IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1996, Seite 70


SANITÄR


Aus der Sachverständigen-Tätigkeit

Dipl.-Ing. W. Radscheit

In einem Wohnblock mit etwa 400 Wohneinheiten trat aus den Wasser-Entnahmestellen rostiges Wasser aus; das Kalt-, Warmwasser- und Zirkulationsnetz bestand bzw. besteht aus verzinkten Stahlrohren. Ständige Beschwerden der Bewohner bei der Hausverwaltung führten dazu, daß diese aktiv wurde und Überprüfungsmaßnahmen einleitete.

Vergrößerte Foto-Aufnahme eines Winkels am Abzweig WW/ZL im obersten Stockwerk; zu erkennen ist hierbei die Aufplatzung der Kunststoff-Applikation über einer "Rostpustel", die es ermöglicht, daß Wasser zwischen Beschichtung und Rohrwandung eindringen kann.

Das Angebot einer Fachfirma beinhaltete, das gesamte Leitungsnetz (KW, WW, ZL) mittels eines Rohrsanierungs-Verfahrens von Rost- und Korrosionsprodukten zu säubern (und zwar restlos) und sodann eine Epoxyd-Beschichtung im Rohrinneren aufzubringen. Entsprechende Musterstücke dieser Fachfirma sahen vielversprechend aus; der Auftrag wurde erteilt; nach Ansicht des Auftragnehmers ohne die waagerecht im Kellerbereich installierten Leitungsrohre. Nach Erledigung eines Teiles dieses Auftrages traten beim Auftraggeber, d.h. bei der Wohnungsverwaltung Bedenken gegen die Ausführung auf, Akonto-Zahlungen an die ausführende Firma wurden eingestellt, die Arbeiten unterbrochen. Der Auftragnehmer beharrte auf der Ausführung des ihm erteilten Auftrages und den vereinbarten Akonto-Zahlungen. Immerhin ging es bei diesem Auftrag um etwa 2 Million DM.

Zustand der Applikation in einem T-Stück am Abzweig ZL/WW.

Es kam zu einer rechtlichen Auseinandersetzung vor dem zuständigen Landgericht, das dem Berichterstatter den Gutachterauftrag erteilte, festzustellen, ob die bis dahin ausgeführten Arbeiten sach- und fachgerecht ausgeführt worden seien. Zur Klärung dieser Frage wurde - in Gegenwart der Parteien - eine örtliche Besichtigung durchgeführt und Rohrproben sowohl aus der Kalt-, Warmwasser- wie auch aus der Warmwasser-Zirkulationsleitung entnommen. Diese Rohrproben wurden näher untersucht, zunächst mittels einer Endoskopie und sodann aufgeschnitten und fotografiert. Wie aus nachfolgenden Foto-Aufnahmen ersichtlich, wurden einige Problemstellen deutlich und stellten daher das Sanierungsziel in Frage. Aus Platzgründen können an dieser Stelle nicht alle Foto-Aufnahmen präsentiert werden.

Anschlußstelle der beschichteten (sanierten) KW-Verteilungsleitung im KG (in Fließrichtung nach dem Absperrventil).

Ergänzend zu vorstehenden Darlegungen ist noch festzuhalten, daß im Hausanschlußraum nach dem Wasserzähler kein Filter eingebaut war; eine einstmals vorhandene und in Betrieb gewesene Dosieranlage wurde vor etwa 10 Jahren von der Wasserleitung getrennt (warum?) und lag unbenutzt und nicht angeschlossen im Hausanschlußraum.


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