IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/1996, Seite 37 ff.


AUSSTELLUNGEN


Das Klempnerhandwerk und seine Zulieferer

Dach + Wand ’96 in Köln

Hartmut L. Plawer, Architekt

Mit 85000 mē Bruttoausstellungsfläche und 605 Ausstellern aus 21 Ländern war die zum fünften Mal in Köln stattfindende Fachmesse "Dach + Wand" wieder sehr erfolgreich. Ca. 55.000 Besucher aus 26 Ländern kamen an den vier Messetagen (15. - 18. Mai ’96) und fanden in acht Ausstellungshallen sowie auf dem großflächigen Freigelände einen kompletten Überblick der aktuellen Technik für Dächer und Fassaden.

Klempner-Prominenz in Halle 4: Jürg Schoop, Präsident Kommission Spengler des SSIV aus dem schweizerischen Baden mit Ehefrau (Mitte), flankiert von Dipl.-Ing. Kunibert Breuer, ZVSHK und Dipl.-Ing. Architekt Herbert Mock, von Rheinzink (Schweiz) AG.

Ein beachtlicher Anteil des umfassenden Messeprogramms war auch der modernen Bauklempnerei gewidmet: Alle gängigen Baumetalle, der Fertigteil- und Zubehörbereich, Maschinen- und Werkzeuganbieter, Berufs- und Handelsorganisationen sowie Fachverlage waren präsent.

Unser Bericht informiert Bauklempner und interessierte Fachleute unter den IKZ-HAUSTECHNIK-Lesern, die selber nicht nach Köln kommen konnten. Er bietet einen Querschnitt des Messegeschehens für den Bereich Klempnertechnik, mit sehenswerten Beispielen von Metallbedachungen und -fassaden, Werkzeugen, Maschinen und Werkstoffen.

Dieses Modell des im Bau befindlichen Deutschen Klempnermuseums zeigte das zukünftige Gebäude mit unterschiedlichen Metalldachformen, wie es zur Zeit in Karlstadt am Main entsteht.

Wesentlicher Aspekt handwerklicher Gewerbeförderung

Wolfgang Clement, Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, brachte es in seinem Grußwort zur Messe auf den Punkt: "Mit der internationalen Fachausstellung Dach + Wand ’96 und dem gleichzeitig stattfindenden Zentralverbandstag wird die Kölner Messe- und Kongreßszene um ein Ereignis ganz besonderer Art bereichert." Der Minister fügte in seinen weiteren Ausführungen hinzu: "Vor diesem Hintergrund gewinnen der nur auf Messen und Kongressen mögliche, intensive Erfahrungs- und Informationsaustausch und die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen einen noch höheren Stellenwert. Das ist aus meiner Sicht zu einem wesentlichen Aspekt handwerklicher Gewerbeförderung geworden."

Neue Wege in metallischen Fassadensystemen beschreitet Rheinzink mit Well-, Trapez-, Steckfalz- und Stülp-Profilen. Dipl.-Ing Günter Weilguni (rechts), Abteilungsleiter AT und Marketing Services ist, ebenso wie Dipl.-Ing. Knobel, überzeugt von den neuen Systemen, die ihre Bewährungsprobe an verschiedenen Gebäuden bereits bestanden haben.

Exakter und treffender läßt sich der vitale Charakter dieser jährlich stattfindenden Fachveranstaltung und die progressive Stimmung - die auch in der Domstadt von der "Dach + Wand" ausging - kaum darstellen.

Moderne Klempnertechnik wichtiger Bestandteil des Messeprogramms

Aufgrund ihrer wechselnden Standorte und der aktuellen Thematik zeichnet sich diese internationale Fachmesse durch eine immer noch wachsende Eigendynamik aus, deren Kraft sich auch das Bauklempnerhandwerk von Jahr zu Jahr weniger entziehen kann. Dies wird belegt durch die große Anzahl der fachspezifischen Aussteller und die zahlreich vertretene Klempnerprominenz aus Handwerk, Verbänden und Industrie.

Rainer Heuberger (links), Dipl.-Ing. und Fachlehrer an der Heinrich-Meidinger- Schule in Karlsruhe im Gespräch mit Dipl.-Ing. Klaus Ziegenbein, Geschäftsführer der Bleiberatung e.V., Düsseldorf.

Auch Norbert Burger, Oberbürgermeister der Stadt Köln, zeigte Kennerschaft in der Metalldachszene. In seinem persönlichen Grußwort verwies er ausdrücklich auf die metallgedeckten Dächer des Domes und des Museums Ludwig.

Wieviel mehr noch die Bereiche Metallbedachung und -fassade, und damit die moderne Klempnertechnik, auf seiten der Veranstalter an Wertschätzung und Bedeutung genießen, zeigt auch die Tatsache, daß eigens am Nachmittag des Eröffnungstages eine mehrstündige, öffentliche fachtechnische Vortragsveranstaltung zum Thema "Gestalten mit Metallen an Dach und Wand" stattfand.

Anschauungsmodelle in natürlicher Größe fanden auch auf der Dach + Wand immer ihr Publikum. Auf dem Stand der Bleiberatung wurden traditionelle Techniken der Bleibedachung gezeigt.

Für die einzelnen Programmpunkte war es gelungen, namhafte Referenten aus dem Handwerk, von der Planungsseite und aus der Industrie zu gewinnen. Sie zeigten im Verlauf ihrer Vorträge, gesondert für die Werkstoffe Aluminium, Titanzink und Kupfer ausgesuchte Praxisbeispiele und vermittelten ausführungstechnisch und planerisch relevante Details. Die Leitung dieser erfolgreichen Veranstaltung hatte ZVDH-Präsident Manfred Schröder.

Baumetalle von A bis Z: Die "Zugpferde" der Branche

Der deutliche Trend und das anhaltend große Interesse für Metallbedachungen und -außenwandbekleidungen ließen sich unschwer aus der vielfachen Messebeteiligung der einzelnen Herstellwerke, der Halbzeug- und Fertigteilhersteller und der Anbieter von Spezial- und Zubehörteilen ablesen. Alle bedeutenden Werkstoffe, von Aluminium bis Zink, waren - zum Teil in großer Anzahl - vertreten.

Auch für die Liebhaber von Kupfer gab es viele Exponate. MKM aus Hettstedt hatte als fachlichen Blickfang diese gefalzte Turmspitze wirkungsvoll positioniert.

Neben den Grundformen, das heißt den jeweiligen Basisausführungen, wurden (mit zunehmender Tendenz) oberflächenveredelte Lieferformen gezeigt. Die Spannweite reichte von farbigen Beschichtungen und metallischen Überzügen bis zu chemisch oder anodisch erzeugten, dekorativen oder schützenden Oberflächen. Die Bezeichnungen variierten von "vorbewittert" bis "patiniert" oder nennen einfach das zusätzlich verwendete Element, je nach Material und Hersteller.

Breiten Raum nahm auch die Präsentation profilierter und umgeformter metallischer Bauelemente ein. Alle Profilvariationen konnten in ebenen und gerundeten Lieferformen, als Verbundteile und in den gängigen Falzverbindungen betrachtet werden.

Ornamentspenglerei und besonders die originalgetreue Nachbildung historischer Zierteile gehören zu den Stärken des Hauses Kaufmann in Ulm. Harald Szimeth, Fertigungs- und Vertriebsleiter für Bauornamente bei Kaufmann, diskutiert mit Gürtlermeister Gaston Gödicke über ein Detail.

Modelle und Anwendungsbeispiele in großer Vielfalt

Was überzeugt mehr, als ein professionell gefertigtes Anschauungsmodell, ein lebensgroßes Fallbeispiel? Sei es nun in Form eines Kuppeldaches oder einer perfekt inszenierten Dachgaube, eines 1:1 - Fassadensegmentes oder eines schwungvoll gelösten Vordaches: Auf der diesjährigen "Dach + Wand" hatten viele engagierte Aussteller weder mit Arbeit und Mühe noch mit Zeit und Ideen gegeizt; alle nur denkbaren Lösungsansätze waren zu finden. Bis hin zu kompletten Gebäudehüllen, absolut regelkonform in Klempnertechnik ausgeführt.

Darüber hinaus waren Detaillösungen angesagt. Traufen, Firste und Grate im Falz- und Leistendach, innenliegende Dachrinnen, Gliederbögen, Wassersammelkästen, Dehnungsausgleicher, Lüftungsvorrichtungen und eine Reihe weiterer klempnertechnischer Einzelheiten. Aber auch die vom Klempnerhandwerk im alltäglichen Einsatz benötigten, genormten Fertigteile, zum Beispiel für die Dachentwässerung, waren in den gängigen Werkstoffen vertreten. Hinzu kamen Bauformen in farbiger Ausführung, wie sie zum Teil in der modernen Architektur gefragt sind. Letztlich gab es Vorschläge zur Ableitung von Leckagenässe unterhalb von Metalldeckungen, die unter ungünstigen Begleitumständen auftreten kann.

Die "Lebende Werkstatt" auf dem Stand von Rheinzink: Junge Klempner beim Vorbereiten von Arbeitsproben. Verschiedene fertiggestellte Modelle zeigten, daß beide ihr Handwerk verstehen.

