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Eine Frage des Geldes

Wie Handwerksbetriebe den richtigen Bankpartner finden und welche Kriterien dabei eine Rolle spielen

Eine verlässliche und vertrauensvolle Partnerschaft zu einer Bank ist für Unternehmen entscheidend. Denn das Finanzinstitut kann ich schwierigen Zeiten ein Sicherheitsnetz bieten. Die Bank gibt dann nicht nur notwendiges Geld, sondern auch wertvolles Know-how.

Online- und Direktbanken locken mit einer Vielzahl an Vergünstigungen und Vorteilen. ­Kostenlose Kontoführung, weltweit gebührenfrei Geld abheben, gratis Kreditkarte, kostenloses Aktiendepot und vieles mehr. Bild: ING-DiBa

Kleine Betriebe können bei großen lernen. Nicht nur für große Unternehmen ist es sinnvoll, einen zweiten Finanzpartner mit ins Boot zu holen. Vorher sollten die Bankhäuser aber kritisch unter die Lupe genommen werden. Bild: www.biallo.de

 

Die Scheidungsrate ist hoch – und ob eine Beziehung fürs Leben hält oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Auch wenn ein Handwerksbetrieb sich nicht für die Ewigkeit binden möchte, eine Auswahl und Prüfung des Bankpartners ist auf jeden Fall wichtig. Hinzu kommt: In der Bankenlandschaft verändert sich so einiges. Das kann zu nachhaltigen Konsequenzen für Geschäftskunden von Banken führen.

Ein gutes Verhältnis zur Hausbank ist für jeden Unternehmer von hoher Bedeutung. Deshalb sollte ein Finanzinstitut mit Bedacht gewählt werden. Die meisten Banken sind Universalbanken und bieten so gut wie alle Bankgeschäfte an. Welche Bank die richtige ist, hängt nicht nur von sachlichen, sondern auch emotionalen Aspekten ab. Salopp gesagt, es muss rundum passen.

Erste Aspekte für die Auswahl
Ein wesentlicher Faktor ist die Geschäftspolitik der Bank. Nicht alle Banken sind in allen Branchen gleichermaßen zu Hause – ganz im Gegenteil. Manche Geldhäuser vergeben Kredite für bestimmte Branchen nur sehr restriktiv oder gar nicht. Es gibt ebenfalls Geschäftsbanken, die kein Interesse haben, Kredite an Kleinunternehmen zu vergeben. Bereits ein Blick auf die Homepage gibt Anhaltspunkte, welche Zielsetzungen eine Bank verfolgt. Zusätzlich hilfreich sind Gespräche mit Beratern, Kollegen und Handwerkskammern über bislang gemachte Erfahrungen.
Beim Erstkontakt sollte man getrost seiner Intuition trauen. Denn meist täuscht der erste Eindruck nicht:

  • Wie stuft der Bankmitarbeiter das Unternehmen ein?
  • Welchen Vertrauensbonus schreibt er diesem zu?
  • Was hält er von den persönlichen Unternehmerfähigkeiten?


Um es fachlich auszudrücken: Welches Rating, also welche Bonitätseinschätzung, dürfen Betriebe erwarten? Das alles betrifft die Wertschätzung, die selbstverständlich stimmen muss.
Persönliche Eindrücke und Beziehungen spielen auch noch an anderer Stelle eine Rolle. Ein guter Draht zu Bankmitarbeitern kann ein wichtiger Vorteil für eine spätere reibungslose Geschäftsabwicklung sein. Dennoch sollte man deren Entscheidungskompetenz nicht überschätzen. Generell gilt: Je größer die Bank, desto häufiger werden Entscheidungen zentral und damit „von oben“ getroffen. Besonders auf mittlerer Führungsebene gibt es bei einigen Finanzinstituten auch recht hohe Fluktuationen. Das heißt auch: Es ist nicht unbedingt Verlass darauf, dass ein Ansprechpartner langfristig zur Verfügung steht.
Manchmal kann es auch bei einer schon längerfristigen Bankenbeziehung Zeit für einen Wechsel sein, z. B. wenn man mit der Kundenbehandlung nicht zufrieden ist. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Insbesondere bei Problemen oder Schwierigkeiten trennt sich – wie in menschlichen Beziehungen auch – die Spreu vom Weizen. Spätestens wenn ein notwendiger Kredit nicht gewährt wird, wird man sich nach einem neuen Partner umsehen. Eine andere Frage ist zum Beispiel auch, wie entgegenkommend eine Bank bei Sonderwünschen reagiert.

Zinsen und Gebühren
Es versteht sich von selbst, dass man die Konditionen verschiedener Banken vergleicht. Geld ist eine Ware, und die hat ihren Preis. Dieser muss akzeptabel sein, d. h. die Preise müssen zu den Leistungen passen. Die Konditionen betreffen Gebühren für die Kontoführung, Transaktionen sowie Zinsen für Kredite und Guthaben. Insbesondere auch die Zinshöhe für die kurzfristige Überziehung des Geschäftskontos ist zu beachten.
Finanzinstitute stehen heute unter einem massiven Handlungsdruck, da ihnen durch die Nullzinspolitik der Euro­päischen Zentralbank (EZB) Erträge wegbrechen. Einen Weg, um ihre Erträge zu stabilisieren, haben viele Banken bereits eingeleitet: Sie drehen an der Gebührenschraube. Die Kosten für Einzelbelas­tungen wie Transaktionen steigen. Die Kontoführungsgebühr ist dabei für Geschäftskunden weniger entscheidend, sondern die Anzahl der monatlichen Transaktionen und die daraus resultierenden Kosten. Diese sollte man bei der Wahl des Geschäftskontos berücksichtigen und vergleichen.

