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„Revolution mit Bedacht“

Digitalisierung der Sanitärtechnik – Teil 1

Nur eine Bedieneinheit für alle Gewerke: Das „smarte Bad“ zeichnet sich dadurch aus, dass sich alle digitalen Bausteine zentral steuern lassen. Bild: Ulrich Beutenmüller/Gira

Was ist möglich, was ist sinnvoll: Die Hansgrohe Gruppe machte die Digitalisierung im Bad erst einmal zum Thema des Ideenwettbewerbs „Wasser im Netz“. Einer der Gewinner: ein Spiegel, auf dem sich neben Nachrichten und Wettervorhersage auch Wasserqualität und -temperatur ablesen lassen. Bild: Hansgrohe SE

„Wir arbeiten an verschiedenen smarten Lösungen für das Bad der Zukunft. Dabei versuchen wir, den Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht alle technischen Möglichkeiten führen am Ende auch zu einem wirklichen Mehrwert für den Nutzer“, erklärt Bernd ­Eigenstetter, einer der vier Geschäftsführer von Phoenix Design. Bild: Phoenix Design

Stimmungsvolles Licht: Dank moderner LED- und digitaler Steuerungstechnologie sorgt die Beleuchtung des Spiegelschranks immer für das richtige Licht am Waschtisch. Der „rc40“ von Burgbad hält verschiedene vorprogrammierte Lichtszenarien bereit, die mittels Sensortechnologie berührungslos gesteuert werden. Bilder: Burgbad

„Die Digitalisierung endet nicht vor der Badezimmertür – wir möchten lieber Zeichen setzen, als nur den Trends zu folgen. Aber es müssen sinnvolle Verbesserungen sein, die einfach zu handhaben und gut zu verstehen sind“, sagt Claudio Conigliello von VitrA Bad. Das Unternehmen präsentierte auf der ISH einen smarten Spiegel und eine smarte Drückerplatte für die WC-Spülung, die ab 2018 erhältlich sein sollen. Bild: VitrA Bad

Programmierbarer Wasserfluss: Spezielle Wasserprogramme zum Zähneputzen oder Nassrasieren lassen sich bei der Konzeptarmatur von KWC voreinstellen und per Touch auf dem digitalen Interface abrufen, das zugleich die Wassertemperatur anzeigt. Die programmierte Fließdauer wird über einen animierten Leuchtring visualisiert. Bild: KWC

„Mit Smart Water haben wir als einer der ersten Hersteller die Digitalisierung ins Bad gebracht. Dabei ging und geht es selbstverständlich nicht um die Technologie als solche, sondern darum, Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. … Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft werden Themen wie Convenience, ‚Ambient Assisted Living’ oder auch die Gesundheitsvorsorge im eigenen Zuhause immer wichtiger. Solche Entwicklungen profitieren enorm von der Digitalisierung“, hebt Andreas Dornbracht hervor. Bild: Dornbracht

Einfach und ohne Kraftanstrengung bedienbar: Um den Wasserfluss zu starten und zu stoppen, reicht ein Fingerdruck auf dem Display. Dass die Bedieneinheit von der Wasserquelle getrennt und so zum Beispiel vorne am Waschtisch angebracht werden kann, ist ein weiteres ergonomisches Plus. Bild: Dornbracht

 

Smart will im Zeichen zunehmender Digitalisierung heute vieles sein: vom Smartphone über den Fernseher bis hin zu ganzen Gebäuden und Städten. Voraussetzung dafür ist, dass das, was smart ist, sich digital steuern und bedienen lässt, per Datenstrom vernetzt untereinander und mit uns kommuniziert oder – dank selbstlernender Algorithmen – sogar „mitdenkt“. Fragt sich: Wie smart ist eigentlich schon das Bad?

