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Großes Potenzial im Bestand

PwC-Studie im Auftrag des Bundesverbands Wärmepumpe belegt weltweit eine steigende Nachfrage nach Wärmepumpen. In Deutschland gibt es noch viel Luft nach oben, vor allem in der Sanierung

Dr. Volker Breisig: „Selbst für die vergleichsweise schwachen europäischen Verhältnisse ist die Entwicklung in Deutschland sehr dürftig. (BWP)

„Der Strompreis für Wärmepumpen ist im Verhältnis zu Heizöl und Erdgas viel zu hoch“, sagt Dr. Kai Schiefelbein vom BWP. (BWP)

Die Grafiken veranschaulichen die Bedeutung für den Klimaschutz und die heimische Wirtschaft gleichermaßen.

 

Etwa die Hälfte des globalen Energiebedarfs entfällt auf Wärme für Privathaushalte und Industriebetriebe. Erneuerbare Energien spielen bei der Wärmeerzeugung bislang aber eine untergeordnete Rolle: Auf sie entfallen nur 10 % der weltweit erzeugten Wärme. Dies sind einige der wichtigsten Befunde der Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers im Auftrag des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) erstellt hat. Die Studie beleuchtet, warum eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland auch eine Wärmewende braucht und welche politischen und gesetzlichen Hemmnisse dafür bestehen.

Globale Nachfrage nimmt zu

Die Wärmepumpen-Technologie ist den Studienautoren zufolge eine klimafreundliche und hocheffiziente Alternative zu Heiztechnologien auf fossiler Basis. Mit ihr ließen sich Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren. Dies sei einer der Treiber für einen weltweiten Boom der Technologie: Im Jahr 2018 stieg die Nachfrage laut Studie global um 10 %, das Umsatzvolumen lag 2017 bei 48 Mrd. US-Dollar. Schätzungen zufolge soll sich der Umsatz bis 2023 nahezu verdoppeln. Der International Energy Agency (IEA) zufolge könnten bis zum Jahr 2030 fast 60 Mio. Wärmepumpen verkauft werden.

China, Japan und die USA sind dem Vernehmen nach die Länder, die den Wärmepumpen-Absatz maßgeblich vorantreiben. Mehr als 80 % der neuen Wärmepumpen wurden 2017 in diesen Ländern installiert.

Gefördert wurde dies mit Steuernachlässen und staatlichen Kaufanreizen. Demgegenüber ist die Verbreitung in Europa gering: Lediglich 1,1 Mio. Geräte wurden 2017 installiert, die meisten davon in den skandinavischen Ländern, heißt es.

Doch lassen sich die Verkaufszahlen der Wärmepumpen in China, Japan und den USA tatsächlich vergleichen mit dem europäischen Markt? Die meisten Wärmepumpen jenseits der europäischen Grenzen sind im Grunde dezentrale Klimageräte, die zudem meist mit althergebrachten Kältemitteln (hoher GWP!) betrieben werden. Dazu Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP: „Pwc beruft sich hier auf die Zahlen der IEA. Bereits außerhalb von Deutschland erfasst die Statistik oft z. B. auch Luft-Luft-WP. Insofern geht es hier eher darum den allgemeinen Trend darzustellen.“

Der europäische Wärmepumpenverband (EHPA) sieht jedenfalls großes Potenzial für die Technologie: Das potenzielle Absatzvolumen betrage jährlich etwa 6,8 Mio. Geräte. Ausgehend vom Bestand im Vorreiterland Norwegen errechnet der Verband einen möglichen Bestand von 89,9 Mio. Geräten. Dr. Volker Breisig, Partner im Bereich Utilities & Regulation bei PwC Deutschland, sagt: „Selbst für die vergleichsweise schwachen europäischen Verhältnisse ist die Entwicklung in Deutschland sehr dürftig. Auf 1000 Haushalte kamen 2017 erst 2,3 installierte Geräte.“ Dazu ein Vergleich: In Norwegen lag der Anteil bei 34,3, in Schweden bei 22,7 Geräten pro 1000 Haushalte.

Wärmebedingte Emissionen könnten reduziert werden

Zwar finden die Wärmepumpen laut Breisig auch hierzulande immer stärkere Verbreitung, vor allem in Wohnungsneubauten. Dort liege der Anteil der Wärmepumpen aktuell bei 45 %. Der Großteil neuer Heizungen werde allerdings beim Austausch alter Geräte in Bestandsgebäuden installiert. Dort beträgt der Anteil von Wärmepumpen laut Erhebungen des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) derzeit nur 6 %. Ein verstärkter Austausch von Öl- und Gaskesseln gegen Wärmepumpen könnte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Der stv. Vorstandsvorsitzende des BWP, Dr. Kai Schiefelbein, macht auf einen weiteren Aspekt der Studie aufmerksam: „Die deutsche Heizungsindustrie besteht aus mittelständischen Unternehmen mit Standorten in ländlichen und zum Teil strukturschwachen Regionen. Eine klare Ausrichtung des Heimatmarkts auf die Klimaschutztechnologie Wärmepumpe ist essenziell, damit unsere Unternehmen auch zukünftig im globalen Wettbewerb bestehen können.“

Der Studie zufolge wäre eine Verbreitung der Wärmepumpen-Technologie auf dem Niveau von Schweden zielführend, um den Klimaschutz bei Gebäuden zu erhöhen und zugleich die Technologieführerschaft der deutschen Heizungsbranche zu erhalten.

Vorschläge der Studien-Autoren

Die Studienautoren erläutern darüber hinaus weitere Vorteile einer konsequenten Strategie hin zur Wärmepumpe: Die Technologie habe das Potenzial, den schon lange bestehenden Sanierungsstau bei Gebäuden zu beheben, den Anteil Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zu erhöhen und Unternehmen und Gewerke rund um die Gebäudesanierung (ca. 540 000 Beschäftigte in Deutschland) zu unterstützen. Angesichts auslaufender EEGFörderung könnten Besitzer dezentraler Photovoltaik anlagen den selbsterzeugten Strom nutzen, um eine Wärmepumpe zu betreiben. „Wichtig ist auch, dass sich mit der klimafreundlichen Wärmepumpen-Technologie die angestrebte Sektorenkopplung und damit auch die Digitalisierung der Energiewende leichter verwirklichen lässt“, erläutert PwC-Experte Breisig. Die Studie richtet sich zudem mit neun Handlungsempfehlungen an Entscheider. Vor allem sollte, so die Autoren, das Missverhältnis der Energiepreise korrigiert werden: „Der Strompreis für Wärmepumpen ist im Verhältnis zu Heizöl und Erdgas viel zu hoch und könnte etwa über eine deutliche Absenkung der EEG-Umlage spürbar gesenkt werden“, sagt Kai Schiefelbein vom BWP. Weitere Vorschläge der Autoren zielen u. a. auf regulatorische, steuerliche und finanzielle Rahmenbedingungen für die Wärmepumpenindustrie in Deutschland.

Download der Studie unter: bit.ly/pwc_studie

 


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