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Nutzung von Klärschlamm für Biogas wird erforscht

Die Verstromung von Biogas wird durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2014 stark eingeschränkt. Das stellt die Betreiber dieser Anlagen vor Herausforderungen. An einer Lösung arbeitet die Hochschule Coburg mit mehreren bayerischen Hochschulen und Industriepartnern im Verbundprojekt FOR10‘000. Ziel ist es, ein Energienutzungskonzept zu entwickeln, das organische Abfälle wirtschaftlich nutzbar macht.

 

Nur wenige denken im Zusammenhang mit Erneuerbarer Energie an die großen Tanks, in denen Biogas produziert wird. Dabei gehören sie zur Energiewende wie Windräder und Solaranlagen. Im Gegensatz zu Windkraft und Solarenergie unterliegt die Biogasproduktion keinen witterungsbedingten Schwankungen. Biogas könnte daher zur Netzstabilität in der Stromversorgung mit erneuerbarer Energie beitragen.
Im Zuge der gesellschaftlichen Debatte über die Vergärung von Lebensmitteln hat Biogas allerdings an Popularität verloren. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 brachte eine weitgehende Streichung der Subventionen für die Biogasproduktion. Die Anlagen sollen in Zukunft verstärkt auf organische Reststoffe setzen. Eine wirtschaftlich rentable Biogasproduktion wird dadurch erschwert.

Biogas entsteht beim Abbau organischer Biomasse durch Mikroorganismen. In der Landwirtschaft fällt Biomasse in Form von pflanzlichen Abfällen oder organischen Material wie Gülle an.
Biogas enthält neben Methan auch Kohlendioxid, schweflige Gase, Stickstoffoxide und geringe Mengen anderer Gase. Um Methan für die Energieversorgung nutzbar zu machen, muss das Biogas von den übrigen Elementen gereinigt werden. In Blockheizkraftwerken wird das Biogas anschließend verbrannt und durch eine Kraft-Wärme-Kopplung in Strom und Wärme umgewandelt. Biogas kann als Treibstoff genutzt oder in das Erdgasnetz eingespeist werden. Dafür muss der Methangehalt erhöht und das Biogas veredelt werden. Die verbleibenden Gärreste können als Dünger verwendet werden.

Im Projekt FOR 10‘000 forschen die Hochschulen Coburg, Hof, Amberg-Weiden und die Universität Bayreuth partnerschaftlich zusammen. Die Hochschulen arbeiten an einem technischen Gesamtkonzept für den Gewinn von Energie aus Abfall. Im Fokus stehen kleine und mittlere Biogasanlagen der Kommunen.
Um Biogas zu einem wettbewerbsfähigen Energieträger zu machen, ist es notwendig, sowohl den Produktionsprozess wie auch die Produktvielfalt zu optimieren.

Das Verbundprojekt will Biogas als attraktiven Energielieferanten wieder ins Gespräch bringen. Dafür ist beim zu vergärendenden Material eine größere Produktvielfalt notwendig. Die Entwicklung muss weg von nachwachsenden Rohstoffen, hin zu organischen Abfällen führen.

Für eine effiziente und rentable Biogasproduktion ist die Frage zu beantworten: Was ist finanziell machbar? Das Projekt FOR 10‘000 verknüpft daher Wissenschaft und Praxis. Damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die kommunalen Anlagen umsetzbar sind, werden sie im Forschungsprozess unmittelbar in den Anlagen der Projektpartner getestet. Das gewährleistet die Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Schmack Biogas GmbH, utp Umwelttechnik, Rießner-Gase GmbH, Innovum GmbH und den kommunalen Partnern wie der Bioenergieregion Bayreuth, dem Abwasserverband Saale oder den Stadtwerken Rödental.

Im Verbundprojekt forschen die Wissenschaftler in verschiedenen Arbeitsbereichen. Jeder Bereich entspricht einem Schritt in der Erzeugung und Nutzung von Biogas. So stellt sich die Frage, wie Substrate besser auf die Biogasproduktion vorbereitet und die Veredelung von Biogas optimiert werden könnte. Auch die Verwertbarkeit von Gärresten steht auf der Agenda des Projekts FOR 10‘000.

Prof. Dr. Matthias Noll von der Hochschule Coburg forscht gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter im Bereich der Substratvorbereitung. Er baut dabei auf seiner bisherigen Forschung zur Methanogenese und der Degradation von Substraten auf und führt molekular- und mikrobiologische Analysen von Biomasseproben durch. Die Forscher untersuchen den Einfluss verschiedener Vorbehandlungsmethoden und variierender Rahmenbedingungen auf die mikrobielle Gemeinschaft der Biomasse. Das Verständnis der mikrobiellen Prozesse, die während der Vergärung ablaufen, ist für die Weiterentwicklung der Biogasproduktion von grundlegender Relevanz.
Da es ein Anliegen des Projektes ist, Reststoffe nutzbar zu machen, befassen sich die Forscher der Hochschule Coburg insbesondere mit der Aufbereitung von Klärschlamm für die Biogasproduktion.

Ziel des Verbundprojekts ist die Einbindung von Biogas in bestehende Energie- und Wärmenutzungskonzepte. Die kommunale Versorgung mit Biogas aus organischen Abfällen würde langfristig eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen und die Gemeinden unabhängiger machen.
Das Projekt wird von der bayerischen Forschungsstiftung mit einem Zuschuss von über 580.000 € gefördert und läuft zwei Jahre.

 


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