Die Vernetzung von Gebäuden und den einzelnen Gewerken der Haustechnik – das ist einer der großen Zukunftstrends, wenn von der fortschreitenden Digitalisierung unseres Alltags die Rede ist. Schauen wir also ein bisschen nach vorn, sagen wir, ins Jahr 2027, und entwerfen wir mit dem Wissen von heute eine Vision dessen, was uns morgen erwarten könnte:
Büroschluss. Mit dem Verlassen des Schreibtisches fährt das Licht automatisch herunter, um mit geringer Zeitverzögerung ganz auszugehen, sobald ich auf dem Gang bin. Den Weg zum Ausgang erhellen LED-Leuchten, die erst dann angehen, wenn mich ihre sensorgesteuerten Bewegungsmelder erfassen. Beim Passieren der Pforte des Betriebs werde ich automatisch ausgestempelt. Auf dem Display meines Smartphones erscheint die Nachricht: „Heutige Arbeitszeit: 8,5 Stunden. Pausen: 0,5 Stunden. Gesamtarbeitszeit KW 15: 26 Stunden. Überstunden KW 15: 2 Stunden.“ Vor dem Tor wartet bereits ein selbstfahrendes Elektromobil, ein schmucker Einsitzer aus dem Carsharing Pool der Stadt, den ich per Knopfdruck auf einem der drei Touch-Bildschirme meines Arbeitsplatz-Computers bestellt hatte, bevor ich das Büro verlassen habe. „Wohin fahren wir?“, will das Gefährt wissen, nachdem ich mein Handy an den Bordcomputer angeschlossen habe und dessen Display vergrößert auf der Frontscheibe erscheint. Per App verbinde ich das Auto und mich mit meinem Homeserver in den eigenen vier Wänden. „Nach Hause.“ „Ich empfehle einen Umweg über den Supermarkt. Milch und Brot gehen zur Neige“, lautet die Antwort. Zeitgleich erscheint auf der Scheibe eine Liste der Lebensmittelvorräte in Kühlschrank und Küchenschränken samt Angabe der noch vorhandenen Mengen. „Nein, nach Hause, aber Online-Bestellung.“ Mir ist heute ein virtueller Einkauf lieber. Am Display gebe ich die Bestellung auf und die gewünschte Lieferzeit ein, während der Wagen sicher durch den Verkehr navigiert. Staus gibt es kaum noch, seitdem Sensoren in der Straßenbeleuchtung das Verkehrsaufkommen erfassen und an die Rechner der Verkehrsleitzentrale übermitteln, die den Fluss an Fahrzeugen gezielt steuern. Der Bildschirm zeigt mir die momentane Raumtemperatur zu Hause: 18 °C sind mir zu wenig, und ich reguliere nach oben. Die Jalousien sind per Zeitschaltung bereits heruntergelassen. Die Alarmanlage ist noch aktiv. In der Postbox wartet ein Paket auf mich. An der Frontscheibe lasse ich mir das Kinoprogramm der Stadt anzeigen. Per Fingerduck auf dem Display reserviere ich eine Karte für die Spätvorstellung. „Willst Du vorher duschen?“, will die Sprachsteuerung des Bordcomputers wissen, dessen künstliche Intelligenz inzwischen gelernt hat, dass ich mich zwischen Heimkehr von der Arbeit und abendlichem Unterhaltungsprogramm gern noch etwas frisch mache. Heute bleibt aber noch genug Zeit für ein entspannendes Wannenbad und ein Abendessen vor dem Kino. „Wannenbad um 19:30 Uhr. Wassertemperatur: 40 °C. Füllmenge: 80 %. Fußbodenheizung: 22 °C. Lichtstimmung: Relaxen. Musik der Playlist Chillen. Keine Anrufe“, sage ich. Die Stimme wiederholt meine Wünsche, ich bestätige mit Okay, der Homeserver erhält den entsprechenden Auftrag und wird das Bad, wie gewünscht, vorbereiten. Fehlt noch das Abendessen. Doch gerade als ich meine Bestellung aufgeben will, stoppt der Wagen. „Ich empfehle, die restliche Strecke von 1200 m zu Fuß zu gehen, denn Du hast Dich heute zu wenig bewegt. Die Route findest Du auf Deinem Display“, lässt mich die Sprachsteuerung wissen. Tatsächlich hat mein Wearable bisher nur 70 % der empfohlenen Schrittzahl registriert, die ich täglich zurücklegen sollte. Also stöpsle ich mein Smartphone aus, steige aus und mache mich auf den restlichen Heimweg. Nicht, ohne dass sich der Wagen höflich verabschiedet: „Einen schönen Abend. Bis morgen um 8 Uhr.“
Für „absolut realistisch“ aus heutiger Sicht hält dieses Szenario Bernd Eigenstetter. Der Designer, der nicht nur für SHK-Marken wie Duravit, Hansgrohe, Hewi und Viessmann, sondern auch für Technologie­unternehmen wie Gira, Huawei, LG oder Samsung arbeitet, ist in der Geschäftsführung von Phoenix Design in Stuttgart branchenübergreifend für „die Zusammenführung von Produkt und Digitalem zu ganzheitlichen Marken- und Nutzererlebnissen“ zuständig. Manches werde sicher anders oder viel früher kommen, als wir heute vermuten. Tatsächlich beschreibt unser Ausblick auf einen Feierabend im Jahr 2027 Funktionen und Abläufe, die – rein technisch gesehen – im Wesentlichen bereits heute möglich wären. Wie in zehn Jahren der digitalisierte Alltag und ein „smartes“ Zuhause aussehen werden, lässt sich kaum prognostizieren. „Wir können uns heute noch gar nicht vorstellen, was in zehn Jahren selbstverständlich sein wird“, lautet denn auch ein Mantra des Internet-Gurus Sascha Lobo. Und er hat recht, wenn man sich vor Augen hält, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts wohl niemand geahnt hat, was Mobiltelefone alles zu leisten imstande sein werden. Und welch zentrale Rolle sie inzwischen in unser aller Leben spielen.

