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Mehr Flexibilität im Hallenneubau

EnEV 2014 fördert dezentrale Heizsysteme

Die neue EnEV verschafft dezentralen Heizsystemen in hohen Hallen einen deutlichen Bonus. Hier zu sehen: eine Brennwert-Warmluftanlage in Kombination mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe.

Die aktuelle DIN V 18599-5 betrachtet gegenüber der älteren Ausführung Nichtwohngebäude differenziert. Damit ergeben sich neue planerische Möglichkeiten.

 

Für Planer und Bauherren von Hallenneubauten bietet die EnEV 2014 eine Neuerung: Dezentrale Heizsysteme werden von der Gesetzgebung favorisiert, und zwar bei Hallengebäuden ab einer Deckenhöhe von mindestens 4 m. Untersuchungen im Vorfeld der Novellierung hatten gezeigt, dass in der Baupraxis durch eine dezentrale Strahlungs- oder Gebläseheizung der Spielraum für eine wirtschaftlich noch höhere Wärmedämmung der Außenhülle nicht gegeben ist. Das bedeutet speziell für den TGA-Fachplaner eine höhere Flexibilität im Umgang mit solchen Objekte.

Die neue EnEV verschafft dezentralen Heizsystemen in hohen Hallen einen Bonus, indem sie diese von zwei drastischen Verschärfungen ausnehmen, die ab 2016 in Kraft treten:
1. Nichtwohngebäude mit Innentemperaturen >19°C müssen um 20% besser isoliert werden (Anlage 2, Tabelle 2 der EnEV 2014), und
2. der zulässige Primärenergiebedarf wird um 25% reduziert (siehe Anlage 2, Tabelle 1 der EnEV 2014).
Damit ändert sich für dezentrale Systeme nichts, es bleibt bei den Anforderungen der EnEV 2009. So gewinnt der Planer beim Einsatz solcher Heizsys­teme einen höheren Investitions-Spielraum, der aus dem Kostenvorteil resultiert. Er kann zudem den energetischen Freiraum nutzen, um an anderer Stelle auszugleichen (Beleuchtung, Isolierung, Lüftung) oder die Kosten für den Neubau senken.

Wie ist es zu diesem „EnEV-Bonus“ gekommen?
Die EnEV basiert auf der gültigen Normreihe DIN V 18599, die in 2011 neu gefasst wurde. Bis dahin wurden Nichtwohngebäude undifferenziert betrachtet. Kindergärten und Krankenhäuser wurden genauso behandelt wie Produktionshallen und Flugzeughangars, obwohl die Energieeffizienz entscheidend von der Raumhöhe und der Nutzung des Gebäudes bestimmt wird. Die aktuelle DIN V 18599-5 trägt dem Unterschied Rechnung und beendet diesen Zustand.
In die neugefasste Norm sind die aktuellen Forschungsergebnisse der Studie „Gesamtanalyse Energieeffizienz Hallengebäude“ (GAEEH-Studie) eingeflossen, die erstmals die Unterschiedlichkeit von Hallengebäuden thematisiert. Untersucht wurden charakteristische Gebäudestrukturen und HLK-Anlagentechnik, um Potenziale zur Energieeinsparung und Emissionsminderung zu erschließen. Für alle Heizungssysteme, so auch für dezentrale Systeme (direkt beheizte Warmlufterzeuger, Hell- und Dunkelstrahler), berücksichtigt die Norm nun auch wie bei Heizkesseln die folgenden Kriterien:

  • Produktwerte (Effizienz und Strahlungsfaktor).
  • Leistungsregelung (modulierend regelbare Geräte versus einstufig).
  • Abgaswärmerückgewinnung mit Brennwerttechnik.

Durch diese Betrachtung rücken dezentrale Hallenheizsysteme verstärkt in den Vordergrund. Mit ihnen lassen sich Primärenergieeinsparungen von 30% und mehr gegenüber dem Referenzzustand erzielen. Die Erfüllung des EEWärmeG über Ersatzmaßnahme nach §7 ist somit gewährleistet. Darüber hinaus sind die Systeme weiterhin förderfähig nach KfW-Ener­gieeffizienzprogramm.

Fazit
Für Hallengebäude sind damit dezentrale Heizsysteme mit gasbefeuerter Warmluft- und Infrarotstrahlungstechnologie bei vielen Aufgaben ökologisch und ökonomisch eine vorteilhafte Lösung. Die wichtigsten Gründe dafür sind:

  • Schnelle Reaktionszeiten auf nutzungsbedingt wechselnde Heizanforderungen,
  • Teilbeheizung in Großräumen,
  • flexible Anpassung an wechselnde Hallennutzung,
  • verringerte Lufttemperaturen gerade bei hohen Räumen,
  • keine Übertragungs-, Stillstands-, Speicher- und Verteilungsverluste.


So ist es nur folgerichtig, dass die Ener­gieeinsparverordnung diese Technologie mit einem Bonus belohnt, nicht nur aus Sicht der Bauherren, sondern durchaus auch aus ökologischer Betrachtung. Der TGA-Fachplaner sollte diese Gründe daher in seinen Planungen berücksichtigen und prüfen, ob sich die Technik für das jeweilige Bauprojekt als Alternative zu anderen Heizsystemen eignet.

Autor: Dr. rer. nat. Norbert Burger, Geschäfts­führer Fachbereich Gas bei der figawa

Bilder: Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V. (figawa)

www.figawa.org


Leitfaden zur Planung neuer Hallengebäude nach EnEV 2014 und EEWärmeG 2011
Mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach (figawa) wird im Rahmen des Forschungsprojekts „Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien in Hallengebäuden – Neubau und Bestand“ ein Leitfaden für Planer, Unternehmer und Investoren entwickelt. Er soll eine praxisgerechte Hilfestellung bieten, um die aktuellen energierechtlichen Vorschriften bezüglich Energieeffizienz und Nutzung Erneuerbarer Energien in Hallengebäuden zu erfüllen. Dabei stehen technische, rechtliche und wirtschaftliche Maßnahmen sowie die Möglichkeiten finanzieller Förderung im Fokus. Der Leitfaden erscheint voraussichtlich Ende 2014 und kann auf www.figawa.de bestellt werden.

 


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