Ausgabe 3/2004, Seite 3


Heizung


Lohnt die nachträgliche Dämmung von Heizungsrohren?

In vielen Heizungskellern treten große Energieverluste durch alte Heizkessel und schlecht oder sogar unisolierte Heizungsrohrleitungen auf. Während für die alten Heizkessel die Tage gezählt sind, wenn sie die gesetzlichen Vorgaben der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) nicht mehr erfüllen, wird eine Investition in die Wärmedämmung der Heizungsrohre oftmals nicht vorgenommen, obwohl sich gerade in diesem Bereich große Einsparungen verwirklichen lassen.

Wie hoch die Einsparungen konkret sind, lässt sich in der Praxis nur schwer berechnen. Denn die Berechnung der Wärmeverluste von gedämmten und ungedämmten Heizungsrohren ist sehr komplex. In der VDI-Richtlinie 2055, "Wärme- und Kälteschutz für betriebs- und haustechnische Anlagen" sind die Berechnungen festgelegt. Diese Berechnungen setzen jedoch die Kenntnis vieler Faktoren voraus, wie z.B. die Wärmeübergangswiderstände an den Innen- und Außenflächen der Rohre. Die VDI 2055 lässt auch eine vereinfachte Berechnung mit Hilfe von Diagrammen und Zahlentafeln zu. Diese vereinfachte Berechnung ist aber für den groben Überschlag immer noch zu rechenintensiv. Das nachfolgende Berechnungsbeispiel soll einmal praxisgerecht veranschaulichen, in welchem Rahmen sich die realisierbaren Energie- und Kosteneinsparungen bewegen. Es wurde uns von der Energieagentur NRW (Wuppertal) zur Verfügung gestellt.

Für das Rechenbeispiel wurden folgende Werte angenommen:

 Rohraußendurchmesser 28 mm

 Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials 0,04 W/mK (WLG 040)

 Umgebungstemperatur 10°C

 Temperatur des Mediums 70°C

 Betriebszeiten 3200 Stunden pro Jahr

 Gaspreis 0,40 Euro/m3

 Ölpreis 0,35 Euro/l

In Tabelle 1 werden jeweils die Energie- und Kostenersparnisse auf das unisolierte Heizungsrohr bezogen. Um die Ersparnisse einer Neuisolierung schlecht gedämmter Rohre zu berechnen, muss die Differenz zwischen der Dämmschichtdicke 19 mm und 38 mm gebildet werden.

Tabelle 1: Heizkostenersparnis pro Meter Rohr

Dämmung

Keine

Schlecht

Nach Vorgabe EnEV

Dämmschichtdicke

0 mm

19 mm

38 mm

Längenbezogener Wärmestrom

100 W/m

16,3 W/m

11,1 W/m

Ersparnis Öl pro Jahr

-

78,34 l
27,42 Euro

83,57 l
29,25 Euro

Ersparnis Gas pro Jahr

-

92,16 m3
36,86 Euro

98,32 m3
39,33 Euro

Bei dieser Berechnung ist zu beachten, dass die Mediumtemperatur über die gesamte Heizperiode 70°C beträgt, wie sie bei älteren Kesselanlagen mit Konstanttemperaturregelung üblich ist. Sind bereits witterungsgeführte Temperaturregelungen mit gleitenden Mediumtemperaturen in Zusammenhang mit modernen Kesseln installiert, ist die Berechnung nicht mehr so einfach. Um dennoch eine Berechnung durchführen zu können, muss eine Abschätzung erfolgen, welche mittlere Mediumtemperatur über die gesamte Heizperiode vorhanden ist. In unserem Beispiel gehen wir von 40°C aus und erhalten im Ergebnis die in Tabelle 2 aufgeführten Werte.

Tabelle 2: Heizkostenersparnis pro Meter Rohr

Dämmung

Keine

Schlecht

Nach Vorgabe EnEV

Dämmschichtdicke

0 mm

19 mm

38 mm

Längenbezogener Wärmestrom

50 W/m

7,8 W/m

5,4 W/m

Ersparnis Öl pro Jahr

-

39,45 l
13,81 Euro

41,99 l
14,70 Euro

Ersparnis Gas pro Jahr

-

46,42 m3
18,57 Euro

49,40 m3
19,76 Euro

Die Dämmung von Rohrleitungen lohnt

Die Investitionskosten für die Dämmung von Heizungsrohren liegen je nach Aufwand zwischen 10 und 30 Euro pro Meter Rohr. Im Vergleich dazu liegen die Einsparungen in unserem Beispiel zwischen 13,81 und 19,76 Euro, je nach Energieträger. Hieraus ist zu erkennen, dass eine nachträgliche Dämmung von Heizungsrohren enorme Energie- und Kosteneinsparungen zur Folge hat und die Investitionskosten sich in der Regel innerhalb einer Heizperiode amortisieren. Selbst bei schlecht gedämmten Heizungsrohren werden durch Installation einer neuen Dämmung Heizkosten eingespart, wobei die Maßnahmen sich in einem wirtschaftlichen Rahmen bewegen sollten.


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