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Blaue Flecken, aber kein Totalschaden

Die Corona-Pandemie bleibt auch bei den Betrieben im SHK-Handwerk nicht ohne Folgen. Gleichwohl sind die Perspektiven besser als in anderen Wirtschaftszweigen. „Lang- und mittelfristig tut uns die Krise nicht weh, kurzfristig regnet es bei einigen Kollegen durchs Dach“, sagt Hans-Arno Kloep, Chef der Querschiesser-Unternehmensberatung. Einschätzungen eines Brancheninsiders.

Die Corona-Pandemie bleibt auch bei den Betrieben im SHK-Handwerk nicht ohne Folgen. Bild: Querschiesser-Unternehmensberatung

Hans-Arno Kloep, hier auf seinem Trendkongress Ende Oktober vergangenen Jahres im Maritim-Hotel Düsseldorf. Sein „Querschiesser“-Beratungsbüro befragt jedes Jahr einige Tausend Betriebe zum abgelaufenen Geschäft und zu den Einschätzungen für das Folgejahr. Bild: Querschiesser-Unternehmensberatung

 

IKZ-HAUSTECHNIK: In Deutschland hat sich der SHK-Markt in den vergangenen Jahren stets aufwärts entwickelt. Für die Handwerksbetriebe hieß das: Arbeit satt - bislang jedenfalls. Corona ändert die Situation: 10% der von Ihnen befragten Handwerker spüren Lieferprobleme. Ein Drittel der Betriebe leidet an verschobenen Aufträgen. Was kommt da auf das SHK-Handwerk zu?
Hans-Arno Kloep: Ehrliche Antwort: Ich weiß es noch nicht! Die Fundamentaldaten der Branche sind ausreichend gut. Wir haben meines Erachtens einen guten Sockel an erzwungener Nachfrage, die sich aus ergonomisch untauglichen Bädern und fast schrottreifen Heizungsanlagen ergibt. Anders als bei den Hotels ist bei SHK aufgeschoben, nicht aufgehoben. Lang- und mittelfristig tut uns die Krise nicht weh. Kurzfristig regnet es bei einigen Kollegen durchs Dach. Ich vermute mal, dass die meisten Investitionswilligen ihr Geld erst einmal zurückhalten. Liquidität ist im Moment im Unternehmertum Pflicht und im Privaten Kür.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Trotz voller Auftragsbücher in den vergangenen Jahren sind die finanziellen Polster vieler Handwerksbetriebe eher klein. Der Staat hilft in der Krise mit Unterstützungsleistungen, Kurzarbeitergeld und Überbrückungskrediten. Reicht das aus, oder erwarten Sie nach der Virenwelle eine Pleitewelle?
Hans-Arno Kloep: Eine Pleitewelle erwarte ich nicht. Die meisten Betriebe müssten in den vergangenen Jahren ein wirtschaftliches Polster aufgebaut haben. Wenn das nicht in fette SUVs umgewandelt wurde, müsste es mit ein paar blauen Flecken, aber nicht mit Totalschaden, abgehen. Ich erwarte die größten Probleme für Bäderbauer, die kein Komplettbad anbieten. Deren Leistungserstellung hängt von kooperierenden Elektrikern, Fliesenlegern, etc. ab. Geht bei denen was schief, hängt der SHK-Handwerk mit in der Falle. Fast nach Lehrbuch, "stuck in the middle" ist am gefährlichsten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sind Wirtschaftswissenschaftler, kennen die Branche, deshalb mal eine Einschätzung: Sind die goldenen Zeiten vorbei, erwartet uns eine Rezension auf dem Bau – speziell im SHK-Handwerk – oder wird nach der Krise fleißig weiter gebaut?
Hans-Arno Kloep: Für die SHK-Branche rechne ich mit einer V-förmigen Entwicklung. Wenn sich die Deutschen vom Schreck erholt haben, geht es wieder hoch. Bäder werden ja nicht von allein barrierefrei und Heizungen nicht von allein ökologisch. In diesem Sinn ist das Wohlergehen des SHK-Handwerks für die großen politischen Ziele Deutschlands systemrelevant. Die Botschaft müsste mal einer in Berlin deponieren.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Blicken wir auf die Industrie. Auch hier drohen starke Einbrüche, denn wenn Handwerker nicht bauen, kann die Industrie nichts verkaufen. Allenfalls in einigen Segmenten an Selberbauer. Wie sieht Ihre Einschätzung für die kommenden Monate aus?
Hans-Arno Kloep: Die Aussichten der SHK-Hersteller sind gemischt. Entscheidend sind die Lieferketten der Kunden und die des eigenen Hauses. Wer Kunden hat, die sich aus preislichen Gründen gerne in Italien oder China eingedeckt haben, kann in Lieferlücken springen. Ich nehme an, dass das den Markt für Klein- und Stapelarmaturen in der Branche verändern wird. Da wird Nachfrage von Wuhan und aus der Lombardei ins Sauerland wandern. Hat der Hersteller selbst Zulieferer in den betroffenen Regionen, wird es ab Ende April enger. Verfügbarkeit ist in vier Wochen der Trumpf.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der SHK-Großhandel verkauft derzeit hinter abgesperrten Tresen. Teilweise werden keine Retouren mehr angenommen, berichten Installateure. Der Online-Handel dagegen scheint weiterhin zu funktionieren. Und es hat den Anschein, als boomt die Bestellung übers Netz derzeit. Teilen Sie diese Einschätzung? Erleben wir nach der Krise vielleicht einen Paradigmenwechsel in der Beschaffung?
Hans-Arno Kloep: Für einen Paradigmenwechsel wird es nicht reichen, aber viele Handwerker und Hersteller werden lernen, dass Strukturen neben der Fachschiene nicht per se Ausgeburten des Teufels sind. Es werden sich Vertrauensverhältnisse bilden, die über die Krise hinaus halten werden. Die Argumentation für eine Exklusivität der Fachschiene wird auf jeden Fall schwieriger.

 


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