Eine fast vergessene Verbindungstechnik
Pressen ist in, Stecken ist out. Doch Steckverbindungen vereinen eine ganze Reihe
von Vorteilen, die sich in der Bauausführung zeigen
Kaum eine Verbindungstechnik vereint auf den ersten Blick so viele Vorteile wie der Steckfitting. Mit ihm lassen sich Rohrleitungen schnell, sicher und unkompliziert verbinden. Werkzeug wird nur zur Vorbereitung der Verbindung benötigt, für den Verbindungsvorgang selbst werden keine weiteren Hilfsmittel oder Maschinen benötigt. Doch so richtig Fuß fassen konnte die werkzeuglose Verbindung beim SHK-Handwerk bis heute nicht, was eigentlich verwundert.
Trotz seines Alters – er ist in der Zwischenzeit schon mehr als 20 Jahre auf dem deutschen SHK-Markt erhältlich – ist das Hightech-Produkt immer noch eine einzigartige Verbindungstechnik, da sie nur mit den Händen ausgeführt wird. Die Vorteile der werkzeuglosen Verbindungstechnik in der Etage mit vielen Anbindungen (Waschtisch, WC, Dusche etc.) werden von den Handwerkern zwar wahrgenommen, doch nur von wenigen angenommen. Das Verlegen von Rohrleitungen geht 30 – 40 % schneller, unkomplizierter und vor allem in engen Montagesituationen (Vorwand, Schacht) und über Kopf deutlich leichter.
Steckverbindungssysteme zeigen sich auch in puncto Sicherheit genauso gut wie traditionelle Verbindungstechniken. Zusätzliche Sicherheitsmerkmale wie „unverpresst undicht“ braucht es nicht, weil mit dem Einstecken des Rohres in den Fitting die dichte Verbindung hergestellt wird. Dazu bewegen sich die Investitionskosten für Werkzeuge und deren Wartung auf einem sehr niedrigen Niveau. Zusammen ergeben sich viele Vorteile für die tägliche Arbeit.
Berücksichtigt man die Tatsache, dass Zeit grundsätzlich ein wertvolles Gut ist und Arbeitszeit immer teurer wird, könnte die Steckverbindungstechnik ein wichtiger Baustein sein, um die Wertschöpfung des SHK-Betriebes zu erhöhen. Doch so richtig durchsetzen konnte sich die werkzeuglose Verbindung bis heute nicht. Die Hersteller halten sich bei den Angaben zum Verbreitungsgrad eher bedeckt, aber viel mehr als 5% Marktanteil unter den Verbindungstechniken dürfte es wohl nicht sein. Mancher Hersteller, z. B. Zewotherm, hat seinen Steckfitting sogar schon aus dem Programm genommen. Nur wenige bewerben das Produkt aktiv, die Produktpflege ist eher zurückhaltend, weil die Umsätze wohl keine größeren Investitionen zulassen. Man hat ihn eben, zur Abrundung, im Programm.
Aber woher kommen die Bedenken der SHK-ler gegenüber dieser Verbindungstechnik? Ist sie doch in anderen Industriezweigen wie der Automobilbranche oder dem Maschinenbau schon seit fast 30 Jahren eine technisch anerkannte und oft eingesetzte Verbindungstechnik. Auch in anderen Ländern genießt der Steckfitting einen guten Ruf. In England beispielsweise hat er sich für die Verbindung von Leitungen aus Metall etabliert. Ein Blick in die Geschichte der Verbindungstechnik kann vielleicht helfen, die mangelnde Akzeptanz zu erklären.
Geschichte der SHK-Verbindungswerkzeuge
Die Geschichte des Werkzeuges begann mit der Nutzung von natürlichen Werkzeugen wie Steinen oder Ästen. Nimmt man nun die berühmte Frage, ob es erst das Ei (Werkzeug) und dann das Huhn (Mensch) oder umgekehrt gab, so kann man bei den aus der Steinzeit bekannten Werkzeugen durchaus sagen: Das Ei, sprich das Werkzeug war schon da. Das Huhn kam später, denn die technische Nutzung von Metallen war zu dieser Zeit noch gar nicht entdeckt.
Mit der Bronzezeit wurden Metalle für den Menschen nutzbar gemacht und Werkzeuge aus Metall hergestellt. Rasant weiter mit der Entwicklung von Werkzeugen ging es mit der Industrialisierung. Nur in der Sanitärbranche nicht. Vor 50 Jahren waren die Standardverbindungstechniken für Rohrleitungen aus Kupfer, Blei und Stahl das Löten, Schrauben und Schweißen. Später, Anfang der 80er-Jahre, kam das Kleben von Kunststoffrohren dazu. Es wurde die Schiebehülsen-Technik – die es heute noch gibt im Vergleich zum Kleben – und das Kunststoffschweißen entwickelt. Alles Verbindungstechniken, die zum großen Teil mithilfe der Hände und angeeigneten handwerklichen Fähigkeiten (Löten/Schweißen) ausgeführt wurden. Bei der Schiebehülse geht das mit einer Zange. Bei PP-Leitungen kommt als Verbindung ebenfalls Schweißtechnik zum Einsatz, als Fusions-, Muffen-, Heizwendel- und Stumpfschweißen.