Neue Wettbewerber als Konkurrenz
Zunehmend werden Geschäfte per Telefon und online abgewickelt. Einerseits verlagern die Banken Geschäftsprozesse ins Internet, um ihre Kosten zu reduzieren. Andererseits aber verlangen auch ihre Kunden neue Kommunikationsstrukturen. Nach einer repräsentativen Studie der Postbank aus dem Jahr 2016 erledigen die Deutschen bereits 60 % ihrer Bankgeschäfte im Netz. Damit machen aber Direktbanken oder sogenannte Fintechs der bestehenden Wertschöpfungskette von Banken Konkurrenz.
Direktbanken sind meist Tochterunternehmen bekannter Banken und Kreditgeber ohne eigenes Filialnetz. Fintechs dagegen sind nicht so einfach zu greifen. Schon bei der Erfassung der Firmen kommen Unternehmensberatungen zu einer unterschiedlichen Anzahl von Anbietern – je nach Definition. Allgemein gilt: Fintechs vereinfachen Zahlungswege, machen Auslandsüberweisungen günstiger und bieten kostenlose Girokonten an. Sie verfügen über alternative Angebote und Geschäftsmodelle, die traditionelle Bankprozesse in vielen Bereichen hinfällig machen können. Doch Lösungen für Geschäftskunden sind hier deutlich schwerer zu realisieren, denn für sie sind Spezialisten-Know-how und Einzellösungen gefragt. Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen vermitteln online in Deutschland einige Anbieter wie Lendico, Smava und Funding Circle.
Die Frage für ein Unternehmen ist dabei auch, wie wird sich die gesamte Entwicklung auf die herkömmlichen Banken und Sparkassen auswirken? Schon jetzt wird Personal abgebaut und Filialen geschlossen. Ein Prozess, der nicht erst seit gestern im Gang ist. Durch die Veränderungen und Entwicklungen mag es deshalb ratsam sein, zweigleisig zu fahren. Das bedeutet, außer mit einer Hausbank mit einer weiteren Bank zusammenzuarbeiten, möglicherweise auch einer Direktbank oder neuen Finanzanbietern. Für Firmenkunden aus dem Handwerk können Online-Portale durchaus Vorteile bieten, sofern sie richtig genutzt werden. Letztendlich reduzieren sie die Abhängigkeit von der Hausbank und eröffnen kleineren Betrieben und Firmengründern neue Wege. Außerdem besagt eine Faustregel: Ab 100 000 Euro Jahresumsatz sollte man mit mindestens zwei Finanzpartnern arbeiten. Das erhöht die Flexibilität und bietet die Möglichkeit, die Liquidität im Betrieb zu verteilen.

Blick in die Realitäten
Doch wie sieht es tatsächlich im Handwerk aus? Rund 80 % der Handwerksbetriebe wickeln ihre Geldgeschäfte über Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken ab. Sie sind auf regional verwurzelte Institute angewiesen, die sich für das Geschäft von Kleinunternehmen interessieren. Bei ihnen haben die Betriebe i. d. R. keine Probleme, an Kredite zu kommen. Doch das könnte sich mit der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) ändern. Denn früher lebten Volksbanken und Sparkassen gut davon, Ersparnisse von Privatkunden einzusammeln, um diese in Form von Krediten an die Unternehmen der Region weiterzureichen. Doch mit dem Verleih von Geld lässt sich derzeit viel weniger verdienen. Der Stuttgarter Wirtschaftsprofessor Bernd Nolte glaubt, dass ein Drittel der Sparkassen wegen ausbleibender Erträge in der Niedrigzinsphase in zwei bis drei Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein werden.
Dadurch, dass Gewinne sinken und Kosten steigen, könnten die Auflagen der Banken und Sparkassen strenger werden. Es ist damit zu rechnen, dass Banken dann künftig weniger freigiebig Darlehen vergeben. Deutsche Mittelständler bevorzugen vor allem langlaufende Kredite. Gerade diese sind aber mit mehr Risiko verbunden. So werden die Geldhäuser zukünftig noch genauer prüfen, wem sie Darlehen gewähren.
Wie man sich am besten rüstet, damit es mit der Unternehmensfinanzierung klappt, folgt in einer der kommenden Ausgaben der IKZ-HAUSTECHNIK.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

 

 

Wichtige Gebühren und Zinsen für Geschäftskonten

Banken verlangen für das Führen von Konten Entgelte. Die wichtigsten sind:

  • monatliche Kontoführungsgebühr,
  • Transaktion ohne Beleg,
  • Transaktion mit Beleg,
  • Kosten für die Firmenkreditkarte,
  • Kontokorrentzins.

 

 

Mehrbankenstrategie bringt Vorteile

Stimmen die Rahmenbedingungen, sollte ein Unternehmen auf mehr als eine Bank setzen. Diese Mehrbankenstrategie hat Vorteile:

  • Sie reduziert die Abhängigkeit von den Entscheidungen einer einzigen Bank.
  • Sie erlaubt einen raschen Wechsel der Bankbeziehungen bei Problemen mit der Hausbank.
  • Sie ermöglicht einen permanenten Vergleich von Konditionen und Leistungen.
  • Sie stärkt die Verhandlungsposition bei Kreditgesprächen.

 


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