IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1996, Seite 160 ff.


TELEKOMMUNIKATION


Auf dem Datenhighway

Wolfgang Kratz

Der tragbare Computer, das Handy und die Netzkarte haben in wenigen Jahren eine neue Kommunikationswelt geschaffen. Begonnen hat diese Entwicklung, genau betrachtet, mit dem Telefax. Der Faktor "Zeit" in der Nachrichtenübertragung in geschriebener Form begann erheblich zu schrumpfen. Keine technische Marktneuheit hat sich so schnell durchgesetzt, wie dieses kleine Gerät, welches Mitte der achtziger Jahre als Wegbereiter der modernen Kommunikation die Welt verändern sollte. Noch vor etwa vier Jahren konnte man in einem Computer-Lexikon den Begriff Fax nur durch einen Querverweis unter Fernkopierer erklärt bekommen. Heute gibt es kein Unternehmen, welches auf diese Technik verzichtet. Telekommunikation, der zusammenfassende Oberbegriff über die von der Deutschen Telekom zur Verfügung gestellten modernen Informationswege hat indessen eine weltweit tragende Bedeutung erhalten.

Verweilen wir jedoch noch einen Augenblick bei dem Thema Fax und verinnerlichen wir uns die rasante Entwicklung dieser Informationsschiene. Es ist gerade mal zehn Jahre her, als sich dieses System durchzusetzen begann. Noch war und ist das analoge Fernsprechnetz durch seine weltweite Infrastruktur im Vorteil, aber wie lange noch?

Das System, welches mit geringen Übertragungsraten arbeitet, scheint bald ausgedient zu haben. Die viel schnellere digitale Datenübermittlung versendet die Faxe in Zukunft über den Rechner. Modems ermöglichen die Übertragung der Informationen über diese Schnittstelle von Computer zu Computer. Es ist nicht einmal mehr Papier notwendig und durch die Geschwindigkeit werden auch hier die Kosten gesenkt.

Eine moderne Telekommunikationsanlage wie die Octopus C20 verknüpft die zukunftsweisenden Techniken ISDN und den Standard (DECT) für schnurlose Telefone. Zum schnurlosen Telefonieren können das Handy, das schnurlose Telefon und das schnurlose Fax genutzt werden (Bild: Deutsche Telekom).

Das Fax ist so beweglich geworden, daß man von einem tragbaren Rechner, dem Notebook, Nachrichten von jeder Position der Welt zu jedem Empfänger der Welt versenden kann. Vorausgesetzt man verfügt über ein steckdosenunabhängiges Telefon und die notwendige Hard- und Software. Wer meint, daß die Kommunikation mit diesen Möglichkeiten nun Rekordgeschwindigkeit erreicht hat, der muß sich eines Besseren belehren lassen. Und hier beginnt der "Informations Highway".

Mit digitaler Geschwindigkeit

Das digitale Netz ISDN erreicht Geschwindigkeiten in der Übertragungsrate bis zu 1,92 Megabyte pro Sekunde. Noch vor wenigen Jahren wurde die Höchstleistung mit 48000 Bit pro Sekunde beschrieben. Wer die Entwicklung der Computertechnik beobachtet, wird sich fragen, wann die Gigagrenze überschritten wird.

Auf der einen Seite schlägt sich natürlich eine hohe Übertragungsrate positiv auf die Benutzerkosten nieder, andererseits sind schnelle Übertragungsraten notwendig, wenn das System zukünftig eine fließende Bildkommunikation ermöglichen soll. Als Beispiel sei das Bildtelefon angeführt.

Zur Zeit wirken Bildübertragungen von Telefon zu Telefon noch abgehackt, also nicht flüssig. Man erkennt Übertragungsverzögerungen noch sehr deutlich. Multimedia, ein Reizwort, welches noch seine endgültige Definition finden muß, wird eines Tages die Kommunikation über den Fernseher übernehmen, in dem man sich nicht nur der bisher gängigen Unterhaltungsprogramme bedienen wird. Dazu gehören Übertragungsgeschwindigkeiten, die für die Fachwelt nur eine Frage der Zeit sind. Wer die Entwicklung der Computer in den letzten zehn Jahren betrachtet, hat keine Zweifel daran.

