Aufschwung erfasst nicht mehr alle Vertriebsstufen
Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft: Während das Fachhandwerk boomt, hat die Armaturenindustrie mit Gegenwind zu kämpfen
Einer ifo-Prognose zufolge kann die deutsche Sanitärbranche im Jahr 2018 mit einem Umsatzplus von nominal knapp 3 % auf insgesamt 24,8 Mrd. Euro rechnen. Glänzende Aussichten scheinbar. Der Aufschwung erfasst aber nicht mehr alle Vertriebsstufen, bilanzierte die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) während der Mitgliederversammlung in Köln.
Während das Fachhandwerk konstant hohe Auslastungszahlen und Auftragsreichweiten melde, habe die Armaturenindustrie inzwischen „sogar mit einem leichten Gegenwind zu kämpfen“, hieß es Anfang November beim Dachverband. Als Gründe dafür wurden neben dem Fachkräftemangel auch allgemeine Marktveränderungen genannt. Zu denen gehörten das durch die Handelsrestriktionen auf internationaler Ebene (USA, Naher Osten) erschwerte Auslandsgeschäft der Industrie und das – „wenn auch auf relativ niedrigem Niveau“ – zunehmende Wachstum von Online-Anbietern. Weitere Beispiele seien die Themen Direktbezug und Markenprodukte versus Handelsmarken, die sich auf die einzelnen Vertriebsstufen unterschiedlich auswirkten. Auch weltpolitische Probleme würden mit Blick auf 2019 eine „gewisse konjunkturelle Skepsis“ auslösen. Vor diesem Hintergrund plädiert Andreas Dornbracht dafür, die „Branchenverbundenheit zu wahren und wo immer möglich neu zu beleben“.
Digitalisierung nicht mehr wegzudenken
In seinem Statement machte der VDS-Vorsitzende ferner auf generelle Herausforderungen aufmerksam. So habe die Digitalisierung die Branche bei den in- und externen Abläufen, den Vertriebswegen und der Kommunikation mittlerweile „voll erfasst“. Auch Themen wie BIM, Vorfertigung, Qualifizierung und Nachwuchsgewinnung würden alle Marktteilnehmer betreffen und sie dazu zwingen, sich umzustellen. Verbände machten da keine Ausnahme. Die VDS habe daher eine Strategiediskussion angestoßen, um ihre Arbeit zu optimieren. Während der Mitgliederversammlung kristallisierte sich z. B. die Entwicklung von Vertriebswegsszenarien als eine „zukunftsorientierte Aufgabe“ heraus.
Fest etabliert und akzeptiert sei die Aktion „Barrierefreies Bad“ (ABB). Das differenzierte firmen- und produktneutrale Informationsangebot werde rege genutzt. In dem Zusammenhang kündigte Geschäftsführer Jens J. Wischmann ein neues Branchen-Positionspapier zum demografischen Wandel an. Die in Köln verabschiedete Kurzfassung diene als Basis für jene Version, die bis zur ISH 2019 fertiggestellt sein soll. Damit wolle man alle interessierten Gruppen aus Politik, Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucherorganisationen zum offenen und konstruktiven Dialog einladen. Die VDS kündigte darüber hinaus an, in den nächsten Monaten ein neues Konzept für die vertriebsstufenübergreifende Fortbildungseinrichtung „Bad-Akademie“ vorzustellen.
Flagge zeigen auf ISH
Die Weltleitmesse ISH vom 11. bis 15. März 2019 spannt auch den Verband ein. In der Mainmetropole zeigt er dreifach Flagge: durch die „Waterlounge“ (Halle 3.1), durch die mit Kooperationspartnern realisierte „Werkstatt Bad“ (Halle 4.2) sowie durch das gemeinsam mit der Messe Frankfurt veranstaltete Trendforum „Pop up my Bathroom“ im Saal „Europa“ (Halle 4.0). Apropos Trends: nach Auffassung diverser Experten zeichnet sich eine Tendenz ab, die die lange Weiß-Dominanz in Badezimmern zumindest verringert, so die VDS.