IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/1996, Seite 82


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Mit neuen Partnern in die Zukunft

Düsseldorfer Nahwärmegesellschaft kooperiert mit Sanitär- und Heizungsbaufachbetrieben

Die Nahwärme Düsseldorf GmbH, eine Gesellschaft der Stadtwerke Düsseldorf und der Ruhrkohle, hat mit der Innovativen Haustechnik Düsseldorf e.V. - ein Zusammenschluß von etwa 50 Handwerksbetrieben der Sanitär- und Heizungstechnik im Düsseldorfer Raum - seit Anfang dieses Jahres einen neuen Gesellschafter. Damit ist es der Nahwärmegesellschaft gelungen, eine wohl einmalige Kooperation auf kommunaler Ebene zwischen Handwerk, einem öffentlichen Energieversorger und einem überregionalen Wärmeversorgungsunternehmen zu praktizieren, so Dr. Dieter Oesterwind, Geschäftsführer der Stadtwerke Düsseldorf AG, Dipl.-Ing. Hans-Joachim Hering, Obermeister der Innung Düsseldorf und Miro Michalec, Deutsche Kohle-Marketing GmbH, auf der Pressekonferenz am 25. April 1996 in Düsseldorf.

Die Geschäftsanteile der vor ca. 10 Jahren von den Stadtwerken und der Ruhrkohle gegründeten Gesellschaft liegen mit 60% bei den Stadtwerken Düsseldorf AG, mit 30% bei der Innovativen Haustechnik Düsseldorf e.V. und mit 10% bei der Deutschen Kohle-Marketing GmbH aus Dortmund.

Eine 1994 erstellte Heizungszentrale mit einer Heizkesselleistung von 428 kW in Düsseldorf, Witzheldener-Sraße. Bild: Stadtwerke Düsseldorf AG

Durch das Zusammenwirken von technischem Wissen, Energie, Kapital und handwerklicher Leistung will das neue Energie-Dienstleistungsunternehmen die vorhandenen Potentiale des Wärmemarktes im Düsseldorfer Stadtgebiet weiter erschließen. Als Zielgruppen hat man neben der freifinanzierten und öffentlich geförderten Wohnungswirtschaft auch die privaten Mehrfamilienhäuser sowie auch die Bürokomplexe von Handel, Banken, Versicherungen und Verwaltung ins Auge gefaßt. Großes Interesse besteht auch an Anlagen im gewerblichen und industriellen Bereich.

Die Gesellschaft, sie betreibt bereits 14 Anlagen mit einer Wärmeleistung von insgesamt ca. 3,5 Megawatt, will mit dieser neuen Konstellation: Technik, Wissen und sichere Energieversorgung, gleich welcher Art, über Wärmelieferungsverträge die Chance nutzen, zum einen neue Kunden, sprich Hauseigentümer, zu gewinnen und zum anderen vorhandene Kunden bei Sanierungsaufgaben durch den Nahwärme-Komplettservice von allen Aufwendungen, die mit der Wärmelieferung ihrer Gebäude im Zusammenhang stehen, zu entlasten. D.h. die Nahwärmegesellschaft bietet einen Service, der sich über Beratung, Planung, Kauf der Wärmeerzeugeranlage und deren Einbau über Fachbetriebe bis hin zur Instandhaltung und Wartung erstreckt. Selbst die verbrauchsabhängige Kostenabrechnung wird auf direktem Weg mit den Mietern erledigt.

Wie das alles im Einzelnen verwirklicht wird, welche Voraussetzungen für Wärmelieferungen gegeben bzw. eingehalten werden müssen und welche rechtlichen Grundlagen für Wärmelieferungsverträge maßgebend sind, konnte in der Kürze der Pressekonferenz nicht ausführlich behandelt werden. (Bei Interesse kann hierzu Info-Material von der Nahwärme Düsseldorf GmbH, Postfach 101136, 40002 Düsseldorf, angefordert werden.) Die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion hatte jedoch anschließend die Gelegenheit, im Gespräch mit Dr. Dieter Oesterwind und Hans-Joachim Hering einiges zu hinterfragen, was für Sie sicherlich von Interesse ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was ist Wärmelieferung, wie funktioniert sie und warum braucht man sie?

Dr. Oesterwind: Wärmelieferung bedeutet Planung, Bau, Betrieb von Heizzentralen und Lieferung von Wärme und Warmwasser an den Kunden, d.h. Hauseigentümer oder Mieter.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was ist ein Wärmelieferungsvertrag und was beinhaltet er?

