125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/1996, Seite 29 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Neujahrsempfang des Fachverbandes

Dialog mit dem Bauminister

Der Funke sprang über auf dem Neujahrsempfang des Fachverbandes SHK NRW, auf dem Landesinnungsmeister Heidemann, Präsident des ZVSHK, den Bauminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Michael Vesper, begrüßte. Der Dialog funktionierte, als Minister Dr. Vesper in seiner Ansprache vor 180 Teilnehmern erklärte, das geplante Programm seines Hauses zur energetischen Nachrüstung von 100000 Altbauwohnungen - einem klassischen Aufgabengebiet für kleine und mittelständische Betriebe unserer Branche - unverzüglich für die nächste Sitzung des Landtages NRW auf die Tagesordnung zu setzen. Heidemann begrüßte nicht nur den zweiten Mann der nordrhein-westfälischen Landesregierung, sondern zugleich auch einen namhaften Architekten der Rot-Grünen Koalition. An Vesper gewandt sagte er: "Sie haben gleichsam an vorderster Front die Grundzüge der programmatischen Konzeption für die nächsten fünf Regierungsjahre mitgestaltet und mitgeschrieben und tragen ganz wesentlich auch Verantwortung für deren Umsetzung."

Baukonjunktur in der Flaute

"Die Baukonjunktur hat deutlich nachgelassen, die Flaute, die sich noch zu verstärken scheint, wirft erste Schatten auf unsere Gewerke. Die konjunkturelle Großwetterlage hat sich spürbar eingetrübt und das Auftragsaufkommen für unsere Betriebe ist zurückgegangen. Die Lage sieht nicht rosig aus, mittlere Auslastungen und nur mittelfristige Auftragsreichweiten bestimmen immer deutlicher das Bild," erklärte Heidemann.

Trotzdem stehe die Branche in einer besonderen Verantwortung. So habe man den Mitgliedsbetrieben in Nordrhein-Westfalen empfohlen, 1996 10% mehr Lehrlinge einzustellen, und das in einer Phase, wo die Unternehmen der nordrhein-westfälischen Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerke den kommenden Monaten nicht ohne Besorgnis entgegensehen.

Im Dialog:
Bauminister Dr. Vesper (r.), Landesinnungsmeister Heidemann und
Hgf. Dr. Geißdörfer (l.).

In Gebäuden mit hoher Wärmedämmung habe sich der Leitungsanteil "Heizungsanlagen" deutlich reduziert. Das bedeute für Hersteller, Verarbeiter aber auch für den Handel, daß die Umsätze für Heizungsanlagen in neu errichteten Gebäuden deutlich zurückgingen.

Der Fachverband mache sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft der Pumpenwarmwasserheizung. "Wir werden von uns aus Wege finden müssen, um auch diese Einbußen wettzumachen und guten Mutes weiter in die Zukunft zu sehen", so Heidemann. Trotzdem solle man nicht zu sehr in Pessimismus verfallen. Der Fachverband rechnet damit, die Umsätze der 7000 Unternehmen unserer Branche in Nordrhein-Westfalen mit ihren 70.000 Beschäftigten 1996 stabil halten zu können. Der Jahresumsatz lag bei 10,5 Mrd. DM. Die Handwerker sehen die Möglichkeit, 1996 Einbußen im Neubausektor durch verstärkte Bemühungen im Modernisierungs- und Wartungsmarkt zumindest teilweise auszugleichen. Gerade dort würden sich die Firmen verstärkt engagieren, nicht zuletzt mit dem Rückenwind, den die verschiedenen Förderprogramme des Bundes und des Landes für den Gebäudebestand hoffentlich auslösen würden.

Politische Rahmenbedingungen

6-Punkte-Programm

Heidemann nannte ein 6-Punkte-Programm für das SHK-Handwerk NRW:

1. Die Auswirkungen der abgeschwächten Baukonjunktur dürften nicht zu Lasten der kleinen und mittleren Unternehmen der Wirtschaft gehen. Die Betriebe der SHK-Branche brauchen klare ökonomische Rahmenbedingungen, unternehmerisches Handeln und Planen und das nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig.

2. Das geplante Programm des Bauministeriums zur energetischen Nachrüstung von 100.000 Altbauwohnungen in dieser Legislaturperiode ist ein klassisches Aufgabengebiet für kleine und mittelständische Firmen der SHK-Branche. Die vorgesehene Förderung der Nachbesserung der Heizsysteme werde sich positiv auf die Auftragslage und Arbeitsplatzsicherung der Firmen auswirken.