Die Zukunft des Handwerks

Entwicklungen haben ihre Sogwirkung. Handwerker, wie alle anderen Anwender auch, haben kaum die Möglichkeit zu entscheiden, ob ihnen die eine oder andere Entwicklung nun paßt oder nicht. Die Telekommunikation ist aber eine derer, die man nicht lange diskutieren muß, bevor man sie akzeptiert. Einerseits wird sie von der Industrie und dem Handel vorgegeben, andererseits werden die Vorteile schnell erkannt, bevor man durch den Wettbewerb dazu gezwungen ist.

Kommunikation ist ein Werkzeug der Verständigung. Schnelle Kommunikation, egal, ob sie sich zwischen den Auftraggebern, der Baustelle zum Büro, Büro zur Baustelle oder den Lieferanten abspielt, sichert Wettbewerbsvorteile. Datenklau soll in der Zukunft ausgeschlossen sein.

Erhöhte Übertragungssicherheit

Für Kunden mit hohen Ansprüchen an die Sicherheit ihrer Datenübertragung ergänzt die Deutsche Telekom künftig die Datendirektverbindung (DDV) um das ISDN-Backup in Geschwindigkeiten von 64 und 128 kbit/s.

Im Falle einer Störung des Übertragungsweges der DDV wird automatisch eine Ersatzverbindung im ISDN-Netz aufgebaut, über die die Daten sicher an den Adressaten gelangen. Hierfür werden die Endeinrichtungen eines Kunden an die X.21-Schnittstelle einer Datennetzabschlußeinheit (DNAE) angeschlossen.

Ein ISDN-Basisanschluß an der DNAE dient als Backup- und Management-Kanal. Fällt DDV aus, erkennt die DNAE diesen Störfall, meldet ihn sofort an das zentrale Netzmanagement der Telekom und baut gleichzeitig einen Ersatzweg auf. Diese erhöht die mittlere Verfügbarkeit der Verbindung auf über 99,8%. Ist die Störung aufgehoben, wird wieder vom ISDN auf die DDV zurückgeschaltet. Die Vorteile bleiben auch im ISDN-Backup erhalten. Dazu gehören der Schutz vor unberechtigten Zugriffen (zum Beispiel durch Paßwortschutz), die Kapazitätsgarantie und die Planungssicherheit.

Schnurloser Einsatz

Wie sehr der Einsatz von mobilen Telefonen an Bedeutung gewonnen hat machen die Zahlen deutlich, die Telekom dieses Jahr herausgegeben hat. Der Wachstumsmarkt Mobilfunk ist vom 31. Dezember 1992 bis zum 25. August 1995 von 69000 Kunden auf 1,2 Millionen gestiegen und in diesem Jahr erwartet Telekom den 2millionsten Kunden.

Mobil wird man aber auch zukünftig in dem Betrieb sein. Die neuen ISDN-Telekommunikationsanlage bieten Anlagevarianten, Endgeräte und Anwenderlösungen, die sich am Bedarf des Marktes orientieren.

Die in einzelnen Unternehmensfilialen installierten Anlagen können unter Beibehaltung aller relevanten Leistungsmerkmale so vernetzt werden, daß externe Anrufer den Eindruck erhalten, mit nur einem Standort verbunden zu sein. Selbst die Einbindung einzelner Arbeitsplätze in der Wohnung von Mitarbeitern ist über ISDN möglich.

Wo liegt der Nutzen

Die Telekommunikation im neuen Trend hat auch für den Handwerker bereits an Realität gewonnen. Datenaustausch über Schnittstellen, wie Modems und LANs, verbunden von Computer zu Computer, beschleunigen die Kommunikation.

Angeschlossen an den Handel wird das Bestellwesen vom Schreibtisch ohne den bekannten Papierwust abgewickelt, Telefonbanking wird von der Buchhaltung direkt vom Computer unmittelbar zu den Vorgängen erledigt und Daten mit dem Auftraggeber oder der Baustelle können Online ausgetauscht werden. Es wird alles um vieles schneller werden.

Konzepte für die persönliche Kommunikationslösung, wie das City-Netz sorgen für variable Übertragungsgeschwindigkeiten von 64 kBit/s bis 155 Mbit/s, die der Anwender zyklisch oder sporadisch nutzen kann. Dadurch entfallen teure Überkapazitäten. Gewünschte Leistungen werden in kürzester Zeit bereitgestellt und nach Bedarf geändert und erweitert. Der Kunde wählt aus einer Vielzahl von Übertragungsdiensten und Serviceleistungen seine persönliche Kommunikationslösung.

