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Ist das Arbeiten in einer cloudbasierten Software für Handwerker von Vorteil?

Der Begriff „Cloud“ kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Wolke. In Bezug auf die Computerwelt bedeutet das sogenannte „Cloud-Computing“, dass sich die Software und die gespeicherten Projektdaten teilweise oder ganz irgendwo auf einem Netzwerkserver befinden, der nur über das Internet erreichbar ist. Die Idee, bestimmte Softwareanwendungen oder Daten in der Cloud anderen Menschen zur Verfügung zu stellen, ist grundsätzlich gut. So können z.B. Datenblätter oder Prospekte von Herstellern im Internet leicht gefunden werden. Öffentlich zugängliche Daten in der Cloud stellen kein Problem dar. Es ist praktisch, und die Internetnutzer haben sich daran gewöhnt – und wollen dies auch nicht missen.

Seit einigen Jahren setzt das Cloud-Computing auch die Idee um, in geschützten Bereichen im Internet Unternehmensdaten, z.B. Angebote, Rechnungen, Adressen, Kalkulationen, Buchhaltung und Bilanzen abzulegen und zu verwalten. Alles wird ausgelagert in die Cloud, in das Internet. Auch das Handwerk wird mit dieser neuen Technologie konfrontiert. Kritiker sehen darin mögliche Probleme und Gefahren, in puncto des Datenzugriffs und der Datensicherheit, sodass sich die Frage stellt, wie effizient das Arbeiten in der Cloud ist?

Dipl.-Ing. Gerald Bax, Geschäftsführer der Label Software Gerald Bax GmbH, Bielefeld

 

PRO

In den letzten Jahren konnten wir über alle Branchen hinweg einen starken Trend in Richtung Mobilität beim IT-Einsatz be­obachten. Die flächendeckende Internetverfügbarkeit, bezahlbare mobile Endgeräte und das wachsende Cloud-Angebot haben diesen Paradigmenwechsel insbesondere im Mittelstand begünstigt. Da Handwerksunternehmen aus dem Bau- und Baunebengewerbe einen Großteil ihrer Leistungen beim Kunden erbringen, ist hier der Bedarf nach einer durchgängigen Softwareunterstützung besonders hoch. Mit den Lösungen aus der Cloud können die Betriebe ihre Anforderungen nach durchgängigen Abläufen ohne Medienbrüche optimal adressieren.
Den wachsenden Bedarf an Lösungen aus der Cloud unterstreicht auch eine aktuelle Befragung des Fraunhofer Instituts unter 350 deutschen Handwerksbetrieben: Demnach räumen die Betriebe insbesondere der mobilen Nutzung, der Systemanbindung von Partnern und Lieferanten, der tiefen Integration aller Anwendungen und dem elektronischen Datenaustausch eine besonders hohe Priorität ein. All dies sind Eigenschaften, die mit klassischen Installationen vor Ort und einer Datenbank im lokalen Netzwerk, sogenannte Client-Server-Anwendungen, nur eingeschränkt oder aufwendig zu realisieren sind. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sich laut Studie heute bereits gut die Hälfte der Handwerksbetriebe vorstellen kann, künftig auf Lösungsangebote aus der Cloud zu setzen.
Die Vorteile für die Betriebe im Tagesgeschäft sprechen für sich: Wo Monteure früher am Tagesende noch handschriftliche, fehleranfällige Papierbelege manuell einpflegen mussten, dienen heute smarte „Apps“ als mobile Informations- und Datenerfassungsterminals, die auch auf der Baustelle eine effiziente Ablauforganisation sicherstellen. Kundendienst-Mitarbeiter können sich bei ihrer Arbeit – je nach Lösung – über Checklisten-Tools unterstützen lassen und erhalten von überall Zugriff auf Kunden- und Projektdaten, Lagerbestände, Lieferzeiten oder Preise. Da sich cloudbasierte Arbeitsanwendungen wie Office 365 oder Lync oder auch Lieferanten- und Partnersysteme in aller Regel einfach über die Cloud anbinden lassen, sind die Mitarbeiter somit sofort auskunftsfähig. Anwender sollten allerdings bei der Wahl ihres Anbieters darauf achten, dass die gewünschten Daten auch im Offline-Modus zur Verfügung stehen, falls man vor Ort mal keine Internetverbindung haben sollte. Die ganzheitlichen Lösungen der neuen Generation erlauben den Monteuren zudem, Vorgänge direkt vor Ort einzubuchen, wie Aufträge, Aufmaße, Angebote oder Auftragszeiten. Dies verkürzt nicht nur die Zeit zwischen Leistungserbringung und Rechnungsstellung, auch Fehler, fehlende Leistungen und Doppelerfassungen werden so vermieden.
Die Cloud bringt aber nicht nur in puncto Mobilität deutliche Vorteile. Eine „Hybrid-Cloud“, bei der kritische Daten im Unternehmen verbleiben und die übrigen Services über das Internet bereitgestellt werden, verspricht auch langfristig ein Höchstmaß an Transparenz, Datensicherheit und Flexibilität. Da nicht in teure Infrastrukturen investiert und keine IT-Kräfte für Hosting, Administration und Wartung unterhalten werden müssen, bietet der Rechenzentrumsbetrieb ebenfalls ­enorme Kostenersparnisse. Hinzu kommt, dass Hard- und Software stets auf dem neuesten Stand sind, der Aufwand für lokale Datensicherungen entfällt und der Umfang des IT-Einsatzes jederzeit am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden kann. Das Plus an Investitionssicherheit und Skalierbarkeit wissen auch unsere Kunden zu schätzen: 96% würden sich wieder für Software aus der Cloud entscheiden.


