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Energieeffizienz: Baukostentreiber oder nicht?

Der Anteil der Energieeffizienz an Kostensteigerungen im Wohnungsbau ist gering. Das belegt ein aktuelles Gutachten des Instituts für technische Gebäudeausrüstung (iTG Dresden) im Auftrag des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).

Zündstoff der Zukunft ist die Festlegung von neuen Effizienz-Standards für Neubauten. Gegner argumentieren mit Baukosten, eine neue Studie des BEE entkräftet diese. Bild: Pixabay

Eine Verschärfung der Standards würde auch den Erneuerbaren noch mehr den Weg in die Gebäude ebnen, denn über ihre niedrigen Primärenergiefaktoren lassen sich die Standards „alternativ“ erreichen. Bild: BDH

 

Das Gutachten des iTG Dresden verdeutlicht, dass klimafreundliches Bauen keine Frage der Kosten sein muss. So war laut Studie das Gebäude-Energierecht in den Jahren 2000 bis 2014 lediglich für 6 der insgesamt 36 prozentigen Baukostensteigerungen verantwortlich. Der überwiegende Teil von 30 % der Kosten stamme durch andere Anforderungen an Gebäude. Mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2016 stiegen die Investitionen in energiebedingte Bauteile maximal noch einmal um rund 3 %, so das iTG.
Dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung nach ist der entscheidende Engpassfaktor für mehr bezahlbaren Wohnungsneubau in vielen Regionen und Städten nicht das Energierecht, sondern der Mangel an geeigneten Flächen und mangelnde Bebauung vorhandener Grundstücke. Zudem hat die ARGE Kiel weitere 41 nicht energiebedingte Faktoren identifiziert, die zum Preisanstieg der vergangenen Jahre beigetragen haben.
„Höhere energetische Standards können sogar günstiger erreicht werden, wenn man Heizungstechnik und Gebäudegestaltung intelligent kombiniert und Fördermittel in Anspruch nimmt“, resümiert BEE-Geschäftsführer Peter Röttgen. Die Baupraxis beweise, dass über die EnEV 2016 hinausgehende energetische Standards unkompliziert und mit marktüblichen Technologien problemlos erreichbar seien.
Dazu passt, dass die Regierungsfraktionen in NRW aus CDU und FDP mit einer Bundesratsinitiative die bestehenden Energieeffizienzstandards für 3 Jahre aussetzen will. Am heutigen Freitag findet dazu eine Anhörung im Düsseldorfer Landtag statt.
Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), kritisiert den Vorstoß aus NRW: „Energieeffizienz als Kostentreiber ist Unfug. Die Baukosten steigen, weil die Zinsen so niedrig sind, der Baumarkt boomt und Baufirmen und Handwerk mehr als ausgelastet sind. Trotzdem will das CDU-regierte NRW eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen, um den Klimaschutz in Gebäuden zurückzudrehen. Und das, obwohl Union und SPD sich in Berlin darauf verständigt haben, die geltenden Standards beizubehalten. Das passt nicht zusammen. Unsere Klimaziele erfordern deutlich größere Anstrengungen im Gebäudebereich und keine Senkung der Standards. Wir erwarten daher von unserer Landesregierung eine vorausschauende Energiewendepolitik und keine Rückschritte im Klimaschutz.“
In der vergangenen Legislaturperiode war die Verabschiedung eines Gebäude-Energiegesetzes (GEG) gescheitert, weil sich bestimmte Flügel in der CDU/CSU dagegen wehrten, das KFW-55 Effizienzniveau für öffentliche Gebäude als Standard festzuschreiben – mit der Befürchtung, dass dieses dann in absehbarer Zeit auch für Nichtwohngebäude Standard werden könnte, was dann aber das Gebot der Wirtschaftlichkeit verletze.
Doch laut LEE NRW zeigten Erhebungen des Forschungsinstituts für Wärmeschutz in München, dass es gemessen an den Gesamtbaukosten insgesamt nur eine dreiprozentige Mehrbelastung durch verschärfte Effizienzstandards in den letzten 16 Jahren gegeben habe.

Die BEE-Studie gibt es hier zum Download:
BEE-Kurzgutachten: Anteil der Energieeffizienz an Kostensteigerungen im Wohnungsbau

 


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