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Meinung: Teure Strompreise bremsen den Wärmepumpenmarkt

Sorgt Deutschland mit hohen Strompreisen dafür, dass Öl- und Gasheizungen im direkten Vergleich künstlich billiger werden? Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer des Heiz- und Wärmetechnikunternehmens Stiebel Eltron, vertritt diese Meinung. Norwegen, Schweden, Finnland würden es besser machen. Ein Gastbeitrag.

Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer Stiebel Eltron. Bild: Stiebel Eltron

Hauptsitz der Stiebel Eltron-Gruppe in Holzminden an der Weser. Bild: Stiebel Eltron

Der Strom-Report liefert Infografiken zu den Daten, Fakten und Entwicklungen auf dem Energiemarkt und bietet einen Rückblick auf die wesentlichen Ereignisse der letzten Jahre - vom Stand der Energiewende bis hin zu den Strompreisen: strom-report.de. Bild: obs / Stiebel Eltron / Strom-Report Infografik

 

Die in Deutschland verbrauchte Energie wird etwa zu einem Drittel dafür verwendet, Wärme zu erzeugen. Dieser Sektor wird angesichts des Klimawandels und der deutschen Klimaziele jetzt konsequent auf grüne Technologie umgestellt – so sollte man meinen: Die fossilen Brennstoffe Erdöl- und Erdgas müssten als Klimaschädlinge teuer sein, Strom für umweltfreundliche neue Heiztechnologie günstig. Die Realität im September 2020: In Deutschland ist es genau anders herum.
„Wir haben aktuell in Deutschland die teuersten Strompreise in Europa“, sagt Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer des Heiz- und Wärmetechnikunternehmens Stiebel Eltron. „Die Verbraucher bezahlen für jede Kilowattstunde 17 Eurocent staatliche Abgaben – bei einer Kilowattstunde Erdgas dagegen nur 3 Eurocent.“
Das Problem: Der teure Strompreis bremst den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen, einer Heizung, die elektrisch angetrieben wird und erneuerbare Umweltenergie nutzbar macht. Bis 2030 müssten nach Expertenschätzungen und verschiedenen vorliegenden Studie zwischen fünf und zehn Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert sein, um die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. Aktuell sind gerade einmal knapp eine Million Geräte installiert - es müssten also pro Jahr mindestens 500000 Wärmepumpen installiert werden. 2018 wurden aber bundesweit nur rund 84000 Wärmepumpen eingebaut.
„Die deutsche Heizungsindustrie hat bei der Heiztechnik der Zukunft  weltweit derzeit noch eine führende Position. Deutschland kann es sich jetzt aber nicht länger leisten, bei der Energiewende mit den Füßen gleichzeitig auf dem Gaspedal und der Bremse zu stehen – grünen Strom zu erzeugen und dann künstlich teuer zu machen“, so Matten. Dass der Einsatz von Wärmepumpen industriepolitisch äußerst sinnvoll ist, habe erst kürzlich eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC belegt, die die Chancen und Risiken der Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb eingehend untersucht hat (https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/die-deutsche-heizungsbranche.html).
Wie es in Europa anders geht, zeigen die skandinavischen Länder: In Norwegen, Schweden und Finland werden mehr als 20 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte installiert – in Deutschland bisher nur gut 2.
„Es wird der Bevölkerung schwer erklärbar sein, dass Deutschland bei den verbindlich zugesagten Klimazielen für 2030 scheitert und damit Milliarden Strafzahlungen leisten muss, weil wir fossile Energien wie Öl und Gas künstlich verbilligen und Strom, der für die Dekarbonisierung verschiedener Sektoren gebraucht wird – unter anderem im Wärmebereich für den Betrieb der effizienten und umweltfreundlichen Wärmepumpen – extrem teuer. Da ist es ein geradezu verspielter Erfolg, dass hierzulande 55 Prozent des Stroms im ersten Halbjahr 2020 bereits aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne erzeugt werden konnte, wie das Fraunhofer Institut berichtete“, sagt Dr. Nicholas Matten.

Hinweis der Redaktion: Sie sind anderer Meinung oder möchten etwas zu den Aussagen ergänzen? Schreiben Sie uns unter redaktion@strobelmediagroup.de

 


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