IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1996, Seite 96 ff.



Die Türen öffnen

Schnittstellen, die Kommunikationsbasis in der EDV

In der Hardware sind sie jedem bekannt. Schnittstellen regeln den Verkehr zwischen dem Rechner und der Peripherie, aber auch zu anderen Rechnern. Ein Standard sorgt dafür, daß der Anwender für seine Geräte bereits genügend Schnittstellen zur Verfügung gestellt bekommt, damit er mit dem System arbeiten kann. Anders verhält es sich in der Software. Will der Anwender hier Schnittstellen nutzen, um die Kommunikation von Software zu Software aufzunehmen, so muß er sich oft um Zuständigkeiten bei den unterschiedlichen Softwareentwicklern bemühen. Besonders problematisch wird es für ihn, will man den Datenaustausch mit einem Geschäftspartner pflegen. In den meisten Standardlösungen, wie Textverarbeitungen oder Tabellenprogrammen sind Schnittstellen vorhanden, hier funktioniert das System bereits über das ASCII-Format. Benutzt der Anwender eine professionelle Lösung, wie ein Handwerkerprogramm oder eine Branchensoftware, kann es mit dem Datentransfer zu Problemen kommen. Soll ein EDV-System jedoch effektiv zum Einsatz kommen, müssen immer mehr Schnittstellen geschaffen werden. Nur so wird eines Tages das "papierlose Büro" wirklich funktionieren.

Es gibt eine Unzahl von Beispielen, in der die Schnittstelle eine, für den heutigen Einsatz der EDV, unverzichtbare Rolle spielt. Um das Thema nicht unbedingt bis zum Letzten auszureizen, wollen wir uns auf den Bereich im Betrieb und dem Beispiel der Kommunikation mit dem Partner "Architekt" beschränken.

Nachdem der Computer Einzug in fast alle Arbeitsbereiche des Handwerks gehalten hat, genügt es nicht mehr, den Rechner nur als Insellösung, also nur für einen begrenzten Bereich, einzusetzen. Was zur Folge hat, daß sich Hard- und Software über die Grenzen des einen Arbeitsplatzes hinaus verstehen müssen, an dem der Mitarbeiter gerade arbeitet.

Grundgedanke in der EDV-Anwendung

Zunächst stellen sich in einem modernen Betrieb der SHK-Branche die verschiedensten Arbeitsplätze dar, an denen der Einsatz eines Computers sinnvoll erscheint. Die allgemeinen Büroarbeiten wie die Kalkulation oder die Fakturierung sind schon längst nicht mehr die alleinigen Lösungen, die von einem Rechner in Angriff genommen werden. Vor allen Dingen nicht in einem Handwerksbetrieb, der mit umfangreichen Planungsaufgaben beschäftigt ist.

Größere SHK-Betriebe bereiten Baustellen in der Werkstatt vor. Installationen werden dort bereits von Fachleuten vorbearbeitet. Hier ist der Arbeitsbereich Planung stark gefragt. Entsprechende Programme übernehmen die Zeichnungserstellung, die Mengenermittlung oder die Maschinenbelegung. Größere Betriebe verfügen in der Regel über Läger, die kommissioniert und ständig aktualisiert werden müssen, um nicht in Engpässe zu geraten. Und nicht zuletzt stellt der Außendienst einen Arbeitsplatz dar, der nicht selten aus der Entfernung aktuelle Daten abrufen oder in den Betrieb senden muß. All diese Daten müssen koordiniert werden. Würde jeder für sich mit einem Einplatzsystem arbeiten, das nur mit einem Programm arbeitet, wäre die EDV eine träge und unwirtschaftliche Einrichtung.

Schnittstellen sorgen für den reibungslosen Ablauf in der Verständigung von Systemen. Es ist allerdings noch gar nicht so lange her, daß solche Insellösungen die einzige Möglichkeit in der PC-Welt waren und niemand an Verknüpfungen von EDV-Arbeitsplätzen denken konnte. Erst mit dem Erkennen des Marktes und der erweiterten Aufgabenstellung in mittelständischen Unternehmen durch die EDV schenkte man dem Thema Netzwerk und Mehrplatzsystemen größere Aufmerksamkeit.

Die Frage nach Schnittstellen von Rechner zu Rechner war also ein ursächliches Problem, welches die Entwickler von Netzwerken für den PC-Bereich relativ schnell lösten. Vorbild war das Betriebssystem UNIX, welches das Mehrplatzsystem schon von Beginn seiner Existenz an grundlegend beinhaltete.

Das größere Problem bestand in der Schnittstellenanpassung der Softwarelösungen. Hier ging es nicht mehr um rein technisch zu bewältigende Aufgaben, sondern vorwiegend um marktpolitische Entscheidungen. Schnittstellen anbieten bedeutet sich der Konkurrenz öffnen. Das beste Beispiel für den Handwerker ist die Schnittstelle zu DATANORM, die auf dem Transfer von Herstellerinformationen und Lieferantendaten an den auszuführenden Handwerker basiert.