CONTRA

Über das Thema Sicherheit im Internet hat sicher schon jeder etwas gehört. Geklaute Kreditkartendaten, Millionen geklaute E-Mail-Adressen mit den Zugangsdaten, tagelange Ausfälle, weil ein Bagger ein Kabel durchgerissen hat, ein Brand bei Samsung der stundenlang dafür gesorgt hat, dass viele Apps nicht mehr liefen – das alles fördert nicht mein Vertrauen in den ganzen Datenverkehr.
Wir schicken relativ unbekümmert viele Daten in den Datenhimmel. Von dort aus können sie von überall her abgerufen werden. Auch ich finde es praktisch, z.B. E-Mails und den Kalender überall lesen und Fotos ansehen zu können. Aber geht es um sensible Daten, wie Geschäftszahlen, Gewinne, Auftragsdaten, Angebote etc. – die ich auf keinen Fall in die Cloud stellen möchte.
Große Systeme sind beliebte Ziele von Hackerangriffen. Beim Cloud-Computing wird zwar mit großem Aufwand abgesichert und verschlüsselt, doch sicher ist am Ende nur, dass nichts absolut sicher ist. Man denke nur an das Thema SSL-Verschlüsselung, die jahrelang eine Schwachstelle wie ein offenes Scheunentor hatte.
Auch im rechtlichen Bereich gibt es noch unzählige ungeklärte Fragen. Der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar rät bei der „Speicherwolke“ immer noch zur Zurückhaltung. Er erklärt: „Generell sollten sich Unternehmen darüber im Klaren sein, dass, wenn sie Daten in die Cloud auslagern und dort verarbeiten, sich Unbefugte, beispielsweise aufgrund von technisch-organisatorischen Mängeln, Zugriff auf vertrauliche personenbezogene Daten beschaffen könnten.“
In puncto Verfügbarkeit der ausgelagerten Daten postuliert Steve Wozniak, einer der Apple-Gründer: „Je mehr wir in das Web übertragen, in die Wolke, desto weniger Kontrolle haben wir darüber.“ Die Cloud führe dazu, dass man nichts mehr besitze. Grundsätzlich sollte beim Cloud-Computing klargestellt werden, dass die Daten im Besitz des Kunden bleiben. Der Nutzer muss deshalb auch die Möglichkeit haben, seine Daten jederzeit wieder aus der Cloud in ein eigenes System exportieren zu können. Das ist nur möglich, wenn relevante Daten in einem anbieterunabhängigen Format gespeichert oder aber in ein solches umgewandelt werden können.
Herr der eigenen Daten ist man, wenn die Daten problemlos auf eine eigene Festplatte übertragen werden können und man dort damit arbeiten kann. Bei einer Cloud ist dies in der Regel nicht der Fall. Der Zugriff ist nur über dort vorhandene Anwendungsprogramme möglich. Mal angenommen, ein Handwerksbetrieb will die Software wechseln. Kommt er dann an seine Daten, um sie in die neue Software zu übernehmen? Das ist nur möglich, wenn im Cloud-System die Ausgabe aller Adressen, Angebote, Historien usw. vorgesehen ist! Sonst besteht keine Chance, an die eigenen Daten zu kommen. Auch sollte die Frage gestellt werden, ob später eine Möglichkeit besteht, einzelne Informationen im alten System nachschauen zu können? Wenn nicht, ist dies aus Sicht der Softwarehersteller natürlich eine tolle Kundenbindung.
Aus meiner Sicht ist die Cloud für viele Bereiche eine interessante Sache. Aber wenn es um für einen Betrieb (über)lebenswichtige Daten geht, sollte man sie keiner Cloud anvertrauen. Auch ohne Cloud gibt es Methoden, relativ sicher auf den eigenen Server von außen zuzugreifen. Man kann auch mobil arbeiten, ohne das gesamte System einem Dritten anzuvertrauen. Wir selbst praktizieren dies seit Jahren. Eine Programmiererin arbeitet zum Beispiel dauerhaft von zu Hause, und auch ich arbeite manchmal im Urlaub oder am Wochenende, ohne ins Büro zu fahren.

 


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