Ausgabe 12/2001, Seite 6 ff.


Heizung


Wartungsarbeiten an wandhängenden Gasheizgeräten

Herbert Hanning*

Jedes Auto braucht immer wieder eine Inspektion vom Fachmann. Auch die Heizung sollte regelmäßig auf "Herz und Nieren" überprüft werden. Zur Heizungswartung gehört aber weit mehr, als die Reinigung von Brenner und Gehäuse. Worauf es bei der Wartung von wandhängenden Gasgeräten noch ankommt, beschreibt dieser Beitrag an Hand von zwei Junkers-Geräten.

Rechtliche Grundlagen

Drei Vorschriften gehen auf die Pflichten von Anlagenbetreibern ein:

 § 9 der Heizungsanlagen-Verordnung (HeizAnlV): eine Heizungsanlage muss immer in einem technisch einwandfreien Betriebszustand gehalten werden, um die eingesetzte Energie weitestgehend zu nutzen.

 Kehr- und Überprüfungsordnung der Schornsteinfeger: An raumluftabhängigen Gasfeuerstätten mit einer Leistung ab 4 kW muss eine jährliche Messung des CO-Gehalts im Abgas vorgenommen werden. Ein hoher Kohlenmonoxidgehalt deutet auf eine schlechte Verbrennung hin und ist häufig ein Indiz für eine fehlende oder mangelhafte Wartung.

 Bundes-Immissionsschutzgesetz: Es schreibt die jährliche Messung der Abgasverluste von Heizwertgeräten durch den zuständigen Schornsteinfeger vor. Auch zu hohe Abgasverluste deuten auf eine mangelnde Wartung hin. Für Brennwertgeräte schreibt der Gesetzgeber keine Wiederholungsmessung der Abgasverluste vor.

Bild 1: Der Brenner ist bereits demontiert. Der Fachmann sollte wissen, dass Brenner und Wärmeübertrager stark verschmutzt sein können, ohne dass man dies mit bloßem Auge erkennen kann. Deutlich wird das erst durch das Messergebnis.

 

Bild 2: Ausbau des Primär-Wärmeübertragers mit Lamellen aus Edelstahl. Der Vorteil des unempfindlichen Edelstahls: Bei starker Verschmutzung darf eine Messingdrahtbürste oder - in ganz hartnäckigen Fällen - auch ein Hochdruckreiniger eingesetzt werden, ohne dass Bauteile beschädigt werden. Am ausgebauten Brenner lassen sich auch die Zünd- und Überwachungselektroden reinigen (Verzunderungen werden mit der Messingbürste entfernt) oder austauschen. Nun kann der Wasserschalter ausgebaut werden. Diesen sollte man etwa alle drei Jahre warten. Spezielle Wartungssätze mit den notwendigen Dichtungen und Membranen gibt es im Handel.

 

Bild 3: Nach dem Zusammenbau wird die Messung des Gasanschlussfließdrucks und des Ruhedrucks vorgenommen. Anschließend überprüft der Handwerker die Düsendrücke bei minimaler und maximaler Leistung.

 

Bild 4: Eine Messung des Ionisationsstroms gibt Aufschluss darüber, ob die Verbrennung einwandfrei abläuft. Zurückströmendes Abgas erkennt man schnell mit einem Tauspiegel.

 

Bild 5: Brennwertgerät mit abgenommener Mantelschale. Der Fachmann mag sich vielleicht fragen, warum an diesem Gerät überhaupt eine Reinigung des Wärmeübertragers erforderlich ist. Schließlich könnten doch Verunreinigungen durch das Kondensat von den Wärmetauscherflächen abgespült werden. Diese Selbstreinigung funktioniert auch bei den meisten Heizgeräten. Durch extreme Betriebsbedingungen entstehen aber hin und wieder Korrosionsprodukte, die sich nicht mehr abspülen lassen. Doch der Wärmeblock muss nicht bei jeder Wartung gereinigt werden. Wie der Wärmeblock überprüft werden kann, darüber geben die Unterlagen der Hersteller Auskunft.

 

Bild 6: Brennwertgerät mit demontierter Strömungshaube und ausgebautem Edelstahlbrenner. Ist eine Reinigung des Wärmeblocks erforderlich, schraubt der Fachmann den Reinigungsdeckel, die Strömungshaube, die Elektroden und den Kondensatsyphon ab. Mit einer Spezialbürste reinigt er den Block von oben nach unten. Sind die Ablagerungen aus der Kondensatwanne entfernt, spült man die Reste mit Wasser aus - aber nicht ohne vorher einen Eimer unter das Gerät zu stellen. Wenn Gebläse, Brenner und Mischrohr wieder sauber sind, baut der Installateur das Gerät wieder zusammen. Die Dichtungen der Reinigungsöffnung und der Strömungshaube müssen erneuert werden. Anschließend werden der Gasanschlussruhedruck und Gasanschlussfließdruck gemessen.

Werkzeugausstattung

Für die meisten Gasheizgeräte sind keine Sonderwerkzeuge erforderlich. Der Kundendienst sollte jedoch über eine Mindestausstattung verfügen. Dazu zählt folgendes:

 übliches Handwerkszeug (Schraubenschlüssel, Schraubendreher, Drahtbürste, Hammer, Zangen usw.)

 Tauspiegel

 modernes Abgasmessgerät (inkl. CO-Messung und Kaminzug)

 Kesselbürsten

 Taschenlampe und Handlampe

 elektrisches Vielfachmessgerät

 Wasserschlauch mit verschiedenen Schlauchtüllen

 Reifendruckmanometer, Fußluftpumpe (alternativ Kompressor), eventuell Dose mit Gefäßfüller

 Eimer mit Literskala und Putzlappen

 Lecksucher für Gasleitung

 U-Rohrmanometer, alternativ Digitalmanometer

 Stoppuhr

Bild 7: Reinigung des Wärmetauschers.

