Werbung

Statt Intersolar nun „The smarter E“

Lagerdenken gibt es nicht mehr, sondern die Digitalisierung und die Energiewende

Die Energiewelt wird immer komplexer, immer vernetzter. Sie wird über die Digitalisierung auf einen ganz neuen Boden gestellt. Bild: Solar Promotion

Die Elektromobilität gewinnt an Fahrt. Nicht nur, weil die Fahrzeuge als Zwischenspeicher für volatilen Wind- und Solarstrom gehandelt werden. Seit des Diesel-Skandals dürfte auf jedem Vorstands-Schreibtisch von BMW bis VW das Thema Elektromobilität als Top-Thema vorliegen. Bild: Solar Promotion

Photovoltaik boomt (hier ein Kraftwerk in Dänemark). Wesentliche Treiber in Europa sind dabei die viel kritisierten Ausschreibungen in Kombination mit privaten Stromabnahmeverträgen, sogenannte PPA (Power Purchase Agreements). Bild: Wirsol

Über das Thema Mieterstrom werden in Deutschland neue Dach-Flächen für die Photovoltaik freigesetzt, die bislang nicht interessant waren. Bild: Mainova

Die zunehmende Komplexität der Energiewelt, verbunden mit der Sektorkopplung, bildet sich in der Komplexität der Messe ab: Heute vereinigen sich vier Teilmessen unter dem großen Dach „The smarter e“. Die Intersolar ist nurmehr ein Teil davon. Bild: Solar Promotion

 

Die Intersolar Europe in München findet 2018 (20. - 22. Juni) erstmals zusammen mit weiteren Energiefachmessen unter dem Dach

„The smarter E Europe“ statt. Die Vielfalt spiegelt eine sich im Umbruch befindliche Energiewelt.
Selbst Energieanbieter Yello Strom kommt an der Energiewende nicht mehr vorbei. Bei seinem Vorstoß in den Solarmarkt setzt das Unternehmen seit Ende Februar auf DZ-4 als White-Label-Partner, um am Markt ein PV-Pachtmodell anbieten zu können. E.on und Co. sind fleißig bemüht, auf den Energiewende-Zug aufzuspringen. Vorbei sind die Zeiten, in denen die „Ökos“ für Erneuerbare standen und die Traditionellen für Atomkraft und Kohle. In Österreich hat das Marktforschungsinstitut EuPD Research ermittelt, dass bereits ein Drittel der Energieversorger Photovoltaik-Anlagen den Privat- und Geschäftskunden anbietet – inklusive Installation. Warum? Weil drei Viertel aller Kunden die Entscheidung für oder gegen einen Energieversorger eben davon abhängig machen.
In Deutschland geht die Entwicklung in eine ähnliche Richtung. Es gibt zwei große, gegenläufige Entwicklungen: Die eine ist, dass große Player die zentrale Energieversorgung beibehalten (wollen) – nur jetzt statt über große Kohlekraftwerke über große Photovoltaik-Parks, Off­shore-Windparks oder Solarwärme-Fernwärme. Die andere Entwicklung ist, dass sich die Dezentralität der Energieversorgung nicht aufhalten lässt – und die Digitalisierung fördert sie in einem atemberaubenden Tempo. Die Strombezieher von früher werden selbst zu Strom-Erzeugern, einmal für sich selbst und auch für andere über Vernetzungen.
Unter dem Dach „The smarter E Europe“ vereinigen sich die Intersolar Europe und die Speichermesse ees Europe erstmals mit zwei weiteren Energiefachmessen: Power2Drive Europe (Elektromobilität) und die EM-Power (Intelligente Energienutzung, Digitalisierung).

Energiewende funktioniert auch so
Interessant ist, dass die Entwicklung der Märkte laut Branche zunehmend weniger von staatlichen Förderprogrammen beeinflusst wird. Die Energiewende funktioniert auch so. Nach Jahren des teilweise berufsnotorischen Klagens können auch Interessenvertreter nicht mehr umhin zuzugeben, dass der PV-Markt wächst. Laut jüngsten Daten der internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena) gab es 2017 einen globalen PV-Zubau von rund 90 GW. Für 2018 erwartet das Forschungsinstitut GTM Research, dass die 100-GW-Marke beim Zubau geknackt wird (Zum Vergleich: Ein herkömmliches Atomkraftwerk kommt auf eine Leistung von etwa 1 GW).
Schon im vergangenen Jahr verzeichnete der europäische Solarmarkt mit 8,61 GW ein Wachstum von 28 %. Interessant dabei ist: Wesentliche Treiber in Europa sind dabei die viel kritisierten Ausschreibungen in Kombination mit privaten Stromabnahmeverträgen, sogenannte PPA (Power Purchase Agreements) – so wie das weltweit schon gehandhabt wird, Beispiel Boom-Markt Australien.
Ein Fazit von Irena aus den aktuell jüngsten Daten lautet beispielsweise: „Diese jüngsten Daten bestätigen, dass die globale Energiewende dank rasch fallender Preise, technologischer Verbesserungen und einem zunehmend günstigeren politischen Umfeld schnell voranschreitet. Die Photovoltaik (PV) wuchs 2017 um satte 32 %. Hinter diesem Wachstum stehen erhebliche Kostensenkungen. Die Stromgestehungskosten von PV-Solarenergie sanken zwischen 2010 und 2017 um 73 % und Onshore-Wind um fast ein Viertel. Beide Technologien liegen nun deutlich im Kos­tenbereich der Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen.“

