IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1996, Seite 23 f.


REPORT


Handwerk reicht Handwerk die Hand

Stiftung "Von Werkstatt zu Werkstatt" - Berufliche Bildung in Osteuropa

Am 9. Januar 1996 wurde im Technologiezentrum der Universität Bochum die Stiftung für handwerkliche Bildung vom Kreishandwerksmeister Johann Philipps der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dem demokratischen Aufbruch im ehemaligen Ostblock folgt an vielen Orten - dort wie hier - Ernüchterung. Dies zu beklagen, mag berechtigt sein, ihm entgegenzuwirken ist jedenfalls besser, so leitete Johann Philipps zusammen mit seinem Bruder Norbert Philipps, Initiator der Stiftung, die Vorstellung gegenüber der Öffentlichkeit ein.

Kreishandwerksmeister Johann Philipps während des Festaktes zur Vorstellung der Stifung "Von Werkstatt zu Werkstatt". "Als Kreishandwerksmeister begreife ich die Ausbildung Jugendlicher als ständige und selbstverpflichtende Aufgabe; dies gilt für mich selbstverständlich auch bei der Aufbauhilfe in Osteuropa."

Die Stiftung "Von Werkstatt zu Werkstatt" will bei der beruflichen Bildung junger Menschen in Osteuropa mithelfen. Sie hat mit den Salesianern Don Boscos einen Partner gefunden, der über ein ganzes Jahrhundert Erfahrung im Bereich der handwerklichen Berufsbildung mitbringt und diese nun in zahlreiche berufsbildende Zentren in Osteuropa einbringt.

Bevorzugt in sozialen Brennpunkten soll jungen Menschen der Weg zu einem qualifizierten Beruf eröffnet werden. Die Ausbildungszentren sollen am Bedarf orientiert zugleich produktive Betriebe werden und sich so im Laufe der Zeit zu einem guten Teil selbst tragen. Die Leitung der Zentren soll sobald wie möglich in einheimische Hände übergehen. Die Stiftung will keine Abhängigkeit, sondern Voraussetzungen zur Selbständigkeit schaffen.

Dazu bedarf es der Ausbildung von Jugendlichen, der Weiterbildung von Ausbildern, der Bereitstellung moderner Technik und zweckmäßiger Betriebsräume sowie der Einführung in betriebswirtschaftliche Rentabilitätsberechnung. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß diese Ziele erreichbar sind.

Die Bedeutung des Handwerks für eine florierende Wirtschaft sei bekannt, so Philipps weiter. Dies gilt insbesondere auch für Osteuropa, denn die Planwirtschaft war auf Großindustrie ausgerichtet. Die Stiftung "Von Werkstatt zu Werkstatt" will mit ihrer Unterstützung dort ansetzen, wo der Lernbedarf am größten ist.

Von links: Prof. Nagel, Mitbegründer der Stiftung, Hamburg, Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber, Bochum, Dr. Klaus Steilmann, Wattenscheid, Prof. Dr. Erich Staudt, Norbert Philipps, Georgij A. Gerodes, Botschaft der russischen Föderation, Johann Philipps, Kreishandwerksmeister Bochum, stellten sich der Öffentlichkeit. "Ohne Werbung Geschäfte machen ist so, als winke man einem Mädchen im dunklen zu. Man weiß zwar was man will, aber niemand sonst," kommentiert J. Philipps den Festakt.

Die drei Gründungsstifter - Prof. Nagel, Hamburg, Heizungs- und Lüftungsbauermeister Norbert Philipps sowie sein Bruder Kreishandwerksmeister Johann Philipps, Bochum - haben ein beträchtliches Stiftungskapital vorgelegt. Sie bemühen sich um "Mitstifter", die dem Kapital jährlich wenigstens 5000,- DM zufügen. Darüber hinaus sind jedoch auch Spenden möglich, die nicht das Stiftungskapital erhöhen, sondern sofort in Projekte fließen.

Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, daß die Idee der Stiftung im Handwerk und weit darüber hinaus auf erfreuliche Resonanz trifft. "Branchenverbundene Mitstifter" sind bisher Horst Bürgermann, Obermeister der SHK-Innung Bochum, Raab-Karcher Wärmetechnik GmbH, Bochum sowie die Leickel Wärmetechnik GmbH, Herne.

"Der Beitrag, den die Stiftung zu leisten vermag, bleibt bescheiden, aber wirklich", bewertete Johann Philipps während der Pressekonferenz.

Die Stiftung versteht sich als ein Angebot der Selbstorganisation handwerklicher Bereiche, an einem entscheidenden Punkt mittelständischer Entwicklung in Osteuropa nicht nur Ratschläge zu erteilen, sondern auch Risiken mitzutragen.

Im Beisein von zahlreichen geladenen Gästen wurde anschließend die Stiftung durch prominente Redner aus Politik und Wirtschaft wie dem Oberbürgermeister Bochums Ernst-Otto Stüber, dem Vizepräsidenten des ZdH Alfred Preußner sowie dem Großtextiler Dr. Klaus Steilmann, der sein eigenes unternehmerisches Netzwerk schon seit Jahrzehnten weit über die Grenzen Europas hinaus gespannt hat, gewürdigt.


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