Werbung

„Sie sind wirtschaftlich“

Markus Staudt von der Initiative Brennstoffzelle stellt sich den Fragen der IKZ-HAUSTECHNIK über die Zukunft von Brennstoffzellen-Heizgeräten

Markus Staudt, Sprecher der Initiative Brennstoffzelle. Bild: IBZ

 

Vaillant, der einstige Pionier bei Brennstoffzellen-Heizgeräten, fährt sein Engagement fast auf null zurück: Bestehende Feldanlagen werden zwar weiter betreut, aber die Markteinführung neuer Geräte wird aktiv nicht weiter verfolgt. Das könnte Auswirkungen auf die gesamte Branche haben. Die IKZ-HAUSTECHNIK befragte dazu Markus Staudt, den Sprecher der Initiative Brennstoffzelle.

IKZ-HAUSTECHNIK: Vaillant setzt die Markteinführung des Brennstoffzellen-Heizgerätes aus. Welche Auswirkungen hat das für die Initiative Brennstoffzelle?
Markus Staudt: In der Initiative Brennstoffzelle engagieren sich verschiedene Hersteller und Energieversorgungsunternehmen. Alle verfolgen das Ziel der Markteinführung von Brennstoffzellen-Heizgeräten. Die beteiligten Akteure werden in unveränderter Konstellation ihre Zusammenarbeit in der IBZ fortsetzen, auch wenn Vaillant gegenwärtig die Markteinführung aussetzt. Aktuell haben andere Hersteller, wie zum Beispiel Bosch, bei der ISH bestätigt, den Markt weiterhin zu bedienen. Wir sind von der Technologie überzeugt und arbeiten kooperativ für ihren Erfolg zusammen. Das haben wir über viele Jahre bewiesen.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Und in welcher Art und Weise wird das Einfluss auf die generelle Markteinführung von Brennstoffzellen-Heizgeräten haben? Momentan bieten nur wenige Hersteller ein serienreifes Produkt an.
Markus Staudt: Die Markteinführung der verschiedenen Geräte läuft auf Hochtouren. Die KfW (Förderbank des Bundes) vermeldet bereits vierstellige Absatzzahlen von geförderten Brennstoffzellen. Die Hersteller verkaufen schon seit mehreren Jahren Anlagen, z. B. Solidpower, Viessmann, Senertec, Bosch und andere. Ferner werden Geräte im Rahmen der EU-Projekte PACE bzw. ene.field installieren. Wer auf der ISH war, konnte sich ein Bild machen, wie ernst das Engagement der Hersteller für Brennstoffzellen ist. Viessmann hat sogar angekündigt, zusätzlich zum bereits etablierten PEMFC-Gerät ein SOFC-Modell bis 2018 anzubieten.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Vor mehr als 20 Jahren hatte Vaillant angekündigt, „in wenigen Jahren“ ein Brennstoffzellen-Heizgerät zur Serienreife zu bringen. Auch andere nannten später Einführungstermine, die allesamt verstrichen sind. Wie glaubwürdig sind die Hersteller? Wie glaubwürdig ist die Technik?
Markus Staudt: Mit der Brennstoffzelle zieht eine neue Technik in die Gebäude ein. Die Entwicklung dafür dauerte seine Zeit, da vor einer Markteinführung zunächst verschiedene Anforderungen zu erfüllen sind. Dazu zählen nicht nur Verlässlichkeit, Montagefreundlichkeit, Qualifizierung des Handwerks sowie Weckung des Verbraucherinteresses, sondern auch Kostensenkungen, die besonders im Falle der Brennstoffzelle relevant sind. Ferner bedarf es eines Förderprogramms, das seit Herbst letzten Jahres greift und den Absatz ankurbelt, mit dem durch die Skaleneffekte perspektivisch auch Kostensenkungen einhergehen. Übrigens haben Viessmann und Solidpower frühzeitig Geräte eingeführt.
Die Glaubwürdigkeit der Technologie sehen wir nicht gefährdet, nur weil ein Unternehmen das Engagement reduziert. Dafür ist die strategische Bedeutung der Brennstoffzelle zu groß.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kann Vaillants Rückzug insgesamt Einfluss auf den Erfolg der Brennstoffzelle haben? Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang Mikro-KWK-Anlagen?
Markus Staudt: Als Initiative Brennstoffzelle sehen wir natürlich Mikro-KWK am besten mit Brennstoffzellen gelöst. Im größeren Leistungsbereich sind motorbetriebene KWK-Anlagen nach wie vor relevant. Das Aussetzen der Markteinführung bedeutet nicht, dass andere ihr Enga­gement aufgeben müssen. Es liegt in der Entscheidung jedes einzelnen Unternehmens.
Angesichts steigender Stückzahlen sehen wir Brennstoffzellen auf einem guten Weg und als große Chance. Auch ist festzustellen, dass das Engagement für Brennstoffzellen auch außerhalb Deutschlands Fuß fasst, beispielsweise in Österreich. In Deutschland selbst kooperieren wir unter anderem mit dem DVGW und der Zukunft Erdgas. Das zeigt, wie relevant die Technologie für die Gaswirtschaft ist.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die Dekarbonisierung im Wärmemarkt wird von der Politik vorangetrieben. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Marktes für Gasgeräte und für Brennstoffzellen-Heizgeräte?
Markus Staudt: In Deutschland wird jede zweite Wohnung mit Erdgas beheizt. Auch im Neubau entscheiden sich noch immer die meisten Hauseigentümer für diesen Energieträger. Angesichts Erneuerungszyklen von durchaus 20 bis 25 Jahren pro Heizkessel stellt sich die Frage, wie die Dekarbonisierung schnell, sozialverträglich und im Gebäudebestand vor allem technisch umgesetzt werden soll.
Der Gasgerätemarkt stellt für die nächs­ten Jahrzehnte das größte Segment im Heizungsmarkt dar. Hier bieten wir mit der Brennstoffzelle ein Produkt an, das auf effiziente Weise das Ziel der Dekarbonisierung mit CO2-Einsparungen von mindestens 30 % unterstützt. Noch größer ist die CO2-Minderung, wenn Bio-Erdgas und Erdgas aus Power-to-Gas genutzt werden. Die Brennstoffzelle ist die richtige Gastechnologie, um die Ziele der Politik zu unterstützen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das Technologieeinführungsprogramm bietet hohe Zuschüsse. Lässt sich also für die Kunden ein Brennstoffzellen-Heizgerät wirtschaftlich einsetzen?
Markus Staudt: Dank des neuen KfW-Programms lässt sich die Wirtschaftlichkeit von Brennstoffzellen abbilden. Das Förderprogramm wird zu steigenden Stückzahlen führen, mit denen Kostensenkungen einhergehen. Die Bundesregierung greift der innovativen und für den Wärmemarkt dringend notwendigen Technologie tatkräftig unter die Arme. Diese Chance werden die Unternehmen ergreifen und Brennstoffzellen im Wärmemarkt etablieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: In Fernost sind die Anlagen ein ganz normales, gängiges Produkt. Sie scheinen ausgereift zu sein. Warum werden die Geräte nicht importiert?
Markus Staudt: Der Markt für Heiztechnik in Japan ist ganz anders als der europäische. Die hochsubventionierten Anlagen stehen teilweise auf den Gebäudedächern und werden zumeist stromgeführt betrieben. Die Zulassungskriterien sind andere, sodass ein Import auch technisch nicht funktionieren kann. Die Integration von Stacks ist für einige Hersteller sicherlich eine reelle Option. Angesichts etablierter Heizungsmarken beim Handwerk führt der Weg der Markteinführung in der Breite über die bekannten Unternehmen der Branche, die in der IBZ organisiert sind.

 

 

IBZ

In dem Aktionsbündnis IBZ (Initiative Brennstoffzelle) haben sich Ener­gieversorger, Gerätehersteller, die Deutsche Energie-Agentur sowie die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, die Markteinführung von Brennstoffzellen-Heizgeräten zu unterstützen.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: