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Clouds & Communities: Der Stand der Dinge

Über Wolken und Gemeinschaften im wachsenden Markt der Eigenstromversorgung

Ausblick: Clouds und Communities reihen sich ein in die Liste alternativer Verwertungsmöglichkeit von Post-EEG-Anlagen. Deren Einspeisezeit läuft derzeit ab.

Strom aus Photovoltaik in Wolken lagern – keine Utopie, sondern ein reales Geschäftsmodell, wenn auch nur im übertragenen Sinn, kaum weniger genial. (Shutterstock)

Der Markt der Communities und Clouds hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch weiterentwickelt. Selbst klassische Energiekonzerne sind mit an Bord. (Shell)

Es gibt eine dynamische Entwicklung am Markt, bei der sich Angebot und Nachfrage gegenseitig zum Ziel Eigenstromversorgung befeuern. (Senec)

Eine Zielsetzung von Anbietern von Communities wie Sonnen ist, Erneuerbare-Energien-Anlagen zu virtuellen Kraftwerken zusammenzufassen und diese am Regelenergiemarkt anzubieten. Damit will man Geld verdienen, aber im Gegenzug auch teilhaben lassen. (Sonnen)

 

Es treten immer mehr Versorger am Markt auf, die eine Strom-Cloud oder die Teilnahme an einer Strom-Community anbieten. Was ist der Stand? Wie haben sich die Clouds und Communities weiterentwickelt? Der Bericht liefert einen Überblick über den Markt, Hintergründe und Einschätzungen.

Die Eigenstromversorgung über selbst erzeugten Solarstrom vom Dach gewinnt weiter an Fahrt. Im Zentrum dieser Entwicklung, die erst wenige Jahre alt ist steht, dass Strom immer teurer geworden ist, in den letzten Jahren um ca. 1 Ct/ kWh jedes Jahr. Aktuell zahlt ein Haushalt im Jahr 2020 in Deutschland 31,37 ct für eine kWh Strom laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Außerdem fallen die Einspeisevergütungen für neu installierte Photovoltaikanlagen nach EEG.

Die Gestehungskosten von Solarstrom aus kleinen Dachanlagen sind dagegen kontinuierlich gesunken, durchschnittlich auf etwa 9-10 Ct/kWh – je nach Region und Solarstrahlung diff eriert das etwas nach oben oder unten. Die Einspeisevergütung (für Anlagen bis 10 kWp) liegt aktuell (Stand Okt/2020) bei ca. 10 Ct/ kWh. Die Einspeisevergütung verspricht so kaum noch Rendite. Es lohnt sich mehr und mehr, den PV-Strom selbst zu nutzen und darüber den Fremdbezug teuren Stroms deutlich zu senken.

Speicher bringen Schub

Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) wird mittlerweile jede zweite neu in Deutschland installierte PV-Anlage im Bereich bis 10 kWp mit einem Solarstrom-Speicher kombiniert. Der Boom bei der Elektromobilität beschleunigt das Thema Eigenstromnutzung noch. „Der Trend geht klar zu Solar-Sorglos-Paketen, bestehend aus einer Solaranlage auf dem Dach, einem Solarspeicher im Keller und einer Solartankstelle vor der Haustür“, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

Clouds und Communities

Der Sorglos-Wunsch geht aber weiter, hin zur solaren Vollversorgung: Wohin schiebe ich den Strom, wenn so viel vom Dach anfällt, dass ich ihn nicht mehr nutzen und selbst in meinem Speicher nicht mehr zwischenlagern kann und könnte ich ihn zu einem anderen Zeitpunkt wiederbekommen, wenn meine selbst erzeugte Menge mal nicht reicht? Hier greifen die Clouds und Communities.

Clouds und Communities funktionieren heute noch nach demselben Prinzip wie in den Anfangstagen. Die bekannten Internet-Begriffe „Cloud“ und „Community“ sind die beiden Bilder, welche gewollt auch im Fall von Solarstrom entstehen sollen: Die Cloud bezeichnet einen ortsfernen virtuellen (Strom)speicher, auf dem man seine „Daten“ (Strom) virtuell ablegen und bei Bedarf wieder abrufen kann. In einer Community speisen die Mitglieder der Gemeinschaft Photovoltaik-(PV)-Strom, den sie zu einem bestimmten Zeitpunkt weder direkt verbrauchen noch in der eigenen Batterie parken können, in einen virtuellen Pool ein, aus dem ein anderes Mitglied, das in diesem Moment Strom benötigt, diesen bezieht. Die beiden prominentesten Vertreter und Pioniere auf diesem Feld waren und sind für die Cloud Senec und für die Community Sonnen.

Blick in den Markt (I)

Seit den Anfangstagen, in denen Batteriehersteller diese Begriffe prägten, treten neben diesen auch immer mehr Stromversorger und selbst PV-Modulhersteller am Markt auf, die eine Strom-Cloud oder die Teilnahme an einer Strom-Community anbieten, um Kunden in einer sich wandelnden Energieversorgungslandschaft an sich zu binden oder sie für sich und ihre Produkte zu gewinnen. Pioniere wie Sonnen und Senec beispielsweise gehören heute Shell und EnBW. Es war viel Bewegung im Markt. Mittlerweile werden auch Joint Ventures gegründet, um Endkunden Solarpakete plus den Reststrom aus einer Hand zu liefern. Angeboten werden Produkte (Solarmodule, Batterie, Ladestation) in Kombination mit Dienstleistungspaketen (Community, Flatrate und Garantien).

