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Tote Vögel, verschreckte Touristen und Windräder, die sich nicht drehen

Die zehn größten Mythen über die erneuerbaren Energien im Wahrheits-Check

 

 

 

1. Windräder töten jedes Jahr hunderttausende Vögel und Fledermäuse und gefährden ganze Arten

Wäre dieser Vorwurf zutreffend, müssten sich unter den Windrädern Berge von toten Tieren türmen. Dass dies nicht so ist zeigt, dass es keinen „Vogelschlag“, also keine massenhaften Kollisionen mit den Anlagen gibt. An großen Glasflächen, im Straßenverkehr oder bei menschengemachten Umweltkatstrophen wie der Ölpest nach einem Tanker-Unglück  werden hundert Mal mehr Vögel getötet als durch Windräder.  Dennoch ist jeder getötete Vogel, jede getötete Fledermaus ein Tier zu viel. Deshalb werden Windräder bei nachgewiesenem Vogel- oder Fledermausaufkommen in den für die Tiere besonders gefährlichen Zeiten, bei bestimmten Temperaturen und Windgeschwindigkeiten automatisch abgeschaltet. Zusätzlich helfen  jahrelanges Monitoring des Verhaltens der gefährdeten Arten, das Unfallrisiko weitmöglichst zu minimieren.

(Quellen u.a.: Zentrale Funddatei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt Brandenburg, Potsdam 2011; Windkraft, Vögel, Lebensräume – Ergebnisse einer fünfjährigen BACI-Studie zum Einfluss von Windkraftanlagen und Habitatparametern auf Wiesenvögel, Arbeitsgruppe regionale Struktur- und Umweltforschung Oldenburg, Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen 32, 2006)

2. Produktion, Aufbau und Wartung eines Windrades verschlingen  mehr Energie als die Anlage über ihre gesamte Lebensdauer erzeugen kann

Eines der frechsten Lügenmärchen der Windkraftgegner, das trotzdem immer wieder unwidersprochen  in den Medien auftaucht. In Wahrheit erzeugt eine Windenergieanlage während ihrer Betriebszeit von 20 Jahren je nach Anlagentyp gut 40 bis 70 Mal so viel Energie, wie für ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung benötigt wird. Zusätzlich erspart ein einziges Windrad unserer Umwelt in dieser Zeit den Ausstoß von rund 100.000 Tonnen CO2.

(Quellen u.a.: _Lebenszyklusanalyse ausgewählter Stromerzeugungstechniken. Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Stuttgart 2005, aktualisiert 2007; Energetische Bewertung von Windkraftanlagen (Diplomarbeit). Fachhochschule Würzburg (Hrsg.), Würzburg 2004; Ganzheitliche Energiebilanzen von Windkraftanlagen: Wie sauber sind die weißen Riesen?, Ruhr-Universität (Hrsg.), Bochum 2004)

3. Photovoltaik funktioniert nur, wenn die Module exakt Richtung Süden montiert werden

Würde das stimmen, gäbe es in Deutschland nicht nur erheblich weniger PV-Anlagen sondern auch nur halb so viele Weinberge. Denn für Reben wie Module gilt: Mittagssonne ist schön, muss aber nicht sein. Auch vormittags ist eine gute Energieausbeute möglich. Zumal dann, wenn nach klarem Start in den Tag mit der Wärme auch die Wolken kommen. Künftig werden PV-Großanlagen immer öfter  mit schwenkbaren  Modulen in Ost/West-Richtung konzipiert. Diese Anordnung sorgt dafür, dass die Energieproduktion aus Photovoltaik besser auf den Tag verteilt wird und die üblichen Mittagsspitzen und das damit verbundene Überangebot an Sonnenstrom reduziert wird.

(Quellen u.a.: Joachim Laschinski: Die optimale Auslegung einer netzgekoppelten PV-Anlage – Teil 9. Sunny Boy Info. SMA Regelsysteme GmbH, Nr. 24, Niestetal, November 2003; Photovoltaik: Die Vorteile einer Ost-West-Anlage, Raphael Kahr, Nikko Photovoltaik, November 2013)

4. Windräder stehen die meiste Zeit still. Nur an einem Viertel des Jahres produzieren sie Strom

Ja, auch Windräder machen mal Pause! Wenn sie gewartet werden oder der Wind mal nicht weht. Auch beim seltenen Fall, dass ein Orkan über uns hinwegbraust, können die Anlagen sicherheitshalber ausgeschaltet werden. Alles in allem sind diese Standzeiten aber  sehr gering. Die Betriebszeit einer modernen Windenergieanlage liegt zwischen 7.000 und 8.000 Stunden pro Jahr. Auf die 8.760 Gesamtstunden eines Jahres bezogen entspricht dies einer durchschnittlichen Laufzeit von ca. 85 Prozent. Man muss kein Mathe-Genie sein, um ausrechnen zu können,  dass die Windräder – anders als behauptet – die meiste Zeit drehen und nur selten stehen. Aber vielleicht verwechseln die Windkraftgegner nur die Betriebszeit der Anlagen mit den sogenannten Volllaststunden, die an Binnenlandstandorten tatsächlich bei älteren Anlagen lediglich bei 2.000 pro Jahr liegen. Dies ist allerdings ein rein statistischer Wert, der den Jahresstromertrag einer Anlage in Relation zu ihrer Nennleistung setzt. Aber wie ein Auto während einer längeren Reise nicht ständig  unter Vollgas fährt, drehen sich auch die Rotoren der Windräder nicht immer mit  maximaler Leistung. Sauberen Strom produzieren sie aber schon bei Windgeschwindigkeiten in Nabenhöhe von ca. 2,5 Metern pro Sekunde -  was am Boden bestenfalls als laues Lüftchen spürbar ist.

(Quellen u.a.: Windenergie Report Deutschland 2008, Deutscher Windmonitor. Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET), Kassel 2008; Studie zum Potenzial der Windenergienutzung an Land, Studie des Bundesverbandes WindEnergie e.V., Berlin 2011; Stromversorgung 2020 – Wege in eine moderne Energiewirtschaft. Agentur für Erneuerbare Energien und Bundesverband Erneuerbare Energie e.V., Berlin 2009)

5. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien macht einige wenige reich und schafft kaum Arbeitsplätze

Wer sich vor zehn, fünfzehn Jahren als einer der ersten am Ausbau der erneuerbaren Energien beteiligt hat, handelte nicht nur mutig sondern auch weitsichtig. In einigen Fällen wurde dieses Engagement auch finanziell belohnt. Da unterscheidet  sich die Ökoenergie-Branche nur wenig von Computer-, Software- und Social Media- Firmen. Allerdings sind letztere inzwischen Weltkonzerne, haben ihre Gründer zu Milliardären gemacht und sehen in uns normalen Menschen, die sie gerne „User“ nennen, lediglich Einnahmequellen, die es abzuschöpfen gilt. Der Ausbau der Erneuerbaren setzt dagegen auf Bürgerbeteiligung – auch finanzieller Art. Es sind nicht die großen Multis, die die Energiewende voranbringen. Es sind viele tausend engagierte Bürger, die sich in Energiegenossenschaften zusammenschließen. Es sind Kommunen, die mit ihrer Beteiligung an Wind- oder Solarparks Wertschöpfung in der eigenen Gemeinde halten und mit den Erlösen aus Pacht oder Stromproduktion wichtige Infrastrukturmaßnahmen zum Wohle ihrer Einwohner umsetzen können.

Auch in puncto Arbeitsplätze kann sich die Bilanz der Energiewende durchaus sehen lassen. Mehr als 400.000 Menschen arbeiten derzeit in der der Branche der erneuerbaren Energien  -  Tendenz steigend.