Transparenz verweigert

DATANORM ist nicht nur der Datentransport vom Großhandel zum Abnehmer, sondern auch von der Industrie zum Handwerk. Dieser verkürzte Weg vom Hersteller zum Handwerk verlängerte die Dauer zur Akzeptanz und erforderte lange Diskussionen.

Herstellerfirmen fertigen Produkte, der Fachhandel vertreibt sie vor Ort und ausführende Firmen verarbeiten diese Materialien. Hersteller von kompletten Anlagenbereichen müssen ihr Know-how direkt an den ausführenden Handwerker weitergeben. Hierdurch entstehen direkte Verbindungen zwischen Hersteller und Handwerk, die den Fachhandel in den Hintergrund treten lassen. Aber es gab noch einen anderen wunden Punkt. Da der Großhandel mit der Führung von herstellergleichen Produkten immer im Vergleich zu seinem Wettbewerb steht, war diese Entwicklung nicht gerade das liebste Kind des Großhandels. Transparenz, die durch die Vergleichbarkeit der Preise entstand, war dem Großhandel über einen langen Zeitraum gar nicht recht.

Ähnlich ist auch das Verhalten bei den Softwareentwicklern gegenüber der Bereitstellung von Schnittstellen, die mit Öffnung ihrer Programme befürchten, dem Wettbewerb einen Einblick in ihre Strukturen zu gewähren um somit Ideenlieferant für andere Softwarehäuser zu werden oder, daß dadurch nur Teilbereiche ihrer Software gekauft werden. Die mühsam aufgebaute Modulstrategie, ihre Software scheibchenweise zu verkaufen, steht damit in Gefahr.

Auch hier hat sich zum Glück ein Wandel ergeben. Es gibt kaum noch Funktionen die der Wettbewerb nicht auch in irgendeiner Form beherrscht.

Das Interesse oder besser gesagt Desinteresse, Schnittstellen von Software zu Software einzurichten, hat in den überwiegenden Fällen geschäftspolitische Hintergründe, die den Anwender in der übergangslosen Ausführung seiner EDV insgesamt blockieren.

EDV organisieren

Wie jeder Anwender steht auch der SHK-Meister vor der elementaren Frage nach dem Ein- oder Mehrplatzsystem. Bei einem Einzelplatz hat der Anwender zunächst beim Kauf darauf zu achten, daß Schnittstellen von seinen bereits eingesetzten Lösungen zu den neu zu erwerbenden möglich sind (Beispiel: technische Programme wie CAD zur Kalkulation). Das ist wichtig, weil die von der AV ermittelten Massen, beispielsweise aus der Stückliste, an die Kalkulation übergeben werden müssen. Das gilt auch dann, wenn diese Vorgänge an einem Einzelplatz und von der gleichen Person vollzogen werden, denn es geht in erster Linie darum, unnötige Erfassungszeiten und Eingabefehler zu verhindern.

Immer mehr drängen Office-Programme auf den Markt, mit denen sich auf vielseitige Art, an Hand der Betriebsdaten, alle erdenklichen Tabellen und Grafiken erzeugen lassen. Der Sinn dieser Datenbearbeitung liegt in der Herstellung der Transparenz verschiedener Betriebsvorgänge eines Unternehmens oder in der Erstellung wirkungsvoller Unternehmenspräsentationen auf dem kürzesten Weg. Hier müssen automatisierte Schnittstellen von den Planungs- und Kalkulationsprogrammen bereitgestellt werden um sinnvoll mit dem Medium "Datentransparenz" arbeiten zu können. Allerdings kann sich der Anwender schon mit der Generierung seiner Daten in das ASCII-Format behelfen und die Daten so beispielsweise an die Tabellenkalkulation übergeben.

Es mangelt in diesem Verfahren lediglich an dem gewohnten Komfort, den wir von der Kommunikation in der EDV erwarten. ASCII ist die Abkürzung für american standard code of information interchange und wandelt, vereinfacht ausgedrückt, individuelle Formate in einen allgemein lesbaren Code um, der wiederum von einem anderen individuellen Format umgewandelt und gelesen werden kann. Dieser Vorgang bedarf in einigen Fällen einen großen Aufwand an Nachbehandlung der übersetzten Daten.

Über die genannten Schnittstellen hinaus gilt für ein Mehrplatzsystem, im PC Netzwerk genannt, eben die der Netzwerkfähigkeit. Die Schnittstelle (Netzwerkkarten und Treibersoftware) von Rechner zu Rechner muß dazugekauft werden und von einem Fachmann installiert werden. Aus der entsprechenden Netzwerkhard- und Software wird definiert, wieviel Arbeitsplätze auf den Zentralrechner zugreifen können. Allerdings ist dieses Thema so komplex, daß es hier nicht ausführlich abgehandelt werden kann.

Für die Anwendersoftware gilt: nicht jede Anwendersoftware ist netzwerkfähig. Die Anwendersoftware für Netzwerke ist so gesichert, daß man Lizenzen je Arbeitsplatz erwerben muß. Bei einem betriebsinternen Arbeitsplatzsystem spricht man von einem "lokalen Netzwerk". Wie sieht aber nun die Verbindung der EDV eines Betriebes zur Außenwelt aus?

