IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1996, Seite 118 ff.



Ergonomie im Blickfeld

Monitore im täglichen Gebrauch

Das Auge ist in erster Linie bestrebt geradeaus zu sehen. Dies ist das entspannteste Arbeitsfeld unseres Sehorgans und darauf sollte der Monitor eingestellt sein. Wenn dieser Punkt der Ergonomie eines Bildschirms alles wäre, hätten wir keine Probleme mit der EDV-Arbeit am Monitor eines Computers. Doch die Anforderungen an die Beschaffenheit eines Bildschirmarbeitsplatzes sind wesentlich größer. Farbe, Größe und Auflösung spielen eine wichtige Rolle im Wohlbefinden am Arbeitsplatz "Computer".

So unterschiedlich die Aufgaben in der EDV sind, so unterschiedlich sind auch die Bedingungen, die das Auge für die Arbeit an dem Bildschirm fordert. Auf der einen Seite ist die Zeit, die wir vor dem PC verbringen ein entscheidender Faktor, auf der anderen Seite spielt die Art der Aufgaben, die letztendlich zur Bildschirmauswahl führen sollte, eine nicht unbedeutende Rolle.

Um entscheiden zu können, welcher Bildschirm für welche Zwecke angebracht ist, muß man natürlich über einiges Hintergrundwissen verfügen. Auch in der Bildschirmtechnologie gibt es Standards und auch hier selbstverständlich eine breite Angebotspalette. Noch, wo wir uns über Bildröhren-Monitore unterhalten müssen, weil wir über Standards reden, hält der LCD-Bildschirm Einzug in die EDV-Arbeits- und Unterhaltungswelt.

TXT-LCD’s wie dieses 21"-Display von der Firma Samsung werden eines Tages den konventionellen Röhrenbildschirm ablösen. Diese Technologie hat die Vorzüge der hohen Bildauflösung, geringes Gewicht, schlanke Bauart und der Energieeinsparung.

Bekannt ist der LCD-Bildschirm mit vielen Qualitätsvarianten aus dem Notebookbereich. Monitore dieser Art sind jedoch schon für den PC bis zur 21"-Bildschirmgröße entwickelt und für den Fernseher in der Vorbereitung. Vergleichsweise wiegt ein LCD-Monitor der genannten Größe nur ein Zehntel des Röhrengerätes (3,5 Kilo zu 35 Kilo) und ist nur einige Zentimeter tief. Die Ablösung der aktuellen Bildschirme wird nicht mehr lange dauern. Bis es jedoch zur völligen Marktreife des LCD-Bildschirmes kommt, müssen wir uns mit der Ergonomie der Röhrengeräte auseinandersetzen.

Eigenschaften, die Sie testen sollten

Einige Eigenschaften können aufgrund von Tatsachen bewertet werden, andere lassen sich mit bloßem Auge erkennen. Die wichtigsten Bildschirmeigenschaften und die Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen lassen sich jedoch nur durch Tests ermitteln, oder im Vergleich erkennen. Folgende Punkte sind leicht zu bewerten:

Auflösung

Die Auflösung bezeichnet die Anzahl der horizontalen Bildpunkte so wie die Anzahl der vertikalen Linien der Bildpunkte, die ein Bildschirm darstellen kann. Normalerweise kann man davon ausgehen, daß ein großer Bildschirm eine höhere Auflösung hat. Für die optimale Ausnutzung der Rechnerkapazität sollte die Auflösung der Grafikkarte des Rechners mit der Bildschirmauflösung übereinstimmen.

Die Bildpunkte haben einen bestimmten Durchmesser, der als Punktabstand bezeichnet wird. Eine höhere Auflösung erfordert einen kleinen Punktabstand. Der Punktabstand beträgt normalerweise 0,28 mm. Will man eine höhere Auflösung als die für den Monitor angegebene einstellen, ist der Elektronenstrahl kleiner als der Punktdurchmesser und es entsteht der sogenannte Moiré-Effekt, bekannt als Geisterbild.

Schärfe

Die Schärfe muß gründlich getestet werden. Wählen Sie zunächst den Hintergrund aus, mit dem Sie am liebsten arbeiten, beispielsweise die Farbe "Weiß". Die Auflösung, davon gehen wir aus, ist im Rahmen der Konfiguration richtig eingestellt. Setzen Sie in jede Ecke und in der Mitte des Bildschirmes Zeichen. Vergleichen Sie nun, wie groß der Unterschied zwischen den Zeichen in der Mitte zu denen in den Ecken des Bildschirms ist. Wenn Sie Schwierigkeiten beim Lesen der Zeichen in den Ecken haben, sollten Sie einen anderen Bildschirm wählen.

Konvergenz

Ein Farbbildschirm hat drei Grundfarben: Rot, Grün und Blau, die von der jeweiligen Elektronenkanone von der Rückseite der Röhre gesteuert werden. Durch die Mischung dieser drei Farben lassen sich alle Farben erzeugen.

Der 15"-Bildschirm ist heute Standard. Wer einen PC kauft, der sollte darauf achten, daß er im Angebot enthalten ist (Bild: Nokia).

In der Farbbildröhre hat jede Farbe einen eigenen Punkt, der von der Elektronenkanone bestrahlt wird. Mit Konvergenz ist also gemeint, wie exakt die Elektronenkanone den jeweiligen Farbpunkt trifft. Bei Bildschirmen definiert man die Konvergenz in zwei Bereichen, einmal im Zentrum und zum andern im Bereich außerhalb des Zentrums. Wenn man Konvergenzfehler beheben will, sollte man auf einem schwarzen Hintergrund mit weißem Gitternetz arbeiten. Der Monitor sollte also die Möglichkeit bieten, die Konvergenz horizontal wie vertikal einzustellen. Einen Konvergenzfehler erkennt man daran, daß sich die weißen Linien beispielsweise rötlich verfärben. Eine schlechte Konvergenz verursacht oft mangelnde Bildschärfe.

Flackern

Das Flackern auf einem Bildschirm erlebt jeder Betrachter individuell unterschiedlich. In der Regel verschwindet das Flackern bei ca. 72 Hz Bildfrequenz. Es ist schwierig, das Flackern ganz auszuschließen, jedoch sind mindestens 75 Hz Bildfrequenz bei der eingestellten Auflösung empfehlenswert. Um das Flackern zu testen, stellt man den Bildschirm auf maximale Helligkeit ein und betrachtet den Bildschirm aus den Augenwinkeln, weil das Auge dort besonders empfindlich auf das Flackern reagiert. Testen Sie auch ein Programm mit hellem Hintergrund und stellen Sie fest, wie es sich auf dem Bildschirm verhält.

Bildgeometrie

Unter Bildgeometrie versteht man, wie gerade ein Monitor Kanten abbilden kann. Man empfindet es oft als störend, wenn sich das Bild neigt oder eine verzerrte Oberkante hat. Die Bildgeometrie läßt sich am besten durch das Einstellen der für den jeweiligen Bildschirm höchstmöglichen Auflösung testen. Verwenden Sie dabei ein Bild mit Gitter. Stellen Sie das Bild so ein, daß es sich über den gesamten Monitorbereich erstreckt, und richten Sie die Oberkante gerade aus.

Spiegelungen

Bestimmte Spiegelungen im Bild können mit der richtigen Beleuchtung am Arbeitsplatz und der optimalen Plazierung des Bildschirmes (z.B. vor einer hellgrauen Wand) vermieden werden. Unterschiedliche Bildschirme reflektieren auch unterschiedlich. Besonders deutlich zeigen sich Unterschiede, wenn man ein mattweißes Blatt Papier vor den Bildschirm hält und die Weißintensität vergleicht.