(Quellen u.a.: Erneuerbar beschäftigt! Kurz- und langfristige Wirkungen des Ausbaus erneuerbarer Energien auf den deutschen Arbeitsmarkt. (BMU), Berlin 2011; Erneuerbare Energien, Innovationen für eine nachhaltige Energiezukunft, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin 2011; Investitionen für ein klimafreundliches Deutschland. Studie im Auftrag des Bundesministeriums

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Zwischenbericht, Potsdam/Karlsruhe 2008)

6. Von Windrädern erzeugter Infraschall macht Menschen depressiv und kann Krebs auslösen

Auch dieses Schreckgespenst wird von Windkraftgegnern gern genutzt, um gegen geplante Windrad-Standorte mobil zu machen. Das perfide an dieser Argumentation ist, dass es Infraschall  –  also Schallwellen mit sehr niedrigen Frequenzen  –  tatsächlich gibt und sie durchaus über Resonanzen im Körper Beeinträchtigungen des Wohlbefindens auslösen können. Man kennt das vom Wummern der Bässe bei einem Rock-Konzert, das vielen auf den Magen schlägt. Oder den tiefen Tönen aus den sogenannten „Demutspfeifen“  der Kirchenorgel,  die den Gottesdienstbesucher erschaudern lassen.  So weit so unangenehm. Mehrere unabhängige Studien belegen aber,  dass von Windenergieanlagen schon in einem Abstand von weniger als 0,5 Kilometern keine spürbaren Infraschall-Emissionen  mehr wahrnehmbar sind. Die Sorge von Anwohnern eines Windparks, durch tieffrequenten Schall gesundheitlich beeinträchtigt zu werden, ist deshalb unbegründet.

(Quellen u.a.: Umwelt- und Naturverträgliche Windenergienutzung in Deutschland (onshore) – Analyseteil, Deutscher Naturschutzring (DNR), Lehrte 2005; Windenergieanlagen und Immissionsschutz (Materialien Nr. 63). Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Essen 2002;  Infraschall von Windenergieanlagen: Realität oder Mythos? in: DEWI Magazin Nr. 20,Februar 2002)

7. Wenn EE-Anlagen ausgedient haben, kommt ihr Abriss die beteiligten Kommunen  teuer zu stehen

Im Gegensatz zu Kernkraftwerken, deren Rückbau – soweit überhaupt möglich – den Steuerzahler hunderte Millionen Euro kosten wird, können Windräder und Solaranlagen nach dem Ende ihrer Betriebszeit problemlos entfernt und wiederverwertet werden. Der Allgemeinheit entstehen dabei keine Kosten, da der Betreiber für jede errichtete Anlage dem Grundstückseigentümer oder der Genehmigungsbehörde gegenüber eine Rückbaubürgschaft bei einer Bank deponieren muss. Heißt: Selbst wenn der Betreiber insolvent werden sollte, ist ausreichend  Geld für den Rückbau und die Verwertung er Anlagen da.

(Quellen u.a.: Rückbaukosten von Windenergieanlagen, in: DEWEK 2000 – Tagungsband, Berlin 2000; Hinweise zur Umsetzung bauplanungs- und bauordnungsrechtlicher Anforderungen zur Rückbauverpflichtung und Sicherheitsleistung an Windenergieanlagen (WEA). Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg 6/2005)


8. Um den Energiehunger eines Industrielandes wie Deutschland zu stillen, müssen Millionen Windräder aufgestellt werden – mit fatalen Folgen für die Umwelt und unser Landschaftsbild

Ziel der Energiewende ist eine 100prozentige Vollversorgung aus erneuerbaren Quellen. Dabei übernimmt an Land erzeugter Windstrom mit rund 60 Prozent den Löwenanteil. Weitere 25 Prozent können wir mit Sonnenstrom decken. Fünf Prozent steuert die Wasserkraft bei. Der Rest kommt von Blockheizkraftwerken, die mit Bioenergie betrieben werden und außer Strom auch noch Wärme produzieren. Auf den benötigten Energieertrag umgerechnet schlägt der 60%-Anteil der Windkraft mir ca. 320 Terrawattstunden pro Jahr zu Buche. Mit modernen Windrädern, die sich durch hohe Türme und lange Rotorblätter auszeichnen, lässt sich das problemlos erreichen, ohne die Zahl der „Mühlen“ dramatisch zu erhöhen. Ersetzen wir Zug um Zug die vorhandenen Altanlagen durch neue Räder - in der Fachsprache „Repowering“ genannt - mit einer jährlichen Vollaststundenzahl von ca. 4.000 und verteilen diese auf alle Regionen Deutschlands genügen 25.000 Windkraftwerke  -  also gerade Mal 2.000 Anlagen mehr als sich bereits heute im Lande drehen.

