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Leser fragen – Experten antworten

In loser Folge beantworten wir an dieser Stelle Fragen aus der Installations- und Planungspraxis

Bild 1: Anwendungsbereich der DIN EN 12201-1:2011-11. Quelle: Beuth Verlag

Bild 2: Rohrnennweiten nach DIN EN 12201-1:2011-11, Auszug. Quelle: Beuth Verlag

Bild 3: PE-Rohr HDPE-Durchmesser-Tabelle. Quelle: Stabilo Sanitär GmbH

 

Unterschied zwischen DN und dn?
Üblicherweise veröffentlichen wir an dieser Stelle ausschließlich Fragen von Fachleuten. In diesem Fall machen wir eine Ausnahme, weil die Antwort durchaus Relevanz haben kann für die betriebliche Praxis.
Die Frage lautete wie folgt: Ein Unternehmer hat für unser Haus auf Mallorca eine Rohrleitung aus PE in der Dimension DN 25 (PN 16) für den Wasser-Hausanschluss angeboten. Nach DIN 6708 ist mit DN der Innendurchmesser gemeint. Das wäre in unserem Fall eine 1-Zoll-Leitung. Er hat jedoch nur ein ¾-Zoll-Rohr geliefert und eingebaut und argumentiert, nach UNE (DIN) 12201/2012 wird mit „dn“ (in der Norm Kleinbuchstaben) der Außendurchmesser angegeben. Gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen DN und dn?

Schauen wir doch mal unter Wikipedia nach. Dort heißt es zur Nennweite u. a.: „Als Nennweite (DN, frz. Diametre nominal) bezeichnet man den inneren Durchmesser eines Rohres/Schlauches…“ Diese Definition kennt heute wohl auch der überwiegende Teil der Fachleute. Doch so trivial ist das Ganze bei Weitem nicht, wie die Antwort von Andreas Pater, Abt. Kompetenzentwicklung u. Projekte, Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT) an der Handwerkskammer Südwestfalen in Arnsberg, verdeutlicht. Er schreibt dazu: Die Norm DIN EN 12201-1:2011-11 (Kunststoff-Rohrleitungssys­teme für die Wasserversorgung und für Entwässerungs- und Abwasserdruckleitungen – Polyethylen (PE) – Teil 1: Allgemeines) beschreibt tatsächlich unter dem Punkt 3.1.1 Geometrische Begriffe Folgendes:
3.1.1.1
Nennweite
DN/OD
numerische Kennzahl für die Größe eines Rohrleitungsteiles, ausgenommen Rohrleitungsteile, die durch ein Gewinde gekennzeichnet sind, die ungefähr dem Herstellungsmaß in Millimeter (mm) entspricht und auf den Außendurchmesser bezogen ist
3.1.1.2
Nenn-Außendurchmesser
dn
festgelegter Außendurchmesser, in Millimeter, der einer Nennweite DN/OD zugeordnet ist.
Der Anwendungsbereich wird wie folgt definiert – siehe Bild 1. Im Teil 2 der Norm (Rohre) werden entsprechende Rohrnennweiten in der Tabelle 1 dargestellt (Auszug siehe Bild 2).
Im Gegensatz dazu beschreibt die DIN EN ISO 6708:1995-09 (Rohrleitungsteile – Definition und Auswahl von DN (Nennweite)), die deutsche Ausgabe der ISO 6708:1995-07, folgenden Anwendungsbereich:
Anwendungsbereich
Diese Norm legt die Definition von DN (Nennweite) bei Bauteilen von Rohrleitungen fest, die in Normen, die das DN-System verwenden, festgelegt sind.
Anmerkung 1: Andere Bezeichnungsweisen sind auch gebräuchlich, z. B. Erzeugnisse mit Gewinde oder Schneidringverbindungen, gelöteten oder geschweißten Verbindungen oder Erzeugnisse, die mit NPS, OD (Außendurchmesser) oder ID (Innendurchmesser) bezeichnet sind, diese sind jedoch nicht in dieser Norm definiert. Diese Norm enthält eine Liste bevorzugter DN-Stufen.
Sehr wesentlich ist der folgende Absatz, der auch so in der ISO 6708-1995 zu finden ist und nur ins Deutsche übersetzt wurde:
Definition
DN: Eine alphanumerische Bezeichnung der Größe für Bauteile in einem Rohrleitungssystem, die für Referenzzwecke verwendet wird. Sie umfasst die Buchstaben DN, gefolgt von einer dimensionslosen ganzen Zahl, die indirekt mit der physikalischen Größe der Bohrung oder Außendurchmesser der Anschlüsse, ausgedrückt in Millimetern, in Beziehung steht.
Anmerkung 2: Die Zahl hinter den Buchstaben DN ist kein messbarer Wert und sollte nicht in Berechnungen verwendet werden, außer wenn es in den entsprechenden Normen angegeben ist.
Anmerkung 3: Normen, die das DN-Bezeichnungssystem verwenden, sollten den Bezug zwischen DN und Bauteilmaßen enthalten, z. B. DN/OD oder DN/ID.
(OD = Outside Diameter = Rohr-Außendurchmesser da; ID = Inside Diameter = Rohr-Innendurchmesser di).
Und das Fazit daraus? Der Auftraggeber hat insofern einen Fehler begangen, als das er nicht die tatsächliche Durchmesserangabe, bezogen auf ID oder OD, in mm angegeben hat, sondern lediglich die Nennweite DN ohne den Zusatz /OD oder /ID. Da die Angaben der Rohrdurchmesser z. T. in Normen und sehr häufig in technischen Dokumenten, Leistungsverzeichnissen oder Angeboten nur mit der Angabe DN versehen sind, ist hier in einigen Fällen ein Missverständnis vorprogrammiert (siehe beispielhaft Bild 3). Um dies zu vermeiden, sollten zur eindeutigen Kennzeichnung entweder die Angaben DN/OD oder DN/ID angegeben werden.

 


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