Stellungnahme des BWP zu Effizienzlabel - Ist die pauschale Einstufung von Wärmepumpen in mindestens A+ gerechtfertigt?
Das Energielabel für Raumheizgeräte, das ab dem 26. September 2015 verpflichtend für viele Wärmeerzeuger ist, soll die Nachfrage nach umweltfreundlichen Heizungen ankurbeln.
Als Bewertungsmaßstab dient die jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz ns. Diese orientiert sich am Primärenergieaufwand und ist insofern gut geeignet, weil hier auch diejenigen Anteile der Energie berücksichtigt werden, die notwendig sind, um den jeweiligen Energieträger zu gewinnen und zu transportieren. Im Fall von elektrisch betriebenen Geräten wirkt sich der zunehmende Anteil erneuerbaren Stroms vorteilhaft aus: Ihr primärenergetischer Aufwand sinkt. Die gute Einstufung von Wärmepumpen beim Energielabel liegt aber vor allem daran, dass ein großer Anteil Wärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser und nur ein kleiner Teil elektrischer Strom genutzt wird, um die Raumwärme zu erzeugen.
Für die Einordnung der Heiztechnologien in Effizienzklassen nutzt die EU eine Skala, die im ersten Schritt von A++ bis G reicht. Die obersten Klassen sind den effizientesten Technologien vorbehalten, die einen ns-Wert von 98% erreichen. Dafür ist in der Regel die Nutzung Erneuerbarer Energien notwendig. Da alle verfügbaren Wärmepumpen mindestens eine Energieeffizienz von 100% aufweisen, erfüllen alle Geräte die Voraussetzungen für die Effizienzklasse A+. Effizientere Geräte erreichen A++ (ab 125%) oder sogar A+++ (ab 150%), letzteres ist allerdings erst in einer zweiten Stufe des Labeling ab dem 26. September 2019 darstellbar. Fossile Kessel können rein physikalisch nicht mehr als 93% Effizienz erreichen: Das reicht beim Produktlabel immerhin für ein „A“.
Aufgabe der Energieeffizienzkennzeichnung ist es, die großen Effizienzunterschiede zwischen den einzelnen Technologien für den Verbraucher sichtbar zu machen. Nur so kann die gewünschte Lenkungswirkung zu energieeffizienteren Geräten erreicht werden. Die schlechteste Wärmepumpe in Klasse A+ ist immer noch deutlich effizienter als der beste Brennwertkessel in Klasse A. Die unteren Labelklassen C, D, E und F werden für Niedertemperaturkessel vom Typ B1 und Elektroheizkessel benötigt.
Dass der effiziente Betrieb stark von der Einbausituation abhängt, trifft sowohl auf Wärmepumpen als auch auf Brennwertkessel zu. Die Energienoten beziehen sich nur auf das Produkt, unterschiedliche Anlagenkonstellationen oder gar Gebäude können nicht praktikabel abgebildet werden.
Manche Kritiker bemängeln, Effizienzklassen von A+ und besser würden dem Endkunden niedrigere Betriebskosten suggerieren. Bei Raumheizgeräten muss das tatsächlich nicht unbedingt stimmen, da unterschiedliche Energieträger eingesetzt werden. Richtig ist: Der Preis für Strom ist in Deutschland verglichen mit dem Gaspreis relativ hoch. Dadurch können sich höhere Betriebskosten trotz effizienterer Geräte ergeben. Die Preise sind politisch bedingt, z.B. durch Stromsteuer, EEG-Umlage etc. und keineswegs in der gesamten EU einheitlich. Jährliche Betriebskosten sind außerdem bei allen Heizgeräten von einer Vielzahl von Randbedingungen abhängig: neben dem Gebäude selbst sind das vor allem die Witterungsbedingungen und das Nutzerverhalten.
Fazit: Beim Label für Raumheizgeräte geht es um die primärenergetische Effizienz von Produkten, nicht um jährliche Verbrauchskosten einer Heizungsanlage in einem bestimmten Gebäude. Da Wärmepumpen sehr effizient sind und in hohem Maße Erneuerbare Energien nutzen, verdienen sie die besten Klassen. Wie auch bei der „weißen Ware“ wird die Kennzeichnungspflicht dazu beitragen, dass sich effiziente Geräte besser verkaufen.
Autor: Alexander Sperr, BWP