ geeignet.

Die Preßkraft und somit die Systemsicherheit der Verbindung ist durch ein Überströmventil gewährleistet. Es schaltet ab, wenn der Soll-Druck erreicht ist. Der einmal begonnene Preßvorgang muß zu Ende geführt werden, um das Preßwerkzeug von der Verbindung zu lösen.

Bild 2: Akkubetriebenes Preßwerkzeug.

Betrieb und Wartung

Bei den Viega-Preßmaschinen handelt es sich um elektrohydraulische Geräte, die einen fest eingestellten Druck aufbringen. Die Zuverlässigkeit der Preßmaschine ist davon abhängig, daß das hydraulische System dicht ist und keine Ölverluste auftreten. Wie alle elektrischen Maschinen und Werkzeuge unterliegen auch die Preßmaschinen einem natürlichen Verschleiß.

Um dem Installateur die Sicherheit eines definierten Drucks zu gewährleisten, wird empfohlen, die Werkzeuge einmal im Jahr warten zu lassen. Bei einer solchen Wartungsinspektion werden die Verschleißteile und Druckventile des Hydrauliksystems überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Das Hydrauliköl wird gewechselt und alle anderen Funktionen getestet. Nach einer solchen Inspektion erhält der Installateur ein Prüfprotokoll, das die Druckkraft der Maschine dokumentiert.

Bei dem Akku-Preßwerkzeug wird die Garantiezeit einmalig um ein weiteres Jahr verlängert, sofern die erste Wartung innerhalb der Garantiezeit durchgeführt wird. Gleichzeitig ist in der Wartung die Prüfung und Reinigung der Wechselpreßgesenke enthalten.

Wartung der Preßbacken

Auch die Preßbacken und die Preßbackeneinsätze sollten gelegentlich kontrolliert und gewartet werden. Diese Wartung kann der Installateur selbst durchführen. Hierbei sollte kontrolliert werden, ob die Sickenkontur der Preßbacke absolut glatt und blank ist. Möglicher Abrieb von Kupfer oder Rotguß, der sich in der Preßgeometrie der Backen festgesetzt haben kann, muß entfernt werden. Für das Auspolieren der Preßgeometrie eignet sich besonders gut ein Reinigungsvlies oder feine Stahlwolle. Anschließend sollte die Preßgeometrie leicht eingeölt werden.

Auch die Gelenke der Preßbacken sollten regelmäßig eingeölt werden. Dabei empfiehlt es sich, die gesamte Backe mit einem geölten Lappen abzureiben um Rostansätze zu verhindern und zu beseitigen. Solche Pflegemaßnahmen der Backen tragen mit dazu bei, daß die Rohrverbindungen einwandfrei und zuverlässig sind und daß die Lebensdauer der Werkzeuge sich verlängert.


B i l d e r :   Viega, Franz Viegener II, Attendorn


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