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Auslandsaufenthalt während der Berufsausbildung: Eine attraktive Chance für begeisterte Lehrlinge

Unter Studierenden sind Auslandsaufenthalte keine Besonderheit. Während einer Ausbildung hingegen sind sie noch selten. Dabei profitiert von einem Auslandsaufenthalt nicht nur der Auszubildende, sondern auch der Betrieb. Das spricht sich herum: Azubi-Auslandspraktika werden immer beliebter.

Auszubildender Andreas Scholl: „Der Besuch in Nordirland hat mir viel gebracht und ich kann so etwas nur weiterempfehlen.“ Das freut seine Chefin Gabriele Gersing. Bild: Elmar Brandt

 

Allein 2010 haben rund 1500 junge Menschen einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolviert, wie eine erste Auswertung des Programms „Berufsbildung ohne Grenzen“ ergibt. Diese gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) finanziert bundesweit Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater bei den Kammern, die Unternehmen und Auszubildende bei der Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes beraten. Sie helfen bei der Suche nach passenden Förderprogrammen und unterstützen die Auszubildenden bei der Freistellung von der Berufsschule oder beim Versicherungsschutz sowie bei der Suche nach dem passenden Gastbetrieb im Ausland.
Eine, die diese Unterstützung in Anspruch genommen hat, ist Gabriele Gersing von der Firma Heizung-Sanitär Gersing GmbH in Aachen. „Wir sind ein engagierter Betrieb, der viel Wert auf die Weiterbildung seiner Mitarbeiter legt“, sagt sie. Deshalb zögerte sie nicht lange, als sie von der Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes für ihren Auszubildenden erfuhr. Mithilfe der Mobilitätsberaterin von der HWK Aachen konnte ein passendes Förderprogramm gefunden werden, über das die weitere Organisation des Auslandsaufenthaltes abgewickelt wurde.
Für sie war das Auslandspraktikum vor allem als Anreiz für den Auszubildenden gedacht und war an handfeste Bedingungen geknüpft. „Wir haben das Praktikum von den schulischen Leistungen abhängig gemacht“, erzählt sie. Sprich: Wenn die Noten stimmen, geht es ins Ausland. Diese stimmten. Und so absolvierte der damalige Azubi Andreas Scholl am Ende seiner Ausbildung im November 2010 ein vierwöchiges Auslandspraktikum in Nord­irland.

Herausforderung gemeistert
Ein bisschen Überwindung hat es ihn schon gekostet, gibt Andreas Scholl rückblickend zu. „Ich habe lange überlegt, ob ich ins Ausland gehen soll“, sagt er. Aber am Ende war der Reiz, etwas Neues kennenzulernen, stärker. Der heute 24-Jährige bereut es nicht. Aus seiner Zeit in dem kleinen nordirischen Ort Coalisland hat er vor allem ein gestärktes Selbstbewusstsein mitgenommen. „Ich habe gelernt, mich nicht von größeren Veränderungen abschrecken zu lassen, sondern eine Veränderung als Herausforderung anzunehmen“, erzählt er.
Außerdem lernte Andreas Scholl Arbeitsweisen kennen, die in Deutschland schon fast ausgestorben sind. So ist in Nordirland das Hart- und Weichlöten von Kupfer weit verbreitet, während in Deutschland die Presstechnik auf dem Vormarsch ist. „Viele Handwerker in Nordirland kennen die Presstechnik nicht einmal“, erzählt er, „einige behaupteten sogar, diese Pressstellen können doch nichts aushalten.“ In dieser Hinsicht ist Andreas Scholl allerdings anderer Meinung. „Wir sind fachlich und handwerklich in Deutschland auf vielen Ebenen deutlich weiter als in Nord­irland“, sagt er. Eine Einschätzung, zu der auch die vielen Komplimente von seinen nord­irischen Kollegen beitrugen. „Ich wurde von vielen Handwerkern angesprochen, wie toll sie das gute deutsche Handwerk finden“, erzählt er.

Förderprogramme helfen bei der Finanzierung
So etwas hört man auch zu Hause in Aachen gerne. Gabriele Gersing erinnert sich noch gut an die vielen E-Mails, die Andreas Scholl aus der Fremde schickte. Sie ist sich sicher, dass der Auslandsaufenthalt und die Erfahrungen in einem anderen Unternehmen und mit einer anderen Arbeitsweise dazu beigetragen haben, dass sich Andreas Scholl noch stärker mit dem Heimatbetrieb identifiziert, für den er heute als Anlagenmechaniker arbeitet. Und so war der Auslandaufenthalt für Gersing vor allem eine gute Investition in die Zukunft und in den eigenen Nachwuchs.
Natürlich ist ein solches Praktikum auch mit Kosten verbunden. Der Ausbildungsbetrieb ist verpflichtet, die Ausbildungsvergütung für die Dauer des Aufenthalts weiter zu zahlen und muss zudem während dieser Zeit auf die Arbeitskraft des Auszubildenden verzichten. Bei der Firma Gersing kam hinzu, dass sie alle Kosten des Auszubildenden übernahm. Die Bereitschaft dazu hat auch etwas mit der Firmenphilosophie zu tun. „Für uns war dieser Auslandsaufenthalt auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Auszubildenden“, erzählt Gabriele Gersing. Und schließlich profitiert auch das Unternehmen davon, wenn der Auszubildende motiviert, selbstbewusster und um viele Erfahrungen reicher in den heimischen Betrieb zurückkehrt.
Unternehmen und Auszubildende werden aber mit den Kosten nicht alleine gelassen. Es gibt eine Vielzahl von Förderprogrammen, die die Reise- und Unterhaltskosten des Auszubildenden bezuschussen, ganz übernehmen, oder Hilfe bei der Organisation des Auslandsaufenthaltes bieten. Informationen darüber gibt es auf der Internetseite www.mobilitaetscoach.de und direkt bei den Mobilitätsberatern in den Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern, die interessierte Betriebe und Auszubildende individuell beraten.
Die Chance, das „gute deutsche Handwerk“ kennenzulernen, würde Gabriele Gersing übrigens auch gerne einem ausländischen Auszubildenden ermöglichen. Denn Auslandspraktika sind keine Einbahnstraße. So gingen im vergangenen Jahr durch die Vermittlung der Mobilitätsberater der Initiative „Berufsbildung ohne Grenzen“ nicht nur 1500 deutsche Auszubildende ins Ausland, es erhielten umgekehrt auch 500 Auszubildende und junge Fachkräfte aus dem europäischen Ausland Einblicke in Unternehmen in Deutsch-
land.

Attraktive Arbeitgeber
Indem sie Auslandsaufenthalten ermöglichen, positionieren sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber und innovative Ausbildungsunternehmen und heben sich im Kampf um die besten Köpfe und Hände positiv von der Masse ab. Sie erhöhen so ihre Chancen, gute Auszubildende und Fachkräfte zu gewinnen und sie langfristig an den Betrieb zu binden.
Dass das nicht nur Theorie ist, davon kann wiederum Gabriele Gersing berichten: Als sie im vergangenen Jahr auf der Suche nach einem neuen Auszubildenden war, warb sie auch mit der Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes während der Ausbildung. Das Ergebnis war, dass sich so viele Bewerber wie noch nie auf die Ausbildungsstelle bewarben. Und eine größere Auswahl bedeutet auch immer, „dass wir größere Chancen haben, den für uns passenden Kandidaten zu finden“, so Gersing. Den hat sie dann auch gefunden und am Ende seiner Ausbildung wird er ein vierwöchiges Auslandspraktikum absolvieren. Vorausgesetzt natürlich, die Noten stimmen.

Autor: Felix Kösterke

www.mobilitaetscoach.de


 Berufsbildung ohne Grenzen

Inzwischen ist im Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ ein Netzwerk von mehr als 30 Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater in Handwerksammern und Industrie- und Handelskammern in Deutschland aufgebaut worden. Koordiniert wird dieses Programm durch eine gemeinsame Koordinierungsstelle bei der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V. (ZWH) in Düsseldorf und beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK Service GmbH) in Berlin. Der Kontakt zu den Mobilitätsberatern vor Ort und zur Koordinierungsstelle lässt sich über die Internetseite www.mobilitaetscoach.de herstellen. Dort erhalten Unternehmen, Auszubildende und junge Fachkräfte auch erste Informationen über die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Auslandsaufenthalten.

 


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