3. Wir sind ja schließlich Handwerksmeister geworden, um eine Heizungsanlage zu installieren, oder ein neues Bad zu bauen, nicht aber, um die Woche über und schließlich auch noch samstags und sonntags zusammen mit den Ehefrauen zunehmend sich vermehrende Formulare und Papiere für Ämter, Dienststellen und Behörden auszufüllen. Würde man den Handwerksmeistern empfehlen, Fachpersonal dafür einzustellen, so würden sie gerade jene Vorteile verlieren, die sie wettbewerbsfähig und krisenfester machen in konjunkturellen Abschwungphasen. Heidemann forderte den Bauminister auf, nach dem Ausgabenstop der Landesregierung vor Weihnachten nun auch einen Verordnungsstop zu erlassen, zumal jede Verordnung einen Rattenschwanz von Kosten nach sich ziehe, und neue Formulare, Formulare, . .

4. Die Branche werde beim Energiesparen weiterhin vorbildlich sein. Energiesparen, so Heidemann, das ist für jeden der 70.000 Mitarbeiter in den Betrieben eine tagtägliche Selbstverständlichkeit. Jeden Tag werden Tausende von Litern Öl oder Kubikmeter Erdgas eingespart bei der Installation neuer Heizsysteme.

5. Bauen nach ökologischen Maßstäben ist auch für die SHK-Branche kein Fremdwort: Ökologisches und kostengünstiges Bauen bilden keinen Gegensatz. Die Branche wisse, daß der innovative Charakter kostengünstigen Bauens gerade in einfachen, rationellen Konstruktionen sowie einem schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen bestehe.

6. Der Fachverband SHK NRW habe bereits 1975 mit dazu beigetragen, daß die Freistellungsverordnung mit der Zielsetzung konzipiert wurde, die unteren Bauaufsichtsbehörden in ihrem Arbeitsumfang erheblich zu entlasten. Diese sogenannte Fachunternehmerbescheinigung habe sich im Grundsatz behauptet. Mit dieser Verordnung ist die Verläßlichkeit auf die Qualität des Fachunternehmers gelegt worden und deutlich herausgearbeitet worden, daß es der Fachunternehmer ist, der die Qualität an haustechnischen Anlagen bescheinigt. So sei auch seit fast 25 Jahren kein TÜV mehr für die sicherheitstechnische Prüfung an Heizungsanlagen erforderlich. Die seit dem 1. Januar 1996 gültige Landesbauordnung habe weitere Maßnahmen vereinfacht. Dabei sei die Arbeit der unteren Bauaufsichtsbehörden bezüglich der Abnahme von haustechnischen Anlagen weiter gegen Null reduziert worden. Wir wissen als Branche sehr genau, so Heidemann, daß wir Abstriche von unseren bisherigen Möglichkeiten in der Zukunft machen müssen. Wenn wir dies heute in aller Offenheit sagen, dann aus der Überlegung heraus, daß die Branche weiterhin zusammen am runden Tisch sitzen sollte: Hersteller, Verarbeiter, Sanitär/Heizung/Klima, Schornsteinfeger. Das Bauministerium, so Heidemann, könne sich auch in Zukunft auf die Tätigkeiten der Fachunternehmer SHK verlassen.

Blick in den Veranstaltungsraum: Bauminister Dr. Vesper (r.), Dr. Friedrich-Adolf Jahn, Präsident des ZV der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer e.V., Düsseldorf (2.v.l.).

Dr. Vespers mehrfach geäußerte Kritik an einer "erschreckenden Verzagtheit und Mutlosigkeit" unter Unternehmern entgegnete Heidemann, diese herrsche unter Handwerksunternehmen der SHK-Branche mit Sicherheit nicht. Wohl aber würden diese das Recht für sich beanspruchen, den Finger zu heben, um auf Tendenzen aufmerksam zu machen, die das Unternehmertum gerade für Inhaber kleiner und mittlerer Betriebe über die Maßen erschweren oder gar unmöglich machen.

Ohne SHK-Handwerk geht es nicht!

Jeder Neubau und jede Modernisierung erforderten auch das gebündelte Fachwissen aus dem Bereich Sanitär Heizung Klima, entgegnete Minister Dr. Vesper. Ihr Fachwissen und Ihre Bereitschaft, umweltschonende, ressourcensparende, innovative Technologie einzusetzen, werde mitentscheiden, ob die dringend notwendige Umorientierung zu einer konsequent ökologisch ausgerichteten Wohnungsbaupolitik gelinge. Stärker als bisher werde das Landesbauministerium dafür Sorge tragen, daß ökologische und ökonomische Anforderungen an ressourcensparendem Wohnungsbau miteinander in Einklang gebracht werden. Dabei werde auch künftig der soziale Versorgungsauftrag im Wohnungsbau (1996: 27.000 neue Sozialbauwohnungen) nicht in Vergessenheit geraten. Es würden Wohnungsbauprogramme aufgelegt, in denen ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Der Wasserverbrauch müsse reduziert und die Nutzung von Regenwasser stärker integriert werden. "Der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser in unseren Wohnungen muß drastisch vermindert werden", erklärte Dr. Vesper. Ein freistehendes Einfamilienhaus aus den 70er Jahren habe einen durchschnittlichen Verbrauch von 220 kWh/Jahr. Diesen hohen Verbrauch können wir durch gezielte Energiesparmaßnahmen mindestens um zwei Drittel reduzieren. Nur so können wir im Wohnungsbau einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der Kohlendioxid-Immissionen und damit zum Klimaschutz leisten.

Allein im Bereich privater Haushalte bestehe in NRW ein technisches Einsparpotential im Raumwärmebereich von über 70%. Davon könnten bei konsequenter Ausschöpfung bis zum Jahr 2005 ca. 34% erschlossen werden. Mit anderen Worten: Wir können mit gezielten Energiesparmaßnahmen dazu beitragen, daß der Heizenergiebedarf im Wohnungsbau um ein Drittel gesenkt wird.

Durch das Energiesparprogramm des Landes sollen Privateigentümern ebenso wie Wohnungsunternehmen Anreize gegeben werden, in diese dringend notwendigen Maßnahmen zu investieren.

Nicht ein Pferdestall, sondern der "Verordnungswald" soll mit diesem Besen ausgemistet werden.

"Gefördert werden in diesem Programm alle Baumaßnahmen, die den Wärmeschutz des Gebäudes verbessern und an die Werte der neuen Wärmeschutzverordnung anpassen. Dazu gehören in erster Linie Fassadendämmung, Dach- und Kellerdämmung sowie der Einbau von Fenstern mit Wärmeschutzverglasung. Diese Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle sollen einhergehen mit dem Einbau von zentralen Heizungs- und Warmwasserbereitungsanlagen oder dem Austausch von veralteten Heizungsanlagen. Nur so erreichen wir einen optimalen Einspareffekt", erklärte Dr. Vesper.

Dabei würde auch dafür Sorge getragen, daß unter energetischen Gesichtspunkten optimale Systeme installiert würden. Konkret bedeute dies auch, daß in Zukunft keine Nachtstromspeicherheizungen und Warmwasserbereitungsanlagen durch Stromdurchlauferhitzer gefördert würden. Statt dessen wolle das Land den Einbau von Heizungs- und Warmwasserbereitungsanlagen als gekoppeltes System nach dem neuesten Stand der Niedertemperatur- und Brennwerttechnik unterstützen. Für solche Energiesparinvestitionen werde es zinslose Darlehen aus dem Landeswohnungsbauvermögen geben. Das Programm werde für Einzeleigentümer ebenso in Frage kommen wie für Wohnungsunternehmen mit größeren Beständen. In jedem Fall würden technische Anforderungen zu erfüllen sein, die sicherstellen, daß die Werte der Wärmeschutzverordnung erreicht würden.

Insgesamt stünden für das Energiesparprogramm sowie die Modernisierungsförderung alter Bestände 343,5 Mio. DM pro Jahr zur Verfügung. Das sind, so Dr. Vesper, 125 Mio. DM pro Jahr mehr als bisher. Mit diesem Fördervolumen werde deutlich, welchen Stellenwert die Energieeinsparung und Wohnwertverbesserung in den Wohnungsbeständen des Landes haben werde.

Goldene Nadel für Ltd. Ministerialrat Tiedemann

Ministerialrat Tiedemann habe es im besonderen Maße verstanden, das SHK-Handwerk NRW als bildungspolitischen Faktor zu begreifen, erklärte Hgf. Dr. Geißdörfer. Tiedemann war auch immer Eckpfeiler des "dualen Systems der beruflichen Bildung", das zu stärken nicht nur vordringlichste Aufgabe des Handwerks ist, sondern gerade auch in seinem Wirken immer deutlich zum Ausdruck gekommen ist. Nicht Theorie, sondern das praktische Miteinander der Partner im Dualsystem der beruflichen Bildung habe sich Tiedemann zur Handlungsmaxime erkoren. Als Verfechter einer stetigen Verstärkung dieses dualen Systems der Berufsausbildung habe Tiedemann nie einseitig Partei zu Lasten der Wirtschaft und ihrer Betriebe ergriffen, sondern vielmehr den Interessenausgleich gesucht, um dem Ziel der Stärkung des Systems Vorschub zu leisten. Seine Arbeit verdiene in hohem Maße Respekt und Anerkennung, erklärte Dr. Geißdörfer, und überreichte ihm die Goldene Nadel des Fachverbandes. Dr.G.

 


Innung Bielefeld

Erstes Jungunternehmertreffen

In vielen Innungen ist es ein bekanntes Phänomen: Es sind vorwiegend die älteren Mitglieder, die zu Innungsversammlungen kommen, im Vorstand mitarbeiten und an Gemeinschaftsfahrten teilnehmen. Die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Bielefeld hat dies zum Anlaß genommen, zu einer Gesprächsrunde gezielt junge Unternehmer einzuladen, um diese zur Mitarbeit in der Innung zu motivieren.

Auf Einladung des Vorstandes kamen am Dienstag, dem 30. Januar 1996 im Werningshof in Bielefeld sechzehn Jungunternehmer zu einer Gesprächsrunde mit Obermeister Helmut-W. Steinbicker, Lehrlingswart und Initiator des Treffens, Erwin Zimmermann sowie den beiden Sachverständigen Gerhard Brinkmann und Walter Hechler zusammen.

Schnell wurde klar, daß sich die Fragen und Probleme junger Unternehmen nicht wesentlich von denen alteingesessener Unternehmen unterscheiden. Den Jungmeistern fehlt es vielfach lediglich an Erfahrung und es wurde deutlich, wie wichtig der kollegiale Informations- und Erfahrungsaustausch innerhalb der Innung ist.

Ein Beispiel: Nach Neubauarbeiten beschwerte sich ein Kunde, daß aus der Kaltwasserleitung warmes Wasser herauskomme und vermutete, daß die Leitungen vertauscht worden seien. Ganz nebenbei sei dies in einer Arbeitskreissitzung angesprochen worden und ein Kollege gab den Hinweis, daß es auch an einer defekten Kartusche liegen könne. Und so war es denn auch.

Ein wichtiger Aspekt der Diskussion war die "DreiH-Säule" (Hersteller-HandelHandwerk). Stichworte waren "Baumarkt" und "Preisvergleich". Jungunternehmer sollten sich nicht dazu verleiten lassen, Handlanger von Baumärkten zu werden und für diese Monteurarbeiten durchzuführen. Auch Preisvergleiche unter Großhändlern, weit über die Stadtgrenzen hinaus, würden zum Teil erhebliche Preisunterschiede für die gleichen Produkte zutage fördern. Per Fax gehe dieses schnell und kostengünstig, erläuterte Obermeister Steinbicker.

Als zweite Säule nannte Gerhard Brinkmann die "A-O-K" (Arbeit-Organisation-Kommunikation). In diesem Zusammenhang wies er nachdrücklich darauf hin, daß es das oberste Prinzip eines jeden Unternehmers sein muß, seinen Kunden zufriedenzustellen. Auch wer fehlerhaft kalkuliert habe, dürfe bei der Arbeit nicht pfuschen, sondern müsse den Auftrag fachlich einwandfrei ausführen. "Ein unzufriedener Kunde springt ab, ein zufriedener Kunde sorgt durch seine Mundpropaganda für neue Kunden", erklärte Brinkmann.

Mit den drei M’s (Mit motivierten Meistern. . .) könne auch die Innungsarbeit belebt werden. Das Durchschnittsalter des Bielefelder Vorstandes beträgt ca. 58 Jahre und, so Erwin Zimmermann (67): "Wir wollen den Vorstand verjüngen. Dafür müssen die jungen Mitglieder an die Aufgaben langsam herangeführt werden, damit sie später selber ehrenamtliche Aufgaben übernehmen können".

Nach Bekundung der jungen Unternehmer war dieses Treffen "der richtige Weg", um sie an weitergehende Aufgaben innerhalb der Innung heranzuführen. Gewünscht wurden noch einige weitere Treffen dieser Art. Es wurde damit gerechnet, daß sich die Jungunternehmertreffen dann erübrigen würden, weil die Fragen, Probleme und Themen, die dort angesprochen würden, auch auf der Innungsversammlung abgehandelt werden könnten. Auf jeden Fall sollte vermieden werden, daß ein Jungunternehmerkreis gegründet wird, der quasi als Innung in der Innung fungiert.

Die Teilnehmer waren sehr zufrieden: Ein hoffnungsvoller und vielversprechender Anfang.


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