Senec ist vorgeprescht, indem es nun auch Cloud-Tanken von für unterwegs anbietet: Besitzer einer Solaranlage können seit Juli 2020 mit der Senec.Cloud To Go ihr Elektroauto an über 45 000 Ladesäulen in Europa kostenlos mit Strom aufladen, den sie zuvor bilanziell auf dem eigenen Dach produziert haben. Der Kunde nutzt dazu an einer Stromtankstelle eine Senec-Tankkarte wie eine Bankkarte und kann damit seinen selbst produzierten Strom auch außerhalb des eigenen Haushalts nutzen. Sonnen ist mittlerweile eine Vertriebskooperation mit Lichtblick eingegangen, Deutschlands größtem Ökostromanbieter.

Auch alte Kerngrößen der Energiewirtschaft sind auf den Zug aufgesprungen: E.on und seine neue Tochtergesellschaft Innogy (vormals RWE Innogy) haben in Kombination mit Photovoltaik bereits ein entsprechendes Eigenstrom-Reststromversorgungs-Produkt im Programm.

Blick in den Markt (II)

Weitere Anbieter sind am Markt erschienen: zu diesen zählen Polarstern (Deckungslücke über Eigenstrom), Buzzn (bietet eine Community an) oder Beegy. Aber vermehrt auch Stadtwerke, die das Potenzial dieses Geschäftsmodells zur Kundenbindung bzw. –akquise erkannt haben. Große Player wie Enercity (Hannover, bietet für die Deckungslücke einen Ökostromvertrag an), die EWE (Oldenburg, bietet eine Cloud an) sind bereits auf diesem Geschäftsfeld tätig. Modulhersteller Q-Cells bietet seit Mai dieses Jahres seine Q.Home Cloud an, die bestehende oder neue Solaranlagen mit Solarstromspeicher um eine Cloud-Lösung ergänzt. Installateure und auch Planer werden in Zukunft von potenziellen Kunden nicht nur nach Modulen und Solarakkus gefragt, sondern auch nach Ergänzungsprodukten, die die Reststromversorgung abdecken, also nach Komplettpaketen in Form von Communities und Clouds oder anderen Reststromversorgungsprodukten. Clouds und Communities sind ein wichtiges Verkaufs- und auch Entscheidungsargument geworden.

Post-EEG-Anlagen

Weitere neue Adressaten werden die Post-EEG-Anlagen sein. So lange es die Politik versäumt, für die Anlagen, die nach 20 Jahren aus der Förderung herausfallen eine Anschlussregelung zu finden – und das beginnt mit kommenden Jahr – können diese Anlagen stillgelegt werden, wenn sie ihren Strom weiter ins Netz einspeisen.

Zwar werden auch ausgeförderte EEG-Anlagen weiter privilegiert sein, d. h., dass sie ihren Strom grundsätzlich weiter ins Netz einspeisen dürfen. Das dürfen sie aber nur, wenn sie über einen neuen Abnahmevertrag verfügen, also einen oder mehrere Kunden haben, die ihnen den Strom nun abnehmen. Wer keinen hat, speist seinen Strom wild ins Netz ein und der Netzbetreiber kann und wird dann eine solche Anlage abklemmen.

Es gibt verschiedene Initiativen aus der Wirtschaft, diese Altanlagen aufzufangen und ihnen den weiter produzierten Strom abzunehmen. Darunter werden auch die Clouds und Communities sein. So hat Sonnen im Juli angekündigt, ab 2021 seine Community für Post-EEG-Anlagen öffnen zu wollen.

Fazit: Unter die Lupe genommen

Natürlich kann Strom nicht direkt zum Community-Netzwerk-Partner verschoben werden und wer Strom in seine Cloud einparkt, erhält natürlich nicht diesen wieder. Wie sollte das auch gehen. Nein, alles ist bilanziell. Doch die Communities und Clouds vermitteln den Kunden das gute Gefühl, das er/sie Teil einer festen Gemeinschaft ist bzw. er/sie den eigenen Strom parken kann – und das kommt gut an.

Außerdem steckt hinter manchen Community-Produkten mehr. Die Anbieter fassen sie zu virtuelle Kraftwerke zusammen und bringen sie an den Regelenergiemarkt. Damit wollen sie die Energiewende mitgestalten und natürlich Geld verdienen. Das ist für die Teilnehmer mit Verpflichtungen, teilweise auch EEG-Leistungsabtretungen verbunden, möglicherweise auch mit entsprechenden Rückvergütungen bzw. Partizipierungen.

Vollversorgungsprodukte sind alle, die ein Technikpaket anbieten zur optimalen Eigenverbrauchsquote plus Reststromversorgung mit Ökostrom. Dort muss man sich dann aber die Tarife und die Vertragsbedingungen genau ansehen und woher der Ökostrom dann kommt.

Installateure werden in Kundengesprächen, in denen es um das Konzept oder den Entwurf einer Eigenstromversorgung geht, vermehrt auch in diesen Themen geschult und kundig bzw. in der Lage sein müssen, Auskünfte, Einschätzungen und Empfehlungen abzugeben.

Autor: Dittmar Koop, Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz

 


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