Werkzeuge und Maschinen im Zeichen des Fortschritts

Nahezu auf jeder Fachmesse des Handwerks werden verschiedene Werkzeuge und Maschinen sowie entsprechende Neuheiten und Weiterentwicklungen vorgestellt. Die diesjährige Dach + Wand in Köln folgte mit fast allen bekannten Herstellern diesem Trend.

Bemerkenswerte Exponate sahen wir an verschiedenen Stellen, insbesondere in den Hallen 1, 4 und 6. Weiterentwicklungen waren auf vielen Gebieten zu beobachten. Sie betrafen sowohl die größeren maschinellen Hilfsmittel und deren immer wieder verfeinerte Steuerung als auch traditionelle Werkzeuge für die Blechbearbeitung.

Auch zarte Frauenhände kommen mit der modernen Klempnertechnik klar: Heike Geisel vom Hause Schlebach führt die Funktionsweise des Ausklinksystems EHA für vorprofilierte Scharen vor.

Zu den besonders vom Handwerk begrüßten Neuerungen zählten zum Beispiel eine CNC-gesteuerte Schwenkbiegemaschine mit Bildprogrammen, die Biegeprofile grafisch anzeigt, weiter perfektionierte Profilier-Automaten, Abcoil- und Ausklinkvorrichtungen sowie mobile Maschinenkombinationen für den fortschrittlichen Baustelleneinsatz. Weitere Neuheiten oder Verbesserungen betrafen Werkzeuge zum Trennen, Fügen und Befestigen, worauf aber im Rahmen dieses Berichtes nicht ausführlicher eingegangen werden kann.

Objekte des Denkmalschutzes und Nachbildungen historischer Bauornamente

Als Kontrastprogramm zum Fortschritt in der modernen Klempnertechnik fanden wir auf verschiedenen Ausstellungsständen meisterlich angefertigte Ornament- und Zierteilnachbildungen. Die schönen Stücke wurden im Zuge von Altbau- und Restaurierungsarbeiten auf Bestellung und größtenteils nach alten Vorbildern gefertigt.

Dieses Musterdach, ausgeführt in verschiedenen Falztechniken und mit Titanzink in walzblanker und vorbewitterter Oberfläche, zeigte Altenberg Zink.

Nur der erfahrene Fachmann darauf spezialisierter Betriebe ist in der Lage, den zu erwartenden Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand zu kalkulieren. Dem Messebesucher bleibt die Freude am Betrachten oder die Anregung, sich bei nächster Gelegenheit (vielleicht mit der Hilfe eines Fachmannes) an einer Ausschreibung über Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten im Bereich der Ornamentklempnerei zu beteiligen. Bekanntlich leisten auch die Werkstoffhersteller dabei kompetente Hilfestellung.

Demonstration handwerklichen Könnens in der "Lebenden Werkstatt"

An manchen Ständen konnte der Besucher typische Arbeitsgeräusche - zum Beispiel lautes Klopfen auf Blech - vernehmen. Beim Herankommen sah er dann meist jüngere Handwerker, die das Modell eines Schornsteinkopfes oder einer kleinen Dachgaube nach allen Regeln der Klempnerkunst mit einer Wetterhaut aus Blech bekleideten.

Ideen muß man haben, sagten sich die Standgestalter der Prefa GmbH und schufen diesen farbig-fröhlichen Spenglerdrachen. Nicole Angler, Tochter von Geschäftsführer Reinhard Angler, stellte sich dem Rauch ausstoßenden, blechernen Untier unerschrocken entgegen. Manchem Messebesucher werden auf diese Weise die hier präsentierten Produkte besonders gut in Erinnerung bleiben.

Fast immer waren derartige Vorführungen umlagert von Fachleuten und interessierten Laien, von denen manche mit anerkennenden Worten oder Verbesserungsvorschlägen reagierten. Offensichtlich galten die Sympathien der Zuschauer den angehenden Klempnergesellen, die sich auf die Arbeit an einer Quetschfalte konzentrierten oder mit den Tücken eines doppelten Querfalzes auseinandersetzten. Auch im Bereich der Werkzeug- und Maschinenvorführung fand sich immer ein interessiertes Publikum, welches die Demonstration des neuen (oder verbesserten) Gerätes verfolgte.

Schlußbetrachtung

Nach Beendigung des Messerundganges und Sichtung der Notizen und gezielt mitgenommener technischer Informationen bestätigt sich, daß diese Fachmesse ganz besonders auch für Bauklempner (Spengler, Blechner und Flaschner) eine lohnende Angelegenheit ist. Insbesondere den an der Metallverarbeitung interessierten Handwerkern und Planern bietet die "Dach + Wand" einmal jährlich eine konzentrierte Leistungsschau.

Neudeutsch formuliert ist sie das unabdingbare Up-date für Fachwissen, Marktkenntnisse und klempnertechnisches Know-how. Also, - sehen wir uns im Mai 1997 in Bremen?


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