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Klempner in Usbekistan

Wenn einer eine Reise tut, dann gibt es viel zu berichten: Gerhard Lafeld war im Oktober 2014 im Auftrag des Senior Experten Service (SES) in Taschkent, der Hauptstadt der Republik Usbekistan. Er hat dort „Hilfe zur Selbsthilfe“ für das örtliche SHK-Handwerk geleistet. Für die IKZ-HAUSTECHNIK hat der ehemalige Berufsschullehrer seine Erlebnisse in einem Bericht zusammengefasst.

Bilder eines kurz vor der Übergabe stehenden Lehrgebäudes: Heizkörperanbindung eines Aluminiumradiators ohne Thermos­tatventil und Rücklaufverschraubung im Zweirohrsystem.

Das Urinalbecken wurde ohne eine Vorwand auf den Fliesen in einer Reihenanlage installiert. Die Funktion des Geruchsverschlusses ist nicht überall gewährleistet.

Das Hockklosett ist in den südlichen Ländern als Standard anzusehen. Für uns Mitteleuropäer ist diese WC-Form sehr gewöhnungsbedürftig.

Duschzelle in einem Internat: Die Duschkabine entspricht den Anforderungen in der Bewegungsfreiheit, der Rutschfestigkeit und der Installation von Überkopfbrause und Mischbatterie. Seifenablage und Handtuchhalter fehlen aber generell.

Altbausituation: Ein russischer Gussradiator M 140 A wurde mit Stahlrohr angeschlossen.

Das WC im Hotelzimmer hatte trotz 9 l Spülwasser einen geringen Spüleffekt. Es musste immer zweimal gespült werden. Das Papier soll nicht in das Becken gegeben werden, stand in Usbekisch, Russisch und Englisch auf einer Tafel an der Wand neben den Becken. Das Abflussrohr war an einer Muffe mit Tuch umwickelt und mit Mörtel abgedichtet.

Heizkörper in einer Teestube: Das von Hand geschweißte Rohrregister mit einer Länge von 4 m hatte kein Ventil zum Regulieren der Wärmeabgabe.

Dusche im Hotel: Die Duscharmatur hat einen sehr langen Schwenkauslauf. Das Ein- und Aussteigen zum Duschen bereitete Probleme, da kein Haltegriff vorhanden war und die Rutschfestigkeit der Fliesen nicht hoch war. Für ein Wannenbad war die Größe nicht ausreichend.

Der Blechklempner fertigt seine Produkte an einer einfachen Werkbank in seiner Werkstatt. Zum Verkauf wurden z. B. Abgassegmentbogen, Eimer, Wannen, Hammer, Beile u. a. angeboten.

Arbeitsplatz auf dem Basar: Der Handwerker sitzt vor seiner Werkstatt und wartet auf Kundschaft. Das Geschäft ist ein kleiner Baumarkt auf dem Basar.

Eine Ferroli-Niederlassung, das „Thermo house“ in Taschkent.

Bäderstudio in Taschkent: Das Bäderstudio war mit allen sanitären Einrichtungsgegenständen, wie WC, Urinal, Bidet und Whirlpool ausgestattet. Moderne Mischbatterien und auch Hockklosetts waren im Angebot.

Hauswasserwerke und Elektrodurchlauferhitzer sollen die dominierende Zentralversorgung ersetzen und den Wasserdruck beim Verbraucher erhöhen.

Im Regal sind Umwälzpumpen von Grundfoss als Angebot präsentiert.

 

Schwerpunkte meiner Arbeit in Usbekistan waren pädagogisch-methodische Fragen der Berufsausbildung, technische und praktische Anwendungen und die Verbesserung der Lehrplaninhalte des usbekischen Lehrplans. In dem Land gibt es keine Anlagenmechaniker SHK wie in Deutschland, sondern „Meister zur Installation, Reparatur und Betrieb von Wasser-, Gas- und Kanalisationssys­temen“.
Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans, ist eine Industriestadt mit Schwerpunkten Energiewirtschaft, Maschinenbau, Flugzeugbau, Baumwollverarbeitung und Lebensmittelindustrie. Die 2-Mio.-Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zentralasien mit U-Bahnnetz, Flughafen, Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern, Moscheen, Museen, Observatorium, Zoo und Fernsehturm.
In den Altbauten findet man vielfach die noch vorhandenen sowjetischen Installationen. Gasleitungen werden oberirdisch nach unterschiedlichsten Varianten verlegt. Offene Regenwasserkanäle gibt es überall. Außenwandteile der Klimageräte sind über die Fassade verteilt und trüben die Ansichten der Gebäude. Vieles habe ich nicht fotografiert, um meine anwesenden Gastgeber nicht zu beschämen. Die Bilder zeigen einige Installationen aus den Altbauten.
Meine Unterkunft erfolgte im Mittelklassehotel Malika in Taschkent. Unterschiedliche Höhen der Treppenstufen, fehlende Haltegriffe an der Badewanne und nicht ebene hochstehende Türschwellen kennzeichneten das Gebäude. Die erste Woche gab es kein Warmwasser in den Hotelzimmern, da die Zentralversorgung im Stadtviertel repariert wurde.
Um mir einen Einblick über das Installationsgewerbe in Taschkent zu verschaffen, habe ich Baustellen besichtigt, Fachhandel und Basare besucht, im Berufskolleg unterrichtet und den Erfahrungsaustausch gepflegt. Was auffällt: Eine Trennung in Gasversorgung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gibt es in Usbekistan nicht. Der dortige Fachmann installiert die sanitär-, heizungs- und lüftungstechnischen Anlagen im Gebäude, verlegt die Versorgungs- und Entsorgungsleitungen in der Straße und stellt auch die Hausanschlüsse her. Während in den vergangenen 20 Jahren vorwiegend ausländische Firmen im Anlagenbau und in der Wartung tätig waren, übernehmen das heute immer häufiger heimische Firmen. Die Qualität der neu installierten Anlagen in Taschkent war gut, wenn auch mit Fehlern behaftet.
Baumärkte befinden sich gerade im Aufbau. Einzelgeschäfte mit Baustoffen, Fliesen, Installationsmaterialien und Werkzeugen für den Heimwerker sind erst vereinzelt vorhanden. Bedingt durch die niedrigen Löhne, versuchen die Usbeken auch sehr vieles selbst zu machen, ohne dabei auf die Qualität und Sicherheit zu achten. Auf dem „Chorsu Basar“ der Hauptstadt gibt es alles zu -kaufen, was das Herz begehrt. In der Handwerkerpassage des Basars arbeiten in kleinen Werkstätten nebeneinander noch Schlosser, Schmiede, Schneider, Tischler, Weber und Klempner. Man kann dem Klempner bei der Arbeit zusehen und die Produkte, ohne viel zu feilschen, kaufen.
Im Fachhandel gibt es kleine Einzelgeschäfte, die wie in einer Karawanserei his­torisch bedingt entstanden sind. Hallen mit Fachgroßhändlern wie in Deutschland findet man noch nicht. Auf einer Länge von etwa 1 km reihen sich links und rechts der Straße die Geschäfte der Händler aneinander. Auch eine kleinere Heizungsausstellung des Herstellers Ferroli sowie eine Bad­ausstellung habe ich gefunden.
Die Ausstattung der Trainingsräume im Berufskolleg für „Bau und Kommunale Wirtschaft“ in Taschkent für Sanitär, Heizung, Klima und Schweißen entsprach durchaus deutschem Standard. Moderne Installationswerkzeuge wie Gewindekluppen, Biegemaschinen oder Elektromuffen-Schweißgeräte waren in der Lehrwerkstatt und auf den Baustellen vorhanden und wurden auch verwendet. Ebenso Messgeräte für Temperatur, Druck und Strömung, Abgasmessung und zur Bestimmung von Leckverlusten an Gasleitungen. Die Ausbildung der Anlagenmechaniker wird nach einem mit deutscher Hilfe erstellten Lehrplan in Praxis und Theorie durchgeführt. Nach einer Schulzeit von 3 Jahren und bestandener Prüfung erhalten die Absolventen ein Diplom als Juniorfachkraft (Geselle) im Beruf „Meister für Montage, Reparatur- und Betrieb von Gas-, Wasser- und Kanalisationsanlagen“. Die technische Gebäudeausrüstung wird als eins der rasch wachsenden Gebiete angesehen. Staatliche und nichtstaatliche Baubetriebe benötigen Fachkräfte. Zentralasien ist ein boomender Markt. Fachleute und Kunden sind sehr interessiert an deutschen Produkten, entwickeln Komfortwünsche und schätzen die deutsche Qualitätsarbeit. Hier sehe ich eine echte Chance für die deutsche SHK-Industrie, Umsätze in den Bereichen Ener­gieeinsparung, Umweltschutz, Wasserversorgung und Abwasserbehandlung zu machen.

Bilder: Gerhard Lafeld

 


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