Schriftschnitt und Zeichenformat im Menü

Täglich blättert man in Menüs. Deshalb ist es wichtig, daß die Augen nicht durch zu kleine oder schwer leserliche Texte strapaziert werden. Hier ist anzumerken, daß Schriftschnitt (Schriftgröße) und Zeichenformat in den Menüs je nach Bildschirmgröße variieren.

Wer seinen Augen etwas Gutes gönnen will, sollte sich besser einen 17"-Monitor anschaffen. Sie sind aber auch gleich um einige hundert Mark teurer (Bild: Nokia).

Nach dem internationalen Standard ISO 9241/3 soll die Zeichenhöhe bei einem Leseabstand von 500 mm mindestens 2,8 mm betragen. Die Zeichenhöhe ist abhängig von der sogenannten aktiven Bildfläche des Bildschirms und läßt sich problemlos mit einem Millimetermaß feststellen.

Schwarze Ränder

Falls Sie noch nicht von dem Begriff "Vollbild" gehört haben, werden Sie sicher bei näherer Information über Bildschirme bei Ihrem Händler darauf stoßen. Gemeint ist damit, daß das Bild bis an den Rand der Bildfläche reicht. Also, ohne schwarze Ränder zu zeigen.

Ergonomie

Über die optimale Ergonomie für die Augen am Monitor wird viel diskutiert. Neben den Eigenschaften des Monitors selbst spielt die Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes eine große Rolle. Ebenso wichtig ist die Ergonomie für den Körper. Die Arbeitshaltung sollte nicht dem Bildschirm angepaßt werden, sondern umgekehrt. Prüfen Sie deshalb, ob der Bildschirm einstellbar ist und der Arbeitsplatz genügend individuelle Anpassungsmöglichkeiten bei personellen Wechselbesetzungen bietet.

Kurze Erklärung zu technischen Spezifikationen

Zeilenfrequenz

Damit ist die Geschwindigkeit gemeint, mit der der Elektronenstrahl horizontal über jede Zeile läuft. Höhere Auflösungen erfordern auch eine höhere Zeilenfrequenz. Die Zeilenfrequenz wird in kHz gemessen und reicht normalerweise von 30 kHz bis zu 100 kHz. Eine Faustregel sagt, je kleiner der Bildschirm, desto geringer die Zeilenfrequenz.

Bildfrequenz

Sie ist definiert als die Anzahl der Bildwechsel pro Sekunde. Um die Gefahr des Flackerns auszuschließen, werden heute mindestens 71 Bildwechsel pro Sekunde empfohlen. Die Bildfrequenz wird in Hz gemessen. Besonders wichtig ist eine hohe Bildfrequenz, wenn man auf einem weißen Hintergrund arbeitet.

Bildformat/Auflösung

Mit einem Bildschirm ist es wie mit einem Fernsehapparat. Das Verhältnis zwischen Horizontale und Vertikale beträgt vier zu drei. Dieses Verhältnis gilt auch für die Auflösung des Bildschirmes, z.B. 1024 x 768, was für die Leistungsfähigkeit des Bildschirmes entscheidend ist.

Größe der Bildröhre

Die Bildschirmgröße wird an den Außenmaßen der Bildröhre gemessen, die ihrerseits die Maße der Fixpunkte des Bildschirms bestimmt. Die Größe wird in den Produktbeschreibungen in Zoll angegeben.

Für den Grafikbereich, wie im Handwerk bei CAD-Lösungen, ist es empfehlenswert einen 21"-Bildschirm einzusetzen. Die Planung auf dem Bildschirm erfordert einen hohe Konzentration, der große Monitor entlastet dabei die Augen. Außerdem muß man nicht bei einer größeren Zeichnung ständig Teilbereiche "zoomen" um etwas erkennen zu können.

Tatsächliche Bildgröße

Die tatsächliche Bildgröße ist meist ein bis zwei Zoll kleiner als die Bildröhre. Alle Hersteller nennen jedoch in ihren Produktinformationen nicht die Größe der Bildoberfläche selbst. Üblicherweise wird die tatsächliche Bildfläche in Millimeter, manchmal aber auch in Zoll angegeben.