Der Weg zum Geschäftspartner

Die Welt der EDV-Kommunikation hört längst nicht mehr an den Türen des Handwerksbetriebes auf. Wo bislang Papierberge über die Post auf den Weg geschickt wurden, öffnet die Datenübermittlung und Telekommunikation schnelle, kürzere und direktere Möglichkeiten. Der noch konventionelle Weg, seine Daten zu einem Geschäftspartner zu transportieren geht zwar immer noch über die Post, aber mit erheblich weniger Aufwand. Übermittlungsträger ist in diesem Fall die 3,5 Zoll-Diskette. Auf ihr können ganze Aktenberge papier-, platz- und portosparend versendet werden.

Verantwortlich für die Einrichtung eines solchen Kommunikationsweges ist aber auch wiederum die Schnittstelle. Die Programme von dem Versender und dem Empfänger müssen entweder die gleichen sein oder sich über eine Schnittstelle verstehen. Betrachten wir den Weg vom Versender, in diesem Falle der Architekt, müssen Ausschreibungen beantwortet werden, Planungen abgestimmt oder Termine fixiert werden.

In den seltensten Fällen benutzen aber beide die gleichen Softwareprogramme. In der Ausschreibung existieren seit über zwanzig Jahren GAEB-Ausschreibungstexte, die nach einer ebenso langen Entwicklung nun auch endlich an Bedeutung im Handwerk gewinnen (GAEB = Gemeinsamer Ausschuß für Elektronik im Bauwesen). Die GAEB-Schnittstelle ist auf dem besten Weg zur umfassenden Akzeptanz im gesamten Baugewerbe, nachdem sich 1993 zahlreiche Softwarehäuser zu einer Einigung zusammengefunden hatten.

Solche und ähnliche Schnittstellen sind notwendig, um eine durchgängige Verständigung in der EDV-Anwendung zu erreichen, wie vom ausführenden Handwerker zum Architekten. Handelt es sich bisher nur um Textdaten, so ist der Austausch von Bauzeichnungen oder grafischen Darstellungen noch weitaus schwieriger. Benutzen die beiden Anwender nicht die gleiche CAD-Software, so ist ein Datenaustausch bislang nur in einer zweidimensionalen Darstellung möglich. Diese wird sinnvollerweise im DXF-Format geschrieben. Nachteil: Die Zeichnung läßt sich zwar vollständig in dem anderen CAD-System abspeichern und ausdrucken, aber nicht mehr weiterbearbeiten.

Bekanntlich stellt ein Architekt eine Gebäudeplanung anders dar, als der SHK-Planer. Also muß hier neu gezeichnet werden. Eine Lösung wird erst eine 3D-Schnittstelle bringen, aus der man jedes Teil entnehmen und nachbearbeiten kann. Jedoch ist diese noch längst nicht in Sicht.

Auf dem Datenhighway

Wer zeitgemäß seine Daten in die Welt hinaussenden will, hat sich bereits auf den Datenhighway begeben, egal ob unter Einsatz eines Modem oder ISDN. Datenfernübertragung (DFÜ) ist der Stand der Dinge, in der es um die schnellste Kommunikation geht. Und wer auf die Überholspur will, wartet auf die Datenfernübertragung per Satelliten.

Schnittstellen per Modem oder ISDN erlauben es bereits mit dem Geschäftspartner vor Ort, der technischen Beratung des Softwarehauses über Bundesländer hinaus oder mit einem beliebigen Partner in Singapur oder Kualalumpur zu kommunizieren. Das Spiel geht so weit, daß man, wenn man will, bis in die hintersten Winkel des Computers des Ansprechpartners gelangt. Vorausgesetzt, der will auch. Soweit Schnittstellen vorhanden sind, geht in dem Datentransfer so ziemlich alles. Und die Geschwindigkeiten auf dem Datenhighway werden immer schneller.

Fassen wir also zusammen:

In der Datenverarbeitung nehmen Schnittstellen zwei grundsätzliche Bereiche mit den gleichen Zielen ein. Die Hard- und Softwareschnittstelle. Beide folgen der Aufgabe, Systeme zu verbinden. Auf der Hardwareseite ist es beispielsweise die Aufgabe, eine Verbindung zwischen dem Rechner zur Peripherie, also dem Drucker, Scanner usw. herzustellen, aber auch von Rechner zu Rechner und von dem Betriebsrechner zur Außenwelt. Für die Verständigung sorgt eine Treibersoftware.

Die reine Softwareschnittstelle hingegen verknüpft verschiedene Programme untereinander. Grundlage einer Schnittstelle ist die festgelegte Regel, wie bei Übergängen zu den verschiedenen Systemen und Bauteilen Unterschiede ausgeglichen werden. Eine Computersprache übernimmt dabei die Übersetzung. Es ist genauso wie mit der menschlichen Sprache, oder verstehen Sie ohne weiteres einen Chinesen, obwohl er das gleiche sagt, was Sie beide meinen?


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