IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1996, Seite 84 f.


REPORT


Absatz von Flüssiggas stabil

Große Unterschiede zwischen Ost und West

Die Flüssiggas-Wirtschaft konnte im Jahr 1995 ihre Stellung auf dem Wärmemarkt behaupten. Die im Deutschen Verband Flüssiggas e.V. (DVFG) zusammengeschlossenen 82 mittelständischen Versorgungsunternehmen erzielten insgesamt einen Umsatz von 1,9 Milliarden DM. Der Inlandsabsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent auf 1,802 Millionen Tonnen. Damit bewegt sich der Flüssiggasabsatz im Rahmen der allgemeinen Entwicklung des Primärenergieverbrauchs.

Deutliche Unterschiede in der Absatzentwicklung zeigten sich allerdings zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Während der DVFG in Westdeutschland eine Steigerung um 1,8 Prozent registrierte, gab es im Osten ein Minus von 0,3 Prozent. Der Absatzzuwachs im Westen wurde vor allem durch erhöhten privaten Energieverbrauch ausgelöst, während der industrielle Verbrauch leicht zurückging. Umgekehrt die Entwicklung im Osten: Hier gab es ein deutliches Plus in den Marktsegmenten Industrie und Treibgas/Autogas.

Geplante Rechtsverordnungen gefährden Arbeitsplätze

Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Wolfgang Fritsch-Albert, bedauert, daß die Verwirrung um geplante praxisfremde Abstandsregelungen bei Flüssiggaslägern und -anlagen auch im vergangenen Jahr anhielt. Die Absicht, für Flüssiggasanlagen ab drei Tonnen Kapazität die bisherigen Abstandsforderungen von bis zu 60 m deutlich zu verschärfen, gefährde die Existenz der gesamten Branche. Mit solch einer Regelung entstünde ein Flächenbedarf für Versorgungsunternehmen und Anlagenbetreiber, der in den vorhandenen Gewerbe- und Industriegebieten überhaupt nicht gedeckt werden könne.

Aufgrund der Senkung des Steuersatzes ist der Liter-Preis für Flüssiggas auf etwa 80 Pfennig gefallen, daher sieht der Verband gute Chancen beim Einsatz von Flüssiggas.

Der DVFG verweist ausdrücklich auf die bestehenden deutschen Sicherheitsstandards, die in Europa zu den höchsten gehören. Die Versorgungsunternehmen wehren sich deshalb gegen unterschiedliche Initiativen einzelner Bundesländer, die zur Verunsicherung bei Beschäftigten und Verbrauchern führen. "In Sorge um die Zukunft der deutschen Flüssiggas-Wirtschaft begrüßt der DVFG ausdrücklich bundeseinheitliche Regelungen für die Genehmigung von Flüssiggasanlagen", so Wolfgang Fritsch-Albert. "Diese sollten eindeutig, wissenschaftlich-technisch zu begründen und nicht willkürlich interpretierbar sein."

Flüssiggas gilt als besonders schadstoffarme und deshalb umweltschonende Energie. Eine politisch verordnete Vernichtung zahlreicher Arbeitsplätze in dieser Branche würde deshalb ein gefährliches Signal in die falsche Richtung setzen. Die Fragwürdigkeit der geplanten Initiativen zeigt sich für den Verband besonders deutlich angesichts einer gegenläufigen Entscheidung zum Thema Autogas, die gerade der Umweltverträglichkeit dieser Energie Rechnung trägt.

Neue Chancen für Autogas

Im letzten Herbst wurde der Steuersatz für Flüssiggas als Kraftstoff um rund 60 Prozent gesenkt. Dadurch konnte der Abgabepreis an den etwa 70 noch vorhandenen deutschen Flüssiggastankstellen von etwa einer Mark auf ca. 80 Pfennig pro Liter gesenkt werden. Der DVFG erhofft sich von dieser Maßnahme eine Neubelebung des Marktsegments Autogas, dessen Volumen seit Anfang der 80er Jahre ständig zurückgegangen war. Besonders bei Flotten-Fahrzeugen (z.B. kommunale Nutzfahrzeuge, Omnibusse, Taxen, Servicefahrzeuge) sieht der Verband Chancen für den Einsatz von Flüssiggas.

Wolfgang Fritsch-Albert, Vorsitzender des Vorstandes des DVFG.

In Deutschland wird zur Zeit von 16 Raffinerien Flüssiggas hergestellt. Sie produzierten 1995 rund 3 Millionen Tonnen, weitere 964000 Tonnen wurden importiert - überwiegend aus dem Nordseeraum sowie aus den traditionellen Ölförderländern. Zur Sicherstellung der Versorgung wurde in den letzten Jahren eine beachtliche Import-Infrastruktur geschaffen.

Die 120 regionalen Läger mit jeweils mehr als 30 Tonnen Lagerkapazität werden von etwa 1100 Bahnkesselwagen beliefert. Von dort stellen ca. 800 Straßentankwagen und 500 Lastkraftwagen für den Flaschentransport die Versorgung der über 400.000 Tankgasverbraucher und 30.000 Flaschengasvertriebsstellen sicher. Insgesamt nutzen rund 3,5 Millionen Verbraucher in Deutschland jährlich die Energie Flüssiggas in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, in privaten Haushalten und im Freizeitbereich.


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