Zurückhaltung statt Euphorie
Möglicherweise sind es diese Rasanz der technologischen Entwicklung im Kontext der Digitalisierung und die deswegen unvermeidlich fehlende Fähigkeit, weit nach vorn zu blicken, die erklären, warum sich die Sanitärindustrie der Digitalisierung im Bad eher zurückhaltend und vorsichtig als mit Euphorie und lautem Hurra nähert. Zwar war auch auf der ISH 2017 vielfach die Rede vom Trend zum „digitalen Bad“ und von einer „smarten Revolution“ als zusätzlichem Impulsgeber. Doch hat die Messe zugleich auch gezeigt, wie weit entfernt die Branche noch von einer Phase der Entwicklung ist, in der ganz selbstverständlich „klassische Badprodukte und Hightech-Funktionen zum Digital Bath­room verschmelzen“, wie es das Trendforum der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) „Pop Up My Bathroom“ vorhersieht.
Statt der hier proklamierten Gewissheit scheint vielfach eher das Bedürfnis zu überwiegen, sich im Dialog mit Experten und Marktpartnern erst einmal zu vergewissern, was tatsächlich gewünscht, was möglich, was wirklich nutzbringend, was sinnvoll ist und welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, wenn von der Digitalisierung des Bads die Rede ist. Die Hansgrohe Gruppe etwa thematisierte das „smarte Bad“ auf der ISH in zwei Diskussionsveranstaltungen, die an das letztjährige Hansgrohe Wassersymposium „Wasser im Netz“ und den damit verbundenen Ideenwettbewerb anknüpften. Andere Unternehmen, wie z. B. Duravit, KWC oder VitrA Bad, präsentierten auf ihren ISH-Ständen mehr oder weniger weit entwickelte Produktkonzepte, um deren Ansätze mit den Messebesuchern zu diskutieren und gezielt Rückmeldungen des internationalen Fachpublikums einzuholen.

Nutzer im Mittelpunkt – auch im „smarten Bad“
Sich zunächst umfassend schlau zu machen, Ideen zu sammeln und auf dieser Basis durchdachte Nutzungskonzepte zu entwickeln, anstatt mit Schnellschüssen auf den Digitalisierungs-Hype zu reagieren, hat tatsächlich einiges für sich. Schon allein, weil es ohnehin viel zu viele digitale Gadgets, also Spielereien ohne echten Mehrwert für den Nutzer, gibt. Zudem hat der Verbraucher hierzulande trotz eines merklich gewachsenen Interesses an digitaler Vernetzung der Haustechnik in den eigenen vier Wänden nach wie vor Vorbehalte gegen das Wohnen im „Smart Home“. Zwar können sich – je nach Untersuchung – heute zwischen zwei Drittel und drei Viertel der Deutschen ein Leben in einem smarten Zuhause vorstellen. Doch gleichzeitig sind 42 % der Befragten – so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage aus dem Februar 2017 – die entsprechenden Investitionen zu hoch; 39 % – so eine andere Studie vom Oktober letzten Jahres – befürchten den Verlust der Privatsphäre. Gespeist wird das Interesse am „Smart Home“ vor allem vom Wunsch nach mehr Sicherheit sowie Einbruchsschutz (45 %) und besserer Energieeffizienz (43 %), weniger vom Bedürfnis nach zusätzlichem Komfort (28 %). Mit anderen Worten: Das Bad haben die Deutschen nicht ausdrücklich im Sinn, wenn es um die Digitalisierung und Vernetzung des Eigenheims geht. Zumal die bisher sehr stark von der Unterhaltungs­elektronik und der mobilen Kommunikation geprägte Digitalisierung in den Augen mancher nicht dem Charakter des Bads als intimem Ort des Rückzugs, der Entspannung und der Ruhe gerecht zu werden scheint.
Hier gilt es also für die Hersteller ebenso wie für den interessierten Sanitärhandel und das Fachhandwerk, noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Und dies gelingt am besten durch durchdachte Angebote, die im alltäglichen Gebrauch erkennbar für ein Plus an Bequemlichkeit, Sicherheit und Wohlgefühl sorgen. „Den Nutzer in den Mittelpunkt zu stellen“, sollte, wie es Bernd Eigenstetter von Phoenix Design auf den Punkt bringt, die Richtschnur ebenso bei der Entwicklung smarter bzw. digitaler Produkte sein. „Nicht alle technischen Möglichkeiten“, betont er, „führen am Ende auch zu einem wirklichen Mehrwert für den Nutzer.“ Es gehe genau wie bei analogen Produkten und Angeboten um den nachhaltigen Nutzen für deren Anwender. Anders formuliert: Die digitalen Technologien sind kein Selbstzweck, sondern müssen im Dienst der Menschen stehen. Dies schließt mit ein, dass der Nutzer letztlich immer selbst entscheiden können muss, wie smart er es denn in den eigenen vier Wänden und im Bad gern hätte.

