Werbung

Zentralverband – Senioren-Bad ist auch Arbeitsplatz

SHK-Handwerk im Dialog mit der Pflegewirtschaft

Am 3. November 2015 hat der ZVSHK den Dialog mit der Pflegewirtschaft eröffnet. Rund 100 Teilnehmer folgten der Einladung nach Berlin.

SHK-Fachunter­nehmer Eberhard Bürgel listete etliche Punkte auf, die für den Handwerksbetrieb von Bedeutung bzw. noch nicht befriedigend geklärt sind.

In Gesprächsgruppen wurde erörtert, was bislang bei Produkten, Prozessen und Netzwerken als erfolgreich angesehen werden kann – und was nicht.

Etliche Aspekte aus dem Erfahrungsschatz der Teilnehmer füllten die jeweilige Pinnwand. Der dringende Handlungsbedarf für Verbesserungen war offensichtlich.

 

Der kompetente Badplaner muss weit über Wellness hinaus denken. Es geht um mehr als multifunktionales Design, das sich auch für das altersgerechte Bad bewährt. Weil das Leben in den eigenen vier Wänden möglichst lange erhalten bleiben soll, müssen dringend benötigte Bewegungsräume eingeplant werden. Darauf sind Angehörige sowie das mobile Personal je nach Pflegestufe angewiesen, um einen guten Job zu machen. Mehr aus Sicht des Nutzers denken, lautete die Kernbotschaft beim Dialogforum SHK-Handwerk trifft Pflegewirtschaft Anfang November in Berlin.

Im Durchschnitt haben die 25 000 SHK-Innungsbetriebe im Jahr 2014 jeweils 16 Badsanierungen ausgeführt. Davon wurden 7 gezielt altersgerecht gestaltet. Das barrierefreie Badezimmer hat eine Schlüsselfunktion für die Autonomie einer immer älter werdenden Bevölkerung. Allerdings: Nur in einer weitsichtigen Badplanung kann dies von langer Hand vorbereitet sein. Die Realität sieht meist anders aus. SHK-Unternehmer Eberhard Bürgel weiß aus eigener Erfahrung, dass 60 % seiner Barrierefrei-Umbauten aus dem Notfall heraus entstehen. „Der Baubeginn muss sofort sein, weil der Nutzer der Wohnung nach kurzer Zeit aus dem Krankenhaus oder der Reha-Maßnahme entlassen wird und auf ein barrierefreies Umfeld zu Hause angewiesen sein wird“, stellte er in seinem reich bebilderten Vortrag klar.

Entscheidungen müssen schnell getroffen werden
Gravierende Schwachpunkte zeigen sich dabei. Das SHK-Handwerk hat das Know-how, die baulichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Senioren möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen können. Die SHK-Verbandsorganisation qualifiziert ihre Mitgliedsbetriebe gezielt dazu, für den Schlüsselfaktor Bad eine gewerkeübergreifende Leistungskompetenz aus einer Hand anbieten zu können. Allerdings ist das Zusammenwirken von Handwerkern in engem Schulterschluss mit der Pflegewirtschaft derzeit die Ausnahme und meist auf das persönliche Engagement einzelner Verantwortlicher zurückzuführen.
Wie aber lässt sich die erfolgreiche Zusammenarbeit einer Insellösung transparent machen und als möglicher Wegweiser in andere Regionen tragen? Dies war die Intention für den ZVSHK, beteiligte Partner aus der Pflegewirtschaft zu einem Dialog nach Berlin zu holen. Rund 100 Teilnehmer folgten der Einladung.
„Die fehlende Anerkennung des SHK-Handwerkers bei den Pflegekassen führt heute zu unnötigen Verzögerungen beim altersgerechten Badumbau“, stellte ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser heraus und verwies auf die Notwendigkeit, zu unbürokratischen Lösungen im Notfall zu kommen. Es dürfe nicht sein, dass der Medizinische Dienst der Krankenversicherung zur Begutachtung der Situation bis zu drei Wochen brauche. Denn erst dann stehe fest, ob und wie ein Zuschuss aus der Pflegekasse möglich wird.
Esser klärte über die Konsequenz auf: „Erst nach Klärung der Bezuschussung kann mit der Umbaumaßnahme begonnen werden. Dies stellt für die betroffene Person eine unzumutbare Verzögerung dar, die nicht notwendig ist. Unser Vorschlag zielt auf eine Verschlankung und Beschleunigung des Verfahrens zugunsten der Betroffenen.“

Erfahrungen in Workshops zusammengetragen
In überschaubaren Gesprächsgruppen waren die Teilnehmer zum Mitmachen aufgefordert. Sie trugen zusammen, was bislang bei Produkten, Prozessen und Netzwerken als erfolgreich angesehen werden kann und wie sich weitere Verbesserungen erzielen lassen. „Wir müssen noch viel mehr aus Sicht des betroffenen Bürgers an die Dinge herangehen“, lautete eine wichtige Schlussfolgerung in mehreren Workshop-Runden. Von der Bewilligung von Baumaßnahmen über die Auftragsvergabe und Produktwahl bis hin zur Einrichtung eines Arbeitsplatzes für das Pflegepersonal im Bad der Zukunft könne vieles besser organisiert werden.
Etliche Aspekte aus dem Erfahrungsschatz der Teilnehmer füllten die jeweilige Pinnwand. Sie werden vom ZVSHK ausgewertet, um daraus wichtige Erkenntnisse zu ziehen und für die praktische Arbeit der Sanitärbetriebe aufzubereiten. Geplant ist, daraus ein Konzept für die SHK-Innungen zu erarbeiten. Von einer Best Practice sollen auch Sanitärwirtschaft und verantwortliche Stellen innerhalb des Gesundheitssystems profitieren.

Neue Konzepte für den Umbau im Bad
„Nicht der Staat, sondern der Markt ist der beste Pfadfinder, um die Bedürfnisse zu befriedigen“, zeigte sich Staatssekretär Karl-Josef Laumann aus dem Gesundheitsministerium beim Thema „Zukünftige Herausforderungen der mobilen Pflege“ überzeugt. Er verwies auf die jetzt mögliche Beihilfe von 4000 Euro aus der Pflegekasse für notwendige Baumaßnahmen, die bei einem Akutfall wichtig sind. Wenn auch eigene Ersparnisse hinzukämen, ließe sich je nach finanziellem Rahmen das Nötigste oder eben ein umfangreiches Konzept nach Maß verwirklichen. Er appellierte an die zahlreichen Entscheider aus Industrie und Handwerk, solche klar definierten Dienstleistungen am Markt zu platzieren.
Doch nicht nur das: Der ZVSHK hat zudem beim Gesundheitsministerium deutlich gemacht, dass die Umbaumaßnahmen im Rahmen des Pflegezuschusses verbindlich an ein geschultes SHK-Unternehmen gebunden sein sollen. Das ist bislang nicht der Fall. Der Privatmann kann momentan in Eigenregie umbauen. Damit treten Risikofaktoren auf, die insbesondere für die Hygiene in der Trinkwasserinstallation von Bedeutung sind und bei der Befestigung von Haltegriffen und Duschsitzen durch fachgerechte Montage eines Profis vermieden werden können.
Für Laumann ergibt sich mindestens bis zum Jahr 2030 ein enormer Handlungsbedarf für die Barrierefreiheit im Bad. Zu einem dringend benötigten Umbau und begrenzten Ersparnissen schätzte er ein: „Mit etwa 6000 Euro lässt sich das Wichtigste verbessern. Wünsche mögen da weiter gehen, doch mehr geht dann eben nicht.“

Wellness ja, aber auch Arbeitsplatz
Ein paar wichtige Aspekte kamen in der Podiumsdiskussion zur Sprache:

  • Beim plötzlich eintretenden häuslichen Pflegefall sehen sich Angehörige, Pflegepersonal, Handwerker, Sanitätshaus sowie Apotheke mit ganz unterschiedlichen Problemen konfrontiert. Um ein gut funktionierendes, lokales Netzwerk mit engagierten Personen aufbauen zu können, bedarf es dringend erprobter Lösungen für einen Masterplan.
  • Jedes neue Bad sollte dem Wohlfühl-Faktor Rechnung tragen. Doch wenn es nicht barrierefrei gebaut ist, ist dies eine vergebene Chance – und ein Modernisierungsfall von morgen.
  • In den eigenen vier Wänden wird das Bad bei einer Intensivpflege zum Arbeitsplatz für Angehörige bzw. für das Pflegepersonal – entsprechend groß ist der Platzbedarf. TD


KfW-Fördergeld erhöht

Die KfW (Förderbank des Bundes) unterstützt Baumaßnahmen nach definierten Standards. Geht es z. B. um eine präventive, altersgerechte Badrenovierung, müssen die Bedingungen für den Förderbaustein Sanitär eingehalten werden. Auch umfangreichere Baumaßnahmen (Standard: Altersgerechtes Haus) unterstützt die KfW, wenn ein Sachverständiger prüft. Seit November 2015 hat die KfW den Investitionszuschuss von 4000 auf 5000 Euro angehoben (Zuschuss-Variante im Programm 455). Für den kompletten Standard Altersgerechtes Haus konnten früher max. 5000 Euro bezuschusst werden, jetzt gibt es bis zu 6250 Euro. Zudem werden Maßnahmen zum Einbruchschutz mit 1500 Euro bezuschusst. Damit stets deutlich ist, dass technische Mindestanforderungen der KfW eingehalten werden, kann der Sanitärfachmann schon bei der Planung eine Check-Applikation nutzen. Näheres unter www.kfw.de (im Suchfeld die Begriffe Check App eingeben).


Auf einen Blick

Dieser erste Dialog mit der Pflegewirtschaft hat Handlungsbedarf gezeigt. Die wichtigsten Punkte:

  • Das Zusammenwirken von Handwerkern in engem Schulterschluss mit der Pflegewirtschaft ist derzeit die Ausnahme.
  • Die fehlende Anerkennung des SHK-Handwerkers bei den Pflegekassen führt heute zu unnötigen Verzögerungen beim altersgerechten Badumbau.
  • Bei der Entwicklung von Produkten, Prozessen und Netzwerken muss deutlich mehr aus der Position des Betroffenen und seinen noch verbliebenen Möglichkeiten heraus gedacht werden.
  • Im Fokus der Badplanung standen bislang Wellness sowie Funktion und Design, doch ein wichtiger Punkt kommt hinzu: Das Senioren-Bad ist auch Arbeitsplatz.
  • Aus dem Erfahrungsschatz der Teilnehmer wird der ZVSHK wichtige Erkenntnisse ziehen und den Innungen einen Leitfaden für die praktische Arbeit der SHK-Mitgliedsbetriebe erarbeiten.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: