IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1996, Seite 67 ff.


UNTERNEHMEN


Innovations-
schritt bei Acrylwannen

Kooperation mit Bayer führte zum Erfolg

Durch Anwendung neuer Verfahren und Techniken ist es möglich geworden, die volle Wiederverwendung der Wertstoffe, bei Acryl-Duschen und -Wannen, durchzuführen. Dieser innovative Schritt war möglich durch die Risikobereitschaft der Firmen Duscholux und Bayer. Das neue Verfahren wird die Produktion in weiten Teilen verändern. Duscholux beabsichtigt 1996 im luxemburgischen Sandweiler das Produktionsvolumen weiter zu steigern und die Wannenherstellung auf diese neue Technologie umzustellen. Acryl und Polyurethan sind die Komponenten, die den Erfolg bescherten.

Belatec und Ökologie

Stabilität und Belastbarkeit für Acrylwannen waren im Sanitärbereich bisher einer Produktkopplung von Acryl mit Glasfaserkomponenten (GFK) vorbehalten. Unter Verwendung anderer Einlagen (z.B. Holz) wurde eine gute Formstabilität erreicht. Diese Verfahrensweise ist aus Sicht der Umwelttechnologie nicht unproblematisch (Recyclefähigkeit und Emissionen). Belatec bietet als neues Verfahren eine ökologische Alternative. Die Technik beruht auf einer bei Bayer entwickelten Beschichtungsmethode.

Badarchitektur mit gestalterischen Elementen. Unter Verwendung unterschiedlicher Materialien bei Wanne und Schürze, werden Funktionsteile wie Trittstufen, Ablagen und Regale als Akzent mit in das Bad integriert (Portofino free, oben, Massilia 320 DV, rechts).

Das Kernstück bildet eine Lösungsmittel- und FCKW-freie PU-Aufschäumung. Das Sandwich-Mix besteht aus hochverdichtetem, geschäumtem und wieder hochverdichtetem Material. Die "qualitativ einwandfreie Lösung" gewährleistet ein Komplettrecycling, da sich die beiden Komponenten thermisch trennen ließen.

Von diesem zukunftsweisenden Produktionsverfahren konnten sich Mitte Dezember 1995 Fachjournalisten in Sandweiler überzeugen. Duscholux gründete 1988 diesen Produktionsstandort für Wannen und Whirlpools aus Acryl. Auf dem Betriebsgelände sind Produktions- und Lagerhallen mit insgesamt 16000 m2 errichtet worden. Ausstellung, Entwicklungsabteilung und Büros verfügen über zusätzlich 4000 m2 Gebäudefläche.

Umstellungsschritte der Belatec-Produktion bis Ende 1996. Angaben in Prozent der Gesamtproduktion (Stück). Stand: Dezember 1995.

Wachstum durch Innovation

Der Firmenchef Wolfgang Göck nutzte die Vorstellung des neuen Produkts zur Bewertung des inländischen Wannenmarktes. Nach seinen Angaben wurden 1995 insgesamt 3,1 Mio. Wannen produziert. Die "Stahlfraktion" habe einen deutlichen Vorsprung und liege mit 2,5 Mio. Stück bei 81% Marktanteil.

Die Betrachtung unter dem Aspekt des Industrieabgabepreises zeige jedoch ein anderes Bild. Bei einem Gesamtvolumen von etwa 817 Mio. DM entfalle auf die Acrylhersteller mit 455 Mio. DM ein Marktanteil von 56%.

Das luxemburgische Sandweiler, Industriestandort und Produktionsstätte für Wannen und Whirlpools. Duscholux strebt 1996 in diesem Werk eine Produktionsstückzahl von 200000 Teilen an.

Das "bekanntlich schwierige Jahr 1995" habe für den Acrylbereich einen weiteren Zuwachs von 6% beschert. Göck sieht aufgrund des gestiegenen Marktanteils, in den letzten vier Jahren um 5,6% auf 19,4%, optimistisch in die Zukunft. "Die Nummer Zwei will durch Leistung und Innovation auch künftig Gas geben", war seine Botschaft an die Mitbewerber.

Nach den Prognosen für den Acrylsektor hofft man auf eine gleichmäßige Steigerung der Stückzahlen auf 0,8 Mio. Teile bis zum Jahr 2000. In den Wertzuwächsen werde es allerdings eine flachere Kurve geben, da mit einem Volumen von 600 Mio. DM gerechnet werde. Hier mache sich der deutlich verschärfte Wettbewerb bemerkbar, da er sich immer häufiger über den Preis realisiere.

Spritzroboter zur Pu-Sandwich Beschichtung.

Risiko und Realisierung

Zu Beginn der Entwicklungsphase war es ein hochgestecktes Ziel, eine Werkstoffkombination zu entwerfen, die das GFK Zeitalter in der Wannenproduktion bei Duscholux beenden sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine alternative Lösung um den problematischen GFK-Anteil aus dem Produktionsprozeß zu entfernen. Dr. Heinz W. Hausmann, Geschäftsbereich Polyurethane der Bayer AG, hob die "extrem kurze Entwicklungsdauer" von etwa 20 Monaten, für Material und Verfahren, hervor. Dies sei nur durch Risikobereitschaft, Kompetenz und Partnerschaft möglich gewesen, führte der Kunststoffexperte aus. Die Leverkusener haben nach seinen Worten ihr Know-how im Bereich der Chemie- und Verfahrenstechnik eingebracht, während das Schriesheimer Unternehmen das Sanitärwissen beisteuerte.

Im Laufe der Zusammenarbeit sei es gelungen, die geforderten Kriterien zu erfüllen. Dazu gehörten physikalische als auch ökologische Eigenschaften wie schlagzäh, temperaturbeständig, stabil, einfärbbar, lösungsmittel- und faserfrei sowie voll recycelbar. Diese und auch andere Vorgaben ließen das neue Produkt Belatec entstehen, das eine glatte Oberfläche aufweist und über gute wärmeisolierende Eigenschaften verfügt. Bei der thermischen Trennung entstehen Komponenten die sich wiederverwerten lassen. Acryl und PU, wobei der PU-Wertstoff in seinem "zweiten Leben" zu Dämmplatten verarbeitet wird.

Produktionsverfahren einer Belatec-Duschwanne. Auf den Acryl-Rohling wird das verdichtete PU Material aufgesprüht, anschließende Aufschäumung und das fertige dreilagige Schnittmodell verdeutlichen diese Technik. Auch auf der Rückseite entsteht bei diesem Produkt eine geschlossene und glatte Oberfläche.

Um den Vorteil dieser Entwicklung nutzen zu können, begann die Einführungsphase bereits Mitte 1995. Im Rahmen eines Stufenplans soll die Produktion bis Ende 1996 komplett auf die Belatec-Technik umgestellt werden. "Duscholux hat Produkte in Belatec-Qualität", ist die Nachricht die Göck an die Vertriebspartner und die Endbenutzer richtet. Dieser "Premiumvorteil" erscheint nachvollziehbar, da der Hersteller diese Technologie nicht nur in einigen ausgewählten Serien anbieten will, sondern die gesamte Produktpalette in dieser Qualität im Markt offeriert.

Umweltaspekt und Verantwortung

Die in Sandweiler bisher produzierten Wannen aus Acryl und GFK hatten im Vorfeld der neuen Technologie bereits zu technischen Abläufen geführt, die in starkem Maße den Umweltaspekt berücksichtigten. Im Jahr 1991 wurde der erste Schritt in diese Richtung getan, in Sandweiler begann das Unternehmen mit dem Materialrecycling zur Wannenrandverstärkung. Eine Großschredderanlage zur Wertstofftrennung wurde 1993 in Betrieb genommen. Die getrennten Materialien werden anschließend durch das patentierte Verfahren zur Wannenrandverstärkung wiederverwertet.

Seit 1995 werden zur Minimierung der Luftbelastung in der RNV-Anlage Styroldämpfe verbrannt.

Da bei der Glasfaserverarbeitung Styroldämpfe entstehen, wurde zur Minimierung der Luftbelastung 1995 eine RNV Anlage (Reaktive Nachverbrennung) installiert. Die Anlage verbrennt die Dämpfe und senkt auf diese Weise die Emissionswerte.

Parallel zu der Belatec-Technologie entwickelte man gemeinsam mit der Fa. ICI Acrylics die Trennung von Acryl und GFK-Schicht. Somit war dem Unternehmen ein weiterer Schritt gelungen den Recycling-Kreislauf zu schließen und Umweltverantwortung wahrzunehmen. Das durch dieses Trennverfahren gewonnene Material wird ab Januar 1996 in den Recyclingprozeß zurückgeführt.


B i l d e r : D + S Sanitärprodukte GmbH


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