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Zentralverband – Fehlerquellen eingrenzen

Trinkwasserhygiene bei Kalt- und Warmwasser

Die Bundesfachgruppe SHK traf sich zu ihrer Herbstsitzung am 24. und 25. Oktober 2017 in Potsdam.

Fehlersuche: Mit einem Infrarot-Thermometer lassen sich ohne Aufwand erste Anhaltspunkte zu kritischen Temperaturen in der Trinkwasserinstallation sammeln.

Schutzmaßnahme: In Eckventilthermostaten muss ein Rückflussverhinderer tiefer positioniert sein, sonst kann ihn ein angeschraubter Flexschlauch zerstören.

Fatale Inbetriebnahme: Neu installierte, ungespülte Druckerhöhungsanlagen fördern kontaminiertes Trinkwasser in die oberen Stockwerke.

Bufa-Vorsitzender Fritz Schellhorn: „Wenn wir unsere Fachkompetenz und Servicebereitschaft pflegen und sogar ausbauen, haben wir ganz gute Chancen im Markt.“

Jakob Köllisch (stellvertretender Bufa-Leiter): „Netzbetreiber sind ambitioniert, die Wertschöpfung aus Dienstleistungen stärker abzuschöpfen – zulasten des Handwerks.“

Dr. Peter Arens (Armaturenhersteller Schell): „Pseudomonaden brauchen nur 20 Minuten bis zur Verdoppelung. Um die Übersicht zu behalten, trägt man Befunde am besten in ein Strangschema ein.“

Andreas Braun (ZVSHK): „Wenn Trinkwasser an der Übergabestation im Gebäude mehr als 20 °C warm ist, müsste man es eigentlich kühlen. Aber wer soll für diese Kosten aufkommen?“

Marco Jungnickel (Innung SHK Berlin): „Manche Versicherer begrenzen ihren Leistungsumfang am Eckventil. Versagt der daran angeschlossene Flexschlauch, zahlen sie den Wasserschaden nicht.“

 

In der Herbstsitzung der Bundesfachgruppe SHK Ende Oktober stand die einwandfreie Beschaffenheit des Trinkwassers einmal mehr im Fokus. Seine besondere Aufmerksamkeit sollte der Sanitärfachmann auf zu hohe Temperaturen beim Kaltwasser richten. Auch können neu eingebaute Komponenten im Trinkwassersystem bereits kontaminiert sein.

Für die meisten Planer einer Trinkwasserinstallation ist es mittlerweile gängige Praxis, dass man am Ort des zukünftigen Bauprojektes Erkundigungen über die Beschaffenheit des Trinkwassers einholt und die Analysewerte zu den Akten nimmt. Schließlich geben Härtegrad, pH-Wert & Co. grundlegend Aufschluss darüber, welche Werkstoffe für das Leitungssystem in Betracht gezogen werden können.
Was jedoch bislang kaum jemand gecheckt hat, ist die Kaltwassertemperatur, die beim Eintritt ins Gebäude an der Übergabestation herrscht bzw. herrschen wird. Als alarmierend erweisen sich nämlich Erkenntnisse, die eingehende Untersuchungen im Stadtgebiet Mainz gebracht haben. Dort wurde in einzelnen Stadtgebieten über einen längeren Zeitraum dokumentiert, dass die Bodentemperatur im Netz des Versorgers vor allem in den Monaten Mai bis August nicht unter 20 °C sank. Lagen Leitungen weniger als zwei Meter unter Straßenniveau, konnte sich Kaltwasser in einigen Straßen sogar noch stärker als 20 °C erwärmen.
Die Diskussion innerhalb der Bundesfachgruppe zeigte am 25. Oktober 2017 in Potsdam, dass dieses Problem nicht allein auf Mainz oder andere flussnahe Gebiete beschränkt ist, sondern auch in anderen Versorgungsgebieten auftritt. Die Erörterungen über Ursachen, Wirkungen und Maßnahmen zur Verbesserung stehen momentan erst am Anfang.

Kein kühles Trinkwasser strömt nach
Klar ist, dass die in der DIN 2000 stehende Formulierung „Trinkwasser muss kühl sein“ unter diesen Umständen nicht realisierbar ist. Auch die geforderte Höchsttemperatur des Kaltwassers von 25 °C im System des Gebäudes wird man durch Ablaufenlassen nicht verbessern können, wenn die Temperatur an der Übergabestation bereits fast dieses Temperaturniveau erreicht hat.
Was bedeutet das für die Praxis? Für den Planer eines Trinkwassersystems hat bereits seit etlichen Jahren hohe Priorität, dass Kaltwasser im Gebäude möglichst kalt bleiben muss. Wie selbstverständlich wurde bislang davon ausgegangen, dass bei der Einspeisung ins Gebäude eine ausreichend kühle Wassertemperatur vorhanden ist. Schließlich gilt es, mithilfe dieser Grundvoraussetzung zahlreiche widrige Umstände, die sich innerhalb des Gebäudes ergeben können, in den Griff zu bekommen. So ist es beispielsweise möglich, durch zyklischen Wasseraustausch einer Temperaturbeeinflussung im Kaltwasser entgegenzuwirken. Benachbarte Warmwasserleitungen in engen Versorgungsschächten oder hohe Umgebungstemperaturen in Stockwerksverteilungen und Zwischendecken begünstigen diesen negativen Effekt sonst binnen kurzer Zeit. Wie aber soll Kaltwasser kalt bleiben, wenn Ablaufenlassen nicht hilft und entlang der Leitungswege zahlreiche Wärmequellen bestehen?
Die Option, das Frischwasser bereits an der Übergabestation zu kühlen, wurde als technisch möglich angesehen. Doch blieb in der Diskussion offen, wer in solchen Fällen für die Energiekosten aufzukommen hat.

Möglichst geringe Stagnation
Untersuchungen zeigen, dass im Wasser oberhalb der kritischen Marke von 25 °C der bis dahin geringe Anteil von Keimen deutlich ansteigt ‒ eine Stagnation über Stunden vorausgesetzt. Lauwarmes Wasser mit 30 bis 48 °C gilt als besonders förderlich. Das Problem verschärft sich zusätzlich dadurch, dass ungenutzte oder falsch genutzte Trinkwassereinrichtungen Refugien bilden, in denen Biofilme im Kalt- und Warmwasser Nährböden finden. Deshalb hat der kontinuierliche Wasseraustausch hohe Bedeutung. Vor allem in weitläufigen Gebäuden galt deshalb bislang als Problemlöser, eine automatisch betriebene Hygienespülung an den am weitesten entfernten Punkten der Kaltwasserversorgung einzubauen.

IR-Thermometer hilft bei der Fehlersuche
Die entfernteste Entnahmestelle sei kaum das Problem, sondern vielmehr die kaum genutzte, gab Dr. Peter Arens (Schell) zu bedenken. In seinem Vortrag zu vernetzten Armaturen erläuterte er zahlreiche Erkenntnisse, die er aus Untersuchungen in größeren Trinkwasseranlagen gewonnen hat. Ob sich die Kaltwassertemperatur in einzelnen Gebäudeabschnitten im kritischen Bereich befindet, lasse sich bereits durch ein preisgünstiges Infrarot-Thermometer herausfinden.
So hat Dr. Arens unter anderem einen offenbar häufiger vorkommenden Schaden leicht ermitteln können: Ein Eckventil war ohne Armaturennutzung ungewöhnlich warm, obwohl die Zirkulationsleitung ca. 90 cm entfernt war. Die Ursache lag in einem fast bündig in einem Eckventilthermostaten positionierten Rückflussverhinderer, der beim Anschließen eines Flexschlauches zerstört wurde. Dadurch kam es zum Überströmen von Warm- zum Kaltwasser.
Auch hier gibt es eine Lösung: Thermostate, in denen der Rückflussverhinderer nicht nahezu bündig mit dem Schraubanschluss abschließt, sondern tiefer sitzt.

Flexschläuche kritisch betrachten
Dem Thema Anschlussschläuche mit flexibler Metallarmierung widmete die Bufa einen eigenen Tagesordnungspunkt. Oftmals werden sie vom Installateur und auch vom Endverwender als Teil der Wasserleitung angesehen. Doch Versicherer sind offenbar aus vielen Schäden klug geworden und nehmen solche Flexschläuche zunehmend aus der Haftung. In diesem Zusammenhang ist aber nicht nur das Kleingedruckte in einer Versicherungspolice von Bedeutung, auch die Angaben des Herstellers lassen darauf schließen, dass sie das Risiko eines Defektes nicht lange tragen wollen. In den Formulierungen – wenn sie überhaupt dem Produkt beigelegt sind – geht es oftmals um einen nicht näher beschriebenen „bestimmungsgemäßen Gebrauch“ oder an anderer Stelle um die Anmerkung, dass die Garantie für den Flexschlauch lediglich ein Jahr beträgt. Auch machen viele Hersteller die Vorgabe, den Flexschlauch mittels Drehmomentschlüssel anzuschrauben... Aufgrund zahlreicher kritischer Punkte und nicht zuletzt wegen der Gefahr einer Kontamination des Inliners lautete der Tenor der Wortmeldungen, bei der Verwendung von Flexschläuchen mit großer Vorsicht zu agieren und das Haftungsrisiko im Blick zu behalten.

Funktionsprüfung mit Wasser birgt Gefahr
Ob Armatur, Warmwasserbereiter oder eine andere Komponente, die in der Trinkwasserinstallation Verwendung finden soll: In den allermeisten Fällen werden solche Geräte bei der Endkontrolle mit Wasser auf Funktion geprüft. Doch dieses Prüfwasser muss so aufbereitet sein, dass im stagnierenden Restwasser bei Lagerhaltung oder Versand keine Verseuchung durch Legionellen bzw. Pseudomonaden entstehen kann. Daher kommt es vor der Inbetriebnahme solcher Komponenten darauf an, dass der Sanitärprofi über die mögliche Gefahr Bescheid weiß und beispielsweise durch Spülen bzw. Desinfizieren vorsorgt.
Dr. Peter Arens (Schell) berichtete zudem von massiven Problemen in einem Krankenhausneubau. Bei der Inbetriebnahme zeigten Wasserproben, dass ganze Etagen binnen kurzer Zeit durch Pseudomonaden verseucht waren. Es waren allerdings nur höher gelegene Stockwerke, die stets durch Druckerhöhungsanlagen versorgt wurden. Diese waren, wie die Ursachenforschung ergab, vor der Inbetriebnahme nicht gespült worden – während des Transportes und der Montage auf der Baustelle hatte sich Restwasser aus der Funktionsprüfung in den Geräten jedoch stark kontaminiert...
Es gibt weitere Themen aus der Bufa-Sitzung, die im Laufe der nächsten Hefte zur Sprache kommen. TD

 


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