Sichere Abläufe in Deutschlands größtem Freizeitpark

Trotz vieler Regentage im Frühjahr 2013 verzeichnete der Europa-Park sein besucherstärkstes und betriebswirtschaftlich bestes Jahr seit Gründung des Parks 1975. Mitverantwortlich für diesen Erfolg ist auch die regelmäßige Winteröffnung, die neben den zahlreichen Regentagen jedoch auch viel Wasser und Salz u. a. in die Parkhäuser bringt. Neben den Anforderungen, das Wasser sicher abzuleiten, mussten insbesondere auch die Vorgaben zum Brandschutz beachtet werden.

Normen und Vorschriften
Der Auswahl und dem Einbau der Parkdeckabläufe lagen zahlreiche Normen und Vorschriften zugrunde. Für die brandschutztechnischen Anforderungen und Prüfungen bei Bodenabläufen sind die Bauordnungen der Länder, die Leitungsanlagen-Richtlinien (LAR) und Richtlinien über brandschutztechnische Anforderungen an Leitungsanlagen (RbALei) der Länder sowie die DIN 4102-11 als Prüfnorm ausschlaggebend. Die DIN 4102 regelt u. a. die Klassifizierung des Brandverhaltens von Baustoffen und Bauteilen sowie die entsprechenden Prüfungen. In den Bauordnungen der Bundesländer sind die Rechtsgrundlagen des vorbeugenden Brandschutzes geregelt. Um die Ausbreitung von Bränden durch Abläufe zu verhindern, gilt seit 2001 in allen Bundesländern (außer Nordrhein-Westfalen) die LAR. Sie schreibt vor, dass Rohrdurchführungen in feuerwiderstandsfähiger Qualität (F30 bis F90) ausgeführt werden müssen. Bei den sogenannten „F30-Bundesländern“ muss berücksichtigt werden, dass diese bereits bei F30-Bauteilen für Durchführungen baurechtliche Abschottungsmaßnahmen vorschreiben. In „Nicht-F30-Bundesländern“ können in F30-Bauteilen noch Durchführungen ohne Klassifizierung eingebaut werden. Im Rahmen der Musterbauverordnung (MBO) gilt für alle Gebäude mit mehr als zwei Wohneinheiten, dass Abschottungsmaßnahmen für Durchführungen in F30-Bauteilen baurechtlich vorgeschrieben sind. Baden-Württemberg zählt zu den „F30-Bundesländern“. Demnach durften im Parkhaus des Europa-Parks in Rust nur F30-Bauteile zum Einsatz kommen.

Brandschutz und leichte Installation
„Unzureichend gesicherte Abläufe können ein großes Risiko darstellen. Denn durch sie kann sich im Brandfall das Feuer von einem ins andere Stockwerk ausbreiten“, erklärt Mark Jung, Produktmanager für Abläufe bei Kessel. Während eines Brandes können im Bereich der Rohrleitungen Öffnungen entstehen und sich Rohrleitungsteile lösen. Somit können Durchlässe zwischen zwei Etagen entstehen und sich giftige Dämpfe ausbreiten. Zudem besteht die Gefahr, dass Feuer leicht auf ein anderes Geschoss übergreifen kann. Im Parkhaus des Europa-Parks in Rust kamen vor diesem Hintergrund 100 Ecoguss-Parkdeckabläufe zum Einsatz, um die Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Die eingebauten Abläufe sind mit dem sogenannten „Fire-Kit“ ausgestattet, einer Brandschutzvorrichtung, die im Brandfall aufquillt und den Rohrstutzen verschließt, sobald Feuer durch das Rohr in den Ablaufkörper dringt. Das „Fire-Kit“ erfüllt die höchste Feuerwiderstandsklasse F120. Um die Abläufe mit dieser Vorrichtung auszustatten, musste lediglich der ringförmige Brandschutzeinsatz in den Grundkörper des Ablaufs gelegt werden. Außerdem wurden alle Abläufe mit „Quick-Fit“, einer speziellen Decken- und Wanddurchführungsdichtung, versehen. An einem Metallbügel am unteren Ende der Einbauhilfe ist eine Brandschutzmasse angebracht. Im Brandfall verschließt diese Masse durch Aufquellen die Lücke, die durch die schmelzende Dichtung entsteht. So ist dem Feuer der Weg versperrt und für einen rauchgasdichten Abschluss gesorgt.

Zeitsparender Einbau und einfache Wartung
„Natürlich war nicht nur die Einhaltung aller Normen und Vorschriften entscheidend. Die ausgewählten Produkte mussten vor allem auch einen schnellen und dennoch fachgerechten Einbau ermöglichen“, sagt Oliver Schramm, Vertriebsleiter Süd der Kessel AG. So sorgt die Dichtung „Quick-Fit“ nicht nur für zusätzlichen Brandschutz. Sie konnte ohne die Verwendung von Mörtel direkt in das Kernloch eingesetzt werden. „Damit konnte enorm viel Zeit beim Einbau gespart werden. Denn eine Trocknungszeit für die Verwendung von Mörtel war somit nicht erforderlich“, erklärt Schramm.
In puncto Wartungsarbeiten bietet der Ablauf ebenfalls ein zeitsparendes System. „Mit dem Verriegelungssystem „Lock & Lift“ ist eine schnelle und einfache Wartung und Reinigung möglich“, sagt Jung. Der Rost wird dafür mit einer Drehbewegung geöffnet, entnommen, gereinigt, wieder eingesetzt und verschlossen – „und das ohne den Einsatz von Werkzeug“, ergänzt Jung und betont weiter: „Diese Art der Reinigung und Montage ermöglicht eine Zeit­ersparnis von rund 70 %.“

Befahrbare Abläufe aus Kunststoff
„Jährlich strömen über 4,5 Mio. Besucher in den Europa-Park. Die meisten davon reisen per Auto oder Bus an. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Abläufe der ständigen und enormen Belastung standhalten“, erklärt Jung. „Ecoguss ist extrem stabil und robust und entspricht gemäß DIN EN 1253-1 der Belastungsklasse M 125.“ Somit sind die Abläufe bis zu 12,5 t befahrbar, ohne dass Schäden entstehen. „Anders als Gussabläufe sind Ecoguss-Abäufe zudem korrosionsfrei, da sie keine Beschichtung besitzen, die bei längerem Einsatz Spuren von Verschleiß aufweist. Einer langen Nutzungsdauer, ohne Bauwerksschäden im Parkhaus des Europa-Parks steht somit nichts im Wege“, sagt Jung abschließend.

Bilder, soweit nicht anders angegeben: Kessel

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