(Quellen u.a.: Matthias Willenbacher: „Mein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“, Herder Verlag 2012, Seite 114 ff.; Kommunale Handlungsmöglichkeiten beim Ausbau der Windenergie – unter besonderer Berücksichtigung des Repowering, Deutscher Städte- und Gemeindebund unterstützt durch das Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2012)

9. Die Subventionierung der Erneuerbaren durch das EEG ist ein Irrweg, der die Stromkunden teuer zu stehen kommt. Im Ausland weiß man das und schüttelt über den deutschen Energie-Wahnsinn den Kopf

Das Gegenteil ist richtig: Das EEG gilt weltweit als Vorbild und wurde mittlerweile in fast 100 Staaten rund um den Globus mehr oder weniger stark kopiert. Es ist zentrales Element für Klima- und Umweltschutz und gesetzliche Grundlage der Vergütung für Strom aus regenerativen Quellen. Es trat im April 2000 in Kraft und wurde seitdem viermal novelliert. Notwendig ist die Förderung der Erneuerbaren aufgrund der jahrzehntelangen Subventionierung der Kohle- und Atomkraftwerke. Das EEG schafft Planungssicherheit für Hersteller, Anlagenbetreiber und Finanzierer. Aufgrund dieser sicheren Rahmenbedingungen errangen deutsche Unternehmen die technologische Spitzenposition im Zukunftsmarkt erneuerbare Energien. Auch bei der  Kosten-Nutzen-Rechnung ist das EEG unschlagbar. Im Vergleich zu Ausschreibungssystemen und Quotenmodellen hat es sich als äußerst effizientes Instrumentarium zur Wegbereitung einer nachhaltigen Energieversorgung erwiesen. 

(Quellen u.a.: Analyse und Bewertung der Wirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.), Berlin/Stuttgart/Saarbrücken 2008; Leitszenario 2009. Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland unter Berücksichtigung der europäischen und globalen Entwicklung, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.), Berlin 2009; _Erfahrungsbericht 2007 zum Erneuerbare-Energien-Gesetz. Bundeskabinett, Berlin 11/2007, Aktualisierung von Kapitel 13 (Besondere Ausgleichsregelung – § 16 EEG) 2008)

10. Windräder und Solarparks schaden dem Tourismus 

Umfragen unter Urlaubern in den beliebtesten Ferienregionen beweisen das Gegenteil. Eine große Mehrheit unter den Befragten stört sich weder an PV-Anlagen noch an Windrädern. Im Gegenteil: Sie gelten längst als sichtbare Zeichen des Klimaschutzes und des ökologischen Fortschritts. Ihr Anblick wird mit guter, sauberer Luft und weniger Ausbeutung endlicher Rohstoffe assoziiert. Bei einer repräsentativen Studie in Schleswig-Holstein gaben noch nicht einmal zwei Prozent der Befragten an, wegen der wachsenden Zahl der Windräder ihren Urlaub künftig anderswo zu verbringen. Für mehr als drei Mal so viele Urlauber war  der Ausbau der Erneuerbaren  sogar ein zentrales, positives  Entscheidungskriterium bei der Wahl ihres Urlaubsziels. 

(Quellen u.a.: Windkraft-Tourismus. May, Hanne. In: neue energie 07/04, Berlin 2004; Deutschland – Erneuerbare Energien entdecken. Frey, M. Baedeker Reiseführer, Ostfildern 2011; Wind power implementation: The nature of public attitudes: Equity and fairness instead of ‘backyard motives’. Wolsink, M., Renewable and Sustainable Energy Reviews, Jg. 11, 2007; Windkraftanlagen und Tourismus – Bevölkerungsumfrage 2006. SOKO-Institut für Sozialforschung und Kommunikation, Bielefeld 2006)

 


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