Funktionalität mit einladender Optik
Die Ansprüche an halböffentliche und gewerbliche Sanitäranlagen sind vielfältig
Die Planung von halböffentlichen WC- und Waschräumen muss regelkonform erfolgen und eine wirtschaftliche Lösung bieten, die zum Objekt passt. Die Sanitärindustrie stellt für die Bandbreite (halb-)öffentlicher Anlagen viele Optionen bereit, mit denen sich eine optimale Lösung planen lässt. Wir fassen einige Aspekte zusammen.
Stark frequentierte WC-Anlagen, Waschräume und Duschanlagen stellen besondere Anforderungen, was sie von der Planung und Gestaltung privater Bäder unterscheidet. Das liegt zum einen an der Vielzahl von zumeist anonymen Nutzern, den damit verbundenen Anforderungen an Robustheit und einfache Reinigung und Wartung, und zum anderen an wirtschaftlichen Überlegungen. Zwar spielt der Ressourcenverbrauch auch im Privaten eine immer wichtigere Rolle, aber bei öffentlichen und gewerblichen Anlage sind die Dimensionen für eine effiziente Wasserbewirtschaftung einfach andere. Ganz oben stehen zudem Kriterien der Hygiene und Sauberkeit der Sanitäranlagen.
Doch wie steht es mit Design und harmonischer Gestaltung? Diese Aspekte haben im öffentlichen und gewerblichen Bereich durchaus Relevanz, und zwar im Kontext von wirtschaftlichen Überlegungen: In vielen Objekten ist die Waschraumanlage so etwas wie die zweite Visitenkarte des Unternehmens. Wenn das WC in schlechter Erinnerung bleibt, wird der Kunde möglicherweise nicht wiederkommen. Eine veraltete, womöglich sogar ungepflegt wirkende Anlage strahlt auf das Image ab. Das gilt bei Restaurants von einem gewissen Anspruchsniveau an über Hotels bis zu Dienstleistungen mit Kundenverkehr, die in guter Erinnerung bleiben wollen. Anders gesagt: Das Kunden-WC im Bauamt steht vielleicht weniger im Fokus, aber bei Hotels sieht das schon anders aus.
WCs mit Orientierungslicht und automatische Geruchsabsaugung passen ins gehobene Hotelbad, wo inzwischen auch Dusch-WCs in den höherpreisigen Zimmern und Suiten als besonderes „i-Tüpfelchen“ für den Gästekomfort bereitgestellt werden.
Regelwerke für die Planung
DIN-Normen und Richtlinien sind bei der Planung öffentlicher Sanitäranlagen zu berücksichtigen: Die Richtlinienreihe VDI 6000 mit den Blättern 1 bis 7 geben wesentliche Hinweise zur Kapazitätsauslegung, Technik, Hygiene und Ausstattung. Behandelt werden auch wirtschaftliche Aspekte und bestimmte Anforderungen besonderer Nutzergruppen. Richtlinien zur Barrierefreiheit finden sich zusammengefasst in DIN 18040 Teil 1 (Öffentliche Gebäude) und Teil 3 (Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum).
Bedarfsgerecht planen
Wer kennt das nicht: Auf dem „Örtchen“ soll es schnell gehen, ebenso problemlos das Händewaschen danach, egal ob zwischen zwei Gängen im Restaurant oder in der Konzertpause; Gedränge und Wartezeiten sollen vermieden werden, ebenso eine mangelhafte Ausstattung im Detail (Zahl der Papierspender, Händetrockner). Im Hotelbad und -WC mag es ruhiger zugehen, aber auch hier sollen Bad und WC „funktionieren“ – und in diesem Fall auch noch ästhetisch ansprechend sein. Daraus ergeben sich die Fragen für den Sanitärfachmann: Für welchen Gebäudetypus wird geplant, wie viele Nutzer werden in welcher Frequenz erwartet, gibt es Stoßzeiten, sind besondere Ausstattungen gewünscht?
Die jeweils gültige Landesbauordnung und die übergreifenden DIN-Richtlinien machen den unterschiedlichen Planungsaufgaben für öffentlich zugängliche bzw. gewerbliche WC-Anlagen und Waschräume recht detaillierte Vorgaben. Auch werden Ziele genannt, deren konkrete Umsetzung den Sanitärprofis und Planern überlassen ist. Die Spielräume der Gestaltung sollten genutzt werden, um für das Projekt das bestmögliche Ergebnis im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Design und Funktion zu planen. Auch in Sanitärräumen ist die Abstimmung der verschiedenen, mit dem Projekt befassten Planer und Fachfirmen zu einem frühen Zeitpunkt selbstverständlich, damit alles zueinander passt.
