IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1996, Seite 88 f.


DESIGN IN DER HEIZUNGSTECHNIK


Die Bedeutung des Designs in der Heiztechnik

Reinhard Engel

Der Wettbewerb in der Heiztechnik ist vielfältiger und intensiver geworden. Zur Profilierung am Markt sind neben technischer Kompetenz, Produktqualität und Service weitere Aspekte des Auftritts entwickelt worden. Die Darstellung des Unternehmens durch eine klare Philosophie (Corporate Identity) und die Visualisierung dieser Grundsätze (Corporate Design) haben eine zunehmende Bedeutung gewonnen. Diese Übertragung von firmenspezifischen Leitsätzen in das äußere Erscheinungsbild eines Unternehmens beinhaltet ein spezielles Produkt-Design als Teilbereich des Gesamtkomplexes Corporate Design.

Für die Heiztechnik gibt es außerdem eine das Design fordernde Besonderheit. Mit der Wandlung des reinen Heizraumes zu einem Mehrzweckraum und der zunehmenden Integration des Wärmeerzeugers in den Wohnbereich wurde das Produkt-Design immer wichtiger. Dieser Entwicklung wurde auch ein Unternehmen mit Sitz in Wetzlar gerecht. Seit 1990 erfuhr die gesamte Produkt-Palette eine Neuorientierung hin zu einem unverwechselbaren und einheitlichen Produkt-Design. Der Industrie-Designer Jürgen Schindler schuf die ästhetische Komponente, die neben dem einheitlichen Marktauftritt aller Produkte auch auf eine durchgängige, gestaltharmonische Kombinierbarkeit von Kessel, Speicher und Regelgerät abzielt.

Bild 1: Aus der Top-Reihe: ein atmosphärischer Gas-Heizkessel mit Regelsystem und unterstehendem Speicher.

Hohe funktionale Anforderungen

Neben ästhetischen Ansprüchen muß das moderne, firmenspezifische Produkt-Design aber auch hohen funktionalen Anforderungen genügen. Der Käufer erwartet von einem modernen Heizprodukt eine effiziente und umweltschonende Arbeitsweise, generell die Gewährleistung eines hohen Heizkomforts. Auch diese Aspekte sind bei der Entwicklung einer neuen Design-Linie zu beachten. Ein Beispiel: Design-Spezialisten und Entwicklungsingenieure konnten das Handling von Kesseln und Speichern durch ergonomisch geformte Griffmulden maßgeblich verbessern. Eine erhebliche Erleichterung für Montage und Wartung konnte auch durch die Verwendung ästhetischer Formelemente der Brennerhaube erreicht werden. Schließlich wurde durch Verzicht auf Materialmixturen und eine dadurch problemlosere Stoffrückführung die zukünftige Entsorgung erleichtert.

Bild 2: Aus der Classic-Reihe: eine Öl-Unit mit Regelsystem und unterstehendem Speicher.

Gesamtsystem Heizung

Gutes Design ist integrativ. Es bezieht Faktoren von der Technologie bis hin zum Handling ein. Ebenso erfaßt es die gesamte Produktpalette, um eine Einheitlichkeit in der Philosophie erkennbar zu machen. Jedes Produkt erhält dabei dennoch seine Individualität, um es klar zu positionieren. In der Praxis zeigt sich diese perfekte Kombination von gelungener Optik und hoher Funktionalität in dem von Jürgen Schindler geschaffenen "vermählenden Band". Charakterisiert wird dieses Band durch ein allen Kesseln und Speichern gemeinsames Volumen und eine von der Gußtechnik abgeleitete typisch achteckige Form. Vorteile dieser unverwechselbaren Gestaltung: Zwischen den Geräten sind mehr Kombinationen möglich, weil Größe und Form standardisiert sind. Das "vermählende Band" kennzeichnet Kessel-Unit und Brauchwasserspeicher als eine Systemeinheit, als eine "Wärmezentrale", die fertig montiert und quasi betriebsbereit ist. Diese Optimierung des technischen Gesamtsystems Heizung entspricht der aktuellen Auffassung, daß nicht die einzelnen Systemkomponenten, sondern deren Zusammenwirken im Gesamtsystem über die bestmögliche Energienutzung und Schadstoff-Reduzierung entscheiden.

Bei allen Neuentwicklungen verfolgt der Wetzlarer Hersteller ein weiteres wichtiges Ziel: Neben dem einheitlichen Marktauftritt des gesamten Produkt-Programms wird durch die Reihen "Top", "Classic" und "Compact" eine klare Gliederung der Produkt-Linien geschaffen (Bilder 1 bis 3). Diese Strategie ist erfolgreich, denn trotz vermehrter und optimierter Funktionen konnte die Zahl der einzelnen Komponenten deutlich verringert werden, was Herstellung und Logistik sehr erleichtert.

Bild 3: Aus der Compact-Reihe: ein Gas-Umlaufwasserheizer.

Signalwirkung

Neben dem neuen äußeren Erscheinungsbild muß modernes Produkt-Design aber auch innovative Technik verkörpern und zu deren äußerem Signal werden.

Das neue Produkt-Design fand bereits Anerkennung von offizieller Stelle. Sogar das renommierte Industrie Forum Hannover vergab seine begehrte iF-Auszeichnung für gutes Industrie-Design an einen Gas-Spezialkessel mit Reglereinheit und an einen Speicher-Brauchwassererwärmer. Bei all diesen Auszeichnungen wurde stets deutlich gemacht, daß neben der ansprechenden Optik immer auch die durchdachte Funktionalität zu würdigen sind. Und damit wurde das anerkannt, was wir unter gutem Design verstehen: Heizprodukte, die nicht nur äußerlich ansprechend aussehen, sondern auch problemlos installiert, bedient und gewartet werden können - die eben schön und gleichzeitig praktisch sind.


B i l d e r : Buderus Heiztechnik GmbH


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