Analyse zur Netzdienlichkeit von Wärmepumpen
Berlin. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat eine perspektivische Analyse zur Netzdienlichkeit von Wärmepumpen veröffentlicht. Unterm Strich ist das Ergebnis sehr bemüht.
Es ist ein schwieriges Terrain, wenn man sich Gedanken macht bzw. Aussagen im Themenfeld Netzausbau/wachsende Zahl Wärmepumpen/Erneuerbare Energien/künftiger Strombedarf in den verschiedenen Sektoren trifft und dabei in die Zukunft bis 2045 blickt. In einem jetzt veröffentlichten „Gutachten“ des Aachener Energieberatungsunternehmens Consentec im Auftrag des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), wird aber genau dies in den Fokus genommen. „Gutachten“ in Anführungsstrichen deshalb, weil es sich auf IKZ-Anfrage beim BWP nur um eine Metaanalyse handelt, die also vorhandene Daten zusammenträgt und nicht selbst valide welche erhebt. Insofern sind auch die aufgeführten Zahlen, z. B. zu Einsparpotenzialen bei den Stromkosten, sehr mit Vorsicht zu genießen.
Hype um dynamische Strompreise
Aktuell werden vielerorts dynamische Strompreistarife als das Lösungsmittel für zunehmende volatile Stromprobleme aufgrund des Ausbaus Erneuerbarer im Netz gehypt. Es werden dem Verbraucher hohe Stromkosteneinsparungen suggeriert, wenn er sich mit seinem Verbrauch netzdienlich verhält. Hintergrund ist, dass seit diesem Jahr dynamische Strompreistarife nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) für alle Stromanbieter verpflichtend sind. Man sollte sich nicht zuviel davon versprechen. Im Klartext bedeutet es auch eine Lebensumstellung, zu der man bereit sein muss: Wäsche dann waschen, wenn viel Windstrom im Netz ist oder die Sonne scheint.
Wärmepumpen können aufgrund ihrer Natur auch nur bedingt flexibel betrieben werden. Z. B. lässt sich die Aufladung des Pufferspeichers ja noch in die Nachtstunden verschieben. Den Strombedarf, um Raumwärme zu erzeugen, aber nur sehr begrenzt.
Sehr optimistische Annahmen
Eine Wärmepumpe ähnlich zu führen wie einen Solarstromspeicher, der über ein prognosebasiertes Energiemanagementsystem sehr individuell beladen werden kann in Abhängigkeit von Bedarf, Wetter (Stromangebot), scheint aber, so wie in der Analyse graphisch darstellt, sehr optimistisch. Selbst wenn das in gewissem Umfang möglich wäre, setzt es viel Gedankenarbeit, Beschäftigung mit Strombörsenpreisen und Netzentgelten (die sich beide nicht deckungsgleich verhalten) und Anpassungsbereitschaft im Alltag des Wärmepumpen-Betreibers voraus. Einige interessante Annahmen bietet die Analyse dennoch: Sie rechnet 2045 mit rund 13 Mio. Wärmepumpen im Bestand (heute: 1,7 Mio.). Die Elektromobilität werde sich rasant ausbreiten.
Fokus justieren
Wie sich im Übrigen die Strompreise entwickeln werden, angesichts von KI und der Zunahme von Rechenzentren, steht nicht mehr in den Sternen. Dazu reicht schon ein Blick in die USA. Eine interessantere Diskussion zu entfachen statt über Netzdienlichkeit zu sprechen wäre also zu untersuchen, wohin sich die Kosten für den „Brennstoff“ der Wärmepumpe – Strom – entwickeln werden. Die Energiewende und mehr volatiler Strom im Netz wird nur über große Stromspeicher zu bewältigen gelingen, nicht über dynamische Strompreistarife, nicht über deren preislichen Anreize, Verhalten zu verändern und auch nicht über eine Netzdienlichkeit von Verbrauchs-Systemen, die nur sehr begrenzt netzdienlich agieren können.
von Dittmar Koop
Zur BWP-Analyse „Wärmepumpen im Verteilnetz: Flexibilität für Verbraucher und System“, geht es hier.