Wenn der Gebäudetyp und die Rahmenbedingungen der Sanitäranlage feststehen, so dreht sich die Zweckmäßigkeit nicht zuletzt um die Wirtschaftlichkeit im Betrieb. Nicht von ungefähr sind berührungslose oder berührungsarme Armaturen der Standard.
Elektronik unterstützt die Wirtschaftlichkeit
Elektronik-Waschtischarmaturen, die es von führenden Herstellern in vielerlei Designrichtungen und inzwischen auch in Trendfarben wie Mattschwarz gibt, haben Vorteile hinsichtlich Pflege & Wartung: Ihre geschlossene Gestalt ohne bewegliche Teile vereinfacht die Reinigung (ein Wisch genügt), vermeidet Reparaturkosten aufgrund von unsachgemäßem Gebrauch (oder Vandalismus) und vermittelt ein modernes Bild.
Hinsichtlich einer potenziellen Wasser- und Energieersparnis mit dem Einsatz von elektronischen Armaturen kommt der Delabie auf 90 %. Diesen Wert hat der Sanitärspezialist im Vergleich zu herkömmlichen Waschtischmischern ermittelt.
Die Effizienz lässt sich erhöhen, wenn die Verbrauchsstellen vernetzt sind und sich einzelne Zapfstellen, Gebrauchszyklen und nicht zuletzt der Wartungsbedarf am Computer oder mit dem Mobilgerät überwachen und steuern lassen. Dazu dient z. B. das Schell Wassermanagement-System „SWS“, bei Conti Sanitärarmaturen ist es das „CNX“-System. Bei KWC Professional heißt die zentrale Steuerung „Aqua 3000 open“ und verspricht ebenso wie die Mitbewerber eine zentrale Steuerung für die sichere und hygienische Wasserversorgung in allen Waschräumen und Duschen. Dabei geht es in jedem Falle neben den Wassermengen um Hygienespülungen und thermische Desinfektion und Temperaturgrenzwerte. Wo Sensorarmaturen mit Thermostat-Technologie ausgerüstet sind, geht es schließlich auch um Verbrühungsschutz.
Elektronik kommt aber nicht nur für Waschtischarmaturen ins Spiel, sondern auch bei Seifenspendern und Handtrocknern. „Elektronische Seifen- und Desinfektionsspender verringern merklich den Ressourcenverbrauch“, heißt es bei Hewi, Systemanbieter für Sanitär-Accessoires und barrierefreie Produkte. Sensortechnologie findet sich z. B. bei Delabie gleich mehrfach in der „Waschplatz-Spiegelkombination 4-in-1“: berührungsloser Seifenspender, Waschtisch-Ventil (kombiniert mit einem Vormischer) und Luftstrom-Händetrockner in einem Lichtspiegel-Modul zur Montage oberhalb vom Waschtisch. Das sorge für „einwandfreie Hygiene ohne jeglichen Handkontakt“, so der Hersteller.
Durchgehende Gestaltung ist Trend
Die Sanitärfachmessen zeigen es zur Genüge: Farbe erobert die Bäder, Oberflächen mit anderer Wirkung als blitzeblanker Chromglanz sind gefragt, technische Ausstattung soll zum Designkonzept im Raum passen. Das gilt auch zunehmend in viel besuchten WC- und Waschräumen, und die Hersteller reagieren auf diesen Gestaltungswillen auf breiter Front mit mattschwarzen Armaturen, Nickel- und goldfarbenen Oberflächen sowie den unterschiedlichsten Metallic-Designs. Der Sanitärplaner kann hier problemlos passend kombinieren, vor allem zugunsten einer farblichen Abstimmung zwischen Waschplatz, Betätigungsplatten und Zusatzausstattung wie Papier- und Seifenspender.
Der Hotelkunde honoriert, wenn sich die Designsprache bei Waschtisch, Möbeln, Armaturen und Oberflächen durchzieht – das kommt seinem Idealbild vom Relax-Raum auf Reisen entgegen, den schließlich nicht er selbst, sondern der Planer ausgestattet hat. Das gilt im besonderen Maße auch für das obere Segment, wo nicht zuletzt in den Bädern, Waschräumen und im Wellness-Spa ein Stil und Anspruchsniveau des Hauses durchgeplant wird. Wertige Materialien und vergleichsweise exklusive, optisch besonders wirksame Armaturenoberflächen (wie Metalltöne, Farbe) spielen hier eine größere Rolle.
Von Waschtischkonsolen und Trennwänden
Für die Planung im Waschraum für viele Nutzer fällt die Entscheidung in ersten Schritt zwischen einer durchgehenden, von Wand zu Wand oder in die Nische angepassten Waschtischplatte/-konsole mit Einbau-, Unterbau- oder Aufsatzbecken und alternativ Einzelwaschtischen in Reihe. Die durchgehende Lösung stellt das Material in den Mittelpunkt und kann mit der Wahl von Naturstein, HPL oder Holz (bzw. Holzoptik) den Stil der Gesamtanlage prägen. Im anspruchsvollen Objekt kommt die maßgefertigte Konsole aus Mineralwerkstoff (Corian, LG Hi-macs) in Betracht.
Aufsatz-Waschschalen lassen sich auf einer Konsole effektvoll präsentieren und können z. B. in markanter Farbe, in Stahl-Email oder als rustikaler Hingucker in Naturstein für Gesprächsstoff sorgen. Bei der Lösung mit Einzelbecken kommt es auf die Auswahl der Designlinie an, da die Objekte jeweils für sich ins Auge fallen. Weiche, gerundete Form oder markant rechteckig? Bei Einzelkeramiken ist über seitliche Ablagemöglichkeiten zu reden. Besondere Solitäre in Gestalt von Säulenwaschtischen können die Hochwertigkeit einer Anlage unterstreichen, z. B. in Flughafen-Lounges oder im Edelrestaurant.
Der Trend zur Individualisierung und das Bedürfnis vieler Auftraggeber, selbst in WC und Waschraum die Gestaltungsidee des Hauses (siehe Boutiquehotels) zu zitieren, lassen sich im Übrigen auch mit den Trennwandsystemen aufgreifen. Die Hersteller solcher Systeme wie z. B. Kemmlit-Bauelemente aus dem Schwäbischen bieten Möglichkeiten, mit der Auswahl der Oberfläche, dem Material (z. B. lackiertes Glas) oder Drucktechnik (z. B. Logos) ein Statement zu setzen. Darunter finden sich auch berührungsfreie Tür-Systeme mit Sensortechnologie für hygienische Kabinenanlagen.
Leichte Reinigung ist Trumpf
Neben den randlosen WCs, die schon Standard sind, kommt auch im gewerblichen WC-Bereich die Oberflächenvergütung in Betracht wie sie die Keramikhersteller durchgängig anbieten, so z. B. Geberit, Villeroy & Boch, Duravit und ebenso Vigour, VitrA Bad und Toto. Die Spezialglasuren und Beschichtungen sollen antibakteriell wirken und den Reinigungsaufwand minimieren, weil Seifenrückstände, Kalkflecken und Schmutz weniger anhaften und schneller ausgespült werden.
Der Aspekt Wirtschaftlichkeit in halböffentlichen und gewerblichen Sanitärräumen stellt sich aus vielerlei Gründen immer drängender: Gesetzliche Auflagen für den Betrieb der Sanitärräume haben sich geändert, der Ressourcenverbrauch in veralteten Anlagen ist ein Ärgernis, Funktionalität und Ästhetik lassen Wünsche offen. So gibt es auch hier einen Sanierungsbedarf, der über den Austausch einzelner Zapfstellen und Keramiken hinausgeht. Das Thema nimmt z. B. Schell unter dem Motto „Aus Alt mach Neu“ in den Blick, und Conti hat für die Fachberatung das „SanReMo-Team“ ins Leben gerufen.
„Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Betreibern eine Sanierung so zu planen, dass sie mit minimalem Aufwand, optimalerweise ohne bauliche Veränderungen und somit mit möglichst geringen Kosten verbunden ist“, erklärt Conti-Mitarbeiter Hans-Georg Gerlach, Ansprechpartner für alle Fragen zur Sanierung von Bestandsanlagen.
Autor: Heinz Kaiser, freier Journalist