IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1996, Seite 15 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Thyssen "Bäderwelt"

Stellungnahme des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Nordrhein-Westfalen

Der Beschluß der Thyssen-Handelsunion, in Zusammenarbeit mit der Baumarktgruppe "Bauhaus" eine neue Gesellschaft mit dem Namen "Thyssen-Bäderwelt" zu gründen, die als "großflächiger Einzelhandel mit allem rund um das Bad zu tun hat", wird vom Fachverband SHK NRW abgelehnt. Dies hat der Unterzeichner auch in einem persönlichen Gespräch mit Herrn Dr. Noè, Vorstandsmitglied der Thyssen-Handelsunion zum Ausdruck gebracht.

Statt mit dem SHK-Handwerk verstärkt Kooperationsformen zwischen Industrie, Handel und Handwerk zu entwickeln, wird durch das Unternehmen "Bäderwelt" ein Weg beschritten, der im klaren, ordnungspolitischen Gegensatz zur Aufgabenstellung als Fachgroßhandel steht. Der Kunde kann immer nur die nächste Absatzstufe sein. Der Großhandel ist Kunde der Hersteller, das Handwerk ist Kunde der Großhändler und der Endkunde ist Kunde des Handwerkers. Nur wenn sich jede Absatzstufe auf seine Stärken auf der jeweiligen Stufe konzentriert, kann der Vertriebsweg auch in Zukunft funktionieren. Insofern sollte sich jede Marktstufe auf ihre jeweilige Funktionserfüllung beschränken. Das Unternehmen Bäderwelt steht als großräumiges Einzelhandelsunternehmen in seiner Geschäftstätigkeit im klaren Gegensatz zu der Vielzahl handwerklicher Einzelhandelsunternehmen.

Der Hinweis der Thyssen-Gruppe, sog. GFK-Daten (Gesellschaft für Konsumforschung Nürnberg) hätten ergeben, daß der Verbraucher mittel- und langfristig einen enormen Modernisierungsbedarf, insbesondere im Badbereich, sieht, hätten Pate für diese Megahochzeit gestanden, ist wenig hilfreich. Investitionen in Bad und Heizung werden im Markt von den jeweiligen Absatzstufen abgedeckt. Durch das Unternehmen "Bäderwelt" ist ein neues Einzelhandelsschwergewicht entstanden, das erhebliche Marktanteile zu Lasten des SHK-Handwerks abschöpfen wird.

Das im Handwerk viel diskutierte Thema "Baumarkt" wird durch die "Thyssen-Baumarkt-Ehe" zu einer großen Belastung, zumal alle Baumarktstrategen ohnehin das qualitativ hochstehende und damit hochpreisige Produktsegment, das bislang das SHK-Handwerk als seine Bastion ansah, langfristig für sich reklamieren. Zur Erreichung dieses Ziels suchen sich die Baumärkte kompetente Partner aus unserer Branche. Längst sind nicht mehr nur die Hersteller von Markenprodukten gefragt; Kooperationsangebote an Großhandels- und Handwerksunternehmen liegen bereits auf dem Tisch. Pilotprojekte von Baumärkten mit integrierten Fachmärkten auf hohem Niveau mit Angebot der Handwerksleistung laufen bereits.

Der Fachverband SHK NRW sieht diese Entwicklung mit großer Sorge und befürchtet erhebliche, langfristige Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Firma Thyssen-Schulte, die Wert darauf legt, mit dem Projekt "Bäderwelt" keinerlei Gemeinsamkeit zu haben.

Der Hinweis der Vertreter der Firma Thyssen-Schulte, das SHK-Handwerk sei in das neue Vermarktungskonzept insoweit einbezogen, als Installateure im Auftrage und für Rechnung von "Bäderwelt" Installationsarbeiten für den Kunden "Bäderwelt" erledigen, mag allenfalls für kranke Betriebe als ein Strohhalm zum Überleben angesehen werden. Handwerksunternehmen als freie Unternehmen reklamieren für sich in der Wirtschaftsordnung einen anderen Stellenwert.

Der Fachverband SHK NRW wird auch weiterhin für

- eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen den Marktstufen eintreten,

- die Reihe von Pilotprojekten in NRW fortsetzen, die die Losung "Handwerk und Handel - Hand in Hand" in die Realität umsetzen. Denn es ist unsere feste Überzeugung, daß Sonntagsreden und Treueschwüre die zukünftige Entwicklung unserer Branchen nicht positiv beeinflussen werden. Auch pauschale, gegenseitige Schuldzuweisungen bringen uns keinen Schritt weiter. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob es uns gelingt, praktikable, zukunftsorientierte Konzepte zu finden und umzusetzen. Damit wir auch in Zukunft Antworten auf die Herausforderungen des Marktes haben.

- Schwerpunktthemen zwischen Handwerk und Handel eintreten (aktive Kundenansprache, Gewinnung von Heimwerkerkunden, erfolgreiche Durchführung von Verkaufsaktionen, bessere Wahrnehmung der Einzelhandelsfunktion, bewährte Erfolgsrezepte aus der Praxis).

Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer


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