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Warten macht Sinn

Solarthermische Anlagen sollten regelmäßig einer Überprüfung ­unterzogen werden, damit sie langfristig ihre zugedachte ­Funktion erfüllen

Solarthermische Anlagen gelten als wartungsarm. Die Hersteller solcher Systeme empfehlen trotzdem, sie einmal im Jahr zu warten. Bild: Viessmann

Emaillierte Speicher haben oft eine Opfer­anode aus Magnesium. Ist sie aufgebraucht, färbt sich die Substanz in dem Schauglas rot. Dann muss die Magnesiumanode ausgetauscht werden.

Solar-Prüfkoffer enthalten alle für die Prüfung von thermischen Solaranlagen erforderlichen Instrumente. Bild: Viessmann

 

Hersteller von solarthermischen Systemen empfehlen die regelmäßige Anlagenwartung, die in der Praxis jedoch häufig vernachlässigt wird. An Argumenten und Hilfestellung dafür mangelt es nicht.

Manch einem dürfte dies bekannt vorkommen: Nachdem die Solarwärmeanlage installiert ist, wird der Kunde eingewiesen und die Anlage seiner Obhut übergeben. Folgt der Kunde den Anweisungen, wird er hin und wieder den Anlagendruck prüfen, die Temperatur an der Regelung und an den Thermometern beobachten. „Ansonsten können Sie davon ausgehen, dass die Anlage störungsfrei laufen wird“, sagt ihm der Handwerker. Denn solarthermische Anlagen gelten als wartungsarm, wenn nicht gar wartungsfrei, und für viele Installateure ist der Auftrag mit der Inbetriebnahme abgeschlossen. Die Hersteller solarthermischer Systeme sehen dies nicht gern. Sie empfehlen ihren Fachpartnern die regelmäßige Anlagenwartung. Dafür haben sie gute Gründe, und auch an Hilfestellung lassen sie es nicht mangeln.
Wohl kein Hersteller, der nicht zur Wartung rät. Bosch Thermotechnik mit seinen Marken Buderus und Junkers, ­Paradigma, Rotex, Tisun, Vaillant, Viessmann und Wagner: Sie alle antworten auf die Frage, ob sie die regelmäßige Wartung ihrer solarthermischen Systeme empfehlen, mit Ja. Bei den Gründen hierfür steht die Sicherheit im Vordergrund. So heißt es bei ­Vaillant, dass eine nicht durchgeführte Wartung die Betriebssicherheit der Solaranlage beeinträchtigen und zu Sach- und Personenschäden führen könne. ­Tisun nennt weitere Gründe. „Durch Anlagenwartung kann die volle Funktionstüchtigkeit der Anlage gewahrt werden“, betont Bernhard Waas vom österreichischen Hersteller. Dies sei nicht nur ein Sicherheitsaspekt, sondern notwendig, um einen effizienten und wirtschaftlichen Betrieb während der gesamten Lebensdauer des Systems aufrechtzuerhalten. Außerdem ließen sich damit hohe Reparaturkos­ten für mögliche Schäden ausschließen.

Oft keine Wartung
„Leider wird oftmals keine Wartung durchgeführt, was häufig dazu führt, dass Anlagen nach ein paar Jahren nicht mehr ordentlich funktionieren“, bestätigt Oliver Hiltergerke von Wagner & Co. Alle über einen Kamm scheren will er aber auch nicht und so fügt er hinzu: „Andere Handwerksbetriebe führen konsequent Wartungen durch, hier kann man davon ausgehen, dass die Anlagen vernünftig funktionieren.“ Auch Paradigma macht zweigeteilte Erfahrungen. „Nach unserer Einschätzung warten weniger als die Hälfte unserer Handwerkspartner“, sagt Wendelin Heinzelmann von Ritter.
Bosch Thermotechnik berichtet, dass die Handwerkspartner Solarwärmesys­teme „erfahrungsgemäß“ im Rahmen der Kesselwartung überprüfen. Allerdings sei der Umfang der Wartungstätigkeiten sehr unterschiedlich, heißt es weiter. Man gehe davon aus, dass sich die Wartung bei einem großen Teil der Handwerker auf die Sichtkontrolle beschränkt. ­Viessmann, Rotex und Vaillant machen keine Einschränkung. Hier werden die Solaranlagen zusammen mit dem übrigen Heizsystem gewartet, lautet die Antwort.

Checkliste vom Hersteller
An Unterstützung, wie Solaranlagen zu warten sind, mangelt es nicht. Schon in den Montage- und Bedienungsanleitungen weisen die Hersteller darauf hin, dass eine regelmäßige Überprüfung notwendig ist, wenn die Anlage lange laufen und störungsfrei arbeiten soll. Wartungschecklisten und -protokolle liefern die meisten gleich mit. Die Schritte, die zur Wartung gehören, sind bei den einzelnen Herstellern mehr oder weniger detailliert beschrieben. Bei den wesentlichen Tätigkeiten gibt es aber Übereinstimmung. Für die großen Bereiche Kollektoren, Speicher, Solarkreis und Regler seien hier einige Beispiele genannt.

Sichtprüfung zu Beginn
Die Anlagenwartung beginnt mit der Sichtprüfung. Zunächst inspiziert der Installateur die Kollektoren. „Flachkollektoren sollten auf Defekte an der Glasabdeckung und dem Kollektorgehäuse, Vakuumröhrenkollektoren auf Schäden an den Glasröhren und dem Sammlergehäuse untersucht werden“, sagt Wolfgang ­Rogatty von Viessmann. Sind die Glasflächen der Kollektoren stark verschmutzt, sollten sie vorsichtig mit Wasser gereinigt werden. Der Installateur überprüft weiterhin, ob die Kollektoren und das Montagesystem sicher sitzen, ob alle Anschlüsse dicht sind und der Temperatursensor am Kollektor fest sitzt. Außerdem kontrolliert er, ob die Übergänge zwischen dem Montagesystem und dem Dach dicht sind.
Der Speicher sollte den Herstellerangaben entsprechend gewartet werden. Insbesondere ist der Korrosionsschutz zu kontrollieren. Der Installateur überprüft die Magnesiumanode oder ob der Schutzstrom der Fremdstromanode über 0,3 mA liegt. Gegebenenfalls wechselt er die Magnesiumanode aus. Falls notwendig, entlüftet er den Wärmetauscher und reinigt den Speicher.

Frostschutz überprüfen
Beim Solarkreis kontrolliert er zunächst die Solarflüssigkeit. Hier dreht es sich um den Korrosionsschutz und die Frostschutzsicherheit im Wärmeträgermedium. Mit bloßem Auge lässt sich erkennen, dass etwas nicht stimmt, wenn die Sole sich bräunlich verfärbt hat oder ausflockt.
Um sicher zu gehen, dass der Frostschutz noch einwandfrei ist, ermittelt der Installateur den pH-Wert. Hierfür entnimmt er der Solarflüssigkeit ein paar Tropfen und gibt sie auf einen pH-Teststreifen. Über eine Farbskala liest er den Wert ab. Ist der Wert gegenüber dem im Abnahmeprotokoll festgehaltenen pH-Wert (z.B. 7,5) gesunken, sollte das Frostschutzmittel ausgewechselt werden. Auch bei einem stechenden Geruch sollte das Solargemisch erneuert und der Solarkreis gereinigt werden.
Um die Frostschutztemperatur zu messen, nutzt der Handwerker ein Refraktometer. Mit einer Pipette gibt der Installateur ein bis zwei Tropfen der Flüssigkeit auf die Prismenoberfläche und liest dann auf einer Skala die Temperatur ab.

Volumenstrom und Anlagendruck
Eine wichtige Aufgabe ist weiterhin die Überprüfung des Anlagendrucks. Außerdem kontrolliert der Installateur den Volumenstrom im Solarkreis sowie den Vordruck im Ausdehnungsgefäß.
Bei der Regelung notiert er die Betriebsstunden der Pumpe und kontrolliert ihre Funktionsfähigkeit. Hier ist wichtig, dass die Einstellung An/Aus/Auto funktioniert. Er schaut, ob die Temperaturfühler richtig positioniert, isoliert und angeschlossen sind, und er überprüft die Temperatur­anzeige. Zum Abschluss kontrolliert er, ob die Nachheizung funktionstüchtig ist. Ist ein Wärmezähler installiert, wird auch dieser überprüft.
Um sicher zu gehen, dass ein Installateur auch genau die Anforderungen für die jeweilige Anlage erfüllt, sollte er in jedem Fall auf die Wartungscheckliste seines Lieferanten zurückgreifen. Die meisten der befragten Hersteller empfehlen, solarthermische Anlagen einmal jährlich zu warten. Bei Vaillant heißt es, sie finde alle ein bis zwei Jahre statt.
Einige Kollektor- und Speicherhersteller bieten auch die notwendige Ausstattung für die Anlagenwartung an. So gibt es z.B. Wartungskoffer mit Anodenmessgerät, Lakmusstreifen und Refraktometer.

Autorin: Ina Röpcke, geprüfte Fachkraft Solartechnik und freie Journalistin für ­Erneuerbare Energien

 


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