Mitte der 80er die Revolution im deutschen SHK-Markt: Das Pressen erblickt die Welt, die erste Verbindungstechnik, die nur mithilfe eines Werkzeuges ausgeführt wird. Anfangs durch manuelle Presszangen mit enormer Kraftanstrengung, später wurden für größere Dimensionen elektrische Pressmaschinen entwickelt. Alle gängigen Rohrwerkstoffe – Verbundrohre, Kunststoffrohre, C-Stahl- und Edelstahlrohre sowie Rohrleitungen aus Kupfer – können mit Metall- und Kunststofffittings verbunden werden. Die Pressmaschine übernahm plötzlich den Part der Herstellung der Verbindung. Mit der bekannten Erfolgsstory: Mittlerweile liegt der Verbreitungsgrad der Presstechnik bei fast 80 %. Das bedeutet, dass fast jeder Handwerker regelmäßig diese Verbindungstechnik anwendet.
Dann, Mitte der 1990er-Jahre, der offensichtliche Quantensprung in der Verbindungstechnik mit dem 1. Steckfitting für ein Kunststoffrohr (Polybuten) mit „Friatherm flexibel“ von Friatec. Für Metallrohre hatte es zu dieser Zeit schon andere, kleinere Anbieter gegeben. Plötzlich wurde den Handwerkern gesagt, dass sie für gewisse Baustellensituationen ihr schweres Gerät (Pressmaschine) in die Ecke stellen könnten, das sie mit Handarbeit eine sichere Verbindung herstellen könnten. Mit ihr könnten sie sogar komplette Leitungsinstallationen auch noch viel schneller herstellen. Doch so richtig konnte diese Verbindungstechnik bis heute nicht Fuß fassen, obwohl auch andere Hersteller (Tece, Geberit, Wavin, Fränkische, Seppelfricke, Conex/ Bänninger, Georg Fischer) folgten.
Technische Probleme mit der Sicherheit können ausgeschlossen werden. Auch die Aussagen, es wäre eine Technik für den Baumarkt und sie würde die handwerklichen Fähigkeiten des Installateurs entwerten, erweisen sich eher als vorgeschobene Argumente. Dennoch gibt es eine Erklärung, die bisher gegen eine größere Verbreitung spricht: Das Handwerk ist traditionell geprägt, ganz speziell bei der Montage von Rohrleitungssystemen. Das heißt, der Handwerker setzt gerne auf gut bekannte und bewährte Technik, auf die er aus seiner Erfahrung heraus vertrauen kann. Und das ist offensichtlich das Pressen. Tatsächlich vereinfacht der Steckfitting zwar die Verbindungstechnik und reduziert Fehlerquellen, aber offensichtlich gibt es keine große Veranlassung, auf die Steckfitting-Technologie umzusteigen. Wenn überhaupt wird sie von größeren SHK-Betrieben überwiegend im Projektgeschäft oder im Reparaturfall eingesetzt.
Die Steckfitting-Technik
Haupteinsatzgebiete dieser Verbindungstechnik sind Sanitär, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung, in wenigen Fällen sind auch andere Einsatzgebiete möglich. Steckfittings gelten als werkzeuglose Verbindungstechnik, da beim Zusammenfügen von Fitting und Rohr nur die Kraft und die Fähigkeit des Handwerkers notwendig sind. Den größten Vorteil hat die Technik in beengten, schwer zugänglichen Bausituationen, wo kaum Platz für ein Werkzeug oder eine Maschine ist. Die Rohrleitung selbst muss in aller Regel mit einem Werkzeug sorgfältig vorbereitet werden.
Mit den meisten Steckfittings wird eine unlösbare Verbindung hergestellt. Nur bei den Herstellern Tece, Seppelfricke, Fränkische und Conex/Bänninger kann die Verbindung wieder gelöst und der Fitting wieder verwendet werden.
Es gibt Steckverbindungssysteme und reine Steckfittings. Systeme bestehen aus aufeinander abgestimmten Komponenten, und es dürfen nur die zum Lieferumfang gehörenden Rohrleitungen/Werkstoffe (mit exakten Rohrdurchmessern und Maßtoleranzen) des Herstellers eingesetzt werden. Das ist ein wichtiger Faktor für den Gewährleistungsfall. Die Verwendung anderer Rohrleitungen/Werkstoffe könnte zu Undichtigkeiten führen und damit die Gewährleistung erlöschen. In den meisten Fällen decken die Komplettsysteme die Einsatzbereiche für Sanitär, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung mit einem entsprechend großen Fitting- und Formteilangebot ab.
Bei Steckfittings als reiner Rohrleitungsverbinder können beispielsweise Kupferrohre in verschiedenen Dimensionen von unterschiedlichen Herstellern eingesetzt werden. Das Formteilangebot ist dabei nicht ganz so umfangreich, die Zuordnung im Gewährleistungsfall kann sich schwieriger gestalten.
