IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14-15/1996, Seite 29 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Brandenburg


Trinkwasser - ein kostbares Gut

Unter diesem Motto hatten der Fachverband SHK Land Brandenburg und die Schulungsgemeinschaft Technische Regeln für Wasserinstallationen (TRWI) gemeinsam am 4. Juni in das Internationale Bildungs-Cetrum am Bogensee eingeladen. Mit ca. 200 Teilnehmern, die sich aus SHK-Handwerkern der Region Berlin-Brandenburg und Mitarbeitern der Berliner und Brandenburger Wasserversorgungsunternehmen zusammensetzten, erweckte die Wasserfachtagung ein lebhaftes Interesse.

Landesinnungsmeister Wilfried Frohberg verwies in seiner Eröffnungsrede darauf, daß angesichts der sich häufenden Korrosionsschäden in einigen Wasserversorgungsgebieten des Landes Brandenburg, die Anforderungen an die Qualität und die Versorgungssicherheit des Trinkwassers sowie die Verwendung und Einsatzgrenzen von Rohrwerkstoffen, im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Des weiteren plädierte er dafür, mit mehr Nachdruck auf die Bedeutung von Mittelstand und Handwerk für die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin und Brandenburg hinzuweisen.

Der Vorsitzende der Schulungsgemeinschaft TRWI, Charles Bittrich, betonte, daß bisher rund 3000 Installateurmeister, Ingenieure, Architekten und Mitarbeiter der öffentlichen Bauverwaltung an Kursen, Seminaren und Vorträgen zur Trinkwasserinstallation teilgenommen haben. Er wertete die gemeinsame Veranstaltung als Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen dem Fachverband SHK Land Brandenburg und der Innung SHK Berlin.

Wasseranalyse hilfreich

Prof. Dr. Andreas Grohmann vom Berliner Institut für Boden-, Wasser- und Lufthygienie bemerkte in seinem Referat "Wasseranalyse als Notwendigkeit für Aussagen zum Korrosionsverhalten metallischer Werkstoffe", daß der Installateur dazu verpflichtet ist, Werkstoffe auszuwählen und zu verwenden, die dem Wasser im Versorgungsgebiet angepaßt sind. Er sprach bei der zeitgemäßen Auswahl der wichtigsten Parameter aus der Wasseranalyse von drei Kategorien.

In der 1. Kategorie wird der Versuch gemacht, mit einigen wenigen Hinweisen auf den Wassertypus (den Härtebereich und dem pH-Wert) grobe Anhaltspunkte über das Korrosionsverhalten des Wassers zu erhalten.

In zwei übersichtlichen Diagrammen, die den pH-Wert über dem Härtebereich des Wassers darstellen, wird deutlich, daß bei einem pH-Wert zwischen 7,8 und 8,5 mit einer geringen korrosiven Einwirkung des Wassers auf den Werkstoff zu rechnen ist. Die Gefährdung beginne unter 6,5.

Rechtsvorschriften

Nach Aussagen von Dr. Lothar Bohm von der Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG in Cottbus, nimmt die Anzahl von Bürgerbeschwerden über korrosionsbedingte Beeinträchtigungen des Trinkwassers nach Einbau neuer Trinkwasseranlagen in Gebäuden und deren mehrjährigen Betrieb im Land Brandenburg zu.

Er gab in seinem Vortrag über Erfahrungen mit der Bereitstellung von und dem Umgang mit Wasseranalysen für die Werkstoffauswahl gemäß DIN 50930 bei Trinkwasserinstallationen, einen Überblick über die zu berücksichtigenden Rechtsvorschriften und technischen Regeln zur Materialauswahl für die Trinkwasseranlagen.

Abfragen nach DIN 1988 und DIN 50930 werden durch Planer von Trinkwasserinstallationen an die Wasserversorgungsunternehmen relativ selten gestellt. Oft ist aus der Art der Abfrage ersichtlich, daß nur lückenhafte Kenntnisse der Rechtsvorschriften und technischen Regeln bestehen. Dieser Sachstand trifft in Brandenburg ebenfalls insbesondere für eine Reihe kleiner Wasserversorgungsunternehmen zu.

Zugleich verwies Dr. Bohm darauf, daß fundierte wasserspezifische Erfahrungen zur Nichteignung bestimmter Werkstoffe in Brandenburg bisher nur in Ausnahmefällen vorliegen.

Legionellen

In seinem Beitrag "Technische Maßnahmen zur Vermeidung des Legionellenwachstums" beschrieb Franz Josef Heinrichs, Referent Sanitärtechnik des ZVSHK, die wichtigsten Anforderungen, die bei der Planung, Installation und Sanierung zur Verminderung des Legionellenwachstums, zu beachten sind.

