IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1996, Seite 150 ff.


AUSBILDUNG


Kreisberufsschulzentrum Biberach:

Ausbildung im Technologiepraktikum jetzt noch effizienter

In mehrmonatiger Umbauzeit entstanden im Kreisberufsschulzentrum Biberach völlig neugestaltete Räume für die Ausbildung im Technologiepraktikum von Zentralheizungs- und Lüftungsbauern, Gas- und Wasserinstallateuren, Anlagenmechanikern und Technischen Zeichnern (Sanitär, Heizung, Klima).

Durch die Erstellung eines zusätzlichen Raumes und die komplette Neugestaltung der technischen Einrichtungen wurden die Grundlagen für eine moderne, dem derzeitigen Stand der Technik und Fachdidaktik entsprechende Ausbildung geschaffen. Die Schulleitung stellt damit sicher, daß die neuen Lehrpläne in vollem Umfang realisierbar sind. Darüber hinaus besteht nun auch die Möglichkeit, die berufliche Fortbildung in diesem Bereich zu intensivieren.

Bild 1: Arbeitstische, die mit Systemkomponenten ausgestatteten, rasch austauschbaren Lehrtafeln oder mit Gas-Warmwassererwärmern bestückt werden.

Notwendig wurde der Umbau, da die bisher verwendeten Versuchsstände und Anlagenteile nicht mehr dem aktuellen technischen Stand entsprachen und vor allen Dingen, weil sie für die Auszubildenden zu wenig Einblick in den Ablauf der einzelnen Versuche zuließen. Die neuen Einrichtungen sind so gestaltet, daß die Auszubildenden den Aufbau der einzelnen Arbeitsplätze leicht nachvollziehen können. Alle Bauteile sind sichtbar, Rohrführung und Armatureneinbauten sind offen dargestellt und viele Meßstellen und Meßgeräte lassen die Gewinnung eindeutiger Aussagen zum jeweiligen Stand des Versuchsablaufes zu. Was mit realen Baueinheiten nur schwer darzustellen ist, wird durch modellhafte Systemkomponenten ersetzt.

Die einzelnen Arbeitsplätze ermöglichen Teamarbeit und fördern damit auch die soziale Kompetenz der Schüler. Außerdem wird den Auszubildenden das selbständige Erkennen wichtiger Zusammenhänge und das Verständnis auch für komplexere Abläufe erleichtert, und somit wird die Handlungskompetenz gestärkt. Den unterrichtenden Lehrern ermöglichen die neuen Einrichtungen ein sehr flexibles Arbeiten, da ein rascher Wechsel der einzelnen Versuchsaufbauten durchführbar ist.

Ermöglicht wurde diese Neugestaltung auch durch ein sehr großes Engagement der beteiligten Lehrer, die viele Aufbauten und Einrichtungen selbst geplant, gefertigt, angepaßt und eingebaut haben. Der Landkreis Biberach als Schulträger stellte die erforderlichen finanziellen Mittel bereit und hat sich damit ebenso als Förderer einer qualifizierten Berufsausbildung gezeigt wie viele Geräte- und Armaturenhersteller, die ihre Produkte zum Teil kostenlos oder im Preis stark ermäßigt zur Verfügung stellten. Durch das Zusammenwirken aller Beteiligten konnte so eine mustergültige und bereits vielbeachtete Einrichtung für den Aus- und Weiterbildungsbereich entstehen:

In den neuen Räumen sind Lehrtafeln u.a. zu den Sachthemen Druckverluste in Rohrnetzen, Sanitärarmaturen, Rücksaugung, Rohrspülung, Umwälzpumpen, Mischer und hydraulischer Abgleich in mehrfacher Ausführung vorhanden, so daß die Auszubildenden jeweils in kleinen Gruppen arbeiten können.

Bild 2: Untersuchen feuerungstechnischer Zusammenhänge und Brennereinstellung in Gruppenarbeit.

Die gas- und wasserseitigen Versorgungsanschlüsse zu den Lehrtafeln bzw. Gasgeräten werden mit Schnellkupplungen hergestellt. In einem Schaltkasten sind die Stromversorgung und elektrische Meßgeräte zusammengefaßt (Bild 1).

Die Kesselanlage umfaßt einen Niederdruckdampfkessel, eine Heizkesselkombination aus einem Festbrennstoffkessel mit Pufferspeicher und einem NT-Öl/Gaskessel, drei separaten NT-Kesseln und - im Bild nicht erfaßt - einen Brennwertkessel. Alle Kessel sind Serienprodukte. Die erzeugte Wärme wird über ein Mehrkreissystem mit Pufferspeicher zu den Arbeitstischen transportiert (Bild 2).

Am NDD-Kessel (Schalttafel, im Bild 2 ganz links) können Aufgaben und Funktionen der sicherheitstechnischen Ausrüstung, die Wärmeübertragung in einem dampfbeheizten Wärmeaustauscher und der kondensatseitige Bereich einer Niederdruckdampfanlage untersucht werden.

Der Heizkesselkombination aus Festbrennstoffkessel, Pufferspeicher und NT-Öl/Gaskessel (links von der Arbeitsgruppe im Bild 2) liegt die Lehrplaneinheit "Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten von Wärmeerzeugungssystemen zugrunde. An ihr können, je nach betrieblichem Bedarf und Leistungsfähigkeit der Auszubildenden, eine Vielzahl technischer Sachverhalte untersucht werden:

Bild 3: Ermitteln der Ansprechtemperatur des Sicherheitstemperatur-
begrenzers.

An drei Einzelkesseln verschiedener Hersteller (im Bild 2 ab der Arbeitsgruppe nach rechts) werden Abgasuntersuchungen durchgeführt. Als Meßgeräte werden herkömmliche Handgeräte, aber auch moderne Heizungsdiagnosecomputer eingesetzt, die eine anschauliche Darstellung momentaner und Langzeitmeßwerte auf dem PC ermöglichen. Über einen Schornstein mit Zuggebläse können an einem Kessel die Zugverhältnisse und deren Auswirkungen simuliert werden.

An einem weiteren stationären und einem mobilen Brennwertgerät werden die unterschiedlichen Betriebsbedingungen (Abgastemperatur, Kesselwasser- bzw. Rücklauftemperatur) für den Brennwertbetrieb untersucht.

Die in Bild 3 dargestellte Lehrtafel ist sehr vielseitig. An ihr können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

Bild 4: Abwasserstand für strömungstechnische Untersuchungen.

Über hochliegende Wasserbehälter (Bild 4) mit ferngesteuerten Ventilen können unterschiedliche Bereiche des transparenten Systems beaufschlagt werden. Es lassen sich so aufzeigen:

Bild 5: Temperaturmessung an einem Kollektor.

Am Aufbau und der Funktion einer Solaranlage mit drei unabhängigen Solarkreisen, in die ein Flachkollektor, ein starrer sowie ein dreh- und schwenkbarer Röhrenkollektor installiert sind, können Auszubildende Versuche bzw. Untersuchungen durchführen wie:

Für den Unterricht in der Lüftungs- und Klimatechnik steht ein übersichtlich aufgebautes, mit transparenten Seitenflächen ausgestattetes Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung zur Verfügung. Mit diesem Gerät kann Luft erwärmt, gekühlt, be- und entfeuchtet werden; es kann im Außenluft-, Mischluft- oder Umluftbetrieb betrieben werden.


B i l d e r : Karl-Arnold-Schule, Biberach


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