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Speichermonitoring: Wirtschaftlichkeit noch nicht erreicht

RWTH Aachen: Kosten der Solarstromspeicher sinken allerdings weiter

Der Photovoltaik-Zubau erlebt über das ­Thema Eigenstrom eine ­Renaissance in der Nach-EEG-Ära. Jede zweite PV-Anlage wird schon mit einem Solarstromspeicher ­kombiniert. Bild: Pixabay

 

Die RWTH Aachen legt alljährlich ihren Speichermonitoringbericht vor, so den neuesten jetzt im Juli. Der Monitoringbericht ist ­praktisch die einzige Datengrundlage, die einen so umfassenden Überblick zur Entwicklung des Solarstrom-Speichermarkts bietet. Das Solar Cluster Baden-Württemberg hat den Bericht analysiert.

In der Vergangenheit waren die Kosten für die Batteriespeicher deutlich zu hoch, um sie auch nur annähernd kostendeckend betreiben zu können. Von Ende 2013 bis Ende 2017 ist es jedoch gelungen, die Kos­ten zu halbieren. Die RWTH Aachen hat diese Zahlen im Rahmen des Speichermonitorings am 16. Juli 2018 veröffentlicht. Allein 2017 sanken die Kosten um rund 15 %. Im Durchschnitt der im Bericht angegebenen Preise hat der Preisrutsch trotz Bundes- oder Landesförderung aber noch nicht dazu geführt, dass sich die Solarspeicher für Hauseigentümer finanziell rechnen. Dafür müssen die Kosten noch etwas weiter sinken, so das Resümee des Clusters zum Bericht.

Wirtschaftlichkeitsgrenze bei 800 Euro
Im Jahr 2017 sind die Durchschnittskos­ten der Speichersysteme inklusive Installation von 1550 Euro pro kWh Speicherinhalt auf rund 1300 Euro gesunken. Inzwischen gibt es bereits qualitativ hochwertige Systeme für 1100 Euro pro kWh. Die Wirtschaftlichkeitsgrenze liegt bei rund 800 Euro – falls die Lebensdauer der Speicher 20 Jahre beträgt. „Verbraucher sollten daher bei den Speicherherstellern genau nachfragen, wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Powerpakete geht, und sich auch über die Garantie erkundigen“, rät Franz Pöter vom Solar Cluster.

Solarbatterie übt Faszination aus
Die Solarbatterie im Keller übt trotz der noch fehlenden Wirtschaftlichkeit eine große Faszination auf die deutschen Solaranlageneigentümer aus. Ende 2017 waren bereits 85 000 Speicher installiert – doppelt so viel wie noch Anfang 2016, so die RWTH. Rund ein Drittel davon wurde von der Förderbank KfW ­finanziell bezuschusst. Im Jahr 2017 kamen insgesamt fast 32 000 Speicher neu hinzu. „Etwa jede zweite neue Photovoltaikanlage wird inzwischen zusammen mit einem Speicher installiert“, sagt Jan Figgener von der RWTH: „Für den Gesamtmarkt erwarten wir auch 2018 ein Wachstum. Die Anteile an KfW-geförderten Speichersystemen sind dabei jedoch rückläufig. Dies spricht für ein erfolgreiches Marktanreizprogramm, mit dessen Ende der Markt nun auf eigenen Beinen steht.“

Speicher in der Post-EEG-Zeit
Dass es danach weiter aufwärts geht, scheint eine ausgemachte Sache zu sein: Erstens sollen die Speicherkosten weiter sinken. Zweitens werden nach 2021 die ersten Photovoltaikanlagen aus der EEG-Vergütung fallen. Da ihre hohe Einspeisevergütung von 2001 ab diesem Zeitpunkt wegfällt und die dann abgeschriebenen Anlagen nur noch Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten von 2 bis 4 Cent pro kWh aufweisen, bieten sich künftig, je nach Preisentwicklung der Speicher, ­Eigenverbrauch und Speicherung an.

Fremdbezug substituieren
Für die Amortisation eines Speichers ist entscheidend, wie oft Hauseigentümer über die Lebensdauer seine Speicherkapazität nutzen können und damit zusätzlichen Solarstrom statt Strom aus dem Netz verbrauchen. „Für gut ausgelegte Systeme im Haus kann der Speicher 200 bis 250 Mal im Jahr vollständig geladen und entladen werden“, sagt Pöter vom Solar Cluster: „Multipliziert man diesen Wert mit der Lebensdauer in Jahren und dem Energieinhalt in kWh, so ergibt sich der zusätzlich selbst genutzte Solarstrom.“ Ersetzt dieser Solarstrom, der ohne Speicher ins Netz eingespeist und derzeit mit 12 Cent pro kWh vergütet worden wäre, den Bezug von Netzstrom zu 25 Cent pro kWh (netto), so ergibt sich ein „Verdienst“ durch den Speicher von 13 Cent je kWh (netto).

Noch lohnen sie sich nicht
Bei einer Lebensdauer von 10 Jahren und 250 Zyklen im Jahr würden pro kWh Energieinhalt 2500 Mal 13 Cent pro kWh und damit 325 Euro Stromkosten gespart. Zieht man die Verluste im Speicher ab, so reduziert sich der Wert nochmal um 10 – 25 %. Rechnet man eine moderate Strompreissteigerung von 2% pro Jahr mit ein, kommt man auf rund 400 Euro. Hält der Speicher 20 Jahre, erhöht sich die Wirtschaftlichkeitsgrenze auf rund 800 Euro pro Kilowattstunde Energieinhalt. Abhängig von der erwarteten beziehungsweise vom Hersteller garantierten Lebensdauer sind Speicher mit Kosten unterhalb der genannten Grenzen folglich wirtschaftlich.
Wenn eine Photovoltaikanlagen aus der EEG-Förderung fällt, erwirtschaftet jede zusätzliche kWh selbst ­verbrauchten Solarstroms nicht 13 Cent pro kWh durch das Vorhandensein des Speichers, sondern rund 20 Cent. Zusammen mit der zu erwartenden Preisreduktion werden Speicher dann in einem ganz neuen Licht stehen.

Der Speichermonitoringbericht:www.speichermonitoring.de/ueber-pv-speicher/studien.html

 


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