Treiber 1: Consumer-Elektronik und digital vernetzte Haustechnik
Ansätze für entsprechend sinnhafte Lösungen und Anwendungen gibt es zahlreiche. So kann ebenso wie in anderen Bereichen der Architektur des Wohnens die automatisierte Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Lüftung und Verschattungssystemen auch im Bad eine zentrale Rolle spielen. Dabei sorgt sie zum einen für eine Optimierung des Energieverbrauchs, indem sie etwa die Beleuchtungsstärke abhängig vom jeweiligen durch Sensoren am Fenster und im Raum ermittelten Tageslichteintrag gezielt herauf- bzw. herunterfährt oder in den Übergangsjahreszeiten die Heizkörper abhängig von der gemessenen Außentemperatur reguliert. Besonders interessant wird es dann, wenn die unterschiedlichen Gewerke miteinander vernetzt kommunizieren und voneinander lernen, also beispielsweise die Fußbodenheizung automatisch hochfährt, sobald in Herbst und Winter bei entsprechenden Außentemperaturen ein Wannenbad eingelassen wird.
Zum zweiten tragen die genannten digitalen Steuerungssysteme auch zum individuellen Wohlbefinden im Bad bei. Vor allem die Beleuchtung ist hier von gro­ßer Bedeutung, weil das Licht, egal ob natürlich oder künstlich, erwiesenermaßen Einfluss auf die Befindlichkeit des Menschen hat: So können die entsprechend dosierte Beleuchtungsstärke, die Regelung von bunter und un-
bunter Lichtfarbe sowie das Verhältnis von direktem und indirektem Licht ihn dabei unterstützen, sich am Morgen fit für den Arbeitstag zu machen und am Abend von der Hektik des Alltags abzuschalten und zu entspannen. Solch eine biologisch wirksame Beleuchtung nach dem Konzept des „Human Centric Lighting“ (wir berichteten in IKZ-FACHPLANER April 2017), das die menschlichen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt, setzt den Einsatz intelligenter digitaler Steuerungstechnologie voraus, die Licht­szenarien automatisiert und in Abhängigkeit vom Tageslicht ablaufen lässt. In kleinen Bädern mag dafür sogar der Spiegelschrank als zentrale Lichtquelle dienen, wenn er wie der „rc40“ von Burgbad vorprogrammierte Lichtszenarien bereithält, die in diesem Fall dank Sensortechnologie sogar berührungslos gesteuert werden.
Getrieben werden diese Entwicklungen sehr stark von dem, was in den Bereichen Unterhaltungselektronik und Kommunikationstechnologien stattfindet und für viele Nutzer erster Berührungspunkt mit der digitalen Welt ist. Entsprechende Angebote halten auch Einzug ins Bad. Dabei scheint insbesondere der Spiegelschrank prädestiniert dafür zu sein, gewissermaßen zur Entertainment- und Nachrichten-Zentrale im Bad zu mutieren. Teile des Spiegels werden dabei – so auch bei einem Prototypen, den VitrA Bad auf der ISH vorgestellt hat – zum Display, das je nach persönlichen Vorlieben den Wetterbericht für den Tag, aktuelle Staumeldungen, anstehende Termine, die neusten Einträge auf Facebook oder Twitter und anderes mehr anzeigt. Über das Touch-Bedienfeld auf dem Spiegel oder aber über das Smartphone lassen sich natürlich auch der Lieblingsradiosender einstellen oder die Verbindung zum häuslichen oder portablen digitalen Musikspeicher herstellen.