Selber Strom machen ist günstiger
Deutschland setzt einen eigenen Akzent, über Eigenstrom. Das überall gleich bleibende Thema ist inzwischen, dass es günstiger ist, selbst erzeugten PV-Strom selbst zu verbrauchen, statt ihn nach EEG ins Netz einzuspeisen. Die Vermeidungskosten von Strom-Fremdbezug liegen höher als die Kosten der eigenen Stromproduktion. Um die Eigenverwertung zu maximieren, gibt es Batteriespeicher. Diese werden zudem vernetzt.
Kaum ein Tag, an dem nicht einer der führenden Batteriespeicherhersteller eine neue spektakuläre Meldung bringt. Marktführer Sonnen verkauft, baut und vernetzt inzwischen weltweit seine Batterien zu virtuellen Kraftwerken. Aber es geht nicht nur um Markt, sondern auch um Innovation der angebotenen Technologie und der Vereinfachung der Installation. „Die Zyklenfestigkeit der Zellen ist so hoch, dass die absolvierte Zyklenzahl für die Lebensdauer der Batterie keine Rolle mehr spielt“, sagte Entwicklungschef Olaf Wollersheim, Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungszentrums Solarwatt Innovation, zur Weiterentwicklung des MyReserve: „Die Frage, wie viele Zyklen ein Batteriespeicher schafft, ist aus unserer Sicht ein Thema von gestern.“

Mieterstrom kommt
Über das Thema Mieterstrom werden derzeit in Deutschland dynamisch viele Akzente und neue Projekte aufgesetzt, sodass man kaum noch mitkommt. Aber darüber werden neue Dach-Flächen für die PV freigesetzt, die bislang nicht interessant waren. Außerdem erhalten Menschen Zugang zur Energiewende in einer nicht bekannten Intensität, die als Gruppe (Mieter) bislang davon ausgeschlossen waren. Wer etwas auf sich hält als Energieversorger, ob konservativ oder innovativ, der steigt in das Thema Mieterstrom ein.

Umdenken in der Automobilindustrie
Die Elektromobilität gewinnt an Fahrt. Nicht nur, weil die Fahrzeuge als Zwischenspeicher für volatilen Wind- und Solarstrom gehandelt werden. Seit des Diesel-Skandals dürfte auf jedem Vorstands-Schreibtisch von BMW bis VW das Thema Elektromobilität als Top-Thema vorliegen, will man die Zukunft nicht verpassen. Vorreiter in Europa ist Volvo. Der schwedische Automobilkonzern hat angekündigt, ab 2019 jedes neue Modell mit einem Elektromotor auszurüsten und sich schrittweise vom Verbrennungsmotor zu verabschieden. In Asien wird die Elektromobilität allein aufgrund der großen Luftverschmutzungsprobleme massiv vorangetrieben. E-Auto Weltmarktführer ist im Augenblick der chinesische Automobilhersteller BYD.

Aussicht: Digitalisierung und Blockchains
Blockchains kommen aus der Finanzwelt. Sie werden derzeit auf die Energiewelt übertragen. Sie könnten es ermöglichen, die Vorstellung von kleinsten dezentralen Lieferanten-Verbraucher-Beziehungen via Computer (Per-to-Per) zu realisieren. Dies könnte die Energiewelt revolutionieren. Ein aktuelles Forschungsprojekt dazu ist bspw. NEMoGrid. Das EU-geförderte Projekt testet den Ener­giehandel zwischen einzelnen Haushalten per Blockchain.

Fazit: Kommen und lernen
„The smarter E Europe“ verspricht eine spannende Veranstaltung zu sein. Zum einen bildet sie die verwirrende Dynamik ab, in der sich die Energiewelt befindet. Zum anderen ist sie damit folglich genaugetreu wie der Markt selbst erst einmal verwirrend. Aber sie bietet die Chance, komprimiert die neue Energiewelt zu begreifen.

Autor: Dittmar Koop, Fachjournalist


Auf einen Blick: „The smarter E“

  • Vom 20. - 22. Juni 2018, Messe München
  • Vier Messen unter einem Dach und ihre Themen:
  • Intersolar Europe

       – Photovoltaik
       – Solarthermie
       – Solarkraftwerke
       – Netzinfrastruktur und Lösungen für die Integration Erneuerbarer Energien

  • ees Europe

       – Energiespeichertechnologien
       – Komponenten und Ausrüstung für Energiespeichersysteme
       – Batterieproduktionstechnik/Maschinen- und Anlagenbau
       – Energiespeichersysteme
       – Netzinfrastruktur und Lösungen für die Integration Erneuerbarer Energien

  • EM Power Europe

       – Dezentrale und erneuerbare Eigenversorgung
       – System- und Anlagentechnik
       – Regelungstechnische Energieverbrauchsoptimierung
       – Software für Energiemanagement-Systeme
       – Energiedienstleistungen
       – Netzinfrastruktur und Lösungen für die Integration Erneuerbarer Energien

  • Powe2Drive Europe

       – Antriebsbatterien
       – Ladeinfrastruktur/Ladestationen
       – E-Fahrzeuge
       – Sonstiges (Materialien, Antriebsstrang, Komponenten, Mobilitätsdienstleis­tungen)
       – Netzinfrastruktur und Lösungen für die Integration Erneuerbarer Energien

Detaillierte Infos unter: www.thesmartere.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: