Klempner in Usbekistan
Wenn einer eine Reise tut, dann gibt es viel zu berichten: Gerhard Lafeld war im Oktober 2014 im Auftrag des Senior Experten Service (SES) in Taschkent, der Hauptstadt der Republik Usbekistan. Er hat dort „Hilfe zur Selbsthilfe“ für das örtliche SHK-Handwerk geleistet. Für die IKZ-HAUSTECHNIK hat der ehemalige Berufsschullehrer seine Erlebnisse in einem Bericht zusammengefasst.
Schwerpunkte meiner Arbeit in Usbekistan waren pädagogisch-methodische Fragen der Berufsausbildung, technische und praktische Anwendungen und die Verbesserung der Lehrplaninhalte des usbekischen Lehrplans. In dem Land gibt es keine Anlagenmechaniker SHK wie in Deutschland, sondern „Meister zur Installation, Reparatur und Betrieb von Wasser-, Gas- und Kanalisationssystemen“.
Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans, ist eine Industriestadt mit Schwerpunkten Energiewirtschaft, Maschinenbau, Flugzeugbau, Baumwollverarbeitung und Lebensmittelindustrie. Die 2-Mio.-Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zentralasien mit U-Bahnnetz, Flughafen, Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern, Moscheen, Museen, Observatorium, Zoo und Fernsehturm.
In den Altbauten findet man vielfach die noch vorhandenen sowjetischen Installationen. Gasleitungen werden oberirdisch nach unterschiedlichsten Varianten verlegt. Offene Regenwasserkanäle gibt es überall. Außenwandteile der Klimageräte sind über die Fassade verteilt und trüben die Ansichten der Gebäude. Vieles habe ich nicht fotografiert, um meine anwesenden Gastgeber nicht zu beschämen. Die Bilder zeigen einige Installationen aus den Altbauten.
Meine Unterkunft erfolgte im Mittelklassehotel Malika in Taschkent. Unterschiedliche Höhen der Treppenstufen, fehlende Haltegriffe an der Badewanne und nicht ebene hochstehende Türschwellen kennzeichneten das Gebäude. Die erste Woche gab es kein Warmwasser in den Hotelzimmern, da die Zentralversorgung im Stadtviertel repariert wurde.
Um mir einen Einblick über das Installationsgewerbe in Taschkent zu verschaffen, habe ich Baustellen besichtigt, Fachhandel und Basare besucht, im Berufskolleg unterrichtet und den Erfahrungsaustausch gepflegt. Was auffällt: Eine Trennung in Gasversorgung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gibt es in Usbekistan nicht. Der dortige Fachmann installiert die sanitär-, heizungs- und lüftungstechnischen Anlagen im Gebäude, verlegt die Versorgungs- und Entsorgungsleitungen in der Straße und stellt auch die Hausanschlüsse her. Während in den vergangenen 20 Jahren vorwiegend ausländische Firmen im Anlagenbau und in der Wartung tätig waren, übernehmen das heute immer häufiger heimische Firmen. Die Qualität der neu installierten Anlagen in Taschkent war gut, wenn auch mit Fehlern behaftet.
Baumärkte befinden sich gerade im Aufbau. Einzelgeschäfte mit Baustoffen, Fliesen, Installationsmaterialien und Werkzeugen für den Heimwerker sind erst vereinzelt vorhanden. Bedingt durch die niedrigen Löhne, versuchen die Usbeken auch sehr vieles selbst zu machen, ohne dabei auf die Qualität und Sicherheit zu achten. Auf dem „Chorsu Basar“ der Hauptstadt gibt es alles zu -kaufen, was das Herz begehrt. In der Handwerkerpassage des Basars arbeiten in kleinen Werkstätten nebeneinander noch Schlosser, Schmiede, Schneider, Tischler, Weber und Klempner. Man kann dem Klempner bei der Arbeit zusehen und die Produkte, ohne viel zu feilschen, kaufen.
Im Fachhandel gibt es kleine Einzelgeschäfte, die wie in einer Karawanserei historisch bedingt entstanden sind. Hallen mit Fachgroßhändlern wie in Deutschland findet man noch nicht. Auf einer Länge von etwa 1 km reihen sich links und rechts der Straße die Geschäfte der Händler aneinander. Auch eine kleinere Heizungsausstellung des Herstellers Ferroli sowie eine Badausstellung habe ich gefunden.
Die Ausstattung der Trainingsräume im Berufskolleg für „Bau und Kommunale Wirtschaft“ in Taschkent für Sanitär, Heizung, Klima und Schweißen entsprach durchaus deutschem Standard. Moderne Installationswerkzeuge wie Gewindekluppen, Biegemaschinen oder Elektromuffen-Schweißgeräte waren in der Lehrwerkstatt und auf den Baustellen vorhanden und wurden auch verwendet. Ebenso Messgeräte für Temperatur, Druck und Strömung, Abgasmessung und zur Bestimmung von Leckverlusten an Gasleitungen. Die Ausbildung der Anlagenmechaniker wird nach einem mit deutscher Hilfe erstellten Lehrplan in Praxis und Theorie durchgeführt. Nach einer Schulzeit von 3 Jahren und bestandener Prüfung erhalten die Absolventen ein Diplom als Juniorfachkraft (Geselle) im Beruf „Meister für Montage, Reparatur- und Betrieb von Gas-, Wasser- und Kanalisationsanlagen“. Die technische Gebäudeausrüstung wird als eins der rasch wachsenden Gebiete angesehen. Staatliche und nichtstaatliche Baubetriebe benötigen Fachkräfte. Zentralasien ist ein boomender Markt. Fachleute und Kunden sind sehr interessiert an deutschen Produkten, entwickeln Komfortwünsche und schätzen die deutsche Qualitätsarbeit. Hier sehe ich eine echte Chance für die deutsche SHK-Industrie, Umsätze in den Bereichen Energieeinsparung, Umweltschutz, Wasserversorgung und Abwasserbehandlung zu machen.
Bilder: Gerhard Lafeld