Treiber 2: „Ein Bad für alle“
Weitere Anknüpfungspunkte für das „digitale Bad“ ergeben sich, wie Andreas Dornbracht, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Armaturen- und Brausenherstellers aus Iserlohn, erklärt, aus den „Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft“, für die es Lösungen zu entwickeln gebe: „Nehmen wir als Beispiel den demografischen Wandel: Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft werden Themen wie Convenience, ‚Ambient Assisted Living‘ oder auch die Gesundheitsvorsorge im eigenen Zuhause immer wichtiger.“ Tatsächlich können digitale Lösungen dazu beitragen, ein generationengerechtes, barrierefreies und selbstbestimmtes Wohnen und Leben bis ins hohe Alter hinein zu ermöglichen. Die Palette dieses „Ambient Assisted Living“ im Bad reicht auf der einen Seite von sensorgesteuerten Systemen, die den nächtlichen Gang zum WC automatisch beleuchten – etwa durch ein in die Toilette bzw. die Drückerplatte integriertes Nachtlicht, das sich automatisch anschaltet, sobald sich die Badtür öffnet – über Rufsys­teme, um im Bedarfsfall schnell und einfach einen Notruf abzusetzen, bis hin zur Sturzerkennung über im Boden befindliche Sensoren, die mit einer Alarmierungsfunktion verknüpft sind.
Andererseits geht es darum, das „eine Bad für alle“ zu schaffen, in dem alle Menschen unabhängig von Alter, körperlicher Fitness und Fähigkeiten ohne Einschränkungen und bei vollem Komfort für ihr persönliches Wohlbefinden sorgen können. Etwa durch Armaturen, deren Wasserfluss und Wassertemperatur sich einfach und ohne Kraftanstrengung per Knopfdruck regulieren lassen. Hierfür ist, wie die Hansgrohe „Select“-Technologie oder die gleichfalls mechanisch funktionierende Grohe „SmartControl“ zeigen, zwar nicht unbedingt eine Digitalisierung der Bedienung notwendig. Doch eine digitale Armaturensteuerung eröffnet natürlich zusätzliche Möglichkeiten. So erlaubt etwa die auf der ISH vorgestellte Armatur „KWC Concept B01“, die sich allerdings noch im Entwurfsstadium befindet, die Dauer des Wasserflusses und die Ausgangs­temperatur des Wassers auf bestimmte wiederkehrende Tätigkeiten des Nutzers wie Zähneputzen oder Nassrasieren am Waschtisch individuell abzustimmen, entsprechend einzuprogrammieren und dann per Berührung auf dem Bedien­feld abzurufen. Zum „Komfort für alle“ tragen, um ein anderes Beispiel zu nehmen, auch höhenverstellbare Waschtische und WCs bei, die bereits heute zumeist über elektronische Liftersysteme auf die für den jeweiligen Nutzer richtige Höhe eingestellt werden. Eine digitale Steuerung des Lifters könnte es möglich machen, individuelle Nutzerprofile anzulegen und per Knopfdruck abzurufen. Seine digitale Vernetzung mit anderen Geräten – etwa einer Kamera zur Gesichtserkennung – könnte in Zukunft dazu führen, dass diese ganz automatisch abgerufen werden, sobald man das Bad betritt. Das ideale smarte Bad sollte, sagt Claudio
Conigliello von VitrA Bad voraus, „erkennen, wer das Bad betritt und vielleicht schon für bestimmte Produkte Voreinstellungen vornehmen.“

Ausblick auf Teil 2: Herausforderung für Industrie und Handwerk
Inwieweit die Megatrends „Individualisierung“ und „Gesundheit“ die Digitalisierung von Sanitärprodukten und deren intelligente Vernetzung befördern und welche Rolle „Big Data“, die Generierung von Daten im „smarten Bad“, spielt, können Sie in Teil 2 in einer kommenden Ausgabe der IKZ-HAUSTECHNIK lesen. Im Mittelpunkt stehen dort vor allem aber die Herausforderungen, die mit dem „smarten Bad“ auf Industrie und Handwerk zukommen. Wer schon jetzt weiterlesen möchte, kann dies online unter www.ikz.de machen. Hier ist der Artikel unter gleichem Titel bereits verfügbar (Eingabe ins Suchfenster: Revolution mit Bedacht).

Autor: Dr. Carsten Tessmer

 


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