Michalec: Im Bereich der Wärmelieferung verfügt die Deutsche Kohle-Marketing GmbH über Know-how für Konzepte bis weit über 1000 kW.

Dr. Oesterwind: Wärmelieferungsverträge regeln die technischen, kaufmännischen und juristischen Grundlagen der Wärme- und Warmwasserlieferungen zwischen Wärmelieferant und Kunden. Er besteht aus einem Vertragstext und einer Preiregelung. Die Vertragslaufzeit beträgt 15 Jahre.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie vereinbaren mit dem Hauseigentümer einen Wärmelieferungsvertrag, auf welchen Grundlagen basiert dieser Vertrag?

Hering: Je nach Vertragspartner werden unterschiedliche Verträge angeboten. Ist der Hausbesitzer direkter Abrechnungsadressat, gibt es für ihn Wärmelieferungsverträge mit und ohne Warmwasserbereitung. Bei Abrechnung direkt mit dem Mieter wird mit diesem der Wärmelieferungsvertrag abgeschlossen sowie mit dem Hauseigentümer ein Rahmenvertrag zur Wärmelieferung. Alle Verträge basieren grundsätzlich auf der Verordnung über Allgemeine Bestimmungen für die Versorgung mit Fernwärme, kurz AVB Fernwärme V genannt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Vorteile bringen diese Verträge der Nahwärmegesellschaft und welche Vorteile hat der Kunde?

Dr. Oesterwind: Die Wärmelieferung auf Vertrag ist für viele Hauseigentümer unbekannt. Hier ist noch viel Pionierarbeit zu leisten. Aber wir sind sicher, daß uns das gelingt.

Hering: Der Vorteil für die Nahwärmegesellschaft liegt in der Eröffnung eines neuen Marktsegmentes. Vom Eigentümer nicht selbst genutzte Heizungsanlagen wurden in der Vergangenheit erst nach Totaldefekt erneuert. Hier ermöglicht sich der Einsatz moderner, wirtschaftlicher Anlagen, die den Nutzer kaum stärker zur Kasse bitten und der Nahwärmegesellschaft einen akzeptablen Verdienst ermöglichen. Für den Kunden liegen die Vorteile im wesentlichen in der Befreiung von finanzieller Bindung sowie von organisatorischen und abrechnungstechnischen Aufgaben durch Übernahme durch den Wärmelieferanten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wem kann man diese Vorteile der Verträge der Nahwärmegesellschaft verkaufen und welche Zielgruppe wollen Sie erreichen?

Dr. Oesterwind: Vorteile sind im wesentlichen die Übernahme der gesamten administrativen Aufgaben durch den Wärmelieferanten. Durch die Übernahme der Investitionen für Heizungsanlagen durch das Energiedienstleistungsunternehmen (EDU) werden neue, modernere und rationelle Energietechnologien gefördert. Finanzielle Spielräume der Mieter oder Eigentümer werden erhöht, indem die gesamte Investition vom Wärmelieferanten übernommen wird.

Zielgruppen sind, wie bereits gesagt, Mieter, Eigentümergemeinschaften, Hauseigentümer und Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Planer, Architekten und Installationsunternehmen.

Hans-Joachim Hering: In unserem Bestreben, Anlagen optimal zu erstellen und zu betreiben, hat der Umweltgedanke Priorität.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo sehen Sie noch Schwierigkeiten bei der Wärmelieferung?

Dr. Oesterwind: Schwierigkeiten bestehen nicht mehr. Es handelt sich um ein technisch und wirtschaftlich ausgereiftes Konzept. Unsere Erfolge beweisen es.

IKZ-HAUSTECHNIK: Will man Wärmelieferungsverträge abschließen, braucht man a) einen professionellen Akquisiteur mit fundiertem Wissen im Bereich der Vertragsgestaltung und Wirtschaftlichkeit und b) Heizungsbetriebe, die über ein gewisses Know-how und geschultes Personal verfügen, um die Vertragsarbeiten übernehmen zu können. Wie kompensieren Sie das?

Hering: Für alle für die Gesellschaft handelnden Personen und Fachbetriebe werden mehrtägige Lehrgänge vorgeschrieben und durchgeführt. Hier werden die Teilnehmer in allen Bereichen von der Akquisition bis zum Notdienst intensiv geschult, wobei das Schulungsprogramm durch unsere Erfahrungen an ausgeführten Anlagen immer wieder überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht wird. In gewissen Abständen müssen sich die Teilnehmer erforderlichen Nachschulungen unterziehen, damit die Erfahrungen auch auf breiter Basis zur Kenntnis genommen werden können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Helmut Gülde-Hötte.


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