Mit dem DVGW-Arbeitsblatt W 551 ist im März 1993 eine technische Regel veröffentlicht worden, die dazu beitragen soll, eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch Legionellen in Trinkwassersystemen zu vermindern. In einem weiteren in Vorbereitung befindlichen DVGW-Arbeitsblatt werden Sofortmaßnahmen und Sanierungsmöglichkeiten von mit Legionellen kontamenierten Systemen aufgezeigt.

Nach allgemeinen Informationen ging Heinrichs auf die Anforderungen an Planung und Errichtung von Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen ein. Als Ziel gilt, am Austritt des Trinkwassererwärmers eine Warmwassertemperatur von 60°C einzuhalten und die Zirkulationswassertemperatur beim Eintritt in den Trinkwasserwärmer von 55°C nicht zu unterschreiten. Aufgrund der Erkenntnisse aus mehreren Forschungsvorhaben resultiert die Schlußfolgerung, daß in Warmwassersystemen mit kleinen Wasserinhalten im Trinkwassererwärmer, und in den Rohrleitungen, die nur gering besiedelbare Oberflächen haben, das Vermehrungspotential für Legionellen gering ist. Aus diesem Grund wurde festgelegt, daß bei "Dezentralen Durchfluß-Trinkwassererwärmern" mit einem Wasserinhalt kleiner 3 l, keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind, wenn als weiteres Kriterium das nachgeschaltete Leitungsnetz ein Wasservolumen kleiner 3 l aufweist.

Ebenso sind in Kleinanlagen, d.h. alle Ein- und Zweifamilienhäuser (ohne Inhaltsbegrenzung des Trinkwassererwärmers) sowie Anlagen mit Trinkwassererwärmern mit einen Inhalt kleiner 400 l und einem Inhalt kleiner 3 l in jeder nachgestalteten Rohrleitung zwischen Trinkwassererwärmer und Entnahmestelle, keine weiteren Maßnahmen erforderlich.

Bei Sanierungsmaßnahmen unterscheidet man betriebstechnische und verfahrenstechnische Maßnahmen, die gegebenenfalls mehrfach durchgeführt werden müssen. Neben der thermischen kann eine chemische Desinfektion oder eine UV-Bestrahlung durchgeführt werden.

Dichtheitsprüfung für Grundleitungen

Peter Grunwald, Mitglied im Normenausschuß DIN 1986, ging in seinem Referat "Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke nach DIN 1986", insbesondere auf die Dichtheitsprüfung von Grundleitungen, das Mindestgefälle und die Rückstausicherungen ein.

Abwasser aus undichten, erdverlegten Leitungen (Grundleitungen) der Haus- und Grundstücksentwässerung kann versickern und ins Grundwasser gelangen. Um eine dichte Grundleitung zu gewährleisten ist bei neu verlegten Grundleitungen und bei Umbauten nach DIN 1986 Teil 1 Ausgabe 1988 eine Dichtheitsprüfung vorzunehmen. Eine ordnungsgemäß durchgeführte Druckprobe ist ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung gewinnbarer Grundwasserreserven. So gesehen ist der finanzielle Aufwand hierfür gut angelegt.

Zusammenarbeit

Zum Abschluß der Wasserfachtagung wurden die Erfahrungen in der Arbeit mit den Installateurverzeichnissen der Wasserversorgungsunternehmen gemäß AVBWasserV vermittelt. Dazu machten die Berliner Wasserbetriebe, die Stadtwerke Neuruppin, die Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG und der Trinkwasser- und Abwasserverband Oderbruch-Barnim einige Ausführungen.

Die Zusammenarbeit mit den Installateurbetrieben wurde einheitlich als gut bezeichnet. Als Kritikpunkte wurden beispielsweise die teilweise ungenügende Kundenberatung, unzureichende Kenntnis des Regelwerkes und die von der Vorgabe abweichende Ausführung von Aufträgen genannt.

Angesichts des zunehmenden Einsatzes ausländischer und des Konkurses einheimischer Firmen, fehlt den Wasserversorgungsunternehmen teilweise die Übersicht über das Installationsgeschehen im Versorgungsgebiet.

Die Tagung wurde von einer Fachausstellung von namhaften Herstellern der Sanitärbranche und der Kraftfahrzeugindustrie sowie einem angeregten Meinungsaustausch über die ganze Breite des Themenangebotes begleitet.


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