 

Bild 8: Mit der Kontrollmessung mit einem Abgasmessgerät und der Bestimmung des CO2-Gehaltes in der Verbrennungsluft schließt der Handwerker die Arbeiten an der Wärmezelle ab. Sollten die gemessenen CO2-Werte von den Vorgaben der Hersteller abweichen, muss nachjustiert werden. Wie das funktioniert, ist ebenfalls in der Gerätedokumentation beschrieben. Eine Einstellung der Gasmenge über den Düsendruck ist bei Geräten mit Gas-Luft-Verbundregelung nicht möglich. Die Abgasverluste können bei Brennwertgeräten aufgrund der hohen Wirkungsgrade nicht gemessen werden.

Die Wartungsarbeiten im Einzelnen

Die wichtigsten Arbeitsschritte bei einer Wartung zeigen die folgenden Fotos 1 bis 4 am Beispiel einer raumluftabhängigen Kombi-Kesseltherme. Die Wartung eines raumluftunabhängigen Brennwertgerätes zeigen die Fotos 5 bis 8. Die beschriebenen Arbeitsschritte gehen zwar über das hinaus, was in vielen Wartungsverträgen angeboten wird. Sie haben sich in der Praxis aber durchaus bewährt.

Für Leseranfragen:
Robert Bosch GmbH
Geschäftsbereich Thermotechnik
Info-Dienst
Postfach 1309, 73243 Wernau
zum Regionaltarif (18 Pfennig/Minute) unter:
Tel.: 01803/337333
www.junkers.com


Durchführung der Wartung

 Auf jeden Fall sollte man das Abgasrohr reinigen, weil das Gerät auch durch ein verschmutztes Abgassystem auf Störung gehen kann. Dies gilt auch für die Strömungssicherung und Abgasüberwachung (AGÜ) bei raumluftabhängigen Geräten.

 Bei Wandgeräten reinigt man die Kesselverkleidung innen und außen. Wichtig ist das besonders bei raumluftabhängigen Geräten, die in Küchen oder Bädern betrieben werden.

 Alle elektrischen Verbindungen sollten einer Sichtprüfung unterzogen werden.

 Die Dichtheit an allen gas- und wasserführenden Bauteilen muss ebenfalls geprüft und Undichtheiten beseitigt werden.

 Der Handwerker misst den Abgasverlust, den CO-Gehalt und prüft, ob die Abgaswege dicht sind. Bei raumluftabhängigen Geräten mit Schornsteinanschluss reicht eine Sichtprüfung, bei der auch der Schornsteinzug gemessen wird. Bei raumluftunabhängigen Geräten wird neben der Sichtprüfung auch der CO2-Gehalt der Frischluft im Ringspalt einer konzentrischen Luft-Abgasführung gemessen. Bei einem CO2-Gehalt von mehr als 0,5 Prozent kann man davon ausgehen, dass das Abgasrohr undicht ist (Zulassung des Systems beachten).

 Ob bei Kombigeräten der Warmwasser-Wärmeübertrager verkalkt ist, darüber gibt die Messung der Warmwasser-Auslaufmenge und der Auslauftemperatur Auskunft. Gegebenenfalls muss der Wärmeübertrager entkalkt oder ersetzt werden.

 Falls vorhanden, sollte die Opferanode von Trinkwasserspeichern überprüft und bei zu großer Abnutzung ausgetauscht werden.

 Bevor das Gerät entleert wird, muss die Funktion des Sicherheitsventils geprüft werden. Dieser wichtige Arbeitsschritt wird häufig unterlassen, weil das Sicherheitsventil durch Schmutzablagerungen im Ventilsitz bei der Prüfung undicht werden kann. Der Schaden durch ein nicht funktionierendes Ventil wäre jedoch weit größer als der Aufwand für ein neues Bauteil.

 Ist der Wärmeerzeuger entleert, steht die Prüfung des Stickstoffvordrucks im Membranausdehnungsgefäß (MAG) an. Liegt der Vordruck unterhalb der statischen Höhe der Anlage, lässt sich das notwendige Gasvolumen mit einer Luftpumpe, einem Kompressor oder einem speziellen Gefäßfüller wieder herstellen.

 Nachdem Brenner und Wärmeübertrager gereinigt sind, baut der Fachmann das Gerät wieder zusammen und nimmt es in Betrieb. Die Messung des Ionisationsstromes (Überwachungsstrom am Brenner), bei minimaler und maximaler Brennerleistung erlaubt einen schnellen Rückschluss auf einen stabilen Betrieb des Brenners. Liegt der gemessene Wert weit unter den Vorgaben, sollte man die Elektrode tauschen, das Kabel auf Beschädigungen prüfen und die Güte der Verbrennung kontrollieren. Wer auf diese Messung bei der Wartung verzichtet, handelt ebenso fahrlässig wie ein Kfz-Mechaniker, der nach einer Inspektion auf eine Probefahrt verzichtet.

 Nicht zuletzt sollte die Heizungsregelung unter die Lupe genommen werden. Dabei geht es vor allem darum, herauszufinden, ob die Uhr funktioniert und ob der Kunde mit den Einstellungen zufrieden ist.

 Besonders bei raumluftabhängigen Geräten sollte man die Verbrennungsluftversorgung sehr genau prüfen und kontrollieren, ob die Zu- und Abluftöffnung frei sind. Mängel müssen unbedingt beseitigt werden, da sie für die Betreiber eine tödliche Gefahr bedeuten können.

 


*) Herbert Hanning, Produktmanager, Junkers/Bosch-Thermotechnik


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