Werbung

Den Normen-Dschungel auf Normalmaß stutzen

Fachplaner und ­Energieberater setzen seit Langem schon auf den Bedarfsausweis. Der Grund: Er soll genauer sein als der Verbrauchs­ausweis. Eine Evaluierung im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zeichnet indes ein gänzlich anderes Bild: Lediglich 29% der geprüften Bedarfsausweise stellen den Energiebedarf demnach annähernd zutreffend dar. Bei Verbrauchsausweisen hingegen liegen mit 66% immerhin mehr als doppelt so viele innerhalb der zulässigen Toleranz.

 

Erst Ende Oktober 2010 hat eine Meldung für Schlagzeilen gesorgt, nachdem die KfW-Förderbank für ihre Förderprogramme Energieeffizient Bauen und Energieeffizient Sanieren keine Berechnungen mehr akzeptieren, die auf Basis der DIN V 18599 beruhen. Überprüfungen haben gezeigt, dass die Berechnungsergebnisse in Abhängigkeit von der verwendeten Software-Lösung ungewöhnlich stark voneinander abwichen.

Schuld an diesem Dilemma haben weniger die Softwarelösungen. Vielmehr stellen die zahlreichen Stellschrauben in den komplexen EDV-Programmen in Kombination mit den vielfach unbekannten oder zum Teil variablen Berechnungsgrößen den Anwender vor kaum lösbare Aufgaben. Wer nicht täglich mit den Programmen arbeitet und die entsprechenden Normen runterbeten und richtig interpretieren kann, hat kaum eine Chance, eine saubere Berechnung abzuliefern. Und mal offen gefragt: Wer kennt schon die rund 1000-seitige DIN V18599 im Detail?

Also noch mehr Qualifizierung und Schulung? Wohl eher nicht. Der Normen-Dschungel müsste mal auf Normalmaß gestutzt und Regelwerke so formuliert werden, dass sie dem Anwender dienen, sprich: die Arbeit im Büro erleichtern. Im Ergebnis können dann auch Software-Lösungen entwickelt werden, die praktikabel anzuwenden sind und zu sauberen Ergebnissen führen. Ansonsten werden Meldungen wie eingangs genannt zum Branchenalltag gehören, meint

Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: