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Zeit für strukturelle Anpassungen

 

Unser Informations- und Kaufverhalten hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Ob Designerkleidung, Spielzeug, Sportgeräte oder Reisen – gekauft wird zunehmend online. Einschlägige Informations- und Bewertungsportale helfen, die optimale Kaufentscheidung zu treffen. Per Smartphone oder Tablet wird so Markt gemacht.

Die SHK-Branche wird trotz der ihr eigenen Komplexität ganz sicher nicht von dieser Entwicklung verschont bleiben. Reuter beispielsweise bietet längst nicht nur Bäder und Interieur an. Auf Wunsch gibt es die Montage dazu. Thermondo zeigt auf der Heizungsseite, wie einfach für Endkunden der Weg zum neuen Kessel sein kann: per Online-Check. Das fertige Angebot gibt es wenige Minuten später. Längst wittern auch branchenfremde Konzerne ihr Geschäft: Der Kaffeeröster Tchibo bietet Komplettpakete für Photovoltaikanlagen – natürlich inklusive Beratung, Installation und Inbetriebnahme. RWE hat unter anderem Smart Home Systeme im Sortiment; damit lassen sich Strom, Wärme und Licht zentral steuern. Die Liste ließe sich beliebig ergänzen.

Das Handwerk tut sich seit Jahren schwer, Antworten auf diese Marktentwicklung zu finden. Am Althergebrachten festzuhalten wird auf Dauer nicht funktionieren. Die Situation zu beklagen bringt ebenso wenig. Und auch wenn die Auftragslage derzeit bei den meisten Betrieben gut ist, gilt es, sich für die Zukunft aufzustellen und entsprechend zu positionieren. Nicht nur regional, also beim Kunden vor Ort, sondern insbesondere auch digital: als moderner Betrieb mit einem informativen Internetauftritt und transparentem Leistungsprofil. Und vielleicht sogar eingebettet in einem Netzwerk von Handwerksbetrieben, mit dem sich Kundenanfragen kanalisieren und so Aufträge generieren lassen. Recherchen belegen, dass es gut funktionierende „Sanierungsnetzwerke“ bereits gibt.

Nach wie vor hat das Handwerk die Trümpfe in der Hand: die Nähe zum Kunden, die individuelle Beratungs- und Ausführungskompetenz, die Flexibilität. Doch mitunter werden die Karten in naher Zukunft neu gemischt. In den USA ist Amazon in den Markt für Handwerkerdienstleistungen eingestiegen. Mehrere Millionen Menschen sollen dieses Angebot bereits nutzen. In Deutschland gibt es diesen Dienst noch nicht. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Kesselwartung auch hier zu Lande per Amazon-App geordert werden kann.

Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de

 


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