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Regenwasser für Fahrzeugwaschanlagen

Zunehmender Bedarf für Fahrzeugwascheinrichtungen – Fachplaner optimieren Wasserrecycling

Betriebswerkstätte der Hohenzollerischen Landesbahn in Immendingen, 2003 neu gebaut. Das auf den Dachflächen auftreffende Regenwasser wird gesammelt. Es dient als Frischwasser beim letzten Spülgang und ersetzt den Verschleppungsverlust bei der Kreislaufführung des Wasch­wassers.Bild: König

Zur Instandhaltung und Pflege der Schienenfahrzeuge der HzL gehört eine Wäsche pro Woche in der Portalwaschanlage mit Kreislauf- und Regenwasser. Bild: König

Steuerung der Portalwaschanlage. Kreislauf- und Regenwasser können beliebig für einzelne Waschschritte eingesetzt werden. Bild: König

Betriebshof Regensburger kommunaler Fahrzeugpark (RFG). 110 Stadtlinienbusse werden hier regelmäßig gewaschen. Bild: RFG

Regenwasserbewirtschaftung in Verbindung mit Waschwasseraufbereitung. Funktionsschema Recycling rechts und Regenwassereinspeisung links am Beispiel der Kreislaufwasserbehandlungsanlage „NeutraClear“. Bild: Mall

Betriebshof RFG. Sammelleitung für Regenwasser vom Dach der Einstellhalle. Auf dem Weg in den unterirdischen Regenspeicher wird das Niederschlagswasser in einem Filterschacht gerei­nigt. Bild: König

Vorlagebehälter für das gereinigte Kreislaufwasser und das Regenwasser auf dem Betriebshof RFG. Von hier aus wird die Waschstraße für Busse versorgt. Bild: Mall

 

Gemeinden, Landkreise und Bundesländer unterhalten Betriebshöfe mit Fuhrparks und Werkstätten. Regenwasserbewirtschaftung in Verbindung mit Waschwasseraufbereitung ist für die meisten dieser Einrichtungen selbstverständlich – auch bei privaten sowie kommunalen Verkehrsbetrieben mit Bussen und Bahnen. Im nachfolgenden Beitrag werden die Erfahrungen der Hohenzollerischen Landesbahn in Immendingen und des Regensburger Kommunalen Fahrzeugparks vorgestellt.

Mittlerweile nimmt die Zahl der Fahrzeugwaschanlagen auch bei Industrie und Gewerbe zu. Fuhrunternehmen sowie Betriebe des Straßen-, Tief- und Landschaftsbaus sind im Gelände unterwegs und müssen Fahrzeuge und Gerät mehrmals wöchentlich reinigen. Es lohnt sich, die auf Dachflächen anfallenden Regenwassermengen dafür zu nutzen. Allerdings sind die Anforderungen und Möglichkeiten in jedem Betrieb verschieden. Das Konzept der Regenwassertechnik an die serienmäßig hergestellten Waschanlagen anzupassen, ist mittlerweile eine typische Aufgabe für Fachplaner.

Beispiel 1: Reinigung der Schienenfahrzeuge in Immendingen
Die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) bedient als Privatbahn im Süden Baden-Württembergs Bahnstrecken und Buslinien. Seit ihrer Gründung im Jahr 1899 hat sie sich von einer Kleinbahn zum mittelgroßen Anbieter mit 60 Triebwagen und 50 Omnibussen entwickelt.
Die HzL betreibt drei Waschanlagen an verschiedenen Orten. Dabei anfallendes Abwasser muss laut gesetzlichen Vorgaben gereinigt und wiederverwendet werden. Das schreibt der Anhang 49 der Abwasserverordnung vor. Besonders bei der hier vorgestellten Zug-Waschanlage ist, dass sie die normalen Wasserverluste im Kreislaufverfahren statt mit Trinkwasser durch Regenwasser ausgleicht. Damit erfüllt die HzL Forderungen des Wasserhaushaltgesetzes (WHG 2009) nach dezentraler Bewirtschaftung von Niederschlag. Dies geschah schon viele Jahre bevor dieses Bundesgesetz am 1. März 2010 in Kraft getreten ist. Die Regenwassernutzung bei HzL ist ein Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Wasser und zahlt sich Jahr für Jahr bei den Betriebskosten aus. Für die Schienenfahrzeug-Instandhaltung und -Pflege wurde der Service-Stützpunkt in Immendingen errichtet und im Jahr 2003 in Betrieb genommen. Hinter einem der Einfahrtstore steht die Portalwaschanlage. Hier werden täglich fünf bis sechs Schienenfahrzeuge gereinigt.
Helmut Müller, Leiter der Betriebswerkstatt in Immendingen, lässt ca. 25 Wäschen wöchentlich durchführen, jeder Zug ist 1 x pro Woche dran. „Wie bei einer Portalwaschanlage üblich, bewegen sich die Reinigungsbürsten selbstständig über das Fahrzeug, auch am Dach“, sagt Müller. „Für jeden Zugtyp haben wir ein passendes Reinigungsprogramm in der Anlagensteuerung gespeichert. So werden Spiralfedern an der Seite der Fahrzeuge von den Bürsten automatisch umfahren. Auch Front und Heck mit ihren fettigen Puffern bekommen eine entsprechend angepasste Behandlung“. Abwasser, das von der Vorwäsche der Züge stammt oder unabhängig von der Waschanlage in der Werkstatt anfällt und mineralölhaltige Kohlenwasserstoffe enthalten kann, wird mit einer Abscheideanlage Klasse I und Klasse II nach EN 858/DIN 1999-100 behandelt, bevor es in den öffentlichen Abwasserkanal gelangt.
Dass für die Wäsche Regenwasser zur Verfügung steht, hat mehrere Vorteile. Zunächst verringert sich die Niederschlagsgebühr an die Kommune für die genutzte Menge – sie wurde schließlich nicht an den Kanal abgegeben. Allerdings muss dies durch einen zusätzlichen Wasserzähler nachgewiesen werden. Dann entfällt in der gleichen Menge Trinkwasser, das ansonsten zum regelmäßigen Auffüllen der Waschwasservorlage benötigt worden wäre. Auch dafür wird die Gebühr gespart. Weitere Vorteile ergeben sich, wie bei der nachfolgend beschriebenen Bus-Waschanlage, aus der „weichen“ Beschaffenheit des Regenwassers.

Beispiel 2: Reinigung der Linienbusse in Regensburg
Die Regensburger Kommunaler Fahrzeugpark GmbH (RFG) mit ca. 60 Mitarbeitern unterhält bereits seit 1964 den Betriebshof und ist u. a. für 110 Stadtlinienbusse zuständig. Die bestehende Bus-Waschanlage war nicht mehr sanierungsfähig und musste von Grund auf neu konzipiert werden. Damit bot sich die Gelegenheit, zum Ausgleich des Verschleppungsverlustes (Wasserverlust an den Oberflächen von Waschhalle und Fahrzeugen sowie bei der Schlammentsorgung, ca. 30 % pro Waschgang) einen Teil des auf den Dachflächen der Abstellhalle anfallenden Regenwassers zu verwenden, anstatt weiterhin Trinkwasser zu verbrauchen. Das Auffüllen geschieht durch Regenwasser, welches aus dem Vorlagebehälter im letzten Spülgang auf die Fahrzeuge gesprüht und dann Bestandteil der Kreislaufführung wird.
Praxistipp zur Planungsoptimierung: Dass Regenwasser statt Trinkwasser kontinuierlich zum Ausgleich der fehlenden Menge verwendet wird, bringt Einsparungen bei den Trinkwassergebühren mit sich. Betriebskosten für Pumpenstrom und Filterreinigung müssen gegengerechnet werden, fallen erfahrungsgemäß jedoch kaum ins Gewicht.
Für die Instandhaltung und Pflege der Busse wurde im Jahr 2005 die neu erstellte Halle in Betrieb genommen. Hinter einem der Einfahrtstore steht die Waschstraße. Hier fahren witterungsabhängig bis zu 60 Fahrzeuge pro Tag durch. Der Niederschlag von ca. 1000 m² Dachfläche wird per Filterschacht gereinigt, in einem Großbehälter mit 66 m³ Fassungsvermögen gesammelt und von dort in den Vorlagebehälter gepumpt. Zur Waschwasseraufbereitung dient eine bauaufsichtlich zugelassene Kreislaufbehandlungsanlage. Sie besteht aus mehreren unterirdisch eingebauten Behältern. Im ersten erfolgt die Vorbehandlung durch Schlammfang und Vorabscheider. Dabei werden sowohl absinkende wie auch aufschwimmende Stoffe zur weitgehenden Entlastung und Schonung der nachfolgenden Anlagentechnik zurückgehalten. Im zweiten Becken erfolgt die mechanisch-biologische Aufbereitung, im dritten lagert das so gereinigte Wasser, bis es im oberirdischen Vorlagebehälter benötigt wird. In bestimmten Zeitabständen, abhängig von der Außentemperatur, wird dieses bereitstehende Betriebswasser umgewälzt, um einer Geruchsbildung vorzubeugen.