Punktgröße/Punktabstand

Um eine gute Ergonomie zu erzielen, wird heute eine Punktgröße von höchstens 0,28 mm für Bildschirme mit hoher Auflösung empfohlen. Als Faustregel gilt: Je höher die Auflösung ist, desto kleiner soll die Punktgröße sein, um ein gutes Bild zu bekommen. Bei sehr hohem Auflösungsgrad ist eine Punktgröße von 0,25 bis 0,26 mm zu empfehlen.

Vollbild

Viele Bildschirme haben nach wie vor einen schwarzen Rand um das Bild. Das erweist sich unter dem optisch-ergonomischen Gesichtspunkt als störend. Außerdem ist das Bild um 20 bis 25% kleiner als das Vollbild. Wer den Bildschirm voll nutzen will, sollte darauf achten.

Konvergenzfehler

Damit sind Fehler gemeint, die auftreten, wenn die jeweilige Elektrokanone ihren Phosphorpunkt auf der Bildoberfläche nicht trifft. Konvergenzfehler werden in Millimetern angegeben, die der tatsächliche Punkt vom Idealpunkt abweicht. Gemessen werden Konvergenzfehler vom Zentrum und den Ecken des Bildschirms. Toleriert werden bis zu 0,3 mm in der Bildmitte und bis zu 0,4 mm im übrigen Bereich.

Bildgeometrie

Damit werden die Abweichungen der Seitenkanten angegeben. Solche Fehler können sich auf ein Teilstück oder über eine ganze Seitenkante erstrecken. Ein Geometriefehler wird innerhalb eines Fensters, das gedachte lotrechte Linien decken soll, definiert. Als Toleranz wird 2 mm empfohlen.

Kontrast

Unter Kontrast versteht man, wie sich ein Zeichen von einem schwarzen Hintergrund abhebt. Am schlechtesten heben sich blaue Zeichen von einem schwarzen Hintergrund ab. Bei Qualitätsbildschirmen können Kontraste im Verhältnis von mehr als fünf zu eins entstehen. Die ISO 9241/3 empfiehlt ein Verhältnis von mindestens drei zu eins.

Farbeinstellung

Hier ist der Weißabgleich gemeint, den der Bildschirm wiedergeben kann. Man kann etwas mehr Rot einstellen, um ein wärmeres Bild zu erhalten, mit Blau erzielt man ein kühleres Bild. Die Einstellung läßt sich so anpassen, daß sie mit der Lichtfärbung der Umgebung übereinstimmt. Neonröhren geben meist ein rötliches gefärbtes Licht, Tageslicht eher ein bläuliches. Der Bildschirm sollte sich darauf einstellen lassen.

Bildschirmgröße

Abgesehen von der Geschmacksfrage und dem persönlichen Erleben, läßt sich dazu folgendes anmerken:

Standard ist heute 15", wer seinen Augen etwas Gutes antun will, sollte auf 17" zugreifen. Bei geringer Arbeitszeit am Computer reichen 15" aber vollkommen aus. Wer viel im grafischen Bereich arbeitet, im Handwerk sprechen wir da überwiegend von CAD-Anwendungen, für den geht es ab 19" los und empfohlen wird jedoch ein 21"-Monitor. Hier geht es bei der Entscheidung nicht um die Arbeitszeit am Bildschirm, sondern um die eindeutige Qualität der Wiedergabe von den Zeichen, die entgegen einer Textdarstellung in unterschiedlicher Größe, Form und Farbe leicht erkennbar sein muß, um eine möglichst kontinuierliche hohe Konzentration und Leistung zu gewährleisten. Wer nicht einsehen will, daß unter Umständen ein, den Arbeitsanforderungen, angepaßter Bildschirm auch mehr Kosten beansprucht, sollte wenigstens daran denken, daß ein unkonzentrierter Mitarbeiter unnötig hohe Kosten verursacht.


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