Der Standardservice umfaßt ein komplettes Netzmanagement für eine Verfügbarkeit von über 99%. In den City-Netzen stehen für den Aufbau von LANs, Ethernet-, Token-Ring, FDDI und Native Speed-Verbindungen zur Verfügung. Die Anbindung an nationale und internationale Dateninfobahnen erfolgt über ATM-, SMDS-, X25- und Frame Relay-Zugänge.

Datex J, die Hochgeschwindigkeits- Daten-Infobahn

Wir verfügen schon heute über die technischen Möglichkeiten einer weit ausgedehnten, interaktiven Kommunikation mittels elektronischer Medien. Die nähere Zukunft wird alle bisher gekannten Errungenschaften revolutionieren und die neuen Kommunikationstechnologien werden wahrscheinlich einen triumphalen Einzug bis in die Haushalte erleben.

Mit Datex J/BTX hat der Anfang bereits begonnen und wird mit dem Online KIT der Deutschen Telekom rigoros fortgesetzt. Nicht alle Anwendungen die den Alltag leichter machen sind als User-Lösungen vorgesehen in die man eingreifen kann. Vielmehr liegt der Vorteil einer Anwendung, wie Datex J in der schnellen Information, die in der heutigen Zeit einfach notwendig ist.

Für das Betriebsleben bedeutet das System eine schnelle und unkomplizierte Reaktion auf Termine und Arbeitsabläufe. Wer eine Bahnverbindung von Reutlingen nach Buxtehude will nutzt seinen PC und muß sich nicht mehr an den Schalter der Bundesbahn anstellen. Wer ein Hotelzimmer am Zielort benötigt sucht sich dieses an seinem Arbeitsplatz aus, von dem er auch Auskunft über die freien Kapazitäten erhält und checkt sich auch von dort aus ein. Einkäufe für die Privatperson im Versandhandel sind genauso selbstverständlich wie im Großhandel des Handwerkers und bezahlt wird am Computer mit Telefonbanking.

Noch ist die Bedienung einer Bildschirmoberfläche von Datex J, verglichen mit modernen Anwenderoberflächen, nicht sehr bedienungsfreundlich. Die Lösung der Zukunft heißt KIT (Kernel for Intelligent Communication Terminals oder Kernsoftware für Intelligente Terminals).

Als vorläufiges Endergebnis bietet KIT heute eine benutzerfreundliche Oberfläche mit Buttons, Scrolleisten, kontextsensitive Flächen, Tonübertragung und sehr gute grafische Darstellungsmöglichkeiten. Noch wird der Bildschirm wie herkömmlich mit der Tastatur und der Maus gesteuert.

Eines Tages kann auch diese Methode veraltet sein, wenn man mit einem Touch Screen Bildschirm arbeitet, auf den man die Eingabeaufforderung, wie z.B. Buttons nur noch mit dem Finger berührt. Auch hier spielt das ISDN eine große Rolle. Mit dem herkömmlichen Telefonsystem nutzt der Kunde eine Übertragungsrate von lediglich 2400 Baud. Mit ISDN schafft man dagegen 64000 Baud und das zum Ortstarif, eine Kostenersparnis, die kein anderes Online-System in Deutschland bieten kann.

Speziell für die Anforderungen der LAN-LAN Kommunikation stellt die Deutsche Telekom das Datex M zur Verfügung. Das System eignet sich ideal für die Vernetzung von verschiedenen Netzwerken und Großrechnern auf nationaler und künftig auch auf internationaler Ebene mit Geschwindigkeiten bis 34 Mbit/s. Damit wird das gesamte Leistungsspektrum der derzeit installierten LANs abgedeckt. Zusätzlich können, in kundenindividuellen Ausführungen, auf technischer Basis von Datex M, Text, Sprache und Bild gleichzeitig übertragen werden.

Damit ist es möglich, sowohl LANs, Videoanwendungen, Kanalnetzwerke und Nebenstellenanlagen gleichzeitig, mit Hochgeschwindigkeit zu verknüpfen. Anschlußmöglichkeiten stehen in 40 Städten zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit die Datenkommunikation qualitativ wesentlich zu verbessern.

Welchen Einfluß diese Entwicklung letztendlich für das Handwerk hat, ist noch ungewiß. Eines steht aber heute schon fest: Das Handwerk wird seinen Nutzen daraus ziehen und verschließen kann sich dieser Technologie niemand. Es ist nur die Frage wie er damit umgehen wird.


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