Weiches Regenwasser besser geeignet als Trinkwasser
Aus der Zisterne wird Regenwasser ebenfalls in einen oberirdischen Vorlagebehälter gepumpt, kann dort jedoch ohne Belüftungsmaßnahmen bevorratet werden, da es keine nennenswerten organischen Bestandteile hat. Somit können Betriebs- und Regenwasser beliebig für einzelne Waschschritte eingesetzt werden.
Im Rückblick stellt Andreas Riebel, der stellvertretende Betriebsleiter, fest, dass die Regenwassernutzung bei der RFG nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz ist, sondern sich auch auf lange Sicht bewährt. „Den über 12 Jahre nahezu störungsfreien Betrieb führe ich vor allem auf das wirksame Verfahren und die unkomplizierte Technik unserer Waschwasseraufbereitung zurück. Kein störender Geruch! Wir haben eben nicht die billigste, wohl aber die zuverlässigste Anlage gekauft.“
Praxistipp zur Planungsoptimierung: Die Beschaffenheit des von Natur aus weichen Regenwassers ist ideal, denn es hinterlässt keine Kalkschleier auf Lack und Scheiben. Und es reduziert vor allem im Winter die Leitfähigkeit des Betriebswassers, d. h. es gleicht die durch mehrfache Aufbereitung allmählich ansteigende Salzkonzentration des recycelten Waschwassers aus. Trinkwasser, insbesondere aus Grund- und Quellwasser, das mit Gestein in Berührung kommt und Mineralstoffe auslöst, hat seinerseits eine hohe Leitfähigkeit und hinterlässt Rückstände auf den Fahrzeugen. Es eignet sich daher zur Auffrischung des Waschwassers weniger gut als Regenwasser. Auch die Trinkwassergebühren sprechen dagegen.

Autor: Dipl.-Ing. Klaus W. König, Fachjournalist, Überlingen

 

 

Projektdaten Eisenbahngesellschaft HzL, Immendingen

Die Anlage nutzt Regenwasser in einer Portalwaschanlage für Schienenfahrzeuge. Es werden Oberflächen- und Werkstattabwasser vor Ableitung in die Kanalisation behandelt
Adresse: Güterbahnhofstr. 8, 78194 Immendingen
Planung: Walter–Bau SF-Bau Direktion SW
Fertigstellung: 2003
Waschwasseraufbereitung: „NeutraClear C 2500“ mit Vorbehandlungsanlage, „NeutraTwin 8700“,
Entnahmebehälter „NeutraSam 5000“, oberirdische Betriebswasservorlage 2000 l, Regenwasservorlage 1000 l.
Abwasserbehandlung: „NeutraCom 10-5000“ mit Alarmanlage u. Probeentnahmeschacht
Lieferung: Mall GmbH

 

 

 

Fachschrift Fahrzeugwäsche

Vom Ausschuss für Betriebshöfe und Werkstätten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurde im April 2015 eine Fachschrift „Fahrzeugwäsche“ herausgegeben. Die Publikation dient u. a. als Unterstützung für die Planung der Betriebsabläufe rund um Waschprozesse. Sie soll darüber hinaus die wirtschaftlichen Gesichtspunkte, die zu einer Entscheidung für den Einsatz des einen oder anderen Systems wesentlich sind, und die immer mehr in den Vordergrund tretenden rechtlichen Aspekte der Betreiberverantwortung und des Arbeitsschutzes aufhellen. Das Werk „VDV-Schrift 861“ kann beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. Köln bezogen werden.

 

 

Projektdaten Kommunaler Fahrzeugpark RFG, Regensburg

Die Anlage nutzt Regenwasser in der Durchfahrwaschanlage für Stadtlinienbusse. Es werden Oberflächen- und Werkstattabfluss vor Ableitung in die Kanalisation behandelt.
Adresse: Markomannenstr. 1, 93053 Regensburg
Planung: Ing.-Büro Scholz, Regensburg
Fertigstellung: 2005
Waschwasseraufbereitung: „NeutraClear C 2000“
Regenwassersammlung: Betonfertigteilspeicher 66 m³ u. Filterschacht „S 2500“
Abwasserbehandlung: „NeutraMax“ mit integriertem Schlammfang „NS 10-2500“
Lieferung: Mall GmbH

 

 

Regenwasserbehandlung vor Versickerung

Als stark belastete Verkehrsflächen im Sinne der Normen gelten Zufahrten, Park- und Stellplätze mit hohem Fahrzeugwechsel und starker Verschmutzung, z. B. Betriebshöfe von Verkehrs- und Fuhrunternehmen. Dabei besteht eine Belastung mit absetzbaren und abfiltrierbaren Stoffen sowie mit gelösten Metallionen in nicht unerheblichem Umfang. Zur Reinigung sind Sedimentationsanlagen mit anschließender chemisch-physikalischer Reinigungsstufe, bis 2000 m² mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung ohne Teilstrombehandlung, über 2000 m² mit analogen Systemen, Teilstrombehandlung teilweise möglich. Aktuelles Regelwerk (Stand Mai 2017): DWA-Merkblatt 153 und BWK-Merkblatt 3 Besonderheit: Die Zusammensetzung der Verschmutzung von Verkehrsflächen wurde durch das Deutsche Institut für Bautechnik DIBt in den Zulassungsgrundsätzen für „Niederschlagswasserbehandlung“ definiert. Nachfolgende Werte sind bei der Prüfung von Niederschlagswasserbehandlungsanlagen zu berücksichtigen:

  • Abfiltrierbare Stoffe (AFS) entsprechend Körnungslinie 50 g/m²a
  • Mineralische Kohlenwasserstoffe MKW 0,68 g/m²a
  • Zink gelöst 135 mg/m²a
  • Kupfer gelöst 15,5 mg/m²a

 


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