Einfache Verarbeitung
Die Rohrleitung wird mit einer Rohrschere oder einem Rollenrohrabschneider rechtwinklig abgelängt. Anschließend wird sie mit einem Kombiwerkzeug in einem Arbeitsgang kalibriert, entgratet und angefast. So vorbereitet wird das Rohr in den Fitting gesteckt und die druckdichte Verbindung hergestellt. Die Überprüfung des Steckvorgangs erfolgt entweder optisch durch je nach Hersteller vier bis sechs Sichtfenster im Steckfitting oder durch farbige Signalringe und/oder akustisch durch ein lautes Klick-Geräusch.
Den Normen entsprechend
Grundsätzlich gelten für die Steckfitting-Technik wie für alle anderen Verbindungstechniken und Rohrleitungssysteme die in relevanten Normen definierten Anforderungen. Der Nachweis der Haltbarkeit wird dabei durch mechanische Prüfungen erbracht. Darüber hinaus sind für den Einsatz in Trinkwasseranlagen die Anforderungen der aktuellen Trinkwasserverordnung zu erfüllen und die Werkstoffe müssen in der UBA-Positivliste enthalten sein.
Eine Zertifizierung für die Trinkwasserinstallation, z. B. durch den DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches), ist obligatorisch. DVGW-zertifiziert bedeutet: Die Übereinstimmung des Produkts mit den Anforderungen des DVGW-Regelwerks und die Übereinstimmung mit den einschlägigen DIN-Normen. Damit besteht für den Anwender die Sicherheit für den Einsatz in Trinkwasseranlagen, auch im Hinblick auf die hygienischen Anforderungen.
Das DVGW-Zeichen bedeutet nicht gleichzeitig die Eignung für Heizungsanlagen. Der Hersteller entscheidet, ob sein Rohrsystem für den Einsatz in Heizungsanlagen geeignet ist und welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen.
Rohrdimensionen bis d 63 mm
Vorzugsweise werden kleine Dimensionen von 16 bis 25/32 mm angeboten, bei Metallleitungen geht es auch kleiner. Somit lässt sich „sortenrein“ die komplette Installation von Ein- bis kleinen Mehrfamilienhäusern realisieren. Die Einsatzgebiete in der Trinkwasseretagenanbindung oder der Heizungsanbindung sind nicht zuletzt durch den hohen Fittinganteil besonders hervorzuheben. Hier ist mit der größten Zeitersparnis bei der Installation zu rechnen.
Größere Dimensionen sind bis dato eher die Ausnahme: Seppelfricke hat die Edelstahlfittings „PY Tectite“ für Kupfer, Edelstahl und C-Stahl bis 54 mm im Programm. Und Tece hat mit „Tece-logo“ sogar ein Komplettsystem aus Mehrschichtverbundrohr und Fittings bis 63 mm Durchmesser entwickelt. Das macht die komplette Installation von größeren Projekten inklusive Steigstrang systemkonform aus einem Werkstoff und mit einer Verbindungstechnik möglich.
Fazit
Bis auf den höheren Preis gibt es genau betrachtet keinen greifbaren Grund, der gegen den Steckfitting spricht – weder technisch, noch in der Verarbeitung oder der Qualität der Systemkomponenten. Die höheren Kosten pro Fitting oder Formteil relativieren sich jedoch aufgrund der Zeit- und damit Arbeitskostenersparnis. Gerade größere Installationsbetriebe machen im preisaggressiven Objektbereich gute Geschäfte mit dieser Technik. Der große Rest bleibt seiner gewohnten Verbindungstechnik treu.
Autor: Dietmar Stump, freier Journalist mit Pressebüro, Worms-Horchheim
Ohne Werkzeug pressen
Ein Verbindungsvorgang ohne Werkzeug – und doch kein Steckfitting. Das ist der „RTM“-Fitting von Uponor. Nicht eine Pressmaschine verpresst Rohr und Fitting, hier ist es ein im Fitting sitzender, vorgespannter Pressring. Das kalibrierte Mehrschichtverbundrohr „Uni Pipe Plus“ (Sanitär) und „MLC (Heizung) wird wie bei Stecksystemen üblich in den Fitting eingeschoben. Den Rest erledigt die integrierte Technik.
Herzstück des Fittings ist der Pressring. Er ist aus Karbonstahl hergestellt und mit einem farbigen Sicherheitspin vorgespannt. Beim Einschieben löst sich der Sicherheitspin mit einem deutlich hörbaren Klickgeräusch. Die Presskraft von ca. 2 t wird gleichmäßig auf der gesamten Fläche aufgebracht. Das „RTM“-Programm, bestehend aus Fittings, T-Stücke und Armaturenanschlüssen, ist DVGW-zertifiziert und in den Durchmessern 16, 20, 25 und 32 mm erhältlich.
Internetadressen der hier erwähnten Anbieter
• Fränkische Rohrwerke Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG www.fraenkische.de
• Geberit Vertriebs GmbH www.geberit.de
• International Building Products GmbH www.conexbanninger.com
• Sanha GmbH & Co. KG www.sanha.de
• Seppelfricke Armaturen GmbH www.seppelfricke.de
• Tece GmbH www.tece.de
• Uponor GmbH www.uponor.de